Bedeutungsvolle Entscheidungen treffen

Dieser Beitrag wird am 19.05.2009 durch Twitternachrichten unter @Entscheidertipp begleitet. Ich sehe das als ein Experiment, um das Beste aus Blogosphäre und Microblogging zu verbinden.

© Patrizier-Design - Fotolia.com Wenn wir Entscheidungen treffen, dann machen wir das oft pragmatisch. Ein Server ist vielleicht ausgefallen, ein wichtiger Mitarbeiter hat gekündigt, der Aktienmarkt testet seine unteren Grenzen und so weiter. Jede dieser Situationen stellt uns vor eine Aufgabe, die wir lösen möchten.

Unser Leben besteht aus diesen Aufgaben und den Lösungen, für die wir uns entschieden haben. Da jede Entscheidung unserem Handeln eine Richtung gibt, hat jede Entscheidung Einfluss auf den Kurs, den wir nehmen.

Wir können uns dabei gerne auf den wirtschaftlichen Erfolg konzentrieren. Das machen viele so. Aber warum gibt es dann so viele Erfolgsfiguren, die drogenabhängig sind oder krank werden?

Das ist der Stress! Oder nicht? Das sagen viele. Allerdings gibt es zwei Arten von Stress. Eustress und Disstress. Ersterer ist positiv. Wir fordern uns Leistung ab und fühlen uns gut dabei. Disstress hingegen ist zerstörerischer Stress. Er führt zu Krankheiten und Kompensationshandlungen wir Drogengenuß, etc.

Doch wann ist unser Stress “Eu” und wann ist er “Dis”?

Victor E. Frankl der Begründer der sinnzentrierten Psychologie fand im letzten Jahrhundert bereits heraus, dass der Mensch einen tieferen Sinn empfinden muss, um mental gesund zu sein. Für Sinn gibt es kein Maß an sich. Es hängt vom einzelnen Menschen ab, ob er Sinn in seinem Handeln sieht oder nicht.

Meine Erfahrung

Wir als Entscheider werden nur dann im mentalen Sinne erfolgreich sein können, wenn wir in unsere Entscheidungen sinnorientiert treffen.

Das klingt zunächst banal. Nur wie bringen wir diese Banalität in die Praxis?

Wir müssen am Dreh und Angelpunkt jeder Entscheidung ansetzen: Am Bedarf. Den drücken wir in Form vonEntscheidungskriterien aus, um daran später unsere Alternativen zu messen und die beste Wahl zu treffen.

Über die Entscheidungskriterien können wir dafür sorgen, dass wir in unseren Entscheidungen Sinn erleben. Durch eine ganz einfache Frage.

“Warum?”

Wenn Sie Ihre Entscheidungskriterien betrachten, sollten sich sich für jedes Einzelne fragen: Warum lege ich Wert darauf? Welcher Wert verbirgt sich für mich dahinter?

Das ist nicht kompliziert. Aber das Ergebnis ist verblüffend. Denn oft steckt hinter einzelnen Kriterien nichts als heiße Luft, die auf der Grundlage unreflektierter Überzeugungen oder sinnfreier Ratschläge Eingang in unsere Entscheidung bekommen.

Wenn wir das “Warum” nicht zufrieden stellend klären können, brauchen wir das betrachtete Entscheidungskriterium nicht. So einfach ist das.

Und so einfach sorgen wir dafür, dass unsere Entscheidungen für uns einen Sinn ergeben.

Fingerübung

Natürlich ist das nur eine Fingerübung, die genau dann leicht fällt, wenn wir vorher bereits etwas Wichtiges erledigt haben. Wir müssen unbedingt wissen, was unsere Mission (der Auftrag vom Markt) und unsere langfristige Vision ist (wo wollen wir in zehn Jahren stehen?). Ansonsten wird es uns relativ schwer fallen, sinntragende Begründungen für unsere Kriterien zu geben.

Wenn Sie möchten, dann machen Sie heute folgendes:

  1. Mache Dir eine Liste, mit wichtigen Entscheidungskriterien, die Du immer wieder anlegst. Finde heraus, warum diese Kriterien für Dich wichtig sein sollen.
  2. Trenne Scheinbegründungen von echten Begründungen. Welche davon verleihen Deinem Handeln Sinn?
  3. Erarbeite bei den nächsten drei Entscheidungen die Liste neu und finde heraus, welchen Sinn die situationsorientierten Kriterien vermitteln.

Diese kleine Übung finden Sie auch unter
http://www.twitter.com/Entscheidertipp

2 Kommentare
  1. Ralf Hiltmann
    Ralf Hiltmann sagte:

    Hallo Kai, danke für diesen WERT-vollen Beitrag und vor allem für die Hilfestellung zum praktischen Transfer 🙂

    Zur „Banalität“ sinnorientierter Entscheidungen – ich finde diese überhaupt nicht banal, ganz im Gegenteil hat die Ausrichtung auf einen SINN, also etwas „Höheres“ im Leben, Menschen wie Frankl und viele andere dazu befähigt, Situationen durchzustehen und zu überleben, die Otto Normalmensch noch nicht mal ansatzweise in Erwägung zu ziehen vermag.

    Zur „warum“-Frage – diese Frage in aller Tiefe und bis zum völligen geht-nicht-mehr ausgereizt, kann durchaus erleuchtende Erlebnisse zeitigen – bis der rationale Verstand eine Auszeit nimmt und etwas Größerem Platz macht und sich der wirkliche SINN offenbart 🙂

    Mit den besten Grüßen
    Ralf

    Antworten
  2. Kai-Jürgen Lietz
    Kai-Jürgen Lietz sagte:

    Vielen Dank!
    „Banalität“
    Natürlich ist es nicht banal, seine Entscheidungen sinnorientiert zu treffen. Daher habe ich ja auch geschrieben, es „klinge“ banal. Entscheidungen treffen ist eine Grundfähigkeit des Menschen. Die Art wie wir es tun unterscheidet uns von jedem anderen Wesen der Schöpfung.

    Daher lesen wir vielleicht das Wort „sinnorientiert“, aber die Wenigsten stellen eine Verbindung zu sich her. Denn entscheiden ist ja einfach. Da werden wir schon einen Sinn darin finden.

    Immer wenn etwas einfach ist, entstehen große Unterschiede, wenn wir kleine Details ändern. So auch in dieser Disziplin.

    Denn alles was wir sind verdanken wir unseren vergangenen Entscheidungen. Alles was wir nicht sind und was uns fehlt, ist allerdings auch das Ergebnis dieser Entscheidungen.

    Ja, es „klingt“ vielleicht banal. Aber es hängt so viel daran.

    Wer Sinn in seinem Leben erlebt, hat bereits den Hauptgewinn gezogen. Oder sollte ich sagen, er hat sich dafür entschieden? 🙂

    Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.