Die Vergangenheit ist ein schlechter Lehrer
Wie werden Sie ein besserer Entscheider?
“Ich lerne aus meinen Entscheidungen” Das würden vermutlich die Meisten sagen. Das klingt vernünftig. Denn im am Ende sind wir ja alle schlauer. Was einst Zukunft war und im Nebel lag, ist jetzt für alle offen zu sehen.
Wirklich?
In der Gegenwart sind wir mit zahlreichen Ereignissen konfrontiert. Wer kann da schon sagen, das ist auf die Entscheidung X zurückzuführen? Selbst wenn wir spezifisch danach schauen, ist es bestenfalls schwierig. Wir könnten zum Beispiel im Rahmen einer Entscheidung planen: In einem halben Jahr sehen wir nach, wie sich unsere Marketing-Maßnahme ausgewirkt hat.
Wir schauen uns dann die Verkaufszahlen und einige Kundenumfragen an und ziehen daraus möglichweise unsere Schlüsse. Was wissen wir aber, wie unsere Verkäufer vor Ort mit der Werbebotschaft umgegangen sind? Vielleicht war eine Produktionscharge aus Fernost schlechter verarbeitet, unser Einkäufer hat sie aber trotzdem zum Verkauf freigegeben. Unser Ruf hat dabei unter der Hand gelitten. Oder als wir eine Stelle in der Unternehmenskommunikation eingespart haben, nahm ein Journalist das vielleicht zum Anlass, über uns kritisch zu berichten.
Und das sind nur die Situationen, in denen bewusst entschieden wurde. Die meisten Entscheidungen bleiben unter unserer Bewusstseinsschwelle und sind eher reflexartig.
Folge: Es gibt zahlreiche scheinbar nicht in Beziehung stehende Entscheidungen, die “das Ergebnis” verursachen.
Selbsterfahrung
Probieren Sie doch einmal folgendes aus: Nennen Sie die zwanzig Entscheidungen, die Sie in die heutige Situation gebracht haben. Um es nicht zu schwer zu machen, sollten Sie dabei Ihre Situation vor sechs Monaten mit der heutigen vergleichen.
Meine Vermutung: Es wird Ihnen nicht gelingen, mehr als fünf Entscheidungen zu nennen. Das Problem: Es liegt alles zu weit in der Vergangenheit. Denn Entscheidungen wirken über einen langen Zeitraum. Der Zusammenhang zwischen unserer Aktion und der unterschiedlichen Reaktionen darauf ist weder direkt noch unmittelbar. So kann die Ursache für eine Veränderung bereits vor zwei Jahren gesetzt worden sein, aber wir betrachten ja nur die letzten sechs Monate.
Dokumentation ist alles
Wir können das abfangen, indem wir unsere Entscheidungen dokumentieren und indem wir unser Lernen auf die Entscheidung selbst fokussieren.
Wichtige Informationen sind: Was genau will ich mit der Entscheidung erreichen? Welche Alternativen sehe ich heute? Mit wem habe ich gesprochen, um seine Unterstützung zu gewinnen?
Wer dann aus seinen Entscheidungen lernen will, sollte es nicht vom erreichten Ergebnis abhängig machen. Denn das hängt meistens von zu vielen Faktoren ab, die wir nicht kennen. Aber es könnte interessant sein, sich folgende Fragen zu beantworten:
- Würde ich heute immer noch das gleiche wollen, wenn ich in der gleichen Situation wäre? Warum?
- Gibt es aus heutiger Sicht bessere Alternativen, aus denen ich hätte wählen können? Wenn ja, wir hätte ich darauf kommen können?
- Welche Personen habe ich übersehen, die ich im nachhinein unbedingt im Vorfeld hätte gewinnen müssen? Warum?
Diese Fragen können wir heute ohne Probleme beantworten. Sie zielen direkt auf die drei Schlüsselelemente erfolgreicher Entscheidungen. Wenn wir hier etwas lernen, können wir das direkt auf unsere nächste Entscheidung anwenden.
Zum Ausprobieren
- Betrachten Sie Ihre heutige Situation und vergleichen Sie sie mit Ihrer Situation von vor 6 Monaten. Listen Sie 20 Entscheidungen auf, die für die Differenz verantwortlich sind.
- Machen Sie eine Liste mit Entscheidungen, die Sie heute bereits getroffen haben, ohne sich dessen bewusst zu werden.
- Dokumentieren Sie ihre nächsten 3 Entscheidungen: Was will ich erreichen? Welche Alternativen habe ich. Welche Personen brauche ich als Unterstützer?
Entscheidungskonflikte sagen viel über uns aus
Ein Gedanke im Nachgang. Wenn wir einige unterschiedliche Entscheidungen dokumentieren. Dann ist es sehr spannend zu sehen, inwieweit sich diese widersprechen. Denn das wäre ein Hinweis darauf, dass wir nicht auf der Grundlage einer konsistenten Vision entschieden haben.
Dieser Beitrag wird wieder durch den @Entscheidertipp auf Twitter begleitet.
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