Freitagszitat No 1
»Entscheiden und Gestalten sind die beiden Seiten der Medaille des Erfolgs.«
Kai-Jürgen Lietz
Freitagszitat No 1/0 Kommentare/in Allgemein /von kjlietz
»Entscheiden und Gestalten sind die beiden Seiten der Medaille des Erfolgs.«
Kai-Jürgen Lietz
Entscheidungen geben unserem Handeln eine Richtung. Das ist alles, was wir über Entscheidungen wissen müssen. Der Rest ist Logik und gesunder Menschenverstand.
“Kai, Du hast einen Wunsch frei. Was wünscht Du Dir?”
Eine merkwürdige Situation. Ich sitze im ICE nach München. In Nürnberg muss diese umwerfend aussehende alte Dame mit ihrer 30 cm Hochsteckfrisur eingestiegen sein. Trotz ihrer Million Falten sah sie einfach großartig aus. Das ist es wohl, was Charisma ausmacht.
Ich hatte gar nicht gemerkt, wie sie sich neben mich gesetzt hatte. Aber Sie kannte meinen Namen und stellte mir diese Frage. “Was wünscht Du Dir?”
Das ist eine gute Frage! Wie jeder andere auch, könnte ich mir einen feuerroten Ferrari, eine Weltreise, eine Million Euro wünschen oder was man sonst so haben will.
“Was ist der Haken?” Es kann ja nicht sein, dass ich einen Wunsch erfüllt bekomme, ohne dass eine Gegenleistung erwartet würde.
Normalerweise möchten wir Menschen auf die Finger klopfen. Wenn sie von etwas begeistert, ohne großes Nachdenken entscheiden. Denn unsere Begeisterung lässt uns selten die Kehrseiten unserer Faszination erkennen. Schon ohne Begeisterung ignorieren die meisten Menschen negative Informationen.
Doch um diesen Fall geht es heute nicht. Stattdessen möchte ich unser Auge darauf lenken, wie sehr uns das Entscheiden begeistern sollte.
Noch sehen das viele ganz anders: »Was soll daran schon begeistern? Ich muss bei meinen Entscheidungen so viele Kröten schlucken, dass Naturschützer mich als offiziellen Krötenwanderweg ausgewiesen haben!«
Das klingt nicht unbedingt begeisternd. Es soll allerdings auch Menschen geben, die ihre Katze in der Waschmaschine gewaschen und anschließend in der Mikrowelle getrocknet haben. Oder wie IT-Servicetechniker sagen: »Der Fehler sitzt in der Regel vor dem dem Gerät.«
Im Moment der Entscheidung bekommen wir das, was wir schon die ganze Zeit wollten. So läuft es im Idealfall. Ich finde, das ist ein Grund für Begeisterung.
Stellen wir uns ein kleines Kind vor, wenn ein lang gehegten Wunsch erfüllt wird. Das ist Begeisterung! Diese Art der Begeisterung könnten wir auch empfinden.
Natürlich ist diese Sicht sehr vereinfacht. In der Regel erarbeiten wir mit unseren Entscheidungen immer nur kleine Teile von dem, was wir ultimativ gerne erreichen wollen. Es wäre wahrscheinlich einfacher, wenn wir unsere Zukunft mit einer einzigen Entscheidung direkt vor die Haustür geliefert bekämen. Aber als ich beim letzten Mal nachgesehen habe, hatte keines der großen Versandhäuser – auch nicht Amazon – die Zukunft im Angebot.
Daher realisieren wir sie uns Stückchen für Stückchen mit unseren Entscheidungen. Doch wenn wir nur einen Funken Vorstellungskraft besitzen, müsste uns diese Idee bei jeder Entscheidung begeistern: »Ich bekomme das, was ich will!«
So wie in die Waschmaschine keine Katze, sondern Wäsche gehört, so müssen wir unsere Entscheidungen mit dem richtigen Informationen beliefern.
Wenn heute ein Fee käme und uns anbieten würde, alles zu erfüllen, was wir wirklich wollen, hätten über 80 Prozent der Menschen ein Problem. Denn die meisten von uns haben keine klare Vorstellung davon, wie sie ihre Zukunft aussehen lassen wollen.
Entscheidungen geben unserem Handeln eine Richtung. Wenn wir nicht wissen, was wir wollen, landet die Katze doch wieder in der Waschmaschine. Nicht nur Katzen lehnen das ab.
Und daher lautet mein Rat des Tages: Finden wir heraus, was wir wirklich wollen. Dann dürfen wir bei unseren Entscheidungen auch begeistert sein.
Wie sehen unsere Ziele für das Jahr 2023 (kein Schreibfehler) aus? Was wollen wir alles erreicht und umgesetzt haben?
Als Apple vor zwei Jahren sein iPad vorstellte, fragte sich die halbe Welt: wozu? Die andere Hälfte war begeistert. Apple schuf damit einen neuen Markt, der inzwischen traditionellen Laptop-Herstellern wie Dell und Hewlett Packard das Wasser abgräbt. Das Segment der Netbooks ist inzwischen sogar vollständig verschwunden.
Auch wenn seine Nutzer anfangs nicht wussten, was sie mit ihm anfangen wollten, hat sich das iPad inzwischen auf den Sofas der Republik breit gemacht.
Viele Computer-Analphabeten der älteren Generation haben über das kleine Elektroniktäfelchen Anschluss ans Internet gefunden.
Meine Mutter schreibt mir heute ganz selbstverständlich Emails, liest meine Blogbeiträge und schaut sich die Videos meiner Auftritte auf Youtube an.
Allein für diese Leistung bin ich dem verstorbenen Steve Jobs und Apple dankbar. Ich selbst habe mir kein iPad gekauft. Denn ich brauche es nicht.
Und an dieser Stelle wird es merkwürdig. Denn nicht wenige iPad-Fans in meiner Umgebung sind der Meinung, dass ich unbedingt dieses einfach zu bedienende Universalgenie brauche. Ihr Argument: »Wie willst Du wissen, ob Du es nicht doch brauchst? Das weißt Du doch erst, wenn Du es hast.«
Viele Entscheider wissen erst nach ihrer Entscheidung, was sie wollen und halten das auch für völlig in Ordnung so.
In der aktuellen Literatur über die Unzulänglichkeiten unseres Gehirns wird auch genau diese Art des Entscheidens immer wieder diskutiert. Was deren Autoren wohlweislich (oder auch nicht) verschweigen ist, dass viele unserer Denkprobleme erst entstehen, weil die Probanden nicht vorher wissen, was sie wollen.
Manch einer sieht das offensichtlich auch eher als eine Philosophiefrage an. So meinte eine Esoterikerin einmal treuherzig: »Es ist nicht schlimm, nicht zu wissen, was ich will. Das Schicksal weiß es doch und kann mich so besser führen.«
Auch die Christliche Lehre kennt das »Herr Dein Wille geschehe!« Was soll man auch selbst gestalten, wenn Gott es ohnehin tut?
Da passt mir das Zitat von Benjamin Franklin besser: »Gott hilft denen, die sich selbst helfen!«
Aber ist das nicht nebensächlich? Welchen Unterschied sollte es zwischen einem Nichtwisser und jemandem geben, der schon vorher weiß, was er sucht? Schließlich kann der sich auch nur für die relativ beste Alternative entscheiden. Dabei unterschlagen wir, dass es ja nicht dieselben Alternativen sein müssen, über die wir hier sprechen.
Für die Fraktion der Nichtwisser beginnt eine Entscheidung, sobald wir uns zwischen mehreren Alternativen entscheiden müssen. Zum Beispiel, wenn wir im Restaurant sitzen und etwas von der Speisekarte bestellen wollen.
Für alle anderen beginnt eine Entscheidung mit einem zu lösenden Problem. Zum Beispiel könnten wir Hunger haben. Dann sagen wir uns vielleicht: »Ich habe Hunger. Heute habe ich Lust auf einen gesunden Blattsalat. Daher gehe nicht zu dem Italiener, bei dem wir sonst essen. Denn der ersäuft alles in Öl.« Stattdessen gehen wir zum vegetarischen Restaurant, weil es dort den besten Salat gibt.
Was passiert jetzt beim Bestellen? Der Nichtwisser könnte vielleicht auch feststellen, dass Salat heute das Richtige für ihn ist. Aber er kann maximal die in Öl ersäuften Blätter bekommen. Wer vorher wusste, dass es heute ein Salat sein soll, bekommt im vegetarischen Restaurant dagegen einen knackigen und leckeren Salat.
Mag sein, dass beide jetzt den Salat haben. Aber ich kann mir vorstellen, wer zufriedener ist.
Ansprüche machen uns zufriedener
Wer weiß was er will, schafft sich seine Alternativen selbst und lässt sie sich nicht von den Umständen vorschreiben. Wir haben dann unsere Ansprüche und wir geben uns erst zufrieden, wenn sie erfüllt sind.
Das hätte auch dem Universalgenie Benjamin Franklin gefallen.
»Wenn ich könnte, wie ich wollte, dann …« Ja, was wäre dann? Oft fehlen uns die Gestaltungsspielräume, um Spaß an unseren Entscheidungen zu haben.
Während vielerorts noch die Aufträge aus dem letzten Quartal abgearbeitet werden, künden die Börsen bereits die nächste Krise an.
Wir Entscheider erleben dann häufig den Mangel. Denn die einfachen Gesetze einer funktionierenden Wirtschaft tragen uns dann nicht mehr. Wo vorher Märkte waren, die unsere Produkte und Dienstleistungen gerne gekauft haben, stehen jetzt verunsicherte Menschen, die der Zukunft nicht über den Weg trauen.
Als Entscheider kommt es für uns auf die richtige Frage an, die wir mit unserer Entscheidung beantworten wollen. Bei vielen wird sie vielleicht so lauten: Was können wir jetzt noch tun, damit es nicht zu schlimm wird?
Wie sollte sie auch sonst lauten? Vielleicht so, wie ich sie bei dem einen oder anderen Unternehmer erlebe: Welche neuen Möglichkeiten eröffnet mir die neue Situation, meine Ziele zu erreichen?
Wir erinnern uns: In jeder Situation gibt es unendlich viele Handlungsalternativen, wir sehen nur die meisten nicht.
Fragen lenken den Fokus unseres Denkens.
Daher wird ein Mangeldenken uns auch immer nur Mangel sehen lassen. Wer dagegen in Möglichkeiten denkt, schafft sich auch dann Gestaltungsspielräume, wenn alle anderen keine haben.
Zum Beispiel ist es eine gängige Überzeugung, dass es in Krisenzeiten kein Geld gibt. Tatsächlich ist es genau anders herum. Viele Investoren haben Angst um ihr Geld. Daher investieren sie es in totes Kapital wie etwa Gold.
Mit anderen Worten, die Konkurrenz um das Geld der Investoren ist bedeutend kleiner als vor einer Krise, weil die meisten renditestarken Kapitalanlagen das Vertrauen der Investoren verloren haben.
Wer nachweisen kann, dass er in der Krise oder sogar noch besser durch die Krise sicher Geld verdient, sammelt vermutlich viel Geld zu guten Konditionen ein.
User Hier und Heute ist das Ergebnis unserer vergangenen Entscheidungen. Nicht jeder mag das gerne akzeptieren. So sind doch viele Ereignisse von außen nicht beeinflussbar.
Wer heute in Libyen oder in Syrien lebt, mag vielleicht nicht zu den Freiheitskämpfern gehören und doch ist die politische und militärische Gewalt Teil des Lebens der dort lebenden Menschen.
Genauso, wie die Eurokrise Teil unseres Lebens ist. Wie verträgt sich das mit Selbstverantwortung für unsere Entscheidungen und deren Ergebnisse?
Natürlich gibt es Ereignisse, die wir nicht beeinflussen können. So wie eine Segler nicht den Wind beeinflussen kann. Doch genauso, wie der eine Segler nach Westen segelt, kann ein anderer bei gleichem Wind nach Osten segeln.
“Angst macht eng”, heißt es. Gerade für Entscheidungen trifft dieser Spruch zu. Manche Alternativen könnten uns schneller zum Ziel führen. Doch wenn uns unsere Ängste dazwischen funken, entscheiden wir uns lieber für die risikoloseren Varianten.
Das “Risiko” findet allerdings eher im Kopf des Entscheiders statt. Möchte er sich beispielweise nicht bei der Kaltakquise oder in öffentlichen Vorträgen blamieren, engt das seine Möglichkeiten zur Kundenakquise deutlich ein.
Es kommt darauf an. Auf der einen Seite stellen unsere Ängste ein selbstgeschaffenes Gefängnis dar. Auf der anderen Seite sollten wir uns nicht in Aktivitäten aufreiben, die nicht zu unseren persönlichen Talenten zählen.
Wir leben in einer kritischen Gesellschaft. Jeder fühlt sich berufen, über den anderen zu urteilen. Wir Entscheider handeln und schaffen Ergebnisse, aber auch Betroffenheit. Wir stehen daher häufig im Feuer der Kritik.
In dem Fall sollten wir wissen, mit wem wir es zu tun haben. Und wie wir damit umgehen wollen.
Es gibt Kritik und es gibt Feedback. Feedback ist wertvoll, Kritik kann es sein.
Wir geben Feedback, wenn uns an dem anderen etwas liegt. Wir geben dann eine ausgewogene Einschätzung ab. Dinge, die uns gefallen haben und Aspekte an denen wir an Stelle des anderen noch arbeiten würden. Feedback ist wie eine Bilanz.
Wenn wir es schaffen, die positiven Aspekte überwiegen zu lassen, dann gibt es einen “Gewinn”, den der andere “investieren” kann, um noch besser zu werden. Überwiegt das Negative gibt es einen “Verlust” für den anderen und er wird vermutlich “sparen” und beim nächsten Mal wird er eher nachlassen, als besser sein. Wozu sich überhaupt anstrengen?
»Ich entscheide aus dem Bauch heraus. Daher ist das Zeugs mit Entscheidungsklarheit usw. nicht so wichtig für mich«
Vielleicht nicken jetzt viele. »Ja! Das ist was für die Kopfmenschen, aber bei mir ist das anders.«
Betrachten wir allerdings Ergebnisse der Gehirnforschung, kommen wir schnell ins Grübeln. Denn jeder von uns trifft pro Tag ca. 20.000 Einzelentscheidungen.
Das schaffen auch die vehementesten Befürworter rationaler Entscheidungsverfahren nicht alles bewusst. Intuitive Entscheidungen sind also nichts Besonderes. Sie sind die Regel.
Wir sprechen hier daher über das halbe Promille an Entscheidungen und weniger, die wir täglich tatsächlich bewusst treffen.