Ein Regenschirm bei strahlendem Sonnenschein
Viele Unternehmer hat die Wirtschafts- und Finanzkrise inzwischen kalt erwischt. Macht das eine Unternehmen Kurzarbeit, ist der Lieferant auch bald dran. So hat der letzte Herbst ein regelrechte Kaskade in Gang gesetzt, die in einigen Bereichen noch immer rollt.
Dabei können wir zwei Typen von Unternehmern beobachten. Die einen hoffen, dass die Krise vorbei ist, bis ihnen das Eigenkapital ausgeht. Die anderen akzeptieren die Herausforderung und fragen sich: “Wie kann mein Unternehmen unter diesen Bedingungen erfolgreich wirtschaften?”
Sollte die Konjunktur bald wieder anziehen, sieht sich die erste Gruppe im Vorteil. Denn sie kann auf die Nachfrageveränderung schnell reagieren. Die zweite Gruppe hat dagegen Engagements auf Nebenschauplätzen begonnen, die sie zumindest noch beenden muss.
Dauert es mit dem Aufschwung dagegen länger, erwischt es die Gruppe der wartenden Unternehmer. Die zweite Gruppe ist dann besser dran. Sie hat sich neue Kunden gesucht und Angebote entwickelt, die sie nicht ablehnen können.
Also alles eine Frage des Risikos?
Ich denke nicht. Denn Unternehmen sind keine Saisonware. Sie müssen unter allen wirtschaftlichen Bedingungen funktionieren. Ein Konjunkturabschwung leistet für die Wirtschaft eine Auslese. Wie ein Gärtner seine Rosen, schneidet die Krise schwache Triebe der Wirtschaft ab und lässt die starken Unternehmen später umso mehr blühen.
Jeder Unternehmer sollte daher nicht nur einen Plan B haben, sondern auch ein Produkt B, das in schlechten Zeiten automatisch mehr nachgefragt wird. Ein Maschinenbauer hat vielleicht einen Gebrauchtmaschinenhandel, eine Unternehmensberatung macht Karriereberatung für Mittelmanager, ein Schrotthändler hat eine Internet-Plattform für Autoersatzteile.
Die Produkt-B-Strategie für schlechte Zeiten spannt über das Eigenkapital des Unternehmers einen Regenschirm.
Das klingt gut, oder?
Warum machen es dann nicht alle Unternehmen so?
Im richtigen Leben werden nur wenige Menschen an einem strahlenden Sommertag einen Regenschirm mit sich herumtragen. Das ist ja auch lästig, solange er nicht gebraucht wird.
Kommt es dann zu ein einem Wolkenbruch, rennen plötzlich alle wie aufgescheuchte Hühner herum und suchen Schutz. Der mit dem Schirm allerdings hat alle Zeit der Welt und freut sich vielleicht sogar über die Abkühlung.
Ich weiß nicht, wie lange wir tatsächlich auf den Aufschwung warten müssen. Aber vielleicht nehmen wir im nächsten Konjunktursommer auch einen Regenschirm mit? Dann jedenfalls könnten wir sehr gelassen darauf warten, dass die Wirtschafts-/Wetter-Lage sich ändert.
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