Scheitern ist nicht schlimm
Kunde: “Ich kann diese Entscheidung nicht treffen! Was ist, wenn es schief geht?”
Ich: “Ja, was ist dann?”
Kunde: “Ich würde fast alles verlieren!”
Ich: „Ist das Ihre größte Angst?”
Kunde: “Ja, natürlich! Die Leute würden sich ihr Maul darüber verreißen, dass sie es schon immer gesagt hätten …”
Ich: “In Wirklichkeit geht es Ihnen also um das, was die Leute sagen?”
Kunde “Nein … ja, doch.”
Wenn wir diese Unterhaltung in letzter Konsequenz durchdenken, dann lebt dieser Kunde kein eigenes Leben. Er lebt vielmehr das Leben, das die Erwartungen der anderen ihm aufzwingen.
Der Begriff Scheitern ist bei uns sehr negativ besetzt. Dabei bedeutet es nichts anderes, als das Fehlschlagen eines Vorhabens.
Tatsächlich scheitern wir relativ oft. In der Zeit als wir Laufen gelernt haben, sind wir immer wieder an der Aufgabe gescheitert und wieder hingefallen. Als wir später Fahrradfahren gelernt haben, ging es uns nicht anders. Auch bei unseren ersten Lese- und Schreibversuchen gab es erst einmal viele Fehlversuche.
Damals war Scheitern nicht schlimm. Doch heute sind wir Erwachsene. Es kann nicht sein, dass wir etwas ausprobieren und dann nicht zum Erfolg kommen. Das geht nicht. Stattdessen gehen wir lieber sichere Wege, die uns zwar nicht unbedingt zum Ziel führen, aber von anderen nicht kritisiert werden können.
Fragen wir uns doch einmal: Wer würde als Erwachsener heute noch das Risiko auf sich nehmen, Fahrrad fahren zu lernen? Gut, dass unsere Eltern in unserer Kindheit vorgesorgt haben. 😉
Dabei sollten wir es besser wissen. Denn eine wichtige Lehre, die wir gleich zu Beginn unseres Lebens ziehen durften hieß: Hinfallen ist nicht schlimm, solange wir immer wieder aufstehen.
Es stimmt, wenn wir heute scheitern, dann kostet uns das oft auch viel Geld und wir haben dann nur den einen Versuch – vorerst. Ich rate auch niemandem, ein Hasadeur zu sein. Aber das, was andere über uns denken könnten, sollte wirklich keine Rolle dabei spielen.
Das Leben ist riskant. Sollten wir deshalb unser Leben nicht leben? Also: Scheitern wir lieber und stehen wir wieder auf. 🙂
Ich denke, beim Abwägen, ob man trotz des Scheiterns einen neuen Versuch wagt, spielt auch eine Rolle, wie viel man bisher investiert hat.
Beim Runterfallen vom Rad muss man nur wieder aufsteigen, sofern man sich nicht allzu wehgetan hat. Bei größeren Projekten ist der Einsatz an Zeit, Energie und Geld oft viel höher.
Wer sich beispielsweise mit einer Idee selbständig machen will, geht es größeres Risiko ein. Trotzdem unterstütze ich natürlich Ihren Appell, Risiko zu gehen.
Aber es hat viel mit der eigenen Persönlichkeit zu tun, wie man solche Entscheidungen trifft. Es gibt nun mal sehr sicherheitsbetonte Menschen und andere, für die Sicherheit und Berechenbarkeit eher lähmend ist und die den Kick des Ungewissen suchen.
Sie haben vollkommen recht. Allerdings liegt der Fokus dieses Artikels auf Gestaltungsspielräumen. Die sind umso kleiner, je weniger Handlungsmöglichkeiten uns bewusst sind. Ob wir eine riskante Möglichkeit wahrnehmen oder lieber eine sichere Variante wählen ist dann nachgelagert.