Ein Opfer muss ich bringen

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Entscheiden kann etwas befreiendes haben. Eine Situation der Ungewissheit wird innerhalb eines Moments geklärt. Wo kriegen Sie das schon geboten?

So wie ein halb volles und ein halbleeres Glas nur eine Frage der Betrachtungsweise ist, so geht das natürlich auch mit dem Entscheiden.

Wem ist das nicht schon so gegangen? Sie schwelgen in den tollen Alternativen, die Sie sich erarbeitet haben und sollen jetzt eine Entscheidung treffen.

Die Situation, quasi alles machen zu können hat ihren eigenen Reiz. Eine Sache dann auch tatsächlich umzusetzen, ist solange ein unerfülltes Versprechen, bis Sie den Weg bis zum Ende gegangen sind.

Rein vom Verstand her wissen wir natürlich, dass wir als Unternehmer das Heft des Handelns an uns ziehen sollten. Allerdings gibt es aus dem rein emotionalen Abwägen hin und wieder Blockaden, die das Entscheiden schwer machen.

Daher: Seien Sie sich einfach bewusst, im Rahmen unserer Entscheidung zahlen wir den Entscheidungspreis in Form des Abschieds von allen übrigen Alternativen.

Interessant dabei: Je höher der Preis, also je mehr attraktive Entscheidungsalternativen zur Verfügung stehen, desto besser wird auch am Ende Ihr Ergebnis sein. Also: Hoher Preis = Super Ergebnis.

Wieso das?

Die Erfahrung zeigt, wenn Sie viele attraktive Alternativen haben, entspricht am Ende die gewählte Alternative fast dem Ideal. Wenn Sie hingegen kaum Auswahl haben, müssen Sie viele Kompromisse eingehen. 😮

Mein Tipp: Stellen Sie in den Ablaufplan Ihrer Entscheidung den Punkt „Entscheidungspreis bezahlen“ und sehen Sie es als eine Pflichtübung wie das tägliche Zähne putzen. Denn es lohnt sich wirklich nicht, sich zu lange damit aufzuhalten 🙂

Eigendynamik schaffen

© Harald Bauer - FOTOLIA

„Unternehmer sind Gestalter.“

Das ist einer meiner am häufigsten durch die Praxis bestätigten Glaubenssätze. Mit dem Gestalten geht aus meiner Sicht auch immer das Thema Eigendynamik einher. Wer immer im Strom mit schwimmt, wird selten mehr erreichen als der Durchschnitt. Das gilt besonders für Unternehmer.

Ich sehe immer wieder den Fall, dass eine wichtige Veränderung ansteht, aber aus Angst, die Sache könnte schief gehen, schiebt der Unternehmer die Entscheidung auf.

Mit anderen Worten, er fürchtet Probleme bei der Umsetzung. Das ist hochspannend. Denn die eigentliche Entscheidung eröffnet die Chance zur Eigendynamik des Unternehmens, in der Umsetzung wird sie gewonnen.

Jede Umsetzung hat zwei Aspekte:

  1. Persönliche Eigendynamik
  2. Technische Eigendynamik

Klar ist, dass diese beiden Aspekte nicht immer eine gleichgewichtige Rolle spielen.

Die persönliche Eigendynamik können wir uns dadurch sichern, dass wir uns einen größtmöglichen Kreis von Unterstützern schaffen. Je weniger Gegner wir bei der Umsetzung haben, desto größer die Geschwindigkeit.

Die technische Eigendynamik scheitert immer dann, wenn wir keine genaue Vorstellung haben, was passieren wird. Daher geht es hier nicht allein um Technologie. Stellen Sie sich vor, Sie sind Friseur, aber bieten Menschen die Heilung von Krebs an und setzen dazu ganz nebenbei Chemotherapie ein. In dem Fall verstoßen Sie in Deutschland gegen eine stattliche Anzahl von Gesetzen und man wird Ihnen ganz schnell das Handwerk legen.
Wie kriegen Sie die technische Eigendynamik vorab in den Griff? Der beste Weg ist eine klare Vorstellung des Ablaufs. Zu jedem Schritt fragen wir uns: „Geht das oder geht das nicht?“

Immer dann, wenn wir es nicht genau wissen, macht es Sinn, entweder ein Experiment zu machen oder jemanden zu fragen, der sich damit auskennt. 🙂

Im Kleinen hatte ich heute ein ähnliches Problem. Schon seit einiger Zeit stand für mich das Update auf eine aktuelle Version dieser Blog-Software an, zudem musste die Link-Struktur geändert werden, damit Google auch mein Artikel-Archiv indexieren kann. Und last but not least wollte ich einen technischen Ratschlag von Marcel Widmer endlich in die Tat umsetzen.
Im Vorfeld hatte ich einige unschöne Geschichten gelesen, wo einige dieser Maßnahmen einen Blog lahmgelegt hatten. Nachdem ich in den letzten Monaten viele neue Leser dazugewinnen konnte, wollte ich keinen Ausfall riskieren. Ein alter Grundsatz heißt „never touch a running system!“ Aber als gestaltender Unternehmer wollte ich mich nicht von meinen Befürchtungen lähmen lassen. Daher habe ich auf demselben Server eine Testumgebung eingerichtet, die genauso aufgebaut ist, wie mein „Produktivsystem“. Jetzt kann ich alles vorher ausprobieren 🙂

Ich denke, Sie haben die Veränderung unter der Haube meines Boliden nicht gemerkt und das ist gut so! 🙂

Der Entscheidungstest

© Liv Friis-larsen - FOTOLIAKennen Sie das auch? Sie haben eine Entscheidung getroffen und im nächsten Moment kommt eine Chance, ein Angebot oder ähnliches auf Sie zu, das in die entgegengesetzte Richtung geht?

Genau diese Situation erlebe ich häufig bei meinen Entscheidungen und natürlich sehe ich das auch regelmäßig bei meinen Kunden.

Als ich vor einigen Jahren beschloss, meinen Job aufzugeben, riefen in der Folgezeit etliche Headhunter an, die mir die tollsten Jobs anboten.

Als ich mich dazu entschlossen hatte, meine Drucksachen mit einer tollen Werbedesignerin zu gestalten, wurde ich geradezu mit Billig-Angeboten von anderen Designbüros überschüttet.

Was glauben Sie, passierte, als ich beschlossen hatte, dass der Begriff „Unternehmerisches Denken“ zu schwer zu kommunizieren ist und darunter viel einfacher „Unternehmerisch Entscheiden und widerstandsfrei umsetzen“ zu verstehen ist? Genau, plötzlich meldeten sich aus allen Ecken potentielle Kunden, die nach einem Coach für „Unternehmerisches Denken“ suchten. Ganz konkret habe ich sogar wegen der Begriffsänderung einen Kunden verloren 😮

Vermutlich hängt das Ganze mit dem eigenen Fokus zusammen. Da wir uns im Rahmen einer Entscheidung mit einem Thema sehr bewusst auseinandersetzen, lässt unser Wahrnehmungsfilter dazu passende Reize einfacher passieren. Ergebnis: Wir sehen plötzlich überall Jobangebote, neue Chancen, usw. die mit unserer Entscheidung im Zusammenhang stehen. Sie sind vielleicht schon vorher dagewesen, nur haben wir sie nicht gesehen. 🙂

Die große Frage ist dann: „Was mache ich jetzt?“

Ich sehe es als den alles entscheidenden Lakmustest. Wenn ich meine Entscheidung mit klaren Vorgaben getroffen habe, also genau weiß, was ich will, hat der Test keine große Auswirkung.

Es sind zwar neue Informationen, die ich wahrnehme, aber sie ändern das Gesamtbild nicht.

Anders ist es, wenn ich die Entscheidung unter großen Schmerzen und mit großer Unsicherheit getroffen habe. Dann wird das mühsam erreichte Gleichgewicht wieder umgestoßen.

Stellen Sie sich vor, Sie entscheiden sich für die Selbständigkeit, nicht weil Sie gerne selbständig sein wollen, sondern weil Sie keinen adäquaten Job aufgrund Ihres Alters finden können. Ein Vierteljahr später ruft Sie ein Personalberater an und bietet Ihnen zwar keinen idealen Job an, aber die wirtschaftliche Sicherheit, die Sie als Selbständiger nicht haben.

Dann könnte es heißen, „Entscheidungstest nicht bestanden, setzen!“

Für mich gehört der Entscheidungstest zum Entscheiden dazu. Wann immer wir eine mutige Entscheidung treffen, wird er uns früher oder später begegnen. Gleichzeitig ist es ein untrügliches Zeichen, dass die Entscheidung für uns eine große Bedeutung hat.

Welche Ihrer Entscheidungen wird heute getestet? 😛

Eine Flamme entzünden

© dwphotos - FOTOLIA

Was machen Sie, um Ihre Umgebung für Ihre Pläne zu gewinnen?

Bei der Umsetzung von Entscheidungen denken viele nur an die Mitarbeiter in einem Unternehmen. Sicher, wenn Sie Geschäftsführer eines Betriebs mit 200 Mitarbeitern sind, haben Ihre Entscheidungen Auswirkungen auf viele Menschen. Da ist es wichtig, möglichst viele davon für Ihre Sache zu gewinnen.

Wie ist es mit dem Selbständigen? Sie greifen nicht auf eine große Infrastruktur zurück und wenn Sie eine Entscheidung treffen, interessiert das höchsten Ihren Lebenspartner.

Wirklich?

Es kommt darauf an, was wir möchten. Wenn wir etwas bewegen wollen, dann reicht es nicht, dass wir uns alleine bewegen. Wenn wir nicht nur eine Existenz sichern wollen, sondern Wohlstand erreichen wollen , dann muss es etwas mehr sein. Wir müssen Einfluss nehmen und andere Menschen und Organisationen bewegen.

Wie können wir das schaffen? Wie erreichen wir, dass uns andere Menschen bei der Umsetzung unserer Entscheidungen unterstützen?

Stellen Sie sich vor, Sie gehen zu einem halbwegs fremden Menschen in Ihrer Umgebung und fragen Ihn: „Würden Sie mich dabei unterstützen, einen Berg Geld zu verdienen? Ich werde Sie auch dafür in meine Gebete einschließen.“ 😉

Was glauben Sie, wird der Ihnen antworten? (Ich gebe zu, das Ansinnen ist so ungewöhnlich, dass die Reaktion des anderen nicht ganz vorhersagbar ist. :-))

Angenommen, Sie stellen Ihre Frage so:“Ich möchte Sie gerne für meine Sache gewinnen, denn ich brauch Sie. Ich habe einen Traum: ich will dafür sorgen, dass jeder Mensch die Möglichkeit bekommt, fortan gute Entscheidungen zu treffen (ein Beispiel). In den nächsten Monaten können wir zusammen mit mehr als hundert Unterstützern einen ersten Schritt dazu leisten. Ich kann Ihnen garantiere, dass Ihr Nutzen dabei besonders groß ist. Sind Sie dabei?“

Was glauben Sie, wie jetzt Ihre Erfolgschance aussieht?

Was im ersten Fall fehlte ist die große Vision und das Versprechen, dafür zu sorgen, dass Ihre Unterstützer auch etwas von ihrem Engagement haben. Das ist natürlich noch viel effektiver, wenn Sie wissen, welche Interessen und welchen Bedarf Ihr Gesprächspartner hat. Denn dann können Sie herausstellen, wie er Dank seiner Beteiligung den Bedarf decken kann oder zumindest seine Interessen wahrt.

Wichtig: Die Vision, die Sie vermitteln muss für Ihren Gesprächspartner zustimmungsfähig sein.

© Matteo Natale - FOTOLIAWarum können Sie auf diese Weise Menschen für Ihre Sache gewinnen? In jedem Menschen ist der Wunsch da, etwas Großes zu leisten. Größe ist immer relativ, es geht dabei nicht um Weltfrieden. Vielmehr ist es praktisch, in Ermangelung einer eigenen Vision, sich der eines anderen anzuschließen, solange es den eigenen Interessen dient.

Wenn Sie die Flamme in sich tragen, denn werden Sie auch andere dafür entzünden können. Tun Sie es, denn irgendwann bläst vielleicht ein Windstoß diese Flamme aus. Ein Buschfeuer dagegen wird durch den Windstoß noch angefacht.

Also, was hält Sie noch auf?

Unternehmer haben Ihren eigenen Kopf

© James Steidl - FOTOLIAIch komme gerade aus einem Business Club Meeting.

Da kam die Sprache auf die Umsetzung von Entscheidungen. Ein Gast meinte, dass dies eigentlich kein Thema ist, wenn der Unternehmer seine Mitarbeiter achtet und ihnen den Sinn am Ganzen vermittelt. Nach dem Motto: Wir sitzen alle in einem Boot. Mit dieser Einstellung beteiligt der Unternehmer seine Mitarbeiter an den Entscheidungsprozessen. So komme es ganz natürlich zum Zug an einem Strang. Entscheidungen würden alle gemeinsam mit voller Kraft umsetzen.

Ich glaube das auch. Ich habe allerdings auch die Erfahrung mit einer großen Anzahl von Unternehmern gemacht. Die meisten Unternehmer hatten Ihr Unternehmen eigenhändig aufgebaut und sind dabei hohe private Risiken eingegangen.

Sie sind stolz darauf, was Sie erreicht haben, weil Sie auch wissen, dass dafür eine ganz bestimmte Lebenseinstellung vorhanden sein muss, die den meisten Angestellten abgeht. Arbeitszeiten von 7:00 Uhr bis 22:00 Uhr sind für viele Unternehmer normal.
Gleichzeitig beklagen viele, dass ihre Mitarbeiter nicht den richtigen „unternehmerischen Biss“ haben.

Da fällt es natürlich sehr schwer, den Mitarbeitern die gleiche Achtung entgegen zu bringen, wie das gegenüber einem erfolgreichen Unternehmerkollegen der Fall wäre. Ein Unternehmer ging sogar so weit, von „allgemeiner Faulheit und Dummheit“ zu sprechen. (Vielleicht werde ich Ihm mal die Adresse von Herrn Widmer zustecken 🙂 , damit es demnächst besser mit der Personalauswahl klappt.)
Wie kann ich diesen Unternehmern dabei helfen, trotzdem Entscheidungen so zu treffen, dass die Umsetzung mit der größtmöglichen Unterstützung erfolgt?

Was immer funktioniert, ist eine klare Abschätzung der eigenen Interessen.

Wenn ich als Unternehmer eine Entscheidung umsetze, dann verfolge ich damit immer ein bestimmtes Ziel. Jede Entscheidung schafft Betroffene und Beteiligte. Damit es mit der Umsetzung klappt, muss ich als Unternehmer dafür sorgen, dass es mehr Beteiligte als Betroffene gibt. Andernfalls kann ich mein Ziel vergessen. 😯

Daher berücksichtige ich die Interessen meiner Mitarbeiter in meinen Entscheidungen, auch wenn sie ja alle „nur“ eine Angestelltenmentalität haben 😉

Der andere Weg, die Lebensvorstellungen des Unternehmers auf den Kopf zu stellen, halte ich offen gesagt für verwegen. Denn dazu müßte dieser sich grundsätzlich ändern wollen und welcher ansonsten erfolgreiche Unternehmer möchte das schon?

Noch einmal Regeln

Sven Lehmann schreibt in seinem Blog:

Es gehört schon gehörig Mut dazu, wenn man erkennt, dass Regeln (für einen selbst) nicht sinnvoll sind, diese dann zu missachten! Gegen den Strom zu schwimmen war schon immer schwer. Manchmal scheitert man auch damit, manchmal aber setzt man eine bahnbrechende Entwicklung in Gang. Problematisch ist es mit dem Regeln-Brechen dann, wenn es zum Nachteil und auf Kosten von anderen geschieht!

Dem kann ich nur zustimmen!

Mehr dazu unter

Halten Sie sich bitte nicht an die Regeln

Beitrag im Lapidarium

Die Neuauflage hier im Excellence-Blog

Halten Sie sich bitte nicht an die Regeln

Gestern bei der Sternstunde für Unternehmer in Rüsselsheim:

Unternehmer: „Herr Lietz, das waren zwar spannende Vorträge, aber ich glaube, dass diese Strategien nicht mehr funktionieren“.

Ich: “ Wenn Sie das glauben, dann wird das bei Ihnen vermutlich stimmen. Können Sie da noch etwas konkreter werden?“

Unternehmer: „Ich meine z.B. die großen Ausschreibungen in Europa zu den kommunalen Bauprojekten. Dort müssen Sie in einer ganz bestimmten Form die Ausschreibung bearbeiten und es steht ausdrücklich dabei, dass man nichts hinzufügen darf. Wer über die Auschreibung befindet, findet man nicht heraus und der Entscheidungsprozess ist auch nicht öffentlich. Nur am Ende erfährt man, dass man nicht den Zuschlag bekommen hat“.

An dem Abend hatten wir u.a. Vorträge über Marketingmaßnahmen, um systematisch Nachfrage zu schaffen, über Networking und über „unverwechselbar und authentisch“ sein.

Ich glaube daher schon, dass es Strategien gibt, die in diesem Fall funktionieren. Wenn Sie auch ein Unternehmer sind, der an solchen Ausschreibungen teilnimmt, dann haben Sie ein Problem. Das Ausschreibungsverfahren versucht alle Angebote gleich zu machen. Wir alle wissen, dass dies nicht die Realität ist. Jedes Unternehmen ist anders geführt und wird daher auch unterschiedliche Ergebnisse produzieren. Wenn Sie sich auf die Vorgaben des Ausschreibers einlassen, dann können Sie das eigentlich nur tun, wenn Sie dem Ausschreiber als Unternehmer bereits aus eigener Anschauung gut bekannt sind.

Ansonsten können Sie natürlich den niedrigsten Preis bieten. Allerdings wissen Sie und ich, es gibt immer ein Unternehmen, das noch verzweifelter ist als Sie 😮 und wird Sie unterbieten.

Also könnte es eine gute Strategie sein, gegen die Regeln zu verstoßen! Aber auch das bitte strategisch. Denn Sie wollen ja auffallen und den Eindruck erwecken, dass Ihr Angebot unabhängig vom Preis das beste ist. Daher werden Sie im Bereich Ihrer Stärken gegen die Regeln verstoßen.

Nehmen wir an, Sie haben Ihre Stärke im Risikomanagement solcher Großprojekte. Dann würde es sich anbieten, dass Sie der Ausschreibung beifügen, welche Risiken Sie für die Umsetzung entdecken konnten. Zusätzlich zeigen Sie auf, welche Ansätze Sie zu Risikovermeidung sehen.

Damit gefährden Sie nicht die Vergleichbarkeit der Standardleistungen. Aber derjenige, der die Ausschreibung bearbeitet kann an diesem Thema schlecht vorbei. Insbesondere, wenn Sie Aspekte aufdecken können, die niemand in der Ausschreibung vorher gesehen hat.

Ist das eine Garantie dafür, dass Sie den Zuschlag bekommen? Absolut nein, aber Sie erhöhen Ihre Chancen nachhaltig und bringen Ihr Unternehmen nicht in Gefahr, ein Projekt zu einem zu niedrigen Preis durchführen zu müssen.

Schauen Sie sich die guten Unternehmer in unserem Land an. Keiner von Ihnen hält sich an „die Regeln“. Regeln sind für Angestellte, Unternehmer müssen neue Wege gehen und die haben nichts mit Regeln zu tun 🙂

Über Geschmack läßt sich nicht streiten, oder?

De gustibus non disputandum esse – über Geschmack läßt sich nicht streiten.

Ein mittelständisches Unternehmen hatte vor kurzem eine Entscheidungskrise zu lösen. Das Unternehmen hieß bisher so wie die Firmengründer vor 78 Jahren. Im Zuge des eigenen internationalen Auftritts wollten die beiden inzwischen recht weitläufigen Unternehmerfamilien dem Unternehmen einen neuen Namen geben. Also wurde eine spezialisierte Agentur beauftragt, Namensvorschläge zu erarbeiten.

Als Ergebnis der Arbeit gab es dann vier Alternativen. So weit, so gut. Denn damit begannen die Probleme. Welcher Name ist der Richtige? Es bildeten sich tatsächlich vier Fraktionen, zwei kleinere und zwei größere.

Wie wurde das Problem gelöst? Nach einigem hin und her wurde den Beteiligten klar, dass es keine rationalen Argumente mehr geben würde, die noch ins Feld geführt werden könnten. Denn die Namensvorschläge waren bei den Zielgruppen getestet und gleichermaßen für gut befunden worden. Neben den Akzeptanztests waren auch bereits Pläne entwickelt worden, wie der jeweilige Name am besten in den Markt gebracht werden kann.

Es war tatsächlich nur noch eine Geschmacksfrage. Derartige Entscheidungen werden nie in einer Gruppe zufriedenstellen ausfallen. Daher haben sich die beiden Familien (mit sanften Druck) entschlossen, eine Person mit der Entscheidung zu beauftragen, die das Vertrauen von allen besitzt. Dabei handelte es sich um den kaufmännischen Geschäftsführer des Unternehmens.

Da er das Unternehmen in den letzten Jahren auf einen starken Wachstumskurs gebracht hatte und sich bei den wichtigen Entscheidungen immer auch die Unterstützung der Gesellschafter zu sichern wußte, war er die natürliche Wahl. Ganz nebenbei war er auch derjenige, der den neuen Firmennamen in der Zukunft erfolgreich vertreten sollte.

Obwohl die Familien vorher leidenschaftlich um ihre Namensfavoriten gekämpft hatten, war die Reaktion nachdem seine Entscheidung für den Namen gefallen war unspektakulär. Ich denke, die meisten waren froh, dass sich die Gesellschafter über ihre Vertrauensperson einig waren.

Die Wahl einer Vertrauensperson, die dann über eine Geschmacksfrage entscheiden soll ist übrigens keine Geschmacksfrage. Dafür hat jeder (nach einigem Nachdenken) klare Entscheidungskriterien und diese werden in der Regel auch von anderen akzeptiert.

Wenn Sie selbst eine Geschmacksfrage zu entscheiden haben, hilft das allerdings nichts. Denn am Ende sind Sie der Experte, was Ihnen gefällt. Das immer unter der Voraussetzung, dass Sie vorher den Markt gefragt haben und dabei keine Alternative den Vorzug bekommt.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Was sage ich jetzt?

Apple Computers hat den Prozess gegen Apple Records gewonnen. Der Vorsitzende Richter Edward Mann konnte keinen Verletzung des 1991 geschlossenen Vergleichs-Vertrages erkennen. Apple Computers nutze sein Logo nur im Zusammenhang mit seinem Online-Store, aber nicht im Zusammenhang mit der Produktion von Musik.

Vorläufig ist die Kuh also vom Eis. Natürlich werden Sie sich fragen:

Na Herr Lietz, was sagen Sie jetzt?

Nicht viel anderes als vor dem Urteil. Denn die Fakten sind gleich geblieben.

  1. Apple Computers wurde in seiner Firmengeschichte bereits zwei Mal von Apple Records wegen Markenrechts-Verletzungen verklagt. Dabei hatte Apple Records offensichtlich so gute Karten, dass Apple Computers sich jeweils auf einen Vergleich einließ.
  2. Im letzten Vergleichsvertrag von 1991 hat Apple Computers sich verpflichtet, keine Musik zu produzieren und zu verkaufen.
  3. Nach zwei für die jeweilige Firmengröße kostspieligen Vergleichen ist Steve Jobs zum Vertreter von Apple Records, Neill Aspinall gegangen und hat dem Unternehmen $1 Mio. für die Markenrechte geboten.
  4. Nachdem sich die Beatles-Firma nicht darauf einließ (warum wohl?), führte Steve Jobs Neill Aspinall eine Demo von ITunes vor. Dabei soll Aspinall keine Einwände gegen das Geschäftsmodell erhoben haben. Darüber gibt es allerdings keine schriftliche Vereinbarung(!).

Wenn Sie Neill Aspinall wären und wüßten, dass Apple Computers bereits $ 27 Mio. vor 10 Jahren für einen Vergleich bezahlt hat, würden Sie die Markenrechte für $ 1 Mio. abtreten? Ich jedenfalls nicht.

Der Prozess war zu erwarten und unternehmerisch ein Vabanque-Spiel. Apple Computers hat ihn gewonnen, Juhu 🙁

Es heißt immer das Glück winkt dem Tüchtigen. Es schadet allerdings auch nichts, wenn der Tüchtige mit seinen Risiken verantwortlich umgeht.

Die Prozesskosten betrugen für Apple Computers übrigens ca. $ 1,5 Mio. Nach dem Berufungsverfahren dürfte sich der Betrag mehr als verdoppelt haben. Und der Ausgang ist ungewiss…

Weitere Blogeinträge über den Fall Apple vs. Apple:

  1. Dilettantentum kann Apple in den Ruin treiben
  2. Eigentlich seltsam…
  3. Apple war doch besser als zunächst wahrgenommen

In die Umsetzung vor der Entscheidung?

Warum soll ich einen Umsetzungsplan für Alternativen erstellen, über die ich noch nicht einmal entschieden habe? Fragte mich ein Unternehmer, der über ein internes Service-Projekt in seinem Unternehmen zu entscheiden hatte.

Die Frage ist berechtigt. Denn einen Umsetzungsplan (Projektplan) zu erstellen macht viel Arbeit. Insofern könnte es praktisch sein, damit zu warten, bis die Entscheidung gefallen ist. Bei fünf zur Verfügung stehenden Entscheidungsalternativen spart sich der Entscheider so doch 80% der Arbeit oder?

Um es mit Radio Eriwan zu sagen: Es kommt darauf an.
Unser Unternehmer hatte in seinen Entscheidungskriterien explizit „eine schnelle Projektdurchführung“ als besonders wichtig erachtet.

Jetzt gibt es zwei Faktoren, die die Geschwindigkeit der Projektdurchführung beeinflussen.

  1. Die für die Einzelmaßnahmen notwendige Zeit
  2. Die Widerstände, die das Projekt bei Betroffenen auslöst.

Punkt 1 ist klar, je mehr zu tun ist, um das Ziel zu erreichen, desto mehr Zeit und oder Manpower brauche ich.

Punkt 2 ist eigentlich auch klar. Grundsätzlich gibt es bei Veränderungen immer Betroffene. Diese lassen sich zu Beteiligten machen, wenn es gelingt, einen Interessenausgleich herzustellen. Noch besser ist es im Interesse der Umsetzungszeit, wenn die Anzahl der Betroffenen klein und der Grad Ihrer Betroffenheit niedrig ist.

Das trifft insofern zu. solange noch keine Entscheidung gefallen ist und erst einmal freundliche Gespräche ohne den Druck der Umsetzung geführt werden.

Der Unternehmer hat am Ende tatsächlich fünf grobe Umsetzungspläne für die verschiedenen Alternativen erarbeitet. Er war froh, es getan zu haben, da er andernfalls wahrscheinlich eine andere Alternative vorgezogen hätte.

Wie ist Ihre Erfahrung mit Umsetzungsplänen als Entscheidungsgrundlage?