Es kommt darauf an, was Du spielst

Wenn ich mir mein derzeitiges Leben ansehe, gefällt mir Manches und Vieles nicht. Schaue ich in eines meiner Bücher, lese ich da den Satz: „Deine Situation ist das Ergebnis all Deiner früheren Entscheidungen“. Dem kann ich schlecht widersprechen. Ein glattrasierter dürrer Mittfünfziger mit hochrotem Kopf während meines letzten Vortrags war da besser. „Für Dein Blut hast Du Dich nicht entschieden!“ Beeindruckt von seiner Fähigkeit, pointierte Aussagen zum dramatisch interessantesten Moment loszulassen, schaute ich ihn fragend an. Überflüssig zu sagen, dass sich eine kaum auszuhaltende Spannung unter den anderen etwa 150 Managern im Raum entwickelte.

„Deine Familie kannst Du Dir nicht aussuchen. Du gehörst dazu, ob Du es willst oder nicht“.

Er hat recht. Niemand kann bestreiten, dass unsere Familie und die Art wie wir aufwachsen uns ein Leben lang begleiten. Es beeinflusst, wie wir lieben, wie wir Probleme lösen, wie wir entscheiden oder wie sicher wir uns in Gesellschaft bewegen. Aus soziologischen Studien wissen wir, dass der Bildungsgrad der Eltern massive Auswirkungen auf den Bildungsweg der Kinder hat. Doch es geht noch weiter. Denn z.B. genetisch bedingte Krankheiten, wie Diabetes, Herzprobleme, bestimmte Arten von Krebs – all das ist Teil des Familienpakets, das jeder von uns mit seiner Geburt bekommt.

Wir sind also nicht gleich. Jeder startet individuell in dieses Leben. Doch damit nicht genug. Den neuen Chef, Konkurrenten, Kollegen, Nachbarn haben wir uns genausowenig ausgesucht, wie die Stoßstange des Unfallgegners, die sich durch unsere Beifahrertür gefressen hat.

Wie kann ich da auf die Idee kommen, dass unsere Situation das Ergebnis aller unserer vergangenen Entscheidungen ist? Gegenfrage! Wäre unser Leben heute anders, hätten wir uns in der Vergangenheit häufiger anders entschieden? Sie entscheiden. In meinem Fall hat dieser Satz Gültigkeit.

Natürlich haben wir Vieles in unserem Leben nicht unter Kontrolle. Es ist vielleicht wie in einem Kartenspiel. Du bekommst gleich am Anfang eine zufällige Hand mit guten und weniger guten Karten. Den Spielern um Dich herum geht es ähnlich. Wie das Spiel ausgeht, kann noch keiner sagen. Denn manche schlechte Karte kann in der richtigen Situation Wunder bewirken. Eigentlich gibt es keine schlechten Karten. Stattdessen gibt es gute und schlechte Momente, sie zu spielen.

Einer meiner Bekannten bricht zum Beispiel gerne eine eherne Regel. Um sich anzubieten, braucht er keine Zeugnisse und Zertifikate. Er hat nicht studiert und hat so viel Zeit gespart. Er hat trotzdem viel zu sagen und ohne die Bürde einer der üblichen Fachausdrücke spricht er um Längen verständlicher als viele andere. Eine Zeit lang habe ich ihn für seinen Mut bewundert. Bis ich herausgefunden habe, dass Bildung in seiner Familie keine Rolle spielt. Stattdessen folgt er einer klaren Idee: Wenn Du gut sein willst, dann musst Du Dir das praktisch erarbeiten. Er kannte die Regeln meiner Kindheit nicht, dass Bildung und der Nachweis darüber wichtig sind. Dass Du ohne Zertifikate keine Chance hast. Aus zwei Nachteilen hat er einen Trumpf gemacht.

Wer Pläne schmiedet, wird in Kontakt mit der Realität viele Enttäuschungen erleben. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, das wir unsere Ziele nicht direkt erreichen. Die anderen (Karten-)Spieler schaffen immer wieder neue Situationen. Das mag uns stören. Vielleicht wird es unmöglich, einen eingeschlagenen Weg fortzusetzen oder wir kommen unerwartet schneller am Ziel an. Alles ist möglich. Aber nach wie vor gilt, Entscheidungen geben unserem leben seine Richtung. Wir bestimmen nicht alles, aber Vieles.

Zum Beispiel, welches Spiel wir eigentlich spielen. Welche Bedeutung die Karten in unserer Hand haben, hängt stark von ihrem Wert ab. Mag sein, dass wir beim Poker allenfalls bluffen können und beim Skat müssten wir vielleicht auf ein starkes Blatt unseres Partners hoffen. Aber für Mau-Mau oder Schwarzer Peter gibt es kaum ein besseres Blatt. Übertragen aufs richtige Leben bedeutet das, suchen Sie sich Ihren eigenen Weg. So wie mein Bekannter. Alle anderen spielen das Zeugnis-Spiel. Er dagegen setzt auf seine Persönlichkeit und Lebenserfahrung. Denn in diesem Spiel hat er die besten Karten.

Nein! Dein Blut kannst Du nicht wählen. Ich finde das gut. Denn damit können wir auch die ewigen Vergleiche hinter uns lassen. Mag sein, dass viele heute besser dastehen als ich. Aber warum sollte ich mich mit ihnen vergleichen?

Der einzig interessante Vergleich ist doch, ob ich heute besser dastehe als gestern. Wie ist es mit Ihnen? Was ist heute besser als gestern? Was ist heute besser als vor einer Woche? Was ist heute besser als vor einem Jahr? Ich weiß, darüber müssen Sie erst einmal nachdenken. Denn viele denken lieber an die Dinge, die nicht so gut gelaufen sind. Machen Sie es besser. Spielen Sie Ihr eigenes Spiel.

Der Mittfünfziger mit dem prägnanten Satz macht das auch. Er ist in seiner Firma dafür bekannt, die prägnantesten Sätze zu formulieren. Da mag es nicht wundern, dass der ehemalige Sozialarbeiter(!) heute das Marketing eines erfolgreichen Unternehmens leitet. Denn im Marketing kommt es immer auf die richtige Botschaft an.

Ein Fehler ist kein Fehler

Fehler

Jeder Fehler rächt sich. So ist es. Daher würden wir auch liebend gerne auf sie verzichten. Fehler kosten Zeit, Geld und leider oft auch den guten Ruf. Vor einiger Zeit gab es sogar eine Studie darüber, dass es eine schlechte Idee ist, Fehler zuzugeben.

Ein junger Mann, der später zum posthum verehrten Führer einer neuen Religion aufstieg, fand dafür einen guten Spruch, der auch noch nach 2.000 Jahren Gültigkeit hat: „Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein!“ Er wollte uns daran erinnern, dass wir alle Fehler machen.

Trotzdem bestrafen wir Fehler gerne. Ich frage mich nur: warum? Vielleicht liegt es daran, dass wir so die Lerngeschwindigkeit erhöhen? Wenn wir wissen, dass ein Fehler unsere Karriere ruinieren kann, sind wir vielleicht vorsichtiger. Oder wir gehen kein Risiko ein. Beides begrenzt uns und kostet uns Gestaltungsmacht.

Es ist einfach, einen anderen zu verdammen. Besonders dann, wenn das Ergebnis eigentlich hätte klar sein können. Nehmen wir zum Beispiel Karl-Theodor zu Guttenberg. Der Freiherr hätte damit rechnen können, dass seine Doktorarbeit ihn irgendwann einmal ins Verderben stürzt. Als es dann passierte, macht er sich vor der versammelten Presse zum Lügenkasper. Hätte er doch gleich wissen können, dass das nicht gut geht.

Schummeln ist allerdings an der Tagesordnung. Schüler und Studenten haben Spickzettel, sie schreiben aus dem Internet ab, später wird bei der Steuererklärung geschummelt und die Putzfrau kratzt aus reiner Nächstenliebe den Harnstein vom Klo ab.

Trotzdem werfen wir brav unseren Stein. Warum auch nicht? Indem wir den einen Erwischten bestrafen, läutern wir uns selbst. Was würde eigentlich passieren, wenn wir solche Fehler nicht bestraften?

  1. Die Medien wären pleite. Schließlich steigert nichts so sehr Auflagen und Leserschaft, wie ein guter Skandal.
  2. Wir hätten mehr Politiker. Mit ein Grund, warum das politische Führungspersonal so ausgedünnt ist, ist unsere Unnachgiebigkeit gegenüber individuellen Verfehlungen.
  3. Angestachelt von den schlechten politischen Vorbildern, würden wir uns vielleicht auch trauen, mehr Fehler zu machen.
  4. Möglicherweise hätten wir eine durch und durch unmoralische Gesellschaft. Was wäre gleich der Unterschied gegenüber heute? Ach so ja, wir sind ja heute alle Musterschüler.
  5. Wir würden uns mehr um unseren eigenen Kram kümmern.

Eine Fehlerkultur

Wenn Unternehmen sich dazu entschließen, Fehler als Teil der Ausbildung zu tolerieren, nennt sich das „Fehlerkultur“. Damit ist auch klar, wovon wie hier sprechen. Kultur ist das Feigenblatt, dass sich unsere Gesellschaft schamhaft zwischen die Beine steckt, wenn der Kommerz mal wieder zu schamlos wird. Oder anders gesagt: Wenn wir Kultur und Kommerz gegeneinander abwägen, verliert daher immer die Kultur. Hat ein Unternehmen eine „Fehlerkultur“, dann gibt es garantiert eine Kostengrenze, die einen „Fehler mit Kultur“ von einem „unverzeihlichen Fehler“ trennt.

Genau deshalb klingt eine „Fehlerkultur“ zwar gut, aber sie bewirkt nichts. Denn niemand macht absichtlich Fehler. Wie könnten wir dann den finanziellen Schaden eines Fehlers begrenzen? Zumal die meisten Entscheidungsfehler bei der Risikoeinschätzung gemacht werden.

Fehler sind dazu da, dass wir daraus lernen. Manchmal lernen wir, dass wir mit einer Lüge nicht davon kommen. Meistens haben wir aber einfach nicht bedacht, was alles schief gehen kann. Wer mit älteren (erfahrenen) Menschen spricht, erfährt viel darüber, was sie nicht wollen. Da spricht die Erfahrung. Während unsere Vorstellungskraft große Visionen entwirft, bewahren unsere Erfahrungen uns davor, vergangene Fehler zu wiederholen.

Ich denke, wir müssen uns klar machen, welche Fehler wir tolerieren wollen und welche nicht. Ein Preisschild kann nicht das richtige Kriterium sein. Manche Fehler verstoßen gegen Gesetze, weil andere Menschen zu Schaden kommen. Die Strafe ist dann richtig. Allerdings sollten wir nach verbüßter Strafe nach vorne sehen. Straftäter sind die, die nicht erwischt wurden. Aus dem Gefängnis Entlassene sind Büßer, die zumindest eine zweite Chance verdienen.

Wer heute im Geschäftsleben einen Fehler macht und alles dafür tut, um ihn ungeschehen zu machen, hat zumindest etwas dazu gelernt. Warum also sollte man ihn dann dafür bestrafen?

Vielleicht war auch dieser Blogbeitrag ein Fehler? Was denken Sie?

Gestaltungsmacht

Meine persönliche Gestaltungsmacht

kraft gestaltungsmacht

Über Gestaltungsmacht muss man nicht nachdenken. Zumindest solange nicht, wie wir nicht an unsere persönlichen Grenzen stoßen. Anders sieht es aus, wenn wir das Gefühl haben, nichts zu bewegen. Die traurigste Frage, die sich dann so mancher stellt ist, „macht es überhaupt einen Unterschied, ob ich da bin?“ Mal von allen Einwänden der Germanisten abgesehen, ob wir im Deutschen einen Unterschied „machen“ können, sollte sich diese Frage niemand stellen müssen.

Denn jeder Mensch hat Gestaltungsmacht. Unsere persönliche Gestaltungsmacht ist nichts anderes als Zeit. Die Ausgangslage ist für alle gleich. Jeder hat 24 Stunden pro Tag. Warum fühlen wir uns dann manchmal so machtlos? Die einen sind so sehr eingespannt in ihre täglichen Zwänge, dass sie einfach keine Zeit mehr zur Verfügung haben. Die anderen wissen nicht, wie sie ihre Zeit einsetzen müssen, um etwas zu bewegen. Die Ursache dafür ist die gleiche: Die Qualität unserer Zeit.

Wir haben Erfahrung, Kompetenz, Informationen und wir sind kreativ. Damit bekommt unsere Zeit Qualität. Fehler kosten Zeit, weil wir sie in das Falsche investieren und weil wir unsere Fehler wieder gut machen müssen. Haben wir bereits das Know-How, wie man zum Beispiel eine Online-Konferenz organisiert, kostet uns das nicht viel Zeit, während ein anderer für sein Learning-by-doing mit der gleichen Aufgabe einen halben Tag verplempert. Wenn wir das Rad noch einmal neu erfinden, fehlen uns die richtigen Informationen. Auch das kostet Zeit. Wer kreativ ist, findet vielleicht die eine oder andere Abkürzung, um schneller ans Ziel zu gelangen. Aber warum kreativ sein, wenn wir alles so machen, wie wir das schon immer gemacht haben?

Potenziell haben wir also jede Menge Gestaltungsmacht. Wir haben 24 Stunden pro Tag, wir haben Erfahrungen gesammelt, wir haben uns Kompetenzen erworben, wir sind informiert und wie sind qua Natur kreativ.

Aber das gilt nur für einen schmalen Bereich. Schauen wir uns doch einmal den Extremfall an: Frank ist ein großartiger Buchhalter. Dort hat er all das, was seine persönliche Gestaltungsmacht auszeichnet. Aus einer Laune heraus beauftragt ihn sein Chef mit dem Vertrieb eines neuen Produkts. Was passiert? Nicht viel! Frank fehlt die Gestaltungsmacht. All die Zeit, die er für seine Aufgabe bekommt, wird ihm nichts helfen.

Er kann natürlich versuchen, Erfahrungen zu sammeln, Kompetenz in Seminaren zu erwerben, Informationen zu sammeln und sogar kreative Formen der Ansprache zu entwickeln. Dann ist er zwar beschäftigt, aber er bewegt trotzdem nichts. Frank mag ein Gott in Sachen Buchhaltung sein, aber als Verkäufer ist er ein Niemand.

Dabei haben wir noch nicht einmal das Thema natürlicher Begabungen gestreift.

Zum Glück müssen Buchalter selten auf Vertriebsberater umsatteln und umgekehrt. Trotzdem kann uns die Idee der persönlichen Gestaltungsmacht zum Nachdenken bringen.

Ihr persönliches Gestaltungsmacht-Quiz

  • Kennen Sie wirklich alle Fehler, die man bei Ihren aktuellen Aufgaben machen kann?
  • Ist Learning-by-doing bei Ihnen eher häufig oder eher selten?
  • Stellen Sie nachträglich oft fest, dass Sie Ihre Probleme hätten einfacher lösen können?
  • Wann haben Sie das letzte Mal eine völlig neue Lösung gefunden und damit viel Zeit gespart?

Ein kleiner Gedankenanstoß: Fragen Sie bei nächster Gelegenheit erfahrene Kollegen nach den Fehlern, die Sie vermeiden sollten. Holen Sie sich beim Learning-by-doing gleich einen kompetenten Kollegen dazu. Fragen Sie bei jeder Gelegenheit nach aktuellen Lösungen in Ihrem Aufgabenbereich, auch wenn Sie glauben, alles zu wissen. Sprechen Sie auch mit Menschen, die Ihrer Denkweise fremd sind. Das ist zwar anstrengend, aber wer seine bisherigen Denkbahnen verlassen möchte, braucht Menschen, die außerhalb davon denken.

remote control

Warum einfach manchmal einfach zu wenig ist

remote control

Unser Fernseher erteilt uns jeden Tag eine Lektion in Sachen Entscheidungen. Am Fernsehprogramm liegt es nicht.

„Streaming hat mein Leben verändert!“ So der begeisterte Kommentar eines Freundes, der sich sein Fernsehprogramm selbst zusammenstellt. Doch das kann ungeahnte Probleme schaffen.

Wie gut kommen Sie mit der Fernbedienung Ihres Fernsehers zurecht? Auf so eine Frage weiß man nicht, was man antworten soll. Auf diesem schwarzen Plastikbalken befinden sich so viele Tasten. Es ist ein Wunder, dass die Menschheit überhaupt fern sieht.

Wir haben Glück. Denn die Natur hat uns mit einer großartigen Gabe ausgestattet. Wir können das Wichtige vom Unwichtigen trennen. Innerhalb kürzester Zeit lernen wir, wie sich der Fernseher ein- und ausschalten lässt, wie wir die Sender wechseln und die Lautstärke verändern. Danach wird es mau. Die meisten anderen Tasten sind tabu, weil man nicht so recht weiß, was sich dahinter verbirgt. Mir geht es manchmal so, dass ich aus versehen etwas drücke und dann so im Unbekannten festhänge, dass ich nur wieder herauskomme, indem ich den TV ausschalte. Auf optionale Funktionen können wir gut verzichten.

Unser Umgang mit der Fernbedienung ist unserem Leben gar nicht unähnlich. Wir vereinfachen alles auf das Wesentliche. Das ist nützlich für schnelle Entscheidungen. Wir blenden alle nicht wichtigen Handlungsalternativen aus. Wie bei der Fernbedienung verzichten wir auf überflüssige Optionen.

Mein aktueller Fernseher hat allerdings einige Funktionen, die das 13 Jahre alte Gerät zuvor nicht kannte. Ich könnte daran meine E-Mails lesen, ich könnte skypen, ins Internet gehen, mir meine Musiksammlung von meinem Hausserver anhören und vieles andere mehr. Für all das gibt es viele neue Tasten. Die meisten davon meide ich.

Unser Fernseher steht im Wohnzimmer. Da kommen Veränderungen nur mit neuer Technik ins Haus. Unser Leben dagegen bringt uns ständig in neue Situationen. Jedes Mal hätten wir unendlich viele Handlungsalternativen. Doch wir sehen sie nicht.

Wir sehen nur den Ein- und Ausschalter, die Senderwahl und die Lautstärke. Es funktioniert. Wir kommen zurecht. Aber genügt das? Wie sehen Sie das? Genügt es Ihnen, nur zurecht zu kommen oder wird es nicht vielleicht Zeit, einen genauen Blick auf die vielen Optionen zu werfen, die wir in der Vergangenheit nicht gesehen haben?

Es könnte Ihr Leben verändern!

Freiheit

Freiheitsgrade des Rückgrats

Freiheit

Freiheit ist ein Gut, das uns ausschließlich durch seine Abwesenheit auffällt. Was hier so gedrechselt daherkommt, ist in Ländern wie Nord-Korea, dem Iran oder Weißrussland schmerzliche Realität. Spätestens seit der Wende gibt es auch hierzulande dagegen für Freiheitskämpfer keine aktuellen Jobangebote.

Eine freiheitliche Grundordnung bedeutet allerdings nicht, dass wir tatsächlich frei sind. Wir haben auch die Freiheit, unfrei zu sein. Wie viele Menschen diese Freiheit zur Unfreiheit wohl in Anspruch nehmen? Wer kann das wissen? Allerdings weiß ich, dass ich mich auch gerne selbst beschränke. Zum Beispiel scheue ich mich davor, einen potenziellen Kunden durch Akquiseanrufe zu stören.

Vertriebsprofis raten mir dann schon einmal: „Davon müssen Sie sich frei machen!“ Ja, Skrupel sind echte Spielverderber! Es gibt da ein spannendes Buch über Psychopathen und was wir von ihnen lernen können. Psychopathen machen sich von einschränkenden persönlichen Skrupeln frei. Sollten wir dann psychopathischer sein, um frei zu sein?

Viele bewundern Menschen, die sie sich über die üblichen Skrupel hinwegsetzen. Ein gutes Beispiel dafür ist Wladimir Putin. Seine kompromisslose Haltung hat ihm hierzulande viele Fans eingebracht. Das mag stimmen, gleichzeitig machen uns Skrupel auch liebenswert. Was in einer Erfolgsgesellschaft oft als Makel gilt, verleiht uns doch eigentlich unseren Charakter.

Ich gebe es zu. Oft bin ich einfach nur ein Schisshase. Aber es sind auch meine Werte, die mich einschränken. Was nützte es mir, wenn ich meine Werte ignoriere? Was hat Martin Luther King in seiner I-have-a-dream-Rede gesagt? Er wünscht sich, dass seine Kinder eines Tages am Inhalt ihres Charakters gemessen werden und sie nicht nach der Farbe ihrer Haut bewertet werden. Analog wünsche ich mir, dass wir an unserem Charakter und nicht am Grad der Freiheit gemessen werden, die wir uns herausnehmen.

Wie sehen andere das? Ich habe keine Ahnung. Aber wie heißt es so schön? „Liebe kannst Du nicht kaufen.“ Charakter auch nicht.

Wo aber bleibt dann unsere Freiheit, wenn der Charakter sie einschränkt? Freiheit ist unendlich. Nur weil wir das eine oder andere nicht machen wollen, zum Beispiel potenzielle Kunden stören, bedeutet es nicht, dass wir nicht trotzdem unsere Ziele erreichen.

Der direkte Weg mag vielleicht nicht frei sein, aber es gibt unendlich viele andere Wege zum Ziel. Wir müssen sie nur für uns entdecken. Zum Beispiel könnte es ja sein, dass sie jetzt diesen Beitrag lesen, weil er Sie interessiert. Sie haben den Entscheiderblog.de aus freien Stücken geöffnet. Möglicherweise finden Sie die Ideen hier so spannend, dass Sie mich für einen Vortrag in Ihrem Unternehmen buchen? Das mag ein indirekter Weg sein, aber er macht uns beiden bedeutend mehr Spaß, als wenn ich Sie bei einem wichtigen Gedanken im Büro störe.

Lässt sich ein Gelenk unabhängig voneinander in unterschiedliche Richtungen drehen, spricht man in der Technik von Freiheitsgraden. Wir selbst bestimmen durch unseren Charakter, wie viel Freiheitsgrade wir uns selbst geben. Wenn wir Charakter meinen, sprechen wir im Alltag gerne auch vom „Rückgrat„.

Wie viele Freiheitsgrade soll Ihr Rückgrat haben? Die Freiheit „nehm ich mir“ und denke hin und wieder darüber nach. Wie in diesem Artikel. 🙂

Dem Impuls folgen

BabymonsterDer Fremde taucht plötzlich aus dem Dunkeln der Nacht auf. In seiner Hand blitzt ein Messer. Keine Zeit, lange zu überlegen! Blitzschnell heben wir einen großen Stein auf und schlagen damit auf den Angreifer ein.

Vor 3.000 Jahren ist diese Entscheidung goldrichtig gewesen. Damals gab es keine Polizei und das Recht lag meistens beim Stärkeren. Für diese Situationen hat die Natur den Impuls geschaffen, auf dessen Grundlage wir viel und schnell auf einmal entscheiden können.

Die gleiche Situation in der heutigen Zeit ist viel schwieriger zu bewerten. Wenn der Mann mit dem Messer auf der Intensiv-Station liegt, kommen schnell die Anwälte und fragen, ob wir angemessen reagiert haben.

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Tod in Tassen und andere Kontexte

Plörre des Todes»Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?« Die Frage ist einfach genug. Mag ich Kaffee, könnte ich einfach “ja” sagen. Doch nicht immer ist das die beste Antwort.

Denn bei jeder Entscheidung kommt es auf den Kontext an.

Die Kaffeemaschine des Kunden spuckt eine eklig bittere Brühe aus. Wir starren in eine ungenießbare braune Todesplörre! 😯

Spätestens wenn unser Gegenüber dann genießerisch an an seiner Tasse nuckelt, ist uns klar, warum Entscheidungen nicht zurückgenommen werden können.

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Vergeben und vergessen

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Entscheidungen geben unserem Handeln eine Richtung.

Die meisten denken allerdings nicht an ihre langfristigen Ziele, wenn sie von Wut, Ärger oder Enttäuschung übermannt werden. In sol­chen Fällen sollten wir lieber keine Entscheidungen treffen und abwar­ten, bis wir wieder ausgeglichen sind. Anders ist das, wenn uns der Ärger auf einen Feind immer wieder heimsucht und wir die Palme nicht mehr verlassen wollen, auf die wir uns zuvor getrieben haben.

Unabsichtlich

Wer lebt, macht Fehler. Das lässt sich kaum vermeiden. Manchmal stoßen wir andere Menschen vor den Kopf, die dann nicht mehr gut auf uns zu sprechen sind. Umgekehrt enttäuschen Menschen uns, denen wir das niemals zugetraut hätten.

Das ist normal und selten geschieht es mit Absicht. Und wenn es doch so ist, dann fällt es den Meisten nicht leicht, so zu handeln.

“Wie konnte er das nur tun?” Fragen wir uns dann vielleicht. Wobei das “Wie” vermutlich nicht die richtige Frage ist. Allerdings gibt es selten Gründe, die uns als Opfer der Enttäuschung zufrieden stellen würden.

Einseitig

Das hat seinen Grund in der sog. Refraktärphase. In dieser Zeit, die von wenigen Momenten bis zu ein paar Wochen dauern kann, verarbeiten wir ausschließlich Informationen, die unser Gefühl be­stä­ti­gen.

Bestes Beispiel im Positiven: Wenn wir verliebt sind, ist unser Herzblatt ein wahres Genie in allen Dingen und kann überhaupt nichts Schlechtes tun. Erst wenn die Verliebtheit abklingt, wird der andere wieder menschlich und nicht jede seiner Ideen verdient noch den Nobelpreis.

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Entscheider PS

imageTestosteron macht viele Männer erfolgreich. Mut und der Wille die Dinge kompromisslos umzuset­zen, komme was da wolle, macht es zur natürlichen Erfolgsdroge der Macher. Allerdings hat sie auch ein paar Nachteile …

Vor einiger Zeit bin ich einem testosteronstrotzenden Anwalt begegnet. Wir Männer haben in der Regel meist genug davon. Aber er war schon ein besonde­res Exemplar.

Der Herr der Ringe

Schon bei der Begrüßung wollte er mir zeigen, wer der Herr im Ring ist. Nachdem ich meine Hand diesem zupackenden Wesen entrissen und in Sicherheit gebracht hatte, ging es allerdings erst richtig los.

“Sie glauben also mir noch etwas über Entscheidungen erzählen zu können?” Die Frage war mehr eine Feststellung.

“Ich will Ihnen mal etwas sagen. Ich entscheide seit über 50 Jahren und den größten Teil der Zeit habe ich das bestimmt besser gemacht als Sie”, fuhr er fort.

Ein offenes Ohr

“Na dann erzählen Sie doch mal”, antwortete ich.

Damit hatte er nicht gerechnet. “Ja … wie? … Ach so!”

Neben seinen vielen Vorteilen hat Testosteron einen großen Nachteil. Wer unter seinem Einfluss steht, neigt zum Tunnelblick und kann daher auch gut aus dem Konzept gebracht werden.

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Augenhöhe mit dem Schicksal

imageWas für ein Typ Mensch ist ein Entscheider? Glauben wir dem Scherenschnittbild der  Medien, sind Entschei­der machtorientierte Men­schen, die Dinge nach ih­rem Willen in Bewegung setzen.

Einspruch!

Tatsächlich ist jeder von uns ein Entscheider. Ohne unsere Entschei­dungen überlebten wir keine zehn Minuten. Gehirnforscher haben herausgefunden, dass wir jeden Tag rund 20.000 Entscheidungen treffen. Die meisten davon sind uns allerdings nicht bewusst.

Mit unseren Entscheidungen geben wir unserem Handeln eine Richtung. Wir tragen die Verantwortung für den Platz im Leben, den wir einnehmen. Unsere Entscheidungen haben uns dorthin geführt.

Entscheiderhandeln

So mancher mag sich fragen, wie wir es denn anders hätten machen sollen. Denn oft werden wir ja mit Situationen konfrontiert, die außerhalb unserer Gestaltungsmacht liegen. Was soll zum Beispiel ein Arbeiter sagen, wenn sein Arbeitgeber pleite geht?

Es kommt darauf an. Hat er zuvor privat an seinen Qualifikationen gearbeitet und vielleicht sogar an seinen Wochenenden Fortbildungen besucht, sieht es anders aus als, wenn er seinen Feierabend und seine Wochenende vor dem Fernseher verbracht hat.

Selbstgemachte Spielräume

Ersterem stehen mehr Möglichkeiten zur Verfügung als Letzterem. Das zeigt, wo das Entscheidungsproblem anfängt. Nämlich weit vor der Unternehmenspleite. Entscheidungen geben unserem Handeln eine Richtung und das meistens weitreichender als sich die meisten das vorstellen.

Gute Entscheider schaffen sich frühzeitig ihre Möglichkeiten – das ist wieder ein Satz, dem unsere Medien bestimmt zustimmen. 🙂