Ziele sind die Arbeitsbienen einer Vision
Entscheidungen geben unserem Handeln eine Richtung. Deshalb haben wir Ziele. Denn ohne sie, würden wir bei jeder Entscheidung hin und her überlegen und doch zu keinem Ergebnis kommen.
Allerdings setzen wir viele Ziele nicht bewusst. Wir haben einfach gelernt, wie wir uns verhalten und wonach wir streben sollen.
Ich nenne sie auch Verlegenheitsziele. Dabei folgen wir einer einfachen Logik: Mehr ist besser als weniger. Also mehr Geld ist besser als weniger Geld. Mehr Wohnfläche ist besser als weniger und mehr Körbchengröße ist besser als weniger. 😛
Qualitätsziele
Das steht im starken Kontrast zu Qualitätszielen. So könnte ein Bewerber von seinem zukünftigen Arbeitgeber erwarten, eine Führungsposition einzunehmen, eine mit Sinn ausgefüllte Tätigkeit zu haben und täglich gefordert zu werden. Hier spielt das Geld nur eine Nebenrolle.
Verlegenheitsziele sind also sehr leicht an ihrem Zahlencharakter zu erkennen.
Vertreter der rationalen Zielsetzung werden vielleicht einwenden, dass Ziele messbar sein müssen. Das stimmt! Doch es ist ein Unterschied, ob ich Zahlen als Hilfsindikator für meine Qualitätsziele verwende oder ich ausschließlich Quantitätsziele verfolge.
Wenn ein Fußballtrainer das Ziel ausgibt, dass seine Mannschaft in den kommenden 5 Spielen 8 Tore schießen soll, ist das ein anderes Ziel, als wenn er davon spricht, dass alle zusammenarbeiten sollen und wie ein Mann an ihren Sieg glauben sollen. Wenn das gelingt, dann gewinnen sie mindestens 3 der 5 Spiele.
Qualitätsziele sind also besser als Quantitätsziele.
Woher bekommen wir unsere Ziele? Das ist eine der Kernfragen unseres Seins.
Einer meiner Kunden erklärte mir, dass er sich gerne einen Bentley kaufen wolle. 300.000 Euro gibt man nicht mal eben so für ein Auto aus. Daher fragte ich ihn, warum er denn gerne einen Bentley fahren wolle.
»Ich habe im Fernsehen gesehen, wie sich einer so einen Wagen kaufte und dachte mir, wenn Du Dir so einen Wagen kaufen kannst, hast Du es geschafft!«
Der Bentley war also ein Zahlenziel, das stellvertretend für das ominöse Ziele steht, “es geschafft zu haben”.
Mit “es geschafft haben” verbinden die wenigsten eine klare Vorstellung. Es ist vielmehr ein Mythos, der uns von den Medien vorgegaukelt wird. Wer “es geschafft hat” sonnt sich im Neid der anderen und ist den Alltagsproblemen entrückt.
Das Paradoxe dabei: Jeder hätte es gerne irgendwann geschafft, aber bis es soweit ist, bauen wir alle an unser Mittelmaß-Existenz, die uns nahezu zwangsläufig in die Doppelhaushälfte mit eigenem Garten, etc. führt.
Dafür verschulden wir uns gerne und intensiv und zahlen in den nächsten 30 Jahren in unseren mittelmäßigen Jobs mit täglicher Fron unsere Hypotheken ab.
Fragen wir dann den Rentner, der gerade sein Haus abbezahlt hat, ob er es denn “geschafft hat”, sollten wir schon einmal vorsorglich den Rettungsdienst rufen. Denn Lachkrämpfe können in dem Alter das Leben kosten.
Leider haben wir längst vergessen, welche Funktion Ziele in unserem Leben spielen.
Ziele sind die Umsetzungsbausteine unserer persönlichen Vision. Ziele können daher nicht für sich selbst stehen. Genauso wie eine Arbeitsbiene nicht für sich allein, sondern für ihren Bienenstock steht.
Was ist ein Ziel ohne Vision? Das sollten Sie für sich selbst entscheiden. Vermutlich ist es aber etwas, von dem wir uns an der Nase herumführen lassen.
Wäre es nicht besser, eine eigene persönliche Vision zu entwickeln?
Vielleicht bieten sich die Osterfeiertage an, um darüber nachzudenken? Was meinen Sie?
Sehr schön finde ich in diesem Zusammenhang die Idee von Covey: Man stelle sich seine eigene Beerdigung vor und überlegt, was gesagt werden wird/soll.
Das ist einer von vielen möglichen Wegen. Ich mag Covey vor allen Dingen, weil er einen sehr ganzheitlichen Ansatz hat. Das „begin with the end in mind“ ist ja nur eines seiner 8 Prinzipien.