Die Republik der Langeweiler
Am 27. September ist Bundestagswahl. 82 Millionen Bürger sind aufgerufen, unserem Land ein politisches Gesicht zu geben.
Doch diese Wahl ist anders. Denn im Grunde geht es um nichts. CDU und SPD unterscheiden sich in ihrer Politik nicht mehr. Vergessen ist der marktwirtschaftliche Ansatz der CDU, vergessen die Agenda 2010 eines SPD-Kanzlers.
Keine Wahl
Vor 4 Jahren gab es leidenschaftliche Diskussionen, wenn Bürger unterschiedlicher Couleur aufeinandertrafen. Heute sinniert man nur zusammen, was schief gelaufen ist, mit der Finanz- und Wirtschaftskrise und wie wenig die Politik da machen könne.
Eine überwältigende Mehrheit will wieder ein Kanzlerin Merkel sehen. Dabei geht es nicht um Persönlichkeit, sondern Kuschelfaktor. Die Kanzlerin tut niemandem richtig weh. Der Gegenkandidat zwar auch nicht, aber warum dann wechseln?
Keine Persönlichkeiten
Mit Gerhard Schröder haben wir nicht nur einen Schaumschläger verloren, sondern auch eine der letzten großen politischen Persönlichkeiten. In den letzten zehn Jahren verstand kein anderer es so gut, die Massen zu polarisieren. Die Menschen gaben ihm aus Sympathie ihre Stimme, nicht aus Treue zu einer Partei.
Politische Wahlen sind keine “Entscheidungen” der Bürger. Das würde vernachlässigen, dass es viel zu viele Prägungen gibt, die hier wirken. Wer einmal selbst in eine politische Diskussion mit Freunden verwickelt wurde, wird merken, dass es teilweise wie in einer Fankurve zugeht.
Keine Spannung
“Fans” ist der richtige Ausdruck. Denn natürlich will der poltische vorgeprägte Wähler, dass “seine Partei” gewinnt. So wie der FC Bayern Fan möchte, dass sein Verein die Meisterschaft holt. Spielt der FC Bayern dann schlecht, ist der Fan traurig, aber hofft das Beste.
Nicht anders ist es mit dem Partei-Fan. Macht seine Mannschaft schlechte Politik, ist er traurig darüber, aber hofft nichtdestotrotz weiterhin, dass seine Partei die nächste Wahl gewinnt.
Keine Politik
In leidenschaftlichen politischen Diskussionen geht des daher selten um die Sache. Niemals wird ein Fan einen gegnerischen Fan überzeugen können. Die goldene Regel für Partys heißt daher auch: Niemals Politik und niemals Religion.
Ein Fußballverein hat seine Stars, die die Fans begeistern. Ihnen gönnt der einfache Mann Millionengehälter und natürlich die Meisterschaft. je grauer und langweiliger eine Mannschaft, desto weniger Interesse wird sie wecken.
In der Politik ist das nicht anders. Ohne Stars nimmt mit der Zeit die Fraktion der Nichtwähler (Nichtfans) immer weiter zu. Eine gute, aber gesichtslose Politik würde daran nichts ändern. “Politikverdrossenheit” ist daher nur ein Ammen-Märchen. Denn die Wahrheit würde den Protagonisten weh tun.
Kein Wettbewerb
Solange allerdings ein Wettbewerb entsteht und nicht schon lange vor Ende der Saison klar ist, wer Meister wird, treibt die Spannung die Fans in die Stadien und vor die TV-Bildschirme bzw. zur Wahl.
In Deutschland ist das Ergebnis der Wahl schon klar. Merkel wird wieder Kanzlerin und die CDU wird mit einer anderen Partei regieren.
Wir haben also weder spannende Persönlichkeiten noch einen politischen Wettbewerb. So weit so langweilig.
Meine Prognose: Die anstehende Bundestagswahl wird vermutlich die niedrigste Wahlbeteiligung aller Zeiten haben.
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