Entscheider haben nichts zu bereuen

image Hin und wieder bereuen wir eine Entscheidung. Sei es, dass wir die Zukunft nicht richtig eingeschätzt haben oder eine viel bessere Chance übersehen haben.

Wie sollen wir damit umgehen? Ich könnte es mir jetzt leicht machen. Wer genau weiß, wo er in zehn Jahren stehen will, wird solche Reue nicht kennen.

Die Mehrheit der Menschheit weiß das allerdings nicht. Daher findet die Reue reiche Beute.

Reue ist sinnlos

Reue ist vermutlich nicht die richtige Einstellung zu den eigenen Entscheidungen.

Katholiken mögen das bestreiten, doch im Grunde tun wir uns nur selbst leid, weil wir das Falsche gemacht haben. Tragen andere einen Schaden davon, hilft ihnen unsere Reue auch nichts.

Wiedergutmachung

Wir können allerdings versuchen, es wieder gut zu machen. Auch das ist meistens Quatsch. Denn wir steigen niemals in den selben Fluss.

Entscheidungen lassen sich nicht rückgängig machen. Eine angeblich rückgängig gemachte Entscheidung ist schlichtweg eine neue Entscheidung.

Haben wir beispielsweise einem tüchtigen Mitarbeiter gekündigt und nehmen die Entscheidung einen Monat später wieder zurück, hat sich einiges verändert. Sein Vertrauen in die Jobsicherheit in unserem Unternehmen, seine Loyalität und vieles mehr wird sicher verändert haben.

Vor dem Blues

Also das Kind ist in den Brunnen gefallen und wir stehen kurz davor, den Selbstmitleidblues zu singen. Was sollen wir machen?

Zunächst sollten wir klären, ob der Fehler in unseren Präferenzen und Ängsten oder in unseren Erwartungen liegt.

Erwartungen

In der sog. Midlife-Crisis verlassen viele Menschen ihre jahrelangen Lebenspartner und suchen sich etwas Neues. Kurze Zeit später merken sie: So richtig viel hat sich nicht verändert. Denn meistens ist der neue Partner nicht viel anders als der alte.

Auch dieses Leben kennt Verpflichtungen und Enttäuschungen. Das wussten sie zwar vorher, aber sie erwarteten, anders damit umgehen zu können als bei dem Partner, der sie besser kennt als sonst ein Mensch auf dieser Welt. Das schlechte Gewissen tut sein Übriges und wir singen den Lostloveblues.

Präferenzen und Ängste

Ein Problem mit unseren Präferenzen liegt vor, wenn wir andere Entscheidungen hätten treffen können, die klar bessere Ergebnisse brächten und mit unserer Wahl nicht zufrieden sind.

Zum Beispiel nehmen wir einen Job an, der zwar moderate Möglichkeiten zur Weiterentwicklung bietet und schlagen aber einen anderen dafür aus, der uns einen Karrierepfad auf der Überholspur ermöglicht. Eine vertane Chance also.

In beiden Fällen können wir Reue empfinden oder etwas daraus lernen.

Lernen ist Wachstum. Wer wächst wird größer und kann es mit mächtigeren Herausforderungen aufnehmen. Wie können wir hier also wachsen?

Bei falschen Erwartungen

Es kommt darauf an, ob wir Wert darauf legen, uns selbst hinters Licht zu führen. Einigen von uns scheint das wichtig zu sein. Alle anderen sollten erkennen, dass sie diese Erfahrung gebraucht haben. Sie macht uns charakterlich stärker. Das nächste Mal werden wir uns selbst gegenüber ehrlicher sein.

Bei falschen Präferenzen

Die Qualität unseres Lebens ist direkt proportional zu der Unsicherheit, die wir bereit sind, in Kauf zu nehmen. Manchmal müssen wir Risiken eingehen. Wer immer nur den sicheren Weg wählt, kommt selten voran. Denn eigentlich möchte er nichts ändern, sondern nur verbessern.

Hatten wir einfach Angst oder war es eine Präferenz, die uns davon abhielt, eine bessere Entscheidung zu treffen? Ängste bilden sich in unseren Präferenzen zwar ab. Aber sie sind nicht das, was wir wollen. Angst macht uns unfrei und wir sollten daran arbeiten, sie loszulassen. Handeln wir dagegen nach unserer Präferenz, können wir uns eigentlich nicht beklagen.

Der Vergleich

Doch da gibt es noch einen anderen Stolperstein. Der Vergleich. Wir vergleichen unsere Entscheidung mit dem, was ein anderer erreicht. Das macht zwar keinen Sinn, aber wir haben seit frühester Kindheit gelernt, dass wir im Wettbewerb stehen. Daher vergleichen wir uns. Äpfel und Birnen sind ja auch beide Früchte, die an einem Baum wachsen, oder?

Eine Entscheidung ist getroffen. Sind wir vom Weg überzeugt, brauchen wir nicht den Vergleich mit einem anderen Weg. Haben wir den Weg gewählt, weil wir unfrei sind, nutzen wir den Vergleichs-Schmerz, um uns von unserer Angst zu verabschieden.

“Wenn es immer nur so einfach wäre”, bemerkt der eine oder andere vielleicht und meint damit, dass sich das von außen betrachtet schön anhört und schwer umsetzen lässt. Das stimmt! Aber das sind die Optionen die wir in so einer Situation haben.

Die ultimative Erkenntnis

Aber vielleicht führt das Ganze uns ja auch zu der Erkenntnis, um die es wirklich geht.

Ohne ein Bild davon, wo wir z.B. in zehn Jahren stehen wollen, müssen wir jedes Mal neu entscheiden, welche Zukunft wir haben wollen. Und da die Chancen jedes mal anders sind, können wir auch nicht konsistent dabei sein.

Ein Großteil unserer Konzentration wird dann über eine Abwägung der verschiedenen Zukünfte eingesetzt. Es ist klar, dass wir dann Probleme mit unseren Erwartungen, Ängsten und Präferenzen bekommen. Schließlich gibt es Wichtigeres zu berücksichtigen. Die Reue ist also vorprogrammiert.

Vielleicht sollten wir weniger bereuen und uns einfach einmal hinsetzen und unseren eigenen Weg in unsere Zukunft entwickeln?

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber ich finde das einfacher, erfolgreicher und erfüllender als einem unbestimmten Mittelstandsbild hinterher zu jagen, das meinen eigenen Weg nicht abbildet.

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