Die entscheidende Kreativität

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„Was haben gute Entscheidungen mit Kreativität zu tun?“

Fragte mich ein Dienstleistungsunternehmer. Er war es gewohnt, seine Entscheidungen vornehmlich nach rein betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu treffen. Kreativität brachte er eher mit wirren Wuschelköpfen und abgedrehten Marketiers in Zusammenhang.

Allerdings sah er bereits seit zwei Jahren kein Land mehr in seinem Unternehmen. Viele seiner Wettbewerber hatten sich besser entwickelt und einige Kunden-Empfehlungen ließen sich seltsamerweise nicht in Aufträge ummünzen.

Er war zunächst wenig überzeugt, dass dies aus schlechten Entscheidungen herrühren könnte. Aber da die ersten zwei Stunden beim Herrn Lietz kostenlos sind, konnte es ja nicht schaden 😉

In der Entscheidungs-Risiko-Analyse (ERA) stellte sich dann heraus, dass unser Dienstleister zwar ein sehr brauchbares Auswahlverfahren für seine Entscheidungsalternativen einsetzte, aber es fehlte ihm an guten Alternativen. 😮

Daher meine Aussage: „Sie brauchen mehr Kreativität in Ihren Entscheidungen!

Wie wollen wir gute Entscheidungen treffen, wenn die Alternativen sich eher wie die Wahl zwischen einer Wurzelbehandlung beim Zahnarzt und einer vielversprechenden Elektroschocktherapie bei einem 3. Welt-Geheimdienst Ihrerer Wahl verhalten? 😯
Daher gehört zum guten Entscheiden auch die eine oder andere Kreativitätsmethode, um richtig gute Alternativen zu finden.

Ich setzte dazu gerne die Osborn-Methode ein (Alex Osborn), die man sich sehr gut über das Kürzel SCAMMPERR merken kann:

Substitute something – läßt sich ein Aspekt ersetzen?
Combine it with something else – läßt es sich mit etwas anderem kombinieren?
Adapt something to it – läßt sich ein oder mehrere Aspekte anpassen?
Magnify or add to it – läßt sich etwas hinzufügen oder ein Aspekt vergrößern?
Modify it – welche Eigenschaften lassen sich umgestalten?
Put it to some other use – kann ich es in einem anderen Kontext einsetzen?
Eliminate something – läßt sich etwas entfernen oder ein Aspekt verkleinern?
Rearrange it – läßt sich die Reihenfolge oder Struktur verändern?
Reverse it – was passiert, wenn ich alles umkehre? Kann die Idee ins Gegenteil verkehrt werden?

Mit etwas Kreativität beim Entscheiden klappts dann auch wieder mit den Alternativen! 😛

Unternehmer haben Ihren eigenen Kopf

© James Steidl - FOTOLIAIch komme gerade aus einem Business Club Meeting.

Da kam die Sprache auf die Umsetzung von Entscheidungen. Ein Gast meinte, dass dies eigentlich kein Thema ist, wenn der Unternehmer seine Mitarbeiter achtet und ihnen den Sinn am Ganzen vermittelt. Nach dem Motto: Wir sitzen alle in einem Boot. Mit dieser Einstellung beteiligt der Unternehmer seine Mitarbeiter an den Entscheidungsprozessen. So komme es ganz natürlich zum Zug an einem Strang. Entscheidungen würden alle gemeinsam mit voller Kraft umsetzen.

Ich glaube das auch. Ich habe allerdings auch die Erfahrung mit einer großen Anzahl von Unternehmern gemacht. Die meisten Unternehmer hatten Ihr Unternehmen eigenhändig aufgebaut und sind dabei hohe private Risiken eingegangen.

Sie sind stolz darauf, was Sie erreicht haben, weil Sie auch wissen, dass dafür eine ganz bestimmte Lebenseinstellung vorhanden sein muss, die den meisten Angestellten abgeht. Arbeitszeiten von 7:00 Uhr bis 22:00 Uhr sind für viele Unternehmer normal.
Gleichzeitig beklagen viele, dass ihre Mitarbeiter nicht den richtigen „unternehmerischen Biss“ haben.

Da fällt es natürlich sehr schwer, den Mitarbeitern die gleiche Achtung entgegen zu bringen, wie das gegenüber einem erfolgreichen Unternehmerkollegen der Fall wäre. Ein Unternehmer ging sogar so weit, von „allgemeiner Faulheit und Dummheit“ zu sprechen. (Vielleicht werde ich Ihm mal die Adresse von Herrn Widmer zustecken 🙂 , damit es demnächst besser mit der Personalauswahl klappt.)
Wie kann ich diesen Unternehmern dabei helfen, trotzdem Entscheidungen so zu treffen, dass die Umsetzung mit der größtmöglichen Unterstützung erfolgt?

Was immer funktioniert, ist eine klare Abschätzung der eigenen Interessen.

Wenn ich als Unternehmer eine Entscheidung umsetze, dann verfolge ich damit immer ein bestimmtes Ziel. Jede Entscheidung schafft Betroffene und Beteiligte. Damit es mit der Umsetzung klappt, muss ich als Unternehmer dafür sorgen, dass es mehr Beteiligte als Betroffene gibt. Andernfalls kann ich mein Ziel vergessen. 😯

Daher berücksichtige ich die Interessen meiner Mitarbeiter in meinen Entscheidungen, auch wenn sie ja alle „nur“ eine Angestelltenmentalität haben 😉

Der andere Weg, die Lebensvorstellungen des Unternehmers auf den Kopf zu stellen, halte ich offen gesagt für verwegen. Denn dazu müßte dieser sich grundsätzlich ändern wollen und welcher ansonsten erfolgreiche Unternehmer möchte das schon?

Halten Sie sich bitte nicht an die Regeln

Gestern bei der Sternstunde für Unternehmer in Rüsselsheim:

Unternehmer: „Herr Lietz, das waren zwar spannende Vorträge, aber ich glaube, dass diese Strategien nicht mehr funktionieren“.

Ich: “ Wenn Sie das glauben, dann wird das bei Ihnen vermutlich stimmen. Können Sie da noch etwas konkreter werden?“

Unternehmer: „Ich meine z.B. die großen Ausschreibungen in Europa zu den kommunalen Bauprojekten. Dort müssen Sie in einer ganz bestimmten Form die Ausschreibung bearbeiten und es steht ausdrücklich dabei, dass man nichts hinzufügen darf. Wer über die Auschreibung befindet, findet man nicht heraus und der Entscheidungsprozess ist auch nicht öffentlich. Nur am Ende erfährt man, dass man nicht den Zuschlag bekommen hat“.

An dem Abend hatten wir u.a. Vorträge über Marketingmaßnahmen, um systematisch Nachfrage zu schaffen, über Networking und über „unverwechselbar und authentisch“ sein.

Ich glaube daher schon, dass es Strategien gibt, die in diesem Fall funktionieren. Wenn Sie auch ein Unternehmer sind, der an solchen Ausschreibungen teilnimmt, dann haben Sie ein Problem. Das Ausschreibungsverfahren versucht alle Angebote gleich zu machen. Wir alle wissen, dass dies nicht die Realität ist. Jedes Unternehmen ist anders geführt und wird daher auch unterschiedliche Ergebnisse produzieren. Wenn Sie sich auf die Vorgaben des Ausschreibers einlassen, dann können Sie das eigentlich nur tun, wenn Sie dem Ausschreiber als Unternehmer bereits aus eigener Anschauung gut bekannt sind.

Ansonsten können Sie natürlich den niedrigsten Preis bieten. Allerdings wissen Sie und ich, es gibt immer ein Unternehmen, das noch verzweifelter ist als Sie 😮 und wird Sie unterbieten.

Also könnte es eine gute Strategie sein, gegen die Regeln zu verstoßen! Aber auch das bitte strategisch. Denn Sie wollen ja auffallen und den Eindruck erwecken, dass Ihr Angebot unabhängig vom Preis das beste ist. Daher werden Sie im Bereich Ihrer Stärken gegen die Regeln verstoßen.

Nehmen wir an, Sie haben Ihre Stärke im Risikomanagement solcher Großprojekte. Dann würde es sich anbieten, dass Sie der Ausschreibung beifügen, welche Risiken Sie für die Umsetzung entdecken konnten. Zusätzlich zeigen Sie auf, welche Ansätze Sie zu Risikovermeidung sehen.

Damit gefährden Sie nicht die Vergleichbarkeit der Standardleistungen. Aber derjenige, der die Ausschreibung bearbeitet kann an diesem Thema schlecht vorbei. Insbesondere, wenn Sie Aspekte aufdecken können, die niemand in der Ausschreibung vorher gesehen hat.

Ist das eine Garantie dafür, dass Sie den Zuschlag bekommen? Absolut nein, aber Sie erhöhen Ihre Chancen nachhaltig und bringen Ihr Unternehmen nicht in Gefahr, ein Projekt zu einem zu niedrigen Preis durchführen zu müssen.

Schauen Sie sich die guten Unternehmer in unserem Land an. Keiner von Ihnen hält sich an „die Regeln“. Regeln sind für Angestellte, Unternehmer müssen neue Wege gehen und die haben nichts mit Regeln zu tun 🙂

Die hohe Kunst das Ziel seiner Entscheidung zu kennen

Eine Maschine gibt nach 35 Jahren ihren Geist auf und läßt sich nicht wieder reanimieren 😮

Ihre Aufgabe war es all die Jahre, Kleinserien für Kunden herzustellen. Dazu war die Anlage maximal 4 Tage im Monat in Betrieb.

Was soll der Unternehmer (nennen wir ihn Hermann W.) jetzt machen? Über Deckungsbeiträge darf man bei dieser Auslastung gar nicht erst sprechen und die Neuanschaffung kostet ein kleines Vermögen. Eine rein technokratische Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass auch die Produktion auf der bereits lange abgeschriebenen Maschine nicht rentabel war. Daher kann der Schluss nur heißen, weg mit dem Krempel und Konzentration auf das lukrative Gross-Seriengeschäft.

Zu diesem Schluss war auch ein Berater gekommen, der Hermann W. in einer anderen Angelegenheit beriet und diese Analyse als Zusatzauftrag anfertigte.

So weit so gut. Unternehmer W. hatte zwar kein gutes Gefühl, da er gerne auch auf Spezialwünsche seiner Kunden einging. Aber er mußte sich (wie er dachte) der Logik der Zahlen beugen.

Fortan lehnte das Unternehmen die verlustreichen Kleinserienaufträge ab und konzentrierte sich auf das Geschäft mit hohen Deckungsbeiträgen.

2 Jahre später mußte sich Hermann W. eingestehen, dass sein Lebenswerk in der Krise steckt. Wichtige Kunden waren sukzessive abgesprungen und vergaben Ihre Aufträge an Wettbewerber, die teilweise in Fernost produzieren ließen und daher preiswerter waren.

Was war geschehen? Die Kunden hatten ursprünglich ein klares Bild von dem Unternehmen. Danach war es zwar nicht der preiswerteste Anbieter, legte dafür aber eine hohe Flexibilität an den Tag. Der Kleinserien-Service erhöhte zudem die Wahrnehmung für die gelieferte Qualität.

Mit der Einstellung der Kleinserienfertigung hatte das Unternehmen also seine Identität im Kopf seiner Kunden geopfert. Es war damit nicht mehr eindeutig positioniert und mit seinem Wettbewerb vergleichbar geworden.

Unternehmer W. zögerte nicht lange. Er kaufte die neue Maschine aus der Konkursmasse eines weniger glücklichen Unternehmens und bot die Kleinseriendienste wieder aktiv in seinem Markt an.

Jetzt nach einem Jahr sieht die Welt in der Gross-Serienfertigung zwar noch nicht wieder in Ordung aus, aber alte Kunden sind wieder zurück gekommen und W. hat bereits einige Neu-Kunden gewinnen können.

Seine Kleinserienproduktion arbeitet jetzt kostendeckend. Denn die aktive Vermarktung dieses Angebots hat zu einer wahren Auftragswelle geführt, so dass hier im 2-Schichtbetrieb gearbeitet werden muss.

In der Rückschau weiß Hermann W. jetzt, wo sein Fehler lag. Er hatte das Ziel aus den Augen verloren. Er wollte für seine Kunden ein Problemlöser für ihre Engppässe sein. Dafür hatte er vor vielen Jahren die Kleinserienfertigung angeboten.

Die Entscheidung über die Einstellung des Angebots war am Problem orientiert (eine neue Maschine ist zu teuer), anstatt sich am Ziel zu orientieren, weiterhin Problemlöser für die Kunden sein zu können.

Kalkulatorisch könnte man sagen, dass die negativen Deckungsbeiträge der Kleinserienfertigung über die Jahre gut angelegte Marketingausgaben waren 🙂

Was sage ich jetzt?

Apple Computers hat den Prozess gegen Apple Records gewonnen. Der Vorsitzende Richter Edward Mann konnte keinen Verletzung des 1991 geschlossenen Vergleichs-Vertrages erkennen. Apple Computers nutze sein Logo nur im Zusammenhang mit seinem Online-Store, aber nicht im Zusammenhang mit der Produktion von Musik.

Vorläufig ist die Kuh also vom Eis. Natürlich werden Sie sich fragen:

Na Herr Lietz, was sagen Sie jetzt?

Nicht viel anderes als vor dem Urteil. Denn die Fakten sind gleich geblieben.

  1. Apple Computers wurde in seiner Firmengeschichte bereits zwei Mal von Apple Records wegen Markenrechts-Verletzungen verklagt. Dabei hatte Apple Records offensichtlich so gute Karten, dass Apple Computers sich jeweils auf einen Vergleich einließ.
  2. Im letzten Vergleichsvertrag von 1991 hat Apple Computers sich verpflichtet, keine Musik zu produzieren und zu verkaufen.
  3. Nach zwei für die jeweilige Firmengröße kostspieligen Vergleichen ist Steve Jobs zum Vertreter von Apple Records, Neill Aspinall gegangen und hat dem Unternehmen $1 Mio. für die Markenrechte geboten.
  4. Nachdem sich die Beatles-Firma nicht darauf einließ (warum wohl?), führte Steve Jobs Neill Aspinall eine Demo von ITunes vor. Dabei soll Aspinall keine Einwände gegen das Geschäftsmodell erhoben haben. Darüber gibt es allerdings keine schriftliche Vereinbarung(!).

Wenn Sie Neill Aspinall wären und wüßten, dass Apple Computers bereits $ 27 Mio. vor 10 Jahren für einen Vergleich bezahlt hat, würden Sie die Markenrechte für $ 1 Mio. abtreten? Ich jedenfalls nicht.

Der Prozess war zu erwarten und unternehmerisch ein Vabanque-Spiel. Apple Computers hat ihn gewonnen, Juhu 🙁

Es heißt immer das Glück winkt dem Tüchtigen. Es schadet allerdings auch nichts, wenn der Tüchtige mit seinen Risiken verantwortlich umgeht.

Die Prozesskosten betrugen für Apple Computers übrigens ca. $ 1,5 Mio. Nach dem Berufungsverfahren dürfte sich der Betrag mehr als verdoppelt haben. Und der Ausgang ist ungewiss…

Weitere Blogeinträge über den Fall Apple vs. Apple:

  1. Dilettantentum kann Apple in den Ruin treiben
  2. Eigentlich seltsam…
  3. Apple war doch besser als zunächst wahrgenommen

In die Umsetzung vor der Entscheidung?

Warum soll ich einen Umsetzungsplan für Alternativen erstellen, über die ich noch nicht einmal entschieden habe? Fragte mich ein Unternehmer, der über ein internes Service-Projekt in seinem Unternehmen zu entscheiden hatte.

Die Frage ist berechtigt. Denn einen Umsetzungsplan (Projektplan) zu erstellen macht viel Arbeit. Insofern könnte es praktisch sein, damit zu warten, bis die Entscheidung gefallen ist. Bei fünf zur Verfügung stehenden Entscheidungsalternativen spart sich der Entscheider so doch 80% der Arbeit oder?

Um es mit Radio Eriwan zu sagen: Es kommt darauf an.
Unser Unternehmer hatte in seinen Entscheidungskriterien explizit „eine schnelle Projektdurchführung“ als besonders wichtig erachtet.

Jetzt gibt es zwei Faktoren, die die Geschwindigkeit der Projektdurchführung beeinflussen.

  1. Die für die Einzelmaßnahmen notwendige Zeit
  2. Die Widerstände, die das Projekt bei Betroffenen auslöst.

Punkt 1 ist klar, je mehr zu tun ist, um das Ziel zu erreichen, desto mehr Zeit und oder Manpower brauche ich.

Punkt 2 ist eigentlich auch klar. Grundsätzlich gibt es bei Veränderungen immer Betroffene. Diese lassen sich zu Beteiligten machen, wenn es gelingt, einen Interessenausgleich herzustellen. Noch besser ist es im Interesse der Umsetzungszeit, wenn die Anzahl der Betroffenen klein und der Grad Ihrer Betroffenheit niedrig ist.

Das trifft insofern zu. solange noch keine Entscheidung gefallen ist und erst einmal freundliche Gespräche ohne den Druck der Umsetzung geführt werden.

Der Unternehmer hat am Ende tatsächlich fünf grobe Umsetzungspläne für die verschiedenen Alternativen erarbeitet. Er war froh, es getan zu haben, da er andernfalls wahrscheinlich eine andere Alternative vorgezogen hätte.

Wie ist Ihre Erfahrung mit Umsetzungsplänen als Entscheidungsgrundlage?

Faktenbasiert oder emotional entscheiden?

Für viele Unternehmer ist es eine Stilfrage, ob sie allein auf Fakten oder mehrheitlich aus dem Bauch heraus entscheiden. Bei meinen Vorträgen landauf, landab frage ich immer wieder, wer der Anwesenden denn mehrheitlich aus dem Bauch heraus entscheidet. Dabei ergibt sich fast immer das gleiche Bild. Mehr als 80% der Anwesenden bekennt sich zur Bauchentscheidung!

Interessanterweise tun die anderen 20% das auch, sie wissen es nur nicht! Entscheidungen basieren immer auf Bewertungen, die der Entscheider vornimmt. Etwas zu werten hat mit den eigenen Emotionen zu tun. Bei medizinischen Eingriffen um das Leben von Patienten zu retten, wurden die Bereiche des Gehirns deaktiviert, die für unsere Emotionen verantwortlich waren. Den betroffenen Patienten war es danach nicht mehr möglich Entscheidungen zu treffen.

Beim Entscheiden bewerten wir also mit unseren Emotionen. Interessant wird es, wenn wir uns anschauen, was die jeweiligen Entscheider bewerten.

Viele Bauchentscheider verbinden mit den zur Verfügung stehenden Alternativen bestimmte Bilder und Erfahrungen und entscheiden auf dieser Grundlage. Das kann genauso riskant sein, wie den Lebenspartner auf Grundlage seines Aussehens zu wählen.

Eigentlich weiß dieser schnelle Entscheider nicht, was sein Bedarf ist, er ist sich dessen allerdings nicht bewußt.

Eine andere Gruppe von Entscheidern vermeidet die Entscheidung so lange es geht. Denn der Status Quo ist für ihn greifbarer als die möglichen Konsequenzen einer Entscheidung. Der zögerliche Entscheider weiß zumindest, dass er noch nicht weiß, was sein Bedarf ist. Leider raubt das seinem Unternehmen jegliche Dynamik. Denn jede wichtige Entscheidung wird immer so lange hinausgezögert, bis der Druck von außen so groß wird, dass sie unumgänglich ist.

Die dann zur Verfügung stehenden Alternativen sind allerdings meistens nicht attraktiv.

Die dritte Gruppe beschäftigt sich intensiv mit ihrem Bedarf und bewertet auf dieser Grundlage die zur Verfügung stehenden Alternativen. Diese informierten Entscheider bereuen ihre Entscheidungen sehr selten. Außer sie erfahren, dass der Wettbewerber bei für ihn bedarfsrelevanten Faktoren eine bessere Lösung bekommen hat (z.B. passendere Lieferrhythmen).

Der Wettbewerber gehört dann vermutlich zur Gruppe der aktiv gestaltenden Entscheider. Er kennt seinen Bedarf genau und bewertet auf dieser Grundlage die Alternativen. Allerdings nimmt er diese nicht als gegeben hin, sondern optimiert jede einzelne vor einer finalen Entscheidung auf seinen Bedarf hin. Da er grundsätzlich über die besseren Alternativen verfügt, wird er auch die besseren Entscheidungen treffen.

Zu welcher Gruppe gehören Sie?

Apple war doch besser als zunächst wahrgenommen

Die MACWelt schreibt in einer Meldung, dass wohl im Laufe des morgigen Tages eine Entscheidung im Fall Apple vs. Apple fallen wird.
Der Leser erfährt einige interessante Details, die zeigen, dass Steven Jobs doch als Unternehmer aktiver war als ursprünglich wahrgenommen. 😉

Vor drei Jahren, unmittelbar vor Eröffnung des iTunes Music Store, habe Steve Jobs die Markerechte an „Apple“ für eine Million US-Dollar Apple Corps. abkaufen wollen.

Er hatte demnach zwar eine vorzeitige Entschärfung der Situation versucht. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, welches Gesicht der Chef von Apple Records, Neil Aspinall gemachten haben muss. Da hatte Apple Computers Anfang der 90er Jahre $ 27 Mio. zahlen müssen, um multimediafähige Geräte anbieten zu dürfen. Und Steve Jobs bietet 2003 lediglich $ 1 Mio. für alle Markenrechte! Meines Erachtens ist so etwas kein Angebot sondern eine Kampfansage.
Allerdings hat Jobs es dabei nicht bewenden lassen.

Neil Aspinall habe als Chef von Apple Records schon im Januar 2003 eine Vorführung des iTunes Music Store erhalten, drei Monate vor dessen Start. Dabei habe Aspinall keinerlei Einwände gegen Design und MArkenführung des Services vorgebracht.

Nach dieser schönen Einleitung eines entspannten Gespräches hat Jobs also noch im Detail gezeigt, was er vorhatte. Ich weiß nicht, was Aspinalli gedacht haben mag, aber ich kann es mir vorstellen. Jedenfalls ist das Ergebnis seines Gedankengangs der vielleicht morgen zuende gehende Prozess.

Nach Ansicht von Experten könnte die Entschädigung Rekorderhöhen erreichen und die höchste je gezahlte Strafe außerhalb von Sammelklagen sein

Ich weiß nicht, was Steve Jobs sich dabei gedacht haben mag, aber ich kann mir vorstellen, was er sich denken wird, wenn der Prozess morgen für Apple Computers verloren geht …

Eigentlich seltsam…

Apple hat es auch schon einmal besser gekonnt. Als der geniale Apple-Gründer Steve Jobs nach langer Abstinenz wieder den Chefsessel von Apple übernahm, brachte er ein Kunstück zustande, das von seinen Anhängern als „Pakt mit dem bösen Imperium“ angesehen wurde.

Was war geschehen? Als Steve Jobs in den 90ern wieder das Ruder übernahm, steckte Apple in seiner tiefsten Krise. Man hatte gerade das Abenteuer der Hardware-Lizensierung kostspielig beendet, da drohte mit den sinkenden Marktanteilen der nächste harte Schlag. Microsoft überlegte öffentlich, MS Office für den Mac einzustellen. Für Apple wäre das aller Wahrscheinlichkeit nach der Gnadenstoß gewesen.

In schwierigen Zeiten braucht es nicht nur charismatische, sondern auch intelligente Unternehmensführer. So stellte Steve Jobs Kontakt mit the evil empire Microsoft her. Für den Imperator Bill Gates spielte Apple zu diesem Zeitpunkt eine so untergeordnete Rolle, dass er einen seiner Manager schickte. Das erste Treffen fand in Steve Jobs Landsitz statt. Der Manager (ich habe seinen Namen leider vergessen) wurde zu einem veganen Nudelgericht mit rohen Tomaten eingeladen und gemeinsam ging man in der freien Natur spazieren. Nach einiger Zeit eröffnete Steve Jobs, dass man die Patentstreitigkeiten mit Microsoft wegen Windows (einer Kopie des MacOS) beenden wolle und eine breitere Basis der Zusammenarbeit mit der dunklen Seite Microsoft schaffen wolle. Der Microsoft Manager war wohl sehr überrascht, aber reichte die Botschaft an Bill Gates weiter. Das Ergebnis?

Alle Rechtstreitigkeiten zwischen Apple und Microsoft wurden beendet, es wurde ein breites Patentaustauschprogramm vereinbart und Microsoft würde MS Office für zumindest 5 Jahre weiterentwickeln. Als Sahnehäubchen beteiligte sich Microsoft an Apple mit einem kleinen Anteil im einstelligen Prozentbereich. Das Geld von dieser Beteiligung verschaffte dem Computerunternehmen dringend benötigte Liquidität.

Für alle Kenner der Szene war dieser Schritt von Steve Jobs derjenige, mit dem sie am wenigsten gerechnet hatten. Alle „wußten“, dass Jobs eigentlich alles tun würde, um seinen Intimfeind Bill Gates zu schlagen. Hier wurde kein Schatten, sondern ein Gebirgsmassiv übersprungen. Die Tat eines großen Unternehmers eben.

Gerade im Licht dieser Geschichte ist das Handeln von Apple Computers gegenüber Apple Records ( Dilettantentum kann Apple in den Ruin treiben) kaum zu verstehen.

Dilettantentum kann Apple in den Ruin treiben

Apple Computers ist eine emotionale Marke. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass schon bei der Gründung des Unternehmens 1976 mehr Emotionen eine Rolle spielten als unternehmerisches Kalkül. Steve Jobs der charismatische Apple CEO war damals ein Fan des Plattenlabels der Beatles, Apple Records. Daher die Namenswahl. 5 Jahre später wurde Apple Computers wegen der Nutzung des Namens verklagt. Dieser Streit wurde mit der Zahlung von $ 120.000,- beigelegt.

1989 kam es dann zur nächsten Klage, weil die Multimedia-Macs auch Musik wiedergeben konnten. Auch diese Klage wurde außergerichtlich gegen die Zahlung von $ 27 Mio. beigelegt. Dabei wurde vereinbart, dass Apple Computers kein Geschäft mit Tonträgern (Audio-CDs, Platten und Kassetten) betreiben würde.
Dieser Tage läuft der dritte Prozess. Stein des Anstoßes ist der große Erfolg von Apples IPod, einem tragbaren Musik-Abspielgerät, das seine Musik von dem Online-Portal ITunes bezieht. Auf diese Weise verkauft Apple heute die digitalten Daten von vielen Millionen Songs pro Jahr.

Für Apple Records ist es der Verkauf digitalter „Tonträger“ für Apple Computers die gewinnbringendste Datenübertragung der Welt 🙂

Sollte Apple Computers den Prozess verlieren, dann wird das um einiges teuerer als jede bisher geleistete Zahlung an Apple Records. (siehe auch Netzzeitung)
Was hätte Apple Computers besser machen können? Grundsätzlich hätte Steve Jobs einen anderen Namen für das Unternehmen wählen sollen. Dies liegt aber zu weit in der Vergangenheit.

Nehmen wir an, dass die Apple Manager aus den ersten beiden Prozessen gelernt haben. Dann war es mit der Planung von IPod und ITunes absehbar, dass es erneut Ärger geben würde. Die Deutung, es handle sich ja nur um eine Datenübertragung ist egobezogen. Als Unternehmer muss ich mir auch überlegen, wie andere das sehen könnten. Zumal gilt: „Vor Gericht und auf hoher See sind wir alle in Gottes Hand“. Niemand kann also vorab sagen, wie ein Richter das Ganze einordnen wird.
Es war also klar, dass Apple Records sich als betroffen einstufen würde und seine Rechte verteidigen wird.
Auf der anderen Seite haben nur sehr wenige, weitsichtige Menschen wirklich an den Erfolg von ITunes geglaubt. Apple Computers hätte also im Vorfeld gute Chancen auf eine preiswerte Einigung mit Apple Records gehabt, im Austausch für carte blanche im Internet-Musik-Handel.

Ich habe seit langem keinen öffentlichen Fall beobachtet, wo man so schön sehen kann, wie wider besseres Wissen die unternehmerischen Gestaltungsräume so fahrlässig verspielt wurden 😮