Unter Entscheidungsdruck

imageWir leben in einer schönen Zeit. Alle denkbaren Informationen sind nur einen Klick entfernt. Freunde und Bekannte sind nur eine E-Mail entfernt. Wir verlie­ren nur mit denjenigen Kontakt, mit denen wir das auch wollen. Handys machen unser Büro mobil und uns jederzeit für die wichtigen Dinge erreichbar. SMS gehen schnell und halten uns auf dem Laufenden.

Die Geschwindigkeit der Zeit

Das ist auch notwendig. Denn wir müssen heute Entscheidungen schneller treffen als jemals zuvor. Denn die Welt verändert sich in einem unglaublich schnellen Tempo.

Über das Internet erfahren wir Nachrichten wenn sie passieren. Schlägt irgendwo in der Welt ein Wirbelsturm zu, wissen wir das noch schneller als unser Repräsentant vor Ort melden kann, dass unser dortiger Lagerbetrieb in den nächsten Tagen beeinträchtigt sein wird.

Vor einigen Jahren noch, hätten wir erst einige Tage später davon erfahren. Heute können wir unmittelbar reagieren.

Ganz nah dran

Es ist als fände alles nur ein paar Meter von uns entfernst statt. Daher können wir schnell unsere Aufmerksamkeit darauf richten und reagieren.

Vielleicht müssen wir sogar darauf reagieren, weil wir den Eindruck haben, wir wären so nah am Geschehen.

Es stellt sich nur die Frage, ob das gut ist.

Schnelligkeit macht erfolgreich

Vor einigen Jahrhunderten konnte Cosimo di Medici sein Banken- und Handelsreich in Europa aufbauen, weil in seinem Unternehmen Entscheidungen um Wochen schneller getroffen werden konnten als bei der Konkurrenz.

Damals war es üblich selbst multinationale Unternehmen zentral zu verwalten. Entscheidungen wurden in der Zentrale getroffen, auch wenn die Kommunikation über berittene Boten lief und teilweise viele Wochen dauerte.

Di Medici machte die Geschäftsführer seiner Auslandsgesellschaften zu Teilhabern und ließ sie vor Ort entscheiden.

Zum einen kannten diese die lokalen Verhältnisse besser zum anderen trafen sie Entscheidungen erheblich schneller als die Konkurrenten  in ihren europäischen Zentralen.

Lichtschnell kommuniziert

Schnelle Kommunikation wussten auch die Fugger ein Jahrhundert später zu schätzen. Allerdings war Jakob der Reiche ein Kontrollfreak. Eine dezentrale Organisation kam für ihn nicht in Frage.  Daher ließ er ein System von Türmen aufbauen, die über Lichtsignale kommuni­zierten. So erfuhren die Fugger beispielsweise von Problemen in ihren spanischen Minen mit nur zweistündiger Verzögerung.

Insiderhandel

Einen Informationsvorteil hatte angeblich auch die Nathan Mayer Rothschild bei der Schlacht von Waterloo. Seine Spione informierten ihn vorab über den Ausgang der Schlacht. Dies ermöglichte ihm, am 16. Juni 1815 ein lukratives Spekulationsgeschäft an der Londoner Börse.

Schneller als wir selbst

Seit diesen Tagen haben wir immer weiter an der Schnelligkeit von Informationen gearbeitet. Heute sind wir an dem Punkt angelangt, an dem wir selbst nicht schneller damit umgehen können.

Ich erlebe immer wieder Entscheider, die sich durch den Gang der Ereignisse gezwungen fühlen, schnell eine Entscheidung zu treffen. Doch die wenigsten Entscheidungen müssen in derselben Geschwin­digkeit getroffen werden wie die Informationen zu ihnen hereinströ­men.

Unvollständig

Tatsächlich bekommen wir heute im ersten Moment ein unvollständiges Bild vermittelt. Bis weitere Hintergrundinformationen dazu kommen und einen sinnvollen Kontext liefern. Zeitungsleser merken diese Diskrepanz am stärksten. Sie bekommen am nächsten Tag das vollständige Bild geliefert.

Was nutzen Informationen, die ein verzerrtes Bild der tatsächlichen Situation wieder geben? Vermutlich schaden sie sogar. Nicht umsonst prüfen moderne Informationsjunkies ständig, ob es keine neuen Informationen zu einer Nachricht gibt. Alles reine Zeitverschwendung!

Als Entscheider setzen wir uns unnötig einem gewaltigen Zeitdruck aus.

Gute Entscheidungen brauchen Zeit

Dabei müssen wir doch bei jeder Entscheidung drei Aspekte berücksichtigen:

  1. Entscheidungsklarheit schaffen – was will ich wirklich?
  2. Attraktive Alternativen schaffen – gute Alternativen brauchen ihre Zeit, ohne sie haben wir keine Gestaltungsspielräume
  3. Für größtmögliche Unterstützung sorgen – ohne die notwendige Unterstützung wird die Umsetzung jeder Entscheidung zu einem Zeitmanagement-Alptraum.

Alle drei Aspekte brauchen ihre Zeit. Sie sind nicht von jetzt auf gleich zu haben.

Der häufigste Grund, sie zu vernachlässigen ist übrigens der Mangel an Zeit. 🙂

Ein Experiment

Probieren wir doch in den kommenden 7 Tagen einmal folgendes aus:

  1. Nachrichten: Nur Zeitung und die 8-Uhr Nachrichten am Abend. Kein Internet
  2. Das Handy ist nur an, wenn wir selbst telefonieren wollen. Erreichbar sind wir über unser Büro und wenn wir uns dort befinden.
  3. Emails beantworten wir genau zwei Mal am Tag. Ideal: Morgens und später Nachmittag.
  4. Unsere sozialen Netzwerke besuchen wir nur am Wochenende.

Was verändert sich dadurch? Das verrate ich Ihnen nicht. Das müssen Sie schon selbst herausfinden. Ein kleiner Tipp: Achten Sie auf die Qualität Ihrer Entscheidungen. 🙂

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