Am Ende bleibt nur Konsequenz

Greek cross hairsDie Bühne liegt im Dunkeln. Ein einsamer Lichtkegel taucht den Schauspieler in ein geisterhaftes Licht. Der Prinz von Griechenland schaut sinnend auf sein Smartphone. Der Display zeigt eine Europa-Flagge.

„#Grexit oder nicht #Grexit; das ist hier die Frage. Obs edler im Gemüt, die Tilgung und Zinsen des wütenden Geschicks erdulden oder, sich waffnend gegen einen See der Plagen, durch Widerstand sie enden? …“

Viele Geschichten sind oft unlogisch. So ist es auch diese. Wieso entscheidet im aktuellen Drama der Griechische Schurke? Denn legen wir den Maßstab einer Geschichte an, bleibt Tsipras nur diese Rolle. Helden sind ehrlich, sie verlangen nichts, was ihnen nicht zustehen würde. Sie lassen nicht andere für ihre Probleme bezahlen und sie sind immer bereit, eine Gegenleistung zu erbringen.

Nun ist das die Realität, aber wir wissen auch genau, das gerade Europäische Geschichte geschrieben wird. Wie wird die Geschichte später Merkel, Hollande, Zsipras und Co bewerten? Die Antwort ist nicht einfach. Denn wir sehen gerade, was gute Absichten bewirken. Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht.

Als die Welt 2009 in der Finanzkrise steckte und die Probleme Griechenlands sich nicht mehr verstecken ließen, war mein erster Gedanke: Maastricht Vertrag.

Griechenland hatte beim Start der Währungsunion getrickst, um mit dabei sein zu können. Daher wäre die logische Folge gewesen, das eurountüchtige Land vor die Tür zu setzen. Das klingt hart, aber die Aufnahmekriterien erfüllten einen Zweck und die drohende Griechenlandpleite stellte ihn eindrucksvoll unter Beweis.

Nationale Währungen sind gerade für schwächere Volkswirtschaften ein Segen. Denn eine nicht konkurrenzfähige Volkswirtschaft wertet einfach so lange ab, bis sie über ihre niedrigeren relativen Preise wieder konkurrenzfähig ist. So immunisiert die nationale Währung den lokalen Arbeitsmarkt gegen den Konkurrenzdruck von außen.

2009 wäre der frühe Grexit auch sehr billig gewesen – zumindest für den Steuerzahler. Private Investoren wären hart getroffen worden. Doch wäre auch das folgerichtig gewesen. Denn warum sollte der europäische Steuerzahler dafür aufkommen, dass Investoren sich verkalkulieren? Im schlimmsten Fall hätten einige Banken staatliche Stützungskredite gebraucht. Doch profitorientierte Unternehmen tendieren dazu, ihre Schulden nach und nach zurückzuzahlen. Bei Griechenland war von Anfang an klar, dass der Begriff „Kredit“ ein Euphemismus für Transferzahlungen ist. Niemand erwartete allen Ernstes, dass dieses Land jemals in der Lage, wäre seine Schulden zu tilgen. Außer man leiht sich das Geld für die Tilgungen von den „Kreditgebern“.

Die Frage nach dem Warum ist reine Spekulation. Ob es Idealismus oder Feigheit war, die unsere Politiker gegen die Grundlagen des Maastrichtvertrags verstoßen ließ, spielt heute keine Rolle.

Wir haben gesehen, dass es so nicht weiter gehen kann. Setzen wir den bisherigen Kurs fort, wird es nur umso teurer. Der Letzte Idealist sollte eingesehen haben, dass es Zeit für eine andere Lösung ist. Damit kommen wir wieder darauf zurück, was die Konsequenz von vorne herein geboten hätte. Griechenland braucht eine eigene Währung. Sowohl der Euroraum als auch Griechenland sind ohne den anderen besser dran.

Auf den Deutschen Steuerzahler kommen nach 6 Jahren kontinuierlicher „Griechenlandrettung“ 100 Milliarden Euro Kosten zu. Doch lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken in Dauerschleife.

Idealismus ist sympathisch, aber irgendwann kommt der Zeitpunkt der Vernunft. Ich glaube zwar, dass wir den schon vor Jahren passiert haben. Aber für Vernunft ist es nie zu spät. Das Gebot der Vernunft wäre jetzt der #Grexit.

Eines ist sicher. Diese Geschichte wird nicht mit einem „Ende gut, alles gut“ enden. Aber vielleicht mit einem „und wenn sie nicht gestorben sind, tilgen sie noch heute“. Ich wünsche mir, dass wir zukünftig den Wert von Prinzipien zu schätzen wüssten. Denn das Beugen von Regeln hat Deutschland nicht zum Wirtschaftswunderland werden lassen.

Hier noch einige Links von anderen Medien:

Max Otte bei n-tv

Jean Heuser bei DIE ZEIT

Christian Scholz bei manager magazin

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