Ein ausgeglichenes Konto
Albert Kreuz (*Name geändert) ist ein Mensch, der ständig für andere da ist. Jeden Tag seines Lebens kümmert er sich um andere. Weil er so ausdauernd darin ist, empfinden all die anderen Menschen, die ihm viel zu verdanken haben das Ganze als so normal, dass sie nicht einmal mehr das obligatorische Danke ohne Intention murmeln.
„Der Albert macht’s ja!“ Eines Tages brennt das Haus der guten Seele bis auf die Grundmauern nieder. „Armer Albert“, sagen alle, „aber es war dumm, das er nicht versichert ist.“ In der Tat! Albert steht ohne einen Pfennig in der Tasche da, denn der Laden, mit dem er seinen Lebensunterhalt verdient hatte ist mit niedergebrannt.
Alle die Menschen, für die Albert sein ganzes Leben bedingungslos da gewesen war, ziehen sich zurück. Denn mit diesem Unglück wollen sie nichts zu tun haben. 🙁
Albert ist ratlos. Was soll er tun? Es scheint so, als sei sein berufliches Lebenswerk vernichtet und gleichzeitig sein Menschliches auch. Er kann es nicht fassen, dass keiner von seinen bisherigen Schützlingen, denen er ja nicht nur mit Rat und Tat zur Seite gestanden ist, sondern auch mit Geld, heute für ihn da sein will! Eine bittere Erfahrung.
Weil er aber ein sehr überzeugender Mensch ist, findet er schnell wieder einen Job und ist bald einer der besten Versicherungsverkäufer. Denn er weiß ja aus erster Hand, wie es ist, alles durch ein unverschuldetes Unglück zu verlieren. Nur drei Jahre später hat er seine eigene Agentur mit mehr als 50 Mitarbeitern.
Eines Tages fährt er in seine alte Strasse und besucht seine ehemalige Wirkungsstätte. Natürlich hatte es sich längst herumgesprochen, dass er so erfolgreich geworden ist. Jeder möchte ihn gern als Gast in seinem Haus begrüßen. Aber der alten Zeiten wegen lädt er die ganze Strasse ins Gasthaus ein. Natürlich kommen schnell die alten Fragen, ob er nicht etwas für den Sohn des einen oder die Tochter der anderen tun könne. „Es ist ja so schwer, heute eine Lehrstelle zu finden!“ Albert vetröstet sie alle auf seine Rede, die er gerne halten möchte. Die wollen natürlich alle gerne hören, so kehrt schnell gespannte Ruhe ein.
„Ich möchte mich heute bei Euch bedanken! Wie Ihr wisst habe ich in der letzten Zeit sehr viel Erfolg gehabt und der hat ganz sicher nichts mit Euch zu tun. Aber Ihr wart so freundlich, mit eine wichtige Lehre im Leben zu vermitteln.“
„Was für eine Lehre?“ Fragte einer aus der Menge.
„Die Lehre, dass ein Konto immer ausgeglichen sein muss. Ich weiß heute, dass es falsch war, immer für Euch da zu sein. Es war falsch für Euch all die Probleme zu lösen und es war falsch Euch mit meinem Geld auszuhelfen“
Der Pfarrer war ein wenig verstört. „Was kann falsch an Deiner aktiv gelebte Nächstenliebe gewesen sein?“
„Es war falsch, weil es wertlos war. Ich habe für all das niemals einen Dank bekommen. Da kann es also nicht der Rede wert gewesen sein. Ich weiß heute, wer nicht dankt, für den hat es auch keine Bedeutung, der braucht es also nicht. Heute arbeite ich nur noch mit Menschen zusammen, deren Dank mit gewiss ist. Und das ist das Geheimnis, warum ich so erfolgreich geworden bin! Und dafür bin ich Euch überaus dankbar“
Albert hob das Glas, prostete noch einmal allen zu und verließ das Lokal.
Eine schöne Geschichte!
Danke!
Sehr geehrter Herr Lietz,
vielen Dank für die schöne Geschichte,ich habe Sie mir ausgedruckt und über meinen Schreibtisch gehängt.
Diese Geschichte enthält meiner Erfahrung nach eine tiefe Wahrheit.Leider.
Woher haben Sie die Geschichte eigentlich.Ich habe sie noch nirgendwo gelesen.
Die besten Geschichten schreibt das Leben und manchmal darf ein Entscheidercoach bei deren Aufarbeitung mitwirken. 🙂 Der Rest ist dichterische Freiheit. 😎