750 Mal Evolution der besten Entscheidung
Gestern habe ich mit dem Entscheiderblog ganz still ein kleines Jubiläum gefeiert. 750 Artikel seit Februar 2006! Diese Zahl ist für mich kaum fassbar.
In dieser Zeit habe ich allein durchs Schreiben unglaublich viel in meinem Fachgebiet gelernt. Denn oft genug entwickeln meine Artikel ein Eigenleben. Ich will dann vielleicht über Entscheidungsklarheit schreiben und lande beim Selbstwertgefühl des Entscheiders. 😯
Entwicklung von Mensch und Blog
So hat sich dieser Blog auch weiter entwickelt. Schrieb ich anfangs zum großen Teil über die methodischen Aspekte des Entscheidens, beleuchte ich heute auch die psychologischen Hintergründe.
Denn was nutzt es mir zum Beispiel, wenn ich zwar methodisch ein Crack bin, gleichzeitig aber unkontrollierbar wütend? Wer setzt sich dann noch hin und denkt seine Probleme logisch durch?
Zur Entscheidungsklarheit gehört daher heute: Ich muss wissen was ich außerhalb eines emotionalen Sturms in meiner Situation will und auf dieser Grundlage entscheiden.
Das tun wir am besten, indem wir nicht immer gleich vollendete Tatsachen schaffen, sondern zum Beispiel warten, bis der Zorn verraucht ist.
Neue Erkenntnisse
Auch die Metastruktur von Entscheidungen ordne ich heute etwas anders. Früher waren das einfach die drei Schlüsselelemente guter Entscheidungen:
- Entscheidungsklarheit haben
- Attraktive Alternativen schaffen
- Größtmögliche Unterstützung sichern
Heute ziehe ich eine weitere Ebene ein:
- Entscheidungsklarheit haben
- Gestaltungsspielräume entwickeln
- Attraktive Alternativen schaffen
- Größtmögliche Unterstützung sichern
»Der Unterschied ist doch sehr klein!« Ja, das könnte man denken. Aber dieser Unterschied gibt dem Denken bei Entscheidungen eine noch größere Klarheit.
Denn ich muss mir damit nur zwei Fragen stellen. Weiß ich, was ich in dieser Situation will? Habe ich die Möglichkeit, es auch zu bekommen?
Wer seine Zweifel hat, sollte es einfach ausprobieren. Unsere eigene Methodik gewinnt dadurch zusätzlichen Sinn.
Autorentraining
Anfangs habe ich diesen Blog eher wöchentlich geführt. Heute sitze ich für gewöhnlich jeden Werktag an einem Artikel.
Anfang 2006 fehlte mir auch noch die Schreibübung. Denn Autoren fallen nicht vom Himmel. Der Blog ist ein gutes Schreibtraining. Ich bemerkte das bei meiner Arbeit am Entscheider-Buch im Frühjahr 2007. Ich brauchte für das ganze Buch (immerhin 260 Seiten) knapp drei Monate. Leser dieses Buches wollen das oft gar nicht glauben. 🙂
Für mein zweites Buch, die Entscheider-Bibel brauchte ich zwar die gleiche Zeit. Aber es ist mit 370 Seiten und etwa 10 Prozent größerem Formfaktor erheblich umfangreicher.
Wer Autor werden will, sollte daher unbedingt bloggen. Denn wir merken so auch schnell, ob das Schreiben uns liegt oder ob wir uns quälen müssen, um etwas aufs Papier zu bringen.
Gestalterfrust
Aber das blieb nicht das Einzige, was mich mein Blog gelehrt hat.
Anfangs habe ich die Artikel für sich selbst stehen lassen. Sie als meine treuen Leser kämpften sich tapfer durch Bleiwüsten, ohne jede optische Entschädigung. Später ging ich dazu über, jeden Artikel mit einem passen Foto zu versehen.
Doch wer so regelmäßig schreibt, erlebt immer häufiger die Frustration, dass Bilderdienste wie Fotolia und istockphoto zwar eine gigantische Auswahl haben. Aber das Motiv, was man wirklich sucht, findet man nicht.
Die Bildersuche dauert immer länger und die Ergebnisse sind häufig frustrierend. Ich habe daher angefangen, eigene primitive Zeichnungen zu entwerfen.
Künstlertraining
Ich bewundere Menschen, die zeichnen können. Meine Figuren blieben allerdings immer dilettantisch. Trotzdem sprach mich ein Kunde aus der Werbebranche darauf an.
»Herr Lietz, Sie sollten nur noch solche Zeichnungen verwenden. Es gibt Ihrem Blog eine zusätzliche persönliche Note!«
Was soll ich sagen? Er hatte recht. Viele Leser, die ich im realen Leben treffe, sprechen mich immer auch auf meine Zeichnungen an und ihre Kommentare sind durchweg positiv. Inzwischen bin auch auf manche Bilder richtig stolz.
Ich selbst gebe zu: Ich habe das Malen am Bildschirm für mich als ein neues Hobby entdeckt. Was ein Blog nicht alles zu leisten vermag?
Lesertraining
Dieses Jahr habe ich noch einmal an der Lesbarkeit des Blogs gearbeitet. In den ersten Jahren gab es eine Artikelüberschrift und gut war es. Später nutzte ich dann Absatzüberschriften, was für die Scanner unter uns wichtig ist. Für Letztere habe ich in diesem Jahr damit begonnen, einzelne wichtige Satzteile zu fetten.
Der Entscheiderblog hat viel Positives in mein Leben gebracht. Allerdings möchte ich auch nicht verschweigen, dass er auch seine Opfer fordert.
Seinetwegen sitze ich für gewöhnlich schon um 5 Uhr früh am Schreibtisch. Denn wo sollen diese vielen Wörter und Bilder neben einem langen Arbeitstag sonst herkommen?
Motivation
Neben der vielen positiven Effekten auf meine Arbeit, motivieren mich meine Leser zum Bloggen. Denn seit 2006 ist meine Leserschaft kontinuierlich gewachsen. Unvergessen der Tag, an dem ich das erste Mal 1.000 Besucher an einem Tag zählte und das liegt schon mehr als zwei Jahre zurück.
Positionierung
Der Entscheiderblog ist der einzige Blog, der sich auf das Thema Entscheidungen treffen und umsetzen spezialisiert hat.
Daher war Google immer nett zu mir und rankte mich alsbald meistens auf der ersten Seite, wenn nicht gar auf Platz eins, wenn es ums Entscheiden ging.
Es zeigt sich, nicht nur Berater und Coaches sollten sich eine einzigartige Positionierung suchen, Blogs müssen das auch. Denn was hätte ich zu gewinnen gehabt, wenn ich den x-ten Blog über positives Denken oder Persönlichkeitsentwicklung führe?
Aber diese Frage hat sich für mich ohnehin nicht gestellt. Denn ein Entscheidercoach sollte wohl über sein Thema schreiben und über nicht viel anderes.
Wermutstropfen
Es gibt nur eine Sache, die ich wirklich bedauere.
Es gibt keine gute Möglichkeit, alle 750 Beiträge ihrer Bedeutung entsprechend für Sie als Leser anzubieten. Die Blogsoftware ordnet jeden Beitrag chronologisch ein. So sind die neuesten 5 Artikel Frontpage-News. Alle anderen müssen Sie sich heraussuchen.
Dazu gibt es auf der rechten Seite den Kasten mit dem Rezept für glückliche Entscheider. Die darin angebotenen Artikel werden zufällig nach Kategorien ausgewählt. Bei jedem Besuch finden Sie dort also eine andere Auswahl an Beiträgen. Zudem gibt es einen alphabetischen Index. Und Sie können natürlich selbst nach Kategorien und Schlagworten browsen.
Alle diese Möglichkeiten haben Sie heute. Doch richtig zufrieden bin ich nicht damit. Allerdings kenne ich auch keinen einzigen Blog, der das zufriedenstellend gelöst hätte.
Im Gegenteil, ich finde es irritierend, wenn ein Blog sich den Anstrich einer Zeitung gibt und z.B. die chronologische Ordnung der Artikel nicht mehr nachvollziehbar ist. Kleiner Tipp am Rande: Ihr Feed-Reader listet die Artikel nach wie vor chronologisch, z.B. auch von der Karrierebibel.
Aufruf
Aber vielleicht haben Sie als meine Leser Vorschläge, was ich im Entscheiderblog noch besser machen kann? Dann kann ich in meinem Beitrag zum 1.000. Artikel vielleicht wieder über die Evolution dieses Blogs schreiben. 🙂
Herzlichen Glückwunsch zum 750.
Der 1000. ist in Sichtweite.
Weiterhin viel Erfolg.
Herzlichen Glückwunsch auch von mir
750 Post bei anhaltend hoher Qualität sucht in der deutsch-sprachigen Blogszene seinesgleichen – Chapeau
Weiterhin viel Erfolg
Vielen Dank! Ich weiß das sehr zu schätzen 🙂
Auch von mir HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH. Die Themen sind immer wieder interessant und hilfreich. Weiterhin so viel Erfolg!
Herzlichen Dank!
Mir bleibt, mich meinen Vor-„Rednern“ anzuschließen!
Und es hat mich sehr gefreut, Sie gestern Abend in der „Sternstunde für Unternehmer“ in Bensheim persönlich kennen zu lernen!
Zum Erweitern der Gestaltungsspielräume eine Idee: Ich hatte Sie gestern gefragt, ob Sie nicht mal wieder Zeit und Lust hätten, ein neues Entscheiderrätsel in Ihr Blog zu stellen. Beim ersten vor 2 1/2 Jahren hatten sich allerdings nur zwei LeserInnen beteiligt:
https://www.entscheiderblog.de/ein-raetsel-fuer-ausgefuchste-entscheider/
Falls Sie sich zu einer Neuauflage entschlössen: Vielleicht erhöhte sich die Zahl der Teilnehmenden, wenn Sie erst mal einen Teaser bloggten mit der Frage, wen eine Teilnahme potenziell interessierte? Oder auch drei Alternativen zur Abstimmung stellten?
Lieber Herr Dietrich,
vielen Dank für das Lob! Gerne stelle ich wieder Entscheiderrätsel. Auch die Idee mit der Leserbefragung hat was. 🙂
Da muss ich erst einmal darüber nachdenken. Solange habe ich schon einmal ein Rätsel veröffentlicht. 😉