Intuition richtig einsetzen

„Was ist denn nun besser? Intuition oder Verstand?“ Das ist eine der häufigsten Fragen, die meine Gesprächspartner stellen, wenn sie erfahren, dass ich Entscheidercoach bin. Meistens wollen die Menschen dann hören, dass ihr Vorgehen das Bessere ist.

„Solange Sie dafür sorgen, dass Sie genau wissen, was sie wollen, sich attraktive Alternativen schaffen und für die notwendige Unterstützung sorgen, macht es keinen Unterschied, ob Sie Ihre Entscheidung am Ende aus dem Bauch heraus treffen oder mittels einer strukturierten Entscheidungsmethode.“ Diese Antwort überrascht die meisten Fragesteller.

Eine Überraschung für mich

Letzte Woche allerdings überraschte mich eine junge Frau mit der Aussage: „Wenn ich so viel über meine Entscheidung nachdenken muss, dann ist sie gar nicht mehr intuitiv.“ Ihrer Verstellung nach, ist eine Entscheidung dann intuitiv, wenn ich direkt vor mehreren Alternativen stehe und eine davon aus dem Bauch heraus auswähle.

So entwerten Sie Ihre Intuition

Das können wir natürlich machen. Allerdings ist das eine platte Entwertung der Intuition.

Warum machen ich mir denn den Aufwand, Entscheidungsklarheit zu schaffen, entsprechend attraktive Alternativen zu schöpfen und für die größtmögliche Unterstützung zu sorgen?

Mehr Klarheit, mehr Alternativen, mehr Unterstützung

Entscheidungsklarheit (ich weiß, was ich will) brauche ich, weil ich sonst keine attraktiven Alternativen schaffen kann. Mit den attraktiven Alternativen nutze ich meine Gestaltungsspielräume. Denn es wäre doch schade, wenn ich ohne Not die besten Möglichkeiten meiner Intuition vorenthalte, oder?

Die meisten Entscheidungen scheitern nicht daran, dass sie per se schlecht sind, sondern an den großen Widerständen oder schlichtweg an der mangelnden Unterstützung, z.B. durch Investoren. Ich halte es daher für ganz normal, dass ich mir im Vorfeld den reibungslosen Durchmarsch sichere.

Auch das hat weder etwas damit zu tun, ob ich meine Entscheidung in der Folge intuitiv oder mit dem Verstand treffe.

Intuition ist besser als ihr Ruf

Erst wenn diese drei Schlüsselfragen geklärt sind, kommen wir zu diesem Moment, dem Legionen von Psychologen ihre ganze Aufmerksamkeit schenken, der Entscheidung.

Meiner Erfahrung nach, spielt es dann jedoch keine große Rolle mehr, ob die Entscheidung dann ganz intuitiv fällt oder der Entscheider zur Absicherung eine Entscheidungsmethodik heranzieht. Denn zum einen gibt es dann nur noch gute und sehr gute Alternativen und zum anderen haben ja Gigerenzer und andere nachgewiesen, dass die Intuition durchaus ihren Platz hat.

Machen Sie doch, was Sie wollen!

Also entscheiden Sie so, wie Sie sich am wohlsten fühlen, aber vergessen Sie nicht, vorher die drei Schlüsselfragen zu klären. 🙂

2 Kommentare
  1. Réka
    Réka sagte:

    Ein toller Artikel. Es ist wichtiger, Ziele zu erklären, Alternativen zu finden und die nötigen Informationen zu besorgen, als eine super Entscheidungsmethode auszuarbeiten – das kann ich als „amateure Entscheiderin“ auch bestätigen.
    Soweit ich weiß, beschäftigt Psychologie sich auch mit der Vorbereitungsphase der Entscheidung. Wie spüren wir ein Problem / eine Entscheidungssituation? Wie sammeln wir Informationen? Wie schaffen wir Alternative?

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  2. Kai-Jürgen Lietz
    Kai-Jürgen Lietz sagte:

    Vielen Dank!
    Ich will mit meinen Beitrag nicht die Arbeit der Psychologen klein reden. Mein persönlicher Eindruck ist nur der, dass dieser eigentlich künstliche Moment der Entscheidung für diese Wissenschaft am interessantesten ist.

    Mein Hauptaugenmerk liegt dagegen auf den drei Schlüsselfragen nach Entscheidungklarheit, attraktiven Alternativen und der größtmöglichen Unterstützung.

    Daran mag es wohl auch liegen, dass mir dieses „sich nicht entscheidungen können“ bei meiner Arbeit nicht begnet. 🙂

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