Vor einigen Tagen noch war Dr.-Ing. e. h. Bernd Pischetsrieder für mich der Entscheider der Woche. Inzwischen hat sich der Pulverdampf gelegt und Napoleons Piechs Truppen besetzen den Schauplatz.
Man könnte meinen, hier handelt es sich um einen gelungenen Coup. Ein Aufsichtsratschef demontiert einen unglücklich agierenden Chefmanager und installiert einen Mann seines Vertrauens.
So kann man es sehen, aber die Paranoiker unter uns sehen ein ganz anderes Bild. Hier versucht Napoleon Piech mit aller Macht eine Urzelle der genialen Schöpferkraft von Ferdinand Porsche ins familiäre Reich Vermögen zurückzuholen. So zumindest ein FAZ-Net Spezial. Danach ist Porsche derzeit dabei, seinen Aktien-Anteil am VW-Konzern auf 29,9% auszubauen. Dies schreckt nach einem möglichen Fall des VW-Gesetzes auch weiterhin feindliche Übernahmen effektiv ab, da niemand an dem Porsche Placet vorbeikäme. Laut FAZ-Net spekulieren weitere Beobachter damit, dass Porsche seinen Anteil dann sogar auf über 30 Prozent erhöhen könnte. Dann müsste der erfolgreiche Sportwagenhersteller aus Zuffenhausen den übrigen Aktionären eine Abfindungsangebot machen und Volkswagen übernehmen.
Ergebnis: Der ganze Laden aus Porsche und VW wäre dann vollständig unter der Kontrolle der beiden Familien Piech und Porsche.
Merken Sie etwas? Genau, Porsche ist ein Fliege auf einem Elefanten, wenn man die beiden Unternehmen vergleicht. Wie konnte es passieren, dass so ein kleines Unternehmen in der Lage ist, einen Giganten der Automobilbranche zu kaufen?
Klare Antwort: Das Missmanagement der Piech, Hartz und Konsorten-Ära. Während Porsche eine wahre Ertragsperle ist und von Rekordergebnis zu Rekordergebnis gestürmt ist, machte der Automobilriese eine andere Entwicklung durch.
In dem Kurs-Chart lässt sich die Aktienkursentwicklung der VW-Vorzugsaktien über die letzten zehn Jahre verfolgen. Das Jahr 2000 markiert den Einstieg von Bernd Pischetsrieder als Vorstandsvorsitzenden. Zuvor war Ferdinand Piech am Ruder. Extrem interessant: Der Aktienkurs ist seit 2002 geradezu explodiert und eine evtl. Übernahme schon wieder relativ teuer.
Was würde wohl ein Paranoiker jetzt denken, wenn er davon ausgeht, dass Piech VW unbedingt unter die familiäre Kontrolle bringen möchte? Ein Schuft, der Böses dabei denkt! 🙂