Big Brother in der Blogosphäre
Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis ein Unternehmen sich des Leidensdrucks großer Unternehmen annimmt, den die Blogosphäre mit schöner Regelmäßigkeit auf sie ausübt. Im klassischen Medienbereich beobachten schon lange spezialisierte Agenturen die Veröffentlichungen über ihre Kundenunternehmen. Kommt ein Skandal an die Oberfläche, werden Krisen-PR Spezialisten eingeschaltet, um das Presse-Feuer wieder auszutreten.
In der Blogosphäre hat das bisher nicht so ganz funktioniert, wie Robert Basic mit seiner Blogskandal-Liste schön dargestellt hat. Ganz offensichtlich machen sich die großen PR-Agenturen vor allen Dingen Gedanken, wie sie Blogs für PR-Zwecke einsetzen können. Wer das Geschäft kennt, weiss aber, dass Pressemitteilungen wie herausgeputzte Bräute sind. Sie geben eine Realität wieder, in der alle mit einem Zahnpasta-Lächeln rumlaufen. Vielen Bloggern dreht sich dabei der Magen um.
Jedenfalls lässt sich die Bloglawine nicht mehr aufhalten, wenn sie sich erst einmal in Bewegung gesetzt hat.
Ein ungelöstes Problem und der Leidensdruck von Großkonzernen. Das klingt doch nach einem guten Markt, oder?
Das hat sich auch die Firma relevantNOISE gedacht. Ihr Geschäft beschreiben sie so:
relevantNOISE is a technology company dedicated to mining blogs for business intelligence. Our staff is a balanced mix of technology, marketing and business professionals who know exactly what to look for, how to find out, and how to present the information in a way that is meaningful to your business.
Ein Unternehmen also, dass Blogs beobachtet und so auswertet, dass die Marketingfachleute in den Kundenunternehmen erkennen können, was sich in der Blogosphäre abspielt. So weit so gut. Aber ist der Job überhaupt machbar? Es gibt ja unzählige Blogs!
Diesen Titanenjob traut man sich durchaus zu, denn in der FAQ über das Unternehmen heißt es über die Anzahl der beobachteten Blogs:
Currently, over 200 million and growing daily.
So bin ich auch darauf gestoßen, denn in meinen Statistik-Auswertungen tauchte ein seltsamer User-Agent (normalerweise Mozilla, Firefox, Internet Explorer und Konsorten) mit dem Namen RelevantNOISE.com auf. Mit anderen Worten, ich habe die Ehre auch beobachtet zu werden.
Da kommt man ins Grübeln. Liegt es daran, was ich vor Monaten über Apple geschrieben habe oder neuerdings über Volkswagen? Verstehen die „business und marketing professionells“ denn Deutsch oder macht das gar deren Data Mining Programm?
Ich frage mich allerdings auch, ob RelevantNOISE derzeit wirklich so glücklich mit seinen Kunden wird. Ich glaube, dass immer noch die Mehrzahl der Manager in großen Unternehmen keine Ahnung hat, was ein Blog ist und vor allen Dingen, welche vernetzte Gemeinschaft dahinter steht.
Wenn ich mit Unternehmern und Managern spreche, erzähle ich gerne von meinem Blog. Dabei überrascht es mich, dass die meisten erst einmal gar nicht verstehen, worüber ich spreche.
In diesem Umfeld dürfte es für RelevantNOISE vertrieblich nicht ganz einfach sein. Trotzdem finde ich die Idee (nicht als Blogger) als Unternehmer sehr spannend.
Es könnte sich lohnen, dass in dieser frühen Phase ein Deutsches MeToo StartUp auf den Zug springt und ein eigenes Werkzeug auf den Markt bringt. 🙂
Die nächste Frage ist allerdings, ob die Unternehmen das neue Wissen für sich nutzen können. Man könnte meinen, es gäbe hier ein paralleles Blogging, denn Robert Basic hat gerade das Thema aufgegriffen, wie PR-Professionells mit Bloggern umgehen oder eben nicht umgehen können.
Was Denken Sie?
Hallo,
ich betreibe erst seit Mitte Februar unter http://www.millionenblog.de eine Blogwebseite zum Thema Aktien, Finanzen und Geld. Die ganze Zeit habe ich darüber gerätselt warum mich Relevantnoise.com praktisch alle zwei Tage aufsucht. Nun weiß ich es, weil ich täglich aktuelle Newsmeldungen zu den Themen Aktien, Finanzen, Geld und Unternehmen schreibe.
Die Idee der automatischen Beobachtung durch Relevantnoise.com finde ich weniger erfreulich. Daher bin ich am überlegen den Robot zu blocken was ich ja bei WordPress einfach einstellen kann.
Viele Grüße
Andreas
Webmaster Millionenblog.de