Hunger auf Verantwortung

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Entscheidungen sind richtungsgetriebenes Handeln. vor einigen Jahren habe ich angefangen, meine Ersparnisse in Rohstoffzertifikaten anzulegen. Ich rechnete damit, dass aufgrund der FED-Politik des leichten Geldes, sich Rohstoffe wertstabiler zeigen würden als die bereits zu überhöhten Preisen gehandelten Aktien. Die Rechnung ging auf 🙂

Verantwortung für den Hunger 

Allerdings war mir auch klar, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt die Wertsteigerungen bei Rohstoffen die Realitäten überholen würden und dann Schäden entstehen. Vor etwas über einem Jahr bin ich dann aus den Softcommodities ausgestiegen. Das sind so nette Dinge, wie Weizen, Mais, Zucker etc. Denn ab dem Zeitpunkt begann der für die Armen dieser Welt so vernichtende Höhenflug der Preise.

Für mich war es immer ein ganz klares Ausschlusskriterium, dass mein Profit nicht gleichzeitig die Not eines anderen auslösen darf. Deshalb liebe ich ja meine Arbeit so, weil meine Kunden manchmal vielleicht vorher in Not sind, aber danach ganz bestimmt nicht mehr. 🙂

Wenn wir heute in die Welt sehen, weiß ich das ich richtig gehandelt habe. Denn mein Investitionsverhalten zumindest ist nicht für den Hunger anderer Menschen verantwortlich.  😐 Das mag ein wenig schal klingen, denn schließlich habe ich damit auch nichts verhindert. 🙁 Aber letztlich entscheidet jeder für sich selbst.

… die nicht für alle gelten muss 

Gestern hat ein Kunde mir von seinen erheblichen Gewinnen mit Softcommodities erzählt. Für ihn ist das ein Beispiel dafür, dass seine Entscheidungen ihm häufig auch die Ergebnisse bringen, die er sich wünscht.

Als ich ihn auf die Hunger-Probleme in Ägypten, Bangladesh, Indonesien, Sudan, Äthiopien, in Mexico und Indonesien ansprach, fand er das auch entsetzlich. Allerdings konnte er seine Verantwortung darin nicht erkennen. Er würde ja nur investieren, weil diese Agrar-Rohstoffe steigen und nicht damit sie steigen. Er wünscht natürlich auch keinem Menschen den Hunger. Im Gegenteil, er spendet jedes Jahr Geld für Misereor und andere Organisationen.

Die Rationalitätenfalle 

So kann man es natürlich sehen und ich werde auch niemanden dafür verurteilen. Denn wir haben hier ein Beispiel für den Unterschied von kollektiver Rationalität zu individueller Rationalität, auch als „Rationalitätenfalle“ bekannt.

Besonders gut läßt sich das am Kaufverhalten beobachten. Jedem ist klar, dass viele Arbeitsplätze davon abhängen, dass Produkte, die im Inland produziert werden, sich dort auch vornehmlich absetzen lassen. In der Tat kauft ein wachsender Anteil der Bevölkerung aber Produkte, die im Ausland hergestellt werden. Warum? Weil es billiger ist.

Golf ist Luxus

Es mag kollektiv rational sein, sich einen VW Golf vor die Tür zu stellen, weil eben inländische Arbeitsplätze daran hängen. Aber der Konsument kauft sich lieber einen Japaner oder Koreaner und bekommt für erheblicher weniger Geld bedeutend mehr Auto. Für ihn ist es individuell rational, auch wenn es nicht im Interesse des großen Ganzen ist.

Leisten Sie sich den Luxus der Verantwortung 

Sich darüber hinwegzusetzen und im Sinne des großen Ganzen zu entscheiden ist purer Luxus. Ich bin allerdings der Meinung, dass wir ihn uns hin und wieder leisten sollten und können. 🙂

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