Der richtige Zeitpunkt
Bei vielen Entscheidungen spielt der Zeitpunkt eine Rolle. So warten wir häufig auf Veränderungen, die uns unsere Arbeit erleichtern.
Wer das ganz offensichtlich nie getan hat ist Max Grundig.
Nach dem zweiten Weltkrieg herrschte in Deutschland das Gesetz des Schwarzmarktes. Die Alliierten waren mit der Versorgung der deutschen Bevölkerung überfordert und es fehlt oft am Nötigsten.
Die meisten Unternehmen horteten ihre Waren lieber und warteten, bis es wieder eine verlässliche Währung gab. Denn im Dritten Reich waren gewaltige Schulden aufgelaufen, die der Staat mit der Notenpresse bedient hatte. Die Folge war Inflation vom Feinsten und der völlige Vertrauensverlust in die Reichsmark.
Der Unternehmer Max Grundig
Max Grundig wartete auf nichts und niemanden. Sein Unternehmen hatte bis zum Ende des Krieges Transformatoren gewickelt und Elektro-Geräte repariert. Das setzte er unter der alliierten Militärkommandatur fort. Im Dezember 1945 erzielte er mit seinen 42 Mitarbeitern bereits wieder einen Umsatz von 70.000 Reichsmark.
Grundigs große Leidenschaft war seit seiner Jugend das Radio. Jetzt wollte er selbst eines herstellen. Doch das war im Nachkriegsdeutschland verboten.
Spielzeug
Was also machen? Warten, bis sich die Gesetzeslage ändert? Nicht mit Grundig. Er brachte einen Radiobausatz auf den Markt, den er als Kinderspielzeug deklarierte. Dabei wurde das Wort “Bausatz” übertrieben. Jeder konnte aus den wenigen Einzelteilen das Heinzelmännchen Radio zusammenstecken.
Alles ist möglich
Ende 1947 erwirtschafte Grundig mit 300 Mitarbeitern vier Millionen Reichsmark. Die Deutschen wollten offensichtlich Radios und nur einer produzierte sie, während alle anderen auf ihren Händen saßen und auf die Währungsreform warteten.
Die D-Mark kam und Grundig hatte eine Marktposition, gegen die seine Konkurrenz nicht viel ausrichten konnte. Während er seinen Geräten ein aktuelles Design verpasste, boten sie die unattraktiven Kriegsdesigns an. Eine Industrie-Ikone der Wirtschaftswunderzeit war geboren!
Warten wir noch?
Vielleicht warten wir ja selbst zu häufig auf den richtigen Zeitpunkt? Grundig ließ sich von den Schwierigkeiten der Nachkriegszeit nicht beirren.
Viele Gründer wollen zum Beispiel mit ihrem Unternehmen erst durchstarten, wenn sie voll finanziert sind. So rennen sie von einem Investor zum nächsten und verschwenden wertvolle Zeit.
Klein und fein
Oft ist eine kleine Lösung auch denkbar. Kunden kaufen auch ohne große blinkende Fassade, wenn der Nutzen stimmt. Wer genügend Kunden hat, braucht vielleicht keine Investoren mehr. Zumindest aber schafft er sich so Verhandlungsmacht.
Der Preis hat wenig mit dem Wert zu tun
Vor kurzem hat sich ein Freund bei mir beklagt, dass er sich ein teures Notebook gekauft habe, dass vom Hersteller binnen eines Monats um 20 Prozent im Preis gesenkt wurde.
“Hätte ich das vorher gewusst!”, meinte er.
“War denn die Entscheidung für das Notebook falsch?”, fragte ich ihn.
“Nein. Das Notebook ist toll. Aber es war ganz offensichtlich der falsche Kaufzeitpunkt.”
So könnten wir es sehen. Allerdings kommt es gar nicht auf den Preis an, den er bezahlt hat. Wichtig ist, was ihm persönlich das Notebook wert ist. Letzteres verändert sich nur dann, wenn er von seinem Kauf enttäuscht ist, weil das Gerät seine Erwartungen nicht erfüllt.
Milchmädchen und das knappe Geld
Natürlich kennen wir alle die Milchmädchen-Ökonomie, nach der Geld ein knappes Gut ist und wir immer nach dem günstigsten Preis suchen sollten. Doch das ist ein Märchen. Tatsächlich gibt es keine Grenze, was wir in 24 Stunden an Geld verdienen können. Fragen Sie Sergey Brin und Larry Page. Beide Google-Gründer sind binnen eines Jahres Milliardäre geworden.
Unternehmer und die knappe Zeit
Wirklich knapp ist dagegen unsere Zeit. Jeder von uns, egal ob reich oder arm hat nur 24 Stunden pro Tag. Und im Durchschnitt haben wir 30.000 Tage in einem Leben.
Wir sollten daher jeden Tag weise nutzen. Er kommt nie wieder.
Warten wir also nicht auf den richtigen Zeitpunkt, sondern handeln jetzt und machen das möglich, was andere auf morgen verschieben.
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