Später ist zu spät

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Margit Finster ärgert sich. Gerade erst ist sie mit ihrer Internet-Seite online gegangen. Sie hat viel Geld für das tolle Design investiert, aber kein Kunde verirrt sich auf ihre Seiten. Auch die teure Werbung fruchtet nicht. Denn die Konkurrenz ist hier erheblich mächtiger als in ihrer kleinen Stadt.

Ein schleichender Prozess

Viele Jahre hat sie Finanzanlagen verkauft, ohne dass sie einen Internetauftritt brauchte. Aber die Kunden haben heute nicht nur viele Alternativen, sie können sogar die Produkte online vergleichen. Wer nicht online ist, wird nicht gefunden und büßt sogar Reputation ein. So verabschiedete sich ein langjähriger Kunde von ihr mit den Worten: “Sie sind ja nicht einmal online”.

Jede Chance verpassen wir nur einmal

Sie wünschte sich, es wäre wieder 1996 und sie hätte sich damals eine erste Website programmieren lassen. Zu der Zeit fand sie das teuer und überflüssig. Doch heute sieht sie das in einem ganz anderen Licht.

So ist es meistens. Was sich zuerst als Chance präsentiert, wächst sich später zunehmend zum Problem aus. Jetzt in der Wirtschaftskrise bewerben sich teilweise hochklassige Leute in unserem Unternehmen. Doch wann werden wir sie händeringend suchen? Genau wenn der Aufschwung im vollen Gange ist und die Bewerber sich ihre Arbeitgeber aussuchen können. In den Innenstädten gibt es endlich wieder Spitzenstandorte, aber wir expandieren, wenn es am teuersten ist und die besten Räume schon weg sind.

Gestaltungsspielräume machen den Unterschied

Was unterscheidet die Chance vom Problem? Im ersten Fall sind die Gestaltungsspielräume riesig im zweiten Fall können sie gegen Null tendieren. Der Witz dabei: Beides unterscheidet nur der Zeitverlauf.

Gehen wir die Dinge rechtzeitig an, arbeiten wir ohne äußeren Druck. Wir sind meistens kreativer und alles kostet weniger Zeit. Je weniger Gestaltungsspielräume wir haben, desto länger braucht es oft, bis wir geeignete Lösungen finden.

Eine Lehre fürs Zeitmanagement

Es ist also kein Zufall, wenn weitblickende Manager sich über mehr verfügbare Zeit freuen können als ihre in der Dringlichkeitsfalle steckenden Kollegen.

Eine Entscheidungsfalle

Die “Schneckenfalle”, die ich in meinem Buch “Das Entscheider-Buch. 15 Entscheidungsfallen und wie man sie vermeidet” beschrieben habe, wirkt sich oft fatal aus. Denn je länger wir mit unserer Entscheidung warten, desto weniger Zeit haben wir später, geeignete Alternativen zu finden. Weil wir aber solange gewartet haben, bräuchten wir eigentlich viel mehr Zeit, um für attraktive Alternativen zu sorgen. Am Ende bleibt nur, eine schmerzhafte Entscheidung unter einer miserablen Auswahl zu treffen.

Circulus vicioso oder circulus virtuoso?

Dieser Schmerz wiederum ist es, der uns beim nächsten Mal davon abhält die Entscheidung gleich zu treffen. So entsteht ein Teufelskreis. Der Entscheider ist sich dessen oft nicht bewusst. Er weiß, dass er eigentlich entscheiden müsste und kann sich nicht erklären, warum er sich nicht dazu bringen kann. 😮

Nutzen wir am besten gleich unsere Chancen, bevor es sich zu einem Problem auswächst.

Dieser Beitrag wird vom @Entscheidertipp via Twitter begleitet.

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