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Entscheidungsfindung auf Deutsch

© Carole Gomez - FOTOLIAIrgendwann in einer Entscheidung, muss ich doch die Vor- und Nachteile der Alternativen gegeneinander abwägen!

So ein Unternehmer in einem sehr angenehmen Gespräch gestern nach unserer Sternstunde für Unternehmer im Forum Aschaffenburg. Die Vorteil-Nachteil-Falle schlägt also wieder zu. An dem Beispiel kann man sehr gut sehen, dass auch wirklich schlaue Leute hin und wieder in Entscheidungsfallen tappen. Meine klassische Definition einer Entscheidungsfalle: Ein Entscheidungsfehler, den der Entscheider nicht als solchen erkennt und daher immer wieder machen wird.

Was ist so schlimm daran, die Vor- und Nachteile seiner Alternativen gegeneinander abzuwägen?

  1. Ein Konstruktionsfehler
    Die Entscheidung beginnt sozusagen vor vollendeten Tatsachen. Der Entscheider hat bereits Alternativen und soll jetzt sagen, welche davon die beste ist. Jeder Depp kann in dieser Situation eine Entscheidung treffen, aber selbst ein Überflieger wird keine gute Entscheidung treffen können. Denn für den Entscheidungsprozess fehlt die Bedarfsermittlung, also was der Entscheider tatsächlich will.
  2. Ein Kuckucksei
    Mit jedem Vor- oder Nachteil, den der Entscheider findet, bildet er ganz unkritisch Entscheidungskriterien. Meine regelmäßigen Leser wissen es bereits: Entscheidungskriterien sind die Währung, mit denen ich meine Alternativen bewerte. Daher sollte ich bei ihrer Definition so vorsichtig und verantwortungsbewusst damit umgehen, wie ehedem die Bundesbank.
  3. Mangel passender Alternativen
    Die Vorteil-Nachteil-Methode sieht keine Alternativenschöpfung vor. Ich gehe ja von den vorhandenen Alternativen aus und vergleiche diese auf Grundlage derer Vor- und Nachteile. Im Grunde ist das auch nachvollziehbar. Meine Entscheidungskriterien geben ja meinen Bedarf wieder. Wenn ich diese nicht bewusst gebildet habe, dann kann ich auch keine neuen bedarfsorientierten Alternativen schaffen.
  4. Keine Priorisierung
    Die Urform der Vorteil-Nachteil-Methode sieht keinerlei Priorisierung der gefundenen Vor-und Nachteile vor. Das heißt, am Ende gewinnt die Alternative, die die meisten Vorteile auf sich vereinen kann. Stellen Sie sich vor, Sie hätten die Möglichkeit, aus einer Reihe von Menschen Ihren Lebenspartner auszuwählen. Vorteile, die Sie finden konnten sind unter anderem tolles Aussehen, Intelligenz, Stil, Humor, Geld, Liebe, usw. Eine Kandidatin, kann die meisten dieser Kriterien auf sich versammeln. Für eine andere spricht lediglich ein Vorteil, Sie lieben sie. Nach der Vorteil-Nachteil-Methode würden Sie daher diejenige heiraten, die besser aussieht, mehr Stil und mehr Geld. 😯 Es ist zwar schade, dass Sie auf die Liebe verzichten müssen, aber man kann ja nicht alles haben! 😛

Mein Tipp: Nur weil viele Menschen eine Methode anwenden und glauben, dabei gut zu fahren, muss sie noch lange nicht gut sein!

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Der Alleskönner – der große Fluch

KassandraruferAuf einer Veranstaltung für Unternehmer:

„Hallo Herr (BEEEP), freut mich Sie kennen zu lernen!“

„Ebenso Herr Lietz. Das mit den Entscheidungsfallen ist wirklich interessant, darüber werde ich mir Gedanken machen.“

An dieser Stelle geht das Gespräch in das übliche „gutes Essen, gute Voträge, etc.“ über. Nach einiger Zeit frage ich:

„Was machen Sie denn beruflich Herr (BEEEP)“?

„Ich arbeite gerade im Hochenergiebereich als selbständiger Ingenieur. Aber eigentlich habe ich davor 10 Jahre als leitender Entwickler für einen großen internationalen Erntemaschinen-Hersteller gearbeitet. Das war aber eigentlich mehr Personalentwicklung.“

„Ah ja und Sie wollen jetzt im Hochenergiebereich Ihre Brötchen verdienen“?

„Aber nein, das mache ich nur, weil ich dort gleich einen Auftrag bekommen konnte und der läuft auch bald aus. Eigentlich kann ich ja viel mehr, ich bin auch ein recht guter Software-Entwickler und kann hocheffiziente Weiterbildungs-Programme für Entwicklungsabteilungen aufstellen. Nebenbei habe ich auch schon ein Buch über ZEN-Gärten veröffentlicht“.

„Es ist schön, dass Sie so vielseitig talentiert sind. Wenn ich Sie jetzt fragen würde, wessen Probleme Sie besonders gut lösen können, wer wäre das“?

„Na ja, eigentlich fast jedes Unternehmen, das irgendwelche Probleme zu lösen hat. Ich weiß, ich müßte das viel klarer fassen, aber es fällt mir schwer! Ich will ja kein Hansdampf in allen Gassen sein, aber ich kann nun einmal so viel.“

Ich finde es immer wieder hochinteressant. Unsere Gesellschaft produziert aufgrund ihrer Flexibilität immer mehr multiqualifizierte Selbständige und Unternehmer. Natürlich gefällt sich jeder in der Rolle des Alleskönners. Vergleichen wir jedoch den Spezialisten mit diesen Alleskönnern, wird schnell klar, dass der zweite dem ersten nicht das Wasser reichen kann.

Wie sagt der Angelsachse:“ Jack of all trades, master of none“. Ich denke, es fehlt hier oft an der klaren Entscheidung: „Ich spezialisiere mich auf das Thema X“. Das würde Klarheit schaffen und häufig auch Kundeninteresse.

Auf der anderen Seite haben die Alleskönner oft Angst, sich auf das Falsche zu fokussieren und damit evtl. zu scheitern.

Was bedeutet das für den Unentschiedenen? Er kann keine unternehmerische Vision bilden, denn er weiß ja nicht, was er will. Gleichzeitig lähmt ihn die Visionslosigkeit in seinen Entscheidungen – ein Teufelskreis!

Was können Sie tun, wenn Sie auch zu diesen Alleskönnern gehören? Finden Sie zunächst heraus, was Ihr Mission ist, also der Auftrag, den Sie mit Ihrem Leben erfüllen wollen. Z.B. mein Auftrag ist es, dafür zu sorgen, dass es mehr und bessere Unternehmer in Deutschland gibt. Das ist zwar nicht bescheiden, aber ich weiß, dass ich mit jedem Arbeitstag meine Mission erfülle – ein gutes Gefühl!

Wenn Sie Ihre Mission kennen, dann haben Sie einen wichtigen Schritt gemacht. Denn alles, was nicht dazu dient, Ihre Mission zu erfüllen können Sie getrost von der Liste der Dinge, zu denen Sie fähig sind streichen.

Was übrig bleibt, sind all die Dinge, die Ihnen täglich etwas geben. Wenn Sie Glück haben, dann zeichnet sich dadurch für Sie schon ein Bild ab, welchen Nutzen Sie für Ihre Kunden bieten.

Auf diesen Nutzen bauchen Sie dann Ihre Vision auf. Stellen Sie sich vor, was passiert, wenn Sie aufgrund dieses Nutzens ein sehr gefragter Unternehmer sind. Wie sieht dann Ihr Arbeitsalltag aus? Was werden Sie selbst tun, was werden andere für Sie tun? Welche Produkte bieten Sie an und wie entwickelt sich Ihr Unternehmen?

Was bringt Ihnen das? Was gibt Ihnen eine Mission und die dazu gehörige Mission?
Ein Wort: Klarheit!

Stellen Sie sich vor, Sie können aus dieser Klarheit heraus handeln und Entscheidungen treffen. Wie wird sich dann Ihr Leben verändern? Lassen Sie sich von einem ehemaligen Alleskönner-Kollegen versichern: Es fühlt sich so gut an! Ich habe das vor einigen Jahren für mich getan und es hat mein Leben total verändert 🙂

Tun Sie es am besten noch heute, denn alles andere ist verschwendete Lebenszeit! 😮

Sternstunde für Unternehmer

Ja, ich habe Sie meine lieben Leser in der letzten Zeit vernachlässigt. Das hat auch einen Grund. Ich war sehr damit beschäftigt, eine Konferenzveranstaltung in RheinMain auf den Weg zu bringen, die mir sehr am Herzen liegt.

Vor gar nicht so langer Zeit bin ich landauf landab mit meinen Vortägen über besseres Entscheiden unterwegs gewesen. Nach meinen ca. 40 minütigen Vorträgen haben mich zahlreiche Teilnehmer angesprochen, wie interessant für sie das Thema „Entscheidungsfallen“ gewesen sei. Natürlich freue ich mich, wenn ich ein tolles Feedback auf meine Voträge bekomme. Es hat mir allerdings auch zu denken gegeben, dass ein Teil meines Vortrages, der nicht länger als 10 Minuten ist, immer wieder als das Highligt hervorgehoben wird. Allerdings ergab eine Umfrage im Kollegenkreis, dass dort ähnlich Erfahrungen gemacht wurden.

Mein Schluss daraus: Warum nicht den Vortrag auf diese Aha-Effekte eindampfen, die für die Teilnehmer wirklich einen Anstoß bringen und alles, was in Richtung „das kenne ich schon, aber es ist eine gute Wiederholung“ auslassen? Sicher, das ist eine Möglichkeit, aber welcher Unternehmer kommt zu einem Vortragsabend, der nur 10 Minuten lang ist? 😉

Die Lösung: Es gibt sechs solcher zehnminütigen Vorträge, angefüllt mit Augenöffnern und AHA-Effekten. Was wäre das dann? Ein Feuerwerk an Anregungen! Ich nenne es eine Sternstunde für Unternehmer!

Genau das findet derzeit in verschiedenen Städten im Rhein-Main-Gebiet statt. Dabei arbeite ich jeweils mit einem lokalen Partner zusammen, der den Kontakt zu Selbständigen und Unternehmern hat. Dies sind in der Regel die lokalen Wirtschaftsförderungen. Auf diese Weise bekomme ich genügend Teilnehmer für die Sternstunde, so dass es auch für die Referenten interessant ist, aufzutreten.

Der Erfolg hat sich mittlerweile verselbständigt. Sind es diesen Herbst noch fünf Veranstaltungen, so sind bereit über 20 Veranstaltungen für 2007 geplant. Vielleicht wollen Sie ja auch einmal als Teilnehmer dabei sein? Dann folgen Sie diesem Link

Sie haben keine Wahl!

Wenn Sie bei einer Entscheidung nur zwei Alternativen zur Auswahl haben, dann stehen Sie kurz davor, in eine Entscheidungsfalle zu tappen, oder nicht?

Regelmäßige Leser meines Blogs kennen das Beispiel: Das Telefon klingelt, eine freundliche Stimme, ein unglaublich günstiges Angebot, eine Anzeige in einer namenhaften Wirtschaftszeitung zum Bruchteil des normalen Preises. Sie sollen sich entscheiden, machen Sie es oder nicht? Und Schwupp zappeln Sie in der Wahllosfalle.

Denn der nette Telefonverkäufer vernebelt das Entscheidungsproblem. Es geht nicht darum, ob Sie das Angebot annehmen oder nicht, sondern um den Einsatz Ihres Marketing-Budgets um möglichst viele potentielle Kunden zu erreichen. Mit dieser Betrachtung haben Sie natürlich viel mehr Alternativen als nur die oben genannten zwei.

So einfach ist es allerdings nicht immer. Angenommen Sie könnten eine einzigartige Dienstleistung in Anspruch nehmen, die Ihnen einiges an Zeit einsparen kann und zusätzlich Ihre Erfolgsaussichten steigert?

So geht es mit gerade. Ich möchte ein Buch über mein Arbeitsfeld schreiben. Ein Spezialist bietet mir an, dass wir zusammen das Exposé ausarbeiten und er es für die Verlage spannend und interessant machen wird. Soll ich darauf eingehen oder nicht?

Das klingt sehr nach der Wahllos-Falle! Ist es aber nicht. 🙂 Denn in diesem Fall werden keine Alternativen ausgeschlossen, die evtl. besser zu meinem Bedarf passen könnten. Letzlich muss ich als Entscheider meinen Augenmerk auf meinen eigenen Bedarf richten, ganz unabhängig vom Angebot.

Wenn es nur wenig Alternativen gibt und keine davon eine gute Lösung zu meinem Problem darstellt, dann ist das so. Es ist dann sinnfrei, sich für eine davon zu entscheiden. In so einem Fall rate ich immer, sich an den Anbieter zu wenden und ihm mitzuteilen, wie genau der eigene Bedarf aussieht. Oft hat dieser viel größere Spielräume auf unsere Wünsche einzugehen, als anfangs vermutet.

Wenn übrigens der eigene Bedarf und das Angebot gut zusammen passen, können Sie sich auch getrost dafür entscheiden. Auch wenn Sie nur wie in meinem Fall die Wahl zwischen „Ich mache es“ oder „Ich mache es nicht“ haben. 😮

In eigener Sache: Die B2D Messe in Darmstadt

Wie stehen Sie zu Messebesuchen?

„Das kommt darauf an“, werden Sie wahrscheinlich sagen. Für das eine Geschäft gibt es nichts besseres und für den nächsten Unternehmer sind Messen ein absoluter Reinfall.

Ich habe für mich entschieden, dass eine Messe mit der richtigen Zielgruppe für mein Geschäft durchaus Sinn machen kann.

Vom 6.7.-7.7.2006 findet in Darmstadt die Unternehmer-Kontaktmesse Business to Dialog (B2D) statt.

Ursprünglich habe ich mich eher als Messebesucher gesehen. Allerdings fand ich das Konzept dieser Veranstaltung überzeugend. Die Messe soll keine reine Produktshow sein, sondern richtet sich vornehmlich an Unternehmer und Selbständige, die sich auf diese Weise besser kennen lernen und evtl. zu regionalen Wertschöpfungsmodellen finden sollen. Daher bin ich auf dieser Messe mit einem eigenen Stand (E11) vertreten. In den zwei Tagen werden über 1.500 Unternehmer aus dem Bereich Rhein-Neckar und Rhein-Main erwartet.

Am 7.7. von 10:45 – 11:30 Uhr halte ich dort einen Vortrag mit dem Titel: „10 kleine Entscheidungsfallen – das Leben ist zu kurz für schlechte Entscheidungen“.

Die Leser dieses Blogs sind zwar bundesweit anzutreffen und manchmal auch bei unseren deutschsprachigen Nachbarn. Aber vielleicht sind Sie ja in der Nähe und möchten gerne vorbei schauen?

Daher finden Sie hier einen Eintrittsgutschein mit diesem kommen Sie kostenfrei in die Messe.

Ich lade Sie gerne auf einen Kaffee und Muffin auf meinen Stand E11 ein!

Wenn Sie sich allgemein für das Konzept der B2D-Messe interessieren, gehen Sie am besten auf www.dialogmesse.de

Treibjagd auf Stephano

Kennen SIe das Prinzip einer Treibjagd? Sie brauchen eine große Anzahl von Treibern, einige Hunde und natürlich den oder die Jäger. Die Beute wird durch Lärm (die Treiber schreien und klopfen so laut sie können) aufgeschreckt und wird in eine vermeintlich sichere Richtung getrieben. Ironischerweise lauert genau dort die einzig wirkliche Gefahr. Denn die Treiber sind nicht bewaffnet (von einem Stock einmal abgesehen). Die Beute möchte sich aus der Situation befreien und läuft dorthin, wo es sicher scheint. Die Erkenntnis, einer Falle aufgesessen zu sein, kommt spät und ist dann nutzlos.

Genau das Gleiche passiert auch in Entscheidungssituationen. Entscheidungstreiber bauen Druck auf, indem das Problem einen immer größeren Leidensdruck erzeugt. Der Unternehmer möchte sich damit zunächst nicht auseinandersetzen. Schon bald ist aber der Zwang da (die Treiber sind schon ziemlich nah). Was will der Unternehmer in dieser Situation? Er möchte das Problem lösen. Er läuft also auf die Jäger zu (seine Entscheidungsalternativen) und verliert die Kontrolle über die Entscheidung, ohne es zu merken. Er ist also in der Treibjagdfalle.
Ein dafür passendes Beispiel liefert ein Textilhändler aus Italien, den ich unlängst auf einer Zugfahrt kennenlernen durfte.

Wir schreiben das Jahr 1999. Unser Unternehmer, nennen wir ihn Stephano, hat ein florierendes regionales Einzelhandelsunternehmen mit 14 Filialen in Italien. Damit ist er bisher sehr erfolgreich gewesen und konnte in den letzten 2 Jahren über neue Filialen und einen höheren Umsatz/Filiale um 30% wachsen.

Um mit den gestiegenen Anforderungen zurecht zu kommen, baut er eine kleine IT-Abteilung mit einem jungen Informatiker als Führungskraft auf. Ein bißchen Ahnung vom Handel bringt er auch mit, da er über das Thema Ecommerce promoviert hatte.

1999 ist eines der Boomjahre des DotCom-Zeitlalters. Immer wieder spricht der IT-Leiter Stephano darauf an, dass er sich doch mit der Thematik befassen sollte. Die Presse berichtet auch immer wieder davon, dass für den Handel ein neues Zeitalter anbrechen würde. Wer nicht dabei ist, den bestraft das Leben.

Da Stephano ein sehr traditioneller Unternehmer ist, gibt er erst einmal nicht viel darauf. Aber eine leichte Unruhe ergreift ihn doch. Bald liest er von zahlreichen Einzelhandelsunternehmen in Italien, die ihre Pläne für das Internet bekannt geben.

Schließlich überrascht ihn sein IT-Leiter mit der Kündigung. Er fühle sich bei Stephano einfach unterfordert und außerdem könne er nicht länger zusehen, wie das Unternehmen systematisch seine Chancen verspiele. Mit viel Überredungskunst gelingt es Stephano, den unglücklichen Informatiker zum Bleiben zu überreden.

Mittererweile ist er überzeugt, dass er etwas tun müsse. Daher beschließt er, ein Ecommerce-Projekt ins Leben zu rufen. Nach einigen Gesprächen mit den Fachleuten ist ihm klar, dass ihm gar nichts klar ist 😮

Allerdings wächst in ihm dadurch nur der Handlungsdruck. Denn so wie es ihm dargestellt wird, findet der Handel bald nur noch mit Unterstützung des Internet statt. Aber keine Sorge, sein IT-Leiter hat bereits einen Projektplan ausgearbeitet, wie Stephano den Rückstand wieder aufholen kann.

Danach reicht es natürlich nicht mehr, einfach nur einen Shop zu haben. Nein, dieser muß natürlich in die Warenwirtschaft integriert sein. Damit die zahlreichen zu erwartenden Bestellungen auch zeitgerecht abgearbeitet werden können, muss Stephano im Lager seines Unternehmens zusätzlich spezielle Kommissionier-Arbeitsplätze einrichten. Alles zusammen muß Stephano eine hohe 6stellige Eurosumme investieren, um zukünftig ganz vorne mit dabei sein zu können. Er wird diesen Betrag finanzieren müssen, aber laut Businessplan wird sich der Einsatz innerhalb von 3 Jahren amortisiert haben!

Obwohl sich Stephano nicht ganz wohl dabei fühlt, entscheidet er sich dafür, ein „Clicks and Mortar Retailer“ zu werden. Das Projekt ist am Ende natürlich 20% teurer, als kalkuliert. Aber nach exakt 6 Monaten wird der Web-Shop für den Kundenansturm freigegeben.

Doch trotz einer Anzeigenkampagne sowohl im Internet als auch in den klassischen Medien zeigt sich kaum ein Kunde. Oder wie Stephano es ausdrückte: Er hätte auch gleich eine Filiale auf dem Grund des Mittelmeers errichten können. 🙁

Kurze Zeit später kam der große DotCom-Crash und viele der vollmundigen Ankündigungen von Stephanos Konkurrenten stellten sich als reine Lippenbekenntnisse heraus.

Stephanos Unternehmen zahlt noch heute die Kredite aus seiner größten Fehlinvestition ab. Den unnützen Shop gibt es nicht mehr. Er mußte zusätzlich einen Investor mit an Bord nehmen und bäckt jetzt kleinere Brötchen.

Aber es geht ihm gut, denn er hat Karten für die Weltmeisterschaft. Na dann 😉

Die Enigma-Falle für Entscheider

Der Begriff „Enigma“ steht für „Rätsel, Geheimnis“. Unsere weniger demokratischen Vorfahren benannten ihre militärische Verschlüsselungsmaschine danach, weshalb Ihnen das Wort auch geläufig vorkommen könnte. Entscheider verschlüsseln allerdings nicht ihren Funkverkehr zwischen den militärischen Einheiten.

Nein, die Enigma-Falle für Entscheidungen ist nicht nur für diejenigen schädlich, die das Geheimnis nicht kennen sollen, sondern auch für denjenigen, der das Geheimnis bewahrt, den Entscheider.

Sie fragen sich vielleicht, warum sollte jemand so etwas Dummes tun? Nun, deshalb ist es ja auch eine Falle. 😉
Es ist heute ja en vogue, Ausschreibungen zu organisieren, um das jeweils günstigste Angebot auf dem Markt zu erhalten. Über den Sinn und Unsinn von Ausschreibungen gäbe es viel zu sagen und das werde ich sicher auch an anderer Stelle tun. Es sei nur soviel gesagt, es ist kein geeignetes Verfahren, um eine vertrauenbasierte Geschäftsbeziehung aufzubauen 😮

Das Interessante in solchen Auschreibungsverfahren sind immer die Unterlagen. Diese beziehen sich in über 90% aller Fälle lediglich auf technische Eigenschaften, die das Angebot erfüllen sollte. Was mich immer sehr wundert, ist dass so gut wie nie mitgeteilt wird, auf welchen anderen Grundlagen die Entscheidung fallen wird. Also auf welche Faktoren der Entscheider neben den objektiv messbaren Eigenschaften, wie Preis, Zeit, etc. Wert legt.

Als Berater habe ich oft das Privileg, die andere Seite zu kennen. Der Entscheider hat natürlich ein Bündel von Kriterien, die in der Ausschreibung niemals erwähnt werden. Und warum? Man müsse doch geheim halten, wie man tickt, denn der Anbieter könne das Wissen ausnutzen.

An dieser Stelle kommt dann eine wirklich gemeine Frage 😉

Welche Möglichkeit gibt es für den Anbieter dieses Wissen auszunutzen? Nach einigem Überlegen findet der Entscheider ein wahrlich bedrohliches Szenario: Der Anbieter könnte sein Angebot so anpassen, dass es möglichst nah an die eigenen Anforderungen (auch den weicheren Faktoren) kommt und dann müsse man diesen ja beauftragen! 🙂

Jetzt wird dann natürlich auch klar, warum so viele Entscheider so unzufrieden sind mit den Angeboten, die Sie durch Ausschreibungen erhalten. Es kann nur der pure Zufall sein, wenn ein Anbieter in seinem Angebot auf weiche Faktoren seines Angebots zu sprechen kommt und diese dann auch noch zu dem Auftraggeber passen.

Mein Tipp: Kommunizieren Sie gerade gegenüber externen Anbietern, was Ihnen bei Ihrer Entscheidung wirklich wichtig ist. Diese können ihr Angebot dann für Ihre Anforderungen optimieren. Sie werden von dem Ergebnis begeistert sein!

Den Elefanten am Rüssel packen

Sie sind ein vorbildlicher Entscheider? Sie arbeiten nach einem gut strukturierten Entscheidungsverfahren? Sie habe in jeder Entscheidung eine große Anzahl attraktiver Alternativen?

Und ein Großteil Ihrer Entscheidungen stellt sich für Sie im Nachhinein als schlecht heraus?

Dann geht es Ihnen wie Bernd S. Ich habe selten einen so akribischen Entscheider unter meinen Kunden gefunden. Insofern war es eine echte Herausforderung die Ursache für die schlechten Ergebnisse seiner Entscheidungen zu finden.

Wie sich herausstellte, waren es insbesondere Investitionsentscheidungen, die Unternehmer S. liebend gerne zurückgedreht hätte. Als das klar war, schwante mir schon, wo der Hund oder vielmehr der Elefant begraben liegt.

Wie ging Herr S. bei seinen Entscheidungen vor? Er orientierte sich bei seinen Entscheidungen an seinen strategischen Zielen (sehr gut), definierte klar und abgegrenzt die Problemstellung (wunderbar). Im nächsten Schritt definierte er Entscheidungskriterien, die er aus der Zielsetzung und der Problemstellung abgeleitet hatte (phänomenal) und brachte seinen Standarsatz betriebswirtschaftlicher Entscheidungskriterien ein und gewichtete alle Entscheidungskriterien nach seinen langfristigen Unternehmerpräferenzen (würde ich niemals anders machen).

Wie sah das im konkreten Einzelfall aus? Unternehmer S. hat das strategische Ziel, in seinem Markt zum Qualitätsführer zu werden. Seine Kunden bewerten die Qualität im Vergleichsbenchmark zur Konkurrenz bereits um 7% höher, aber er möchte dass seine Kunden bei ihm kaufen, weil er die beste Qualität bietet.

Dies ist heute noch nicht der Fall und daher befindet er sich immer noch im Bereich des Preiswettbewerbs.

Als eine Reinvestition für eine Maschinenanlage ansteht, zieht er verschiedene Angebote heran. Dabei gibt es Anlagen, die Qualitätsprüfungen und Interventionen zulassen und andere Anlagen, die die Qualitätsprüfung weiterhin dem Menschen überlassen. Zwischen diesen verschiedenen Anlagenphilosophien besteht eine große Preisdifferenz, wie auch nicht anders zu erwarten ist 🙂

Unternehmer S. gewichtet das Entscheidungskriterium „Qualitätssicherheit in der Produktion“ am stärksten. Allerdings sind für ihn auch die betriebswirtschaftlichen Kriterien, die er ansetzt relativ wichtig. Dies sind „Anschaffungskosten“, „ROI“, „laufende Kosten“ und „Budget-Treue“. In seiner Entscheidung gibt es noch sieben weitere Kriterien, die ich Ihnen hier einfach mal erspare, da sie nichts mit der Problematik zu tun haben.

Nachdem sein Entscheidungskompass steht (Entscheidungskriterien mit Gewichtungen), bewertet S. die verschiedenen Anlagenalternativen. Im Ergebnis scheint die preiswerteste Anlage die beste Entscheidung für sein Unternehmen zu sein. Seltsamerweise ist das in den vergangenen 5 Jahren immer so gewesen. Unternehmer S. fühlt sich zum Entscheidungszeitpunkt völlig entzwei gerissen. Auf der einen Seite möchte er rein emotional lieber eine der Anlagen, die eine noch bessere Qualität versprechen, auf der anderen Seite sagt ihm sein persönlich auf ihn abgestimmter Entscheidungsprozess, dass er lieber eine der traditionellen Anlagen anschaffen soll.

Ich kenne dieses Dilemma gut. Denn es ist sehr leicht, in diese von mir so genannte „Elefantenfalle“ hineinzugeraten. Der aufmerksame Leser weiß natürlich längst, wo das Problem liegt. Nur häufig ist es nicht so gut sichtbar, wie in diesem Fall.

Unternehmer S. hat zwar die höchste Gewichtung auf „Qualitätssicherheit in der Produktion“ gelegt. Doch dann hat er mit seinen betriebswirtschaftlichen Kriterien einen Elefanten geschaffen. In vier einzeln genannten Kriterien ist der Aspekt Kosten enthalten:

  1. Anschaffungskosten
  2. ROI – Return on investment (investments sind Kosten)
  3. laufende Kosten (in den Maschinenstundensätzen schlagen sich über die Abschreibungen noch einmal die Anschaffungskosten nieder)
  4. Budget-Treue (heißt nichts anderes, als dass die Anschaffungskosten eine vorgegebene Schwelle nicht überschreiten)

Selbst wenn der Unternehmer diese Kriterien relativ niedrig gewichten würde, entsteht daraus immer noch ein Elefantenkriterium, das alle anderen Entscheidungskriterien platt walzt 😮

Bernd S. hat diese Entscheidung noch einmal neu aufgerollt und mit einem ganz anderen Ergebnis abgeschlossen 🙂

Mein Tipp: Nutzen Sie Ihre Intuition als Qualitätssicherung. Wenn Sie selbst am Ende eines gut strukturierten Entscheidungsprozesses nicht das Gefühl haben, das Richtige zu tun, dann könnte es zum Beispiel sein, dass Ihr Elefantenhaus Zuwachs bekommen hat 🙂

Woran scheitern Entscheidungen als erstes?

„Mein Ziel ist es, diese Entscheidung zu fällen“, so ein Kunde auf die Frage nach dem Ziel seiner Entscheidung. Natürlich hat er es anders ausgedrückt, in der Essenz ist es allerdings das, was dahinter stand.

Es ist nur menschlich, dass wir Menschen in einer schwierigen Situation (Entscheidungsituation) zunächst das Ziel haben, diese wieder zu verlassen. Leider vestellen wir uns daher gerne den Blick für den Grund, warum wir diese Situation durchstehen müssen. Kein Mensch trifft Entscheidungen aus Jux und Tollerei. „Hey, heute wollen wir mal wieder eine schwierige Entscheidung treffen!“.

Wenn ich mir die Motivation meiner Kunden für Entscheidungen ansehe, dann steht dahinter immer ein klares Muster. „Ohne die Entscheidung geht es nicht weiter“. Weiter wohin? Auf dieser Frage kommen die verschiedensten Antworten, wie:

  • Meine Pläne umzusetzen…
  • Mein Unternehmen erfolgreich zu machen…
  • Eine höhere Qualität in der Produktion zu erreichen…
  • Meinen Geschäftspartner auszahlen zu können…
  • usw.

Dieses „weiter gehen“ bezieht sich demnach auf die eigentlichen Ziele. Diese haben mit der Entscheidung erst einmal gar nicht viel zu tun. Der einzige Zusammenhang ist, dass es ein Problem gibt, das gelöst werden muss. Was dann gerne als Zielsetzung mißbraucht wird, ist also eigentlich der Wunsch, das Problem zu lösen.
Wenn ich eine Problemlösung suche, macht es natürlich Sinn, zu überlegen, was eigentlich erreicht werden soll und da ist die Zielsetzung der einzige Leitstern.

An diesem Punkt scheitern viele Entscheidungen. Daher ist es gut, wenn Sie sich vorher klarmachen, es gibt ein Ziel und es gibt auf dem Weg dorthin ein Problem zu lösen. Beides sollte vor einer Entscheidung klar sein. Dann habe Sie schon einmal eine Entscheidungsfalle vermieden!

Die Entscheidungsfalle

Kennen Sie das auch? Ein Anruf verändert alles.

Jemand macht Ihnen ein Angebot, für eine neue IT-Ausstattung zu einem unschlagbaren Preis. Eigentlich wollten Sie noch ein Jahr warten, allerdings wissen Sie auch, dass einige Ihrer Mitarbeiter sich bereits über „die lahme Kiste“ beklagen.

Was also liegt näher, als die IT-Investition vorzuziehen? Also fragen Sie sich: „Soll ich es machen oder nicht?“

Schon sitzen Sie in der Falle. Denn durch diese Fragestellung suggerieren Sie sich, dass es nur diese Alternative gibt und Sie eigentlich keine Wahl haben.

Besser ist es, in so einem Fall auf die üblichen Muster betrieblicher Investitionen zurück zu greifen. Die Fragestellung lautet dann: „Welches Investitionsprojekt lohnt sich aus heutiger Sicht für mein Unternehmen am meisten?“ oder schon konkret: „welches Angebot für eine IT-Ausstattung soll mein Unternehmen wahrnehmen?“

Ein Unternehmer sollte bei Entscheidungen immer für Alternativen sorgen. Mangelt es daran, ist das ein guter Hinweis auf eine Entscheidungsfalle, die Sie als Unternehmer natürlich meiden.