Entscheiden ohne Reue

Entscheidungsfindung auf Deutsch

© Carole Gomez - FOTOLIAIrgendwann in einer Entscheidung, muss ich doch die Vor- und Nachteile der Alternativen gegeneinander abwägen!

So ein Unternehmer in einem sehr angenehmen Gespräch gestern nach unserer Sternstunde für Unternehmer im Forum Aschaffenburg. Die Vorteil-Nachteil-Falle schlägt also wieder zu. An dem Beispiel kann man sehr gut sehen, dass auch wirklich schlaue Leute hin und wieder in Entscheidungsfallen tappen. Meine klassische Definition einer Entscheidungsfalle: Ein Entscheidungsfehler, den der Entscheider nicht als solchen erkennt und daher immer wieder machen wird.

Was ist so schlimm daran, die Vor- und Nachteile seiner Alternativen gegeneinander abzuwägen?

  1. Ein Konstruktionsfehler
    Die Entscheidung beginnt sozusagen vor vollendeten Tatsachen. Der Entscheider hat bereits Alternativen und soll jetzt sagen, welche davon die beste ist. Jeder Depp kann in dieser Situation eine Entscheidung treffen, aber selbst ein Überflieger wird keine gute Entscheidung treffen können. Denn für den Entscheidungsprozess fehlt die Bedarfsermittlung, also was der Entscheider tatsächlich will.
  2. Ein Kuckucksei
    Mit jedem Vor- oder Nachteil, den der Entscheider findet, bildet er ganz unkritisch Entscheidungskriterien. Meine regelmäßigen Leser wissen es bereits: Entscheidungskriterien sind die Währung, mit denen ich meine Alternativen bewerte. Daher sollte ich bei ihrer Definition so vorsichtig und verantwortungsbewusst damit umgehen, wie ehedem die Bundesbank.
  3. Mangel passender Alternativen
    Die Vorteil-Nachteil-Methode sieht keine Alternativenschöpfung vor. Ich gehe ja von den vorhandenen Alternativen aus und vergleiche diese auf Grundlage derer Vor- und Nachteile. Im Grunde ist das auch nachvollziehbar. Meine Entscheidungskriterien geben ja meinen Bedarf wieder. Wenn ich diese nicht bewusst gebildet habe, dann kann ich auch keine neuen bedarfsorientierten Alternativen schaffen.
  4. Keine Priorisierung
    Die Urform der Vorteil-Nachteil-Methode sieht keinerlei Priorisierung der gefundenen Vor-und Nachteile vor. Das heißt, am Ende gewinnt die Alternative, die die meisten Vorteile auf sich vereinen kann. Stellen Sie sich vor, Sie hätten die Möglichkeit, aus einer Reihe von Menschen Ihren Lebenspartner auszuwählen. Vorteile, die Sie finden konnten sind unter anderem tolles Aussehen, Intelligenz, Stil, Humor, Geld, Liebe, usw. Eine Kandidatin, kann die meisten dieser Kriterien auf sich versammeln. Für eine andere spricht lediglich ein Vorteil, Sie lieben sie. Nach der Vorteil-Nachteil-Methode würden Sie daher diejenige heiraten, die besser aussieht, mehr Stil und mehr Geld. 😯 Es ist zwar schade, dass Sie auf die Liebe verzichten müssen, aber man kann ja nicht alles haben! 😛

Mein Tipp: Nur weil viele Menschen eine Methode anwenden und glauben, dabei gut zu fahren, muss sie noch lange nicht gut sein!

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Schwierige Entscheidung unter guten Vorzeichen

© Arnaud Weisser - FOTOLIANormalerweise sehen wir uns mit Entscheidungsalternativen konfrontiert, die wir uns zwar vorstellen können, aber nicht erfahren haben.

Einen ganz anderen Fall habe ich gestern von dem Spezialisten für Erfolgsgastronomie Hans-Wilhelm Weitzel-Oeth kennen gelernt. Für die Nicht-Insider unter meinen Lesern, der Name von Herrn Weitzel-Oeth ist eng mit der Spitzengastronomie in Bad Homburg verbunden. 🙂
Er hatte gleichzeitig das 15 Punkte Restaurant Oberle’s, das Chalet am Römerbrunnen und das Bar-Brasserie-Café OD-ODAL in Bad Homburg zum Erfolg geführt.

Irgendwann stellte er fest, dass ihm neben seinem Beruf keine Zeit mehr für Privates blieb. Mit anderen Worten seine Work-Life-Balance war „unbalanced“. Mit dem gleichen Mut, den er als Unternehmer besessen hatte, alle drei Lokale zu den ersten Häusern am Platz zu machen, traf er eine konsequente Entscheidung.

Er trennte sich zum Leidwesen der Anhänger der „höheren Küche“ vom Oberles und wenig später vom Chalet am Römerbrunnen und konzentrierte sich fortan auf das Konzept, was ihm bei moderatem Arbeitseinsatz die besten Umsätze bringt, das OD-ODAL.

Ich finde diese Entscheidung deshalb bemerkenswert, weil Herr Weitzel-Oeth die Alternativen so genau kannte, von denen er sich am Ende trennte. Er wußte, dass er sich von zwei großen Umsatzbringern verabschiedete. Aber er hatte durch Erfahrungslernen eine neue Erkenntnis gewonnen: Geld ist nicht alles.

Das neue Wertekonzept ließ ihn seine früheren Entscheidungen neu evaluieren.

Das OD-ODAL läuft fast von selbst, deshalb gibt er seine Erfahrung an weniger glückliche Gastronomen als Berater „mit dem goldenen Händchen“ weiter.

Falls Sie eine notleidende Gastronomie kennen oder jemanden kennen, der einen erfolgreichen Laden aufbauen will, habe ich hier die Kontaktinfos von Herrn Weitzel-Oeth. Man weiß ja nie! 🙂

Volle Kraft voraus!

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„Was muss denn alles in einer unternehmerischen Vision enthalten sein?“

Diese Frage bekomme ich immer wieder gestellt. Darin schwingt die Befürchtung mit, dass es wie in der Schule nur eine richtige Lösung gibt.

In der Vergangenheit bin ich dabei so vorgegangen, dass wir alles aufgenommen haben, was der Unternehmer sich vorstellen kann. Das führt dazu, dass jeder seine individuelle Vision hat. Bei dem einen sind finanzielle Ziele enthalten, beim anderen mehr Ziele der persönlichen Fortentwicklung durch den Aufbau des Unternehmens.

Wichtig ist nur, dass die unternehmerische Vision für ihren Schöpfer motivierend ist und er sich vorstellen kann, wie er sie umsetzt.

Vielleicht denken Sie jetzt, kein Problem, meine Vision ist der große Lottogewinn und meine Umsetzung ist der Kauf eines Lottoscheins. 😛

So soll es natürlich nicht laufen. Die Umsetzung darf fordernd sein, aber Sie muss weitestgehend im Kontrollbereich des visionären Unternehmers liegen. Wenn Sie z.B. der innovativste Betrieb in Ihrer Branche sein wollen, dann sollten Sie sich vielleicht überlegen, wie Sie sich im Bereich Innovationsmanagement weiterbilden können und dafür terminierte Teilziele in Ihrem Umsetzungsplan festlegen.

Eine unternehmerische Vision geht zwangsläufig nur bis zum Rand Ihres Vorstellungsvermögens. Das macht aber nichts, denn auch so haben Sie Ihre Richtung. Im Laufe der Umsetzung erweitert sich auch Ihre Vorstellungsvermögen und Sie erweitern und konkretisieren Ihre Vision.

Struktur einer unternehmerischen Vision

Manchmal ist es vielleicht schwierig, eine Vision ohne eine Struktur zu bilden. Daher habe ich Ihnen hier eine Struktur-Mindmap beigelegt. 🙂

Gibt es DIE eine richtige Entscheidung?

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Auf dies Frage angesprochen, frage ich immer zuerst: „Für wen?“

Gute Entscheidungen sind immer durch die Beantwortung von drei Fragen gekennzeichnet:

  1. Wie erziele ich Entscheidungsklarheit?
  2. Wie schaffe ich mir attraktive Alternativen?
  3. Wie sichere ich mir die größtmögliche Unterstützung für die Umsetzung?

Wenn wir uns die erste Frage nach der Entscheidungsklarheit ansehen (was will ich wirklich?), dann wissen wir, jede Entscheidung hängt davon ab, was ich als Person erreichen will.

Jeder Mensch hat seine eigenen Vorstellungen davon und er hat vor allen Dingen seine eigenen Wertvorstellungen. Ein Soziopath, als ein Mensch ohne Gewissen, würde anders entscheiden, um seine Ziele zu erreichen, als ein z.B. Benediktinermönch. 🙂

Am besten drückt sich das in einem Wortwechsel zwischen Alexander dem Großen und seinem General Parmenion aus. Alexander hatte gerade die Hafenstadt Thyros eingenommen und damit alle Häfen des persischen Großreiches in seine Hand gebracht, sowie einen Großteil der Famile seines persischen Widersachers Darios III. Dieser wollte natürlich seine Familie wieder haben und ganz bestimmt nicht länger gegen Alexander und sein siegreiches Heer kämpfen. Darios III bot diesem daher Gold, alle Gebiete westlich des Euphrat und die Anerkennung als gleichgestellten Großkönig an.

Parmenion soll daraufhin gesagt haben: „Wäre ich Alexander, würde ich akzeptieren“. Alexander soll daraufhin geantwortet haben:“Das würde ich auch, wäre ich Parmenion.“

Das heißt, hätte Alexander dasselbe Wertesystem und die gleichen Ziele gehabt, wäre er mit dem Angebot wohl zufrieden gewesen. So aber ließ er dem persischen Großkönig antworten „Ich nehme mir das was ich will!“ Das ist auch der Grund, warum Alexander der Große und nicht Parmenion Geschichte schrieb. 🙂

Also wenn:

  • Zwei Personen
  • Unterschiedliche Ziele und Wertvorstellungen

Dann: Unterschiedliche Entscheidungen, die für den Entscheider richtig sind.

Allerdings gibt es auch für einen einzelnen Entscheider nicht Die eine richtige Entscheidung. Das lässt sich ganz gut hier nachlesen. 🙂

Die Folgen muss ich mögen oder nicht

KompassWindroseIch bin ein Abonnent des Informationsbriefs „Simplify your life„. Ein Service, der auf vielfältigen Ebenen Informationen zusammenträgt und an seine Leser neue Impulse weiter gibt. Zu den Services gehört auch ein kostenfreier wöchentlicher Newsletter. Das Thema heute: Die drei 10er Fragen:

Persönlichkeitsentwicklung
10 M – 10 M – 10 J
Stellen Sie sich in Scheideweg-Situationen 3 Fragen: Was sind die Konsequenzen meiner Entscheidung
in 10 Minuten,
in 10 Monaten,
in 10 Jahren?

Beispiel: Fest oder Firma?
Schon wieder eine Karriere-Chance: Sie könnten am Samstagsmeeting der Führungskräfte teilnehmen. Aber am selben Tag hat Ihre Tochter Premiere auf der Ballett-Bühne.
In 10 Minuten schmerzen beide Alternativen: Ihre Tochter weint, Ihr Chef ist sauer.
In 10 Monaten werden Sie sich in beiden Fällen anstrengen, die Scharte auszuwetzen – Extraliebe für das Kind oder Extraeinsatz in der Firma.
In 10 Jahren wäre Ihr Fehlen beim Samstags-Meeting vergessen. Ihre Tochter aber wird sich mit Sicherheit daran erinnern, wie Sie damals eins der wichtigsten Ereignisse ihrer Kindheit verpasst haben.
Klare Entscheidung: pro Kind wegen der 10-Jahres-Frage.

Eine sehr schöne Methode, wenn ich mit mehreren sich ausschließenden Alternativen konfrontiert bin. Grundsätzlich zeigt mir der Bedarf nach dieser Fragestellung auf, dass der Entscheider nicht weiß, was er will und häufig fremd gesteuert wird. Wäre es nicht einfacher, über einen grundsätzlichen Entscheidungskompass zu verfügen, der mir in solchen Situationen die Sicherheit gibt, das Richtige zu tun? Wie das geht, habe ich bereits hier beschrieben 🙂

via Simplify Your Life

Ohne Unsicherheit und Risiko

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„Was soll das heißen, meine Entscheidung fällt unter Unsicherheit? Ich bin mir ganz bestimmt sicher!“

So ein mittelständischer Unternehmer zu seinem Assistenten, der gerade frisch von der Uni kommt.

Der Unterschied zwischen der Praxis und dem universitären Elfenbeinturm könnte kaum krasser sein als beim Entscheiden.

Als Student vor 13 Jahren war ich in die Fächer Entscheidungstheorie und Spieltheorie geradezu vernarrt. Als junger Berater haben mir zwar die mittelständischen Kunden höflich zugeschaut, wenn ich mit Wahrscheinlichkeiten gerechnet habe, aber sie hätten in ihrem Leben nicht ihre Entscheidungen auf diese Weise getroffen.

Die Geister scheiden sich an dem Thema Eintrittswahrscheinlichkeit. Solange es sich um technische Vorgänge handelt, lassen sich Wahrscheinlichkeiten gut berechnen. Sobald es aber z.B. um ein neues Produkt auf einem noch nicht erschlossenen Markt geht, wird es haarig.

Große Unternehmen beauftragen dafür eine aufwändige Marktforschung, aber der Mittelständler muss hier weitestgehend auf sein Bauchgefühl vertrauen.

Dafür müssen die großen Unternehmen darüber entscheiden, ob sie überhaupt das Geld für die Marktforschung in die Hand nehmen. Wie häufig man sich in Deutschland dagegen entscheidet, können wir an den dt. Entwicklungen von Telefax, MP3-Player und Hybrid-Motor sehen. Den Erfolg haben heute Firmen in anderen Ländern. 🙁

Aber zurück zu unserem Mittelständler. Der ist schnell ein Freund guter Entscheidungsmethoden, sobald die Wahrscheinlichkeitsrechnung außen vor gelassen wird.

Sind seine Entscheidungen deshalb schlechter? Ich behaupte „nein“, denn der Entscheider ist sich ja doch bewußt, dass es immer anders läuft, als geplant.

Und da hat gerade der Mittelstand eine mächtige Waffe: Die Flexibilität. Läuft es anders als geplant, dann wird schnell umgedacht. Ist die Maschine nicht schnell genug auf das neue Produkt umgerüstet, aber die Marketingkampagne läuft schon, dann wird binnen 24 Stunden ein Kooperationspartner einschaltet oder den Kunden vorwitzig mitgeteilt, dass der Bedarf die „derzeitige“ Produktionskapazität übersteigt, oder die Mitarbeiter legen Sonderschichten ein, um das Unmögliche doch noch möglich zu machen, usw.

Diese Flexibilität macht die fehlende Wahrscheinlichkeitsrechung wieder wett bzw. ist dieser auch überlegen. 🙂

Wichtig ist nur, dass ich bei meinen Entscheidungen die drei Kernfragen kläre:

  1. Wie erziele ich Entscheidungsklarheit? (Was will ich wirklich?)
  2. Wie schaffe ich attraktive Entscheidungsalternativen?
  3. Wie sichere ich mir die größtmögliche Unterstützung für die Umsetzung?

Gerade Punkt drei sorgt für die von mir angesprochene Flexibilität. 🙂

Der Blick fürs Wesentliche

© Kutay Tanir - FOTOLIA

Wenn ich eine Entscheidung treffe, dann sollte sie am Ende meinem Bedarf entsprechen. Niemand wird mir hier ernsthaft widersprechen. Allerdings kann ich mich damit auch ziemlich verrennen.

Stellen Sie sich vor, Sie haben gerade eine schmerzhafte Erfahrung gemacht, wie den Ausfall eines Lieferanten. Einige Wochen arbeiten Sie unter großem Stress und ständig mit der Angst vor einem Produktionsstop. Gleichzeitig suchen Sie einen neuen langfristigen Lieferanten. Wie würden wohl ihre Entscheidungskriterien aussehen? Meine Vermutung:

  1. Ausfallsicherheit
  2. Zuverlässigkeit
  3. Reputation
  4. Transparenz (bezogen auf die wirtschaftliche Lage des Unternehmens)
  5. Preis

Angenommen, Sie suchen den Lieferanten ohne diese Erfahrung gemacht zu haben, wie sehen dann Ihre Entscheidungskriterien aus? Meine Vermutung:

  1. Qualität
  2. Preis
  3. Erfahrung/Kompetenz
  4. Reputation

Die unterschiedlichen Kriterien führen logischerweise zu unterschiedlichen Entscheidungen.
Natürlich sollten wir aus unseren Erfahrungen lernen. Das macht einen guten Entscheider aus. Wir müssen jedoch dem Drang widerstehen, dass schmerzhafte Erfahrungen die Kontrolle übernehmen und unseren Bedarf dominieren. Denn dann treffen wir Entscheidungen, die wir in wenigen Wochen ganz anders entschieden hätten. 😯
Unseren Entscheidungen fehlt dann die richtungsgebende Wirkung. Wir entscheiden quasi von Fall zu Fall. Daher ist es aus meiner Sicht so wichtig, eine langfristige unternehmerische Vision zu haben. Wenn ich meine Entscheidungen daran orientiere, behalte ich den klaren Blick trotz drängender Probleme 🙂

Den Blick für den Zusammenhang schärfen

© Andrew Bruce - FOTOLIAScott Adams, vielen bekannt als Autor der Dilbert Comics ist ebenfalls ein sehr eifriger Blog-Schreiber. In seinem gestrigen Beitrag stellt er die These auf, dass wir Menschen unsere Welt gerne in Schwarz und Weiß aufteilen. So haben wir oft Schwierigkeiten damit zu entscheiden ob zum Beispiel für ein Auto die Räder oder der Motor wichtiger ist. Natürlich kann ein Auto nur mit beiden Komponenten funktionieren.

Er stellt weiter die Frage, was wichtiger für die Intelligenz ist, das Gehirn oder die Lungen. Da wir ohne Lungen nicht funktionieren, so seine These können wir kaum behaupten, das Gehirn wäre es. Wir brauchen alle Faktoren, die für die Funktion des offensichtlichen Teils notwendig sind. Also auch die Sonne, Sauerstoff, Nahrung, etc.

Auch wenn ich Scott Adams Ausführungen für sich selbst schon faszinierend finde, lege ich dabei doch wieder den Fokus auf mein Grundthema, das Entscheiden.

Gute Entscheidungen verlangen von mir, dass ich das gesamte Umfeld miteinbeziehe. Manche Entscheidung ist allein nur deshalb schwer zu treffen, weil ich mir zu wenig Gedanken gemacht habe, was notwendig, also unverzichtbar ist, um meine Ziele zu erreichen.

Einen solchen Fall hatte ich vor einiger Zeit schon einmal geschildert. Dort hatte der Unternehmer auf seine Kleinserienfertigung aus Kostengründen verzichtet und auf diese Weise auch viele Kunden seiner Großserienfertigung verloren. Denn für diese war die angebotene Kleinserienfertigung ein Kaufargument.

Ganz nebenbei: Es ist schon recht cool, wenn ich hier auf meine eigenen Beispiele verweisen kann, um meinen Beitrag zu unterfüttern. 🙂

Apropos Beispiele: Die sind hier im Blog natürlich immer etwas verkürzt dargestellt. Wenn ich das ganze Entscheidungsumfeld miteinbeziehen würde, wäre meine Artikel mindestens zehnmal so lang. 🙂

Wieder zurück auf Los?

© bg_knight - FOTOLIA
Obwohl wir bei unserer Entscheidung alles richtig machen, kann’s am Ende trotzdem schief gehen. Niemand ist mit einer Kristallkugel auf die Welt gekommen und unsere lieben Mitmenschen sind manchmal auch etwas wankelmütig.

Was ist dann zu tun?

Das fragt sich auch Hubert Pfifferling* (seine Freunde nennen ihn Hupfi), der mit einem neuen Kompagnon einen Online-Music-Shop im Internet aufgemacht hat. Das Geschäft mit weitgehend lokalen Bands, die zunächst nur einer kleinen Zahl von Nutzern bekannt sind, läuft gut. Eine Zeit lang war er allerdings sehr im Zweifel, da sich so gut wie niemand auf die Online-Präsenz des Shops verirrte. Das ist seit einigen Monaten anders. Die Anzahl der Besuche, wie auch die Verkäufe sind von einem Moment auf den Nächsten durch die Decke gegangen! Das Geschäft beginnt, sich selbst zu tragen.
Hupfis Welt ist also in Ordnung – bis heute. Bei einer eher zufälligen Überprüfung der Online-Zugriffe findet er heraus, dass sein „Partner“ einen illegalen Downloadserver mit tausenden von unrechtmäßigen Kopien kommerzieller Music von Alicia Keys bis Robbie Williams betreibt. Über den Server wurden die Nutzer auf den kleinen Shop mit seinem Spezial-Angebot aufmerksam gemacht.

Hupfi ist klar, das kann nur ins Auge gehen. Aber was soll er machen? Im Kooperationsvertrag ist zum Glück festgelegt, dass sein Kompagnon für die Musikauswahl und die Rechte dafür verantwortlich ist. Da er sich auf diesem Feld nicht auskennt, wollte Hupfi hier nicht in ein rechtliches Minenfeld geraten. Sein Partner brachte die Music und er die technischen Voraussetzungen, wie Server, Software usw. ein.

Was soll er nun tun?

Selbst ein Rückzug aus der Partnerschaft garantiert nicht, dass er völlig unbeschadet aus der Sache hervor geht. Auch wenn er strafrechtlich vielleicht unbeschadet bleibt, so werden die Rechteinhaber doch privatrechtlich Regress fordern, sollte das „innovative“ Marketing seines Partners bekannt werden.

Allerdings hat es wohl auch noch keine Anzeige gegeben. Wenn der illegale Downloadserver seinen Dienst jetzt einstellt, würde der Shop durch seine jetzige Kundenbasis weiterwachsen, während die Gefahr der Entdeckung gebannt wäre (Im stillen dankte er seiner Intuition, russische Server für das Unternehmen angemietet zu haben). 😛
Selbst wenn das gut geht, so bleibt doch ein ungutes Gefühl zurück. Zum einen ist Hupfi eine ehrliche Haut und will es auch bleiben, zum anderen kann er (wie sich jetzt zeigt) seinem Partner nicht vertrauen. Ohne Partner gibts aber kein Musikangebot und ohne das keinen Shop. Er würde also seine ursprüngliche Entscheidung rückgängig machen und wieder zurück auf „Los“ gehen.

Auch wenn die meisten nicht ganz so Dramatisches erleben, haben wir das doch alle schon erlebt. Die Frage ist dann, was ist für uns sinnvoll? Jedes Mal, wenn wir eine Entscheidung rückgängig machen, verlieren wir Zeit und Geld. Wobei ich immer wieder feststelle, dass der Zeitfaktor schmerzhafter ist als das Geld. 😮
Ich habe viele Menschen erlebt, die dann sagen, „das war der falsche Weg“ und alles wieder rückgängig machen, genauso gibt’s auch diejenigen, die stoisch an dem eingeschlagenen Weg festhalten, obwohl die Ergebnisse ihnen nicht gefallen.

Aus meiner Sicht ist beides falsch. Es gibt niemals einen Weg zurück. Denn jede Entscheidung schafft für sich eine neue Situation. Regelmäßige Leser meines Blogs kennen natürlich schon die Kontrollelemente von Entscheidungen:

  1. Gewünschte Ergebnisse
  2. Unerwünschte Ergebniss
  3. Status quo Ergebnisse

Diese helfen mir, regelmäßig zu überprüfen, ob der eingeschlagene Weg der Richtige ist. Wenn nicht, gibt es allerdings keinen Weg zurück, sondern ich muss eine neue Entscheidung treffen. Wir brauchen neue Alternativen und eventuell holen wir mehr Informationen über diese ein, bevor wir uns entscheiden 🙂

Wo geht es Ihnen so? Wo läuft es nicht so, wie gewünscht? Wo sollten Sie eine neue Entscheidung treffen?

Aus Entscheidungen lernen

© Florea Marius Catalin - FOTOLIA

Wir kennen das alle. Während eines Tages kommen tausend Dinge auf uns zu. Dabei treffen wir eine Entscheidung nach der anderen, ohne dass uns das richtig bewusst wird.

Danach müssten alle Unternehmer, Selbständige und Manager Entscheidungsprofis sein. Für den einen oder anderen trifft das durchaus zu.

Ich treffe allerdings auch viele Menschen, die sich eher als „Unerfahrene“ bezeichnen würden.

Wie kommt das?

Wir tendieren dazu, das tägliche Einerlei als Grundrauschen abzutun und uns auf die besonderen Ereignisse zu konzentrieren. Ein Manager trifft vielleicht täglich Entscheidungen „blind“, die im Einzelfall nur wenige hundert Euro umfassen. Über den Tag summiert sich das auf vielleicht 3.000 Euro. Allerdings gibt es einmal im Jahr eine Einzelinvestition über bis zu 40.000 Euro, die er natürlich nicht allein trifft. Wegen der schieren Höhe des Betrags investieren wir uns bei dieser Entscheidung logischerweise viel mehr als bei unserem täglichen Kleinkram. Zudem müssen wir unsere Entscheidung gegenüber anderen vertreten können. So kommt es, dass wir alles sorgfältig dokumentieren. Wenn es später schief geht, dann können wir zurückverfolgen, wo wir in unserer Einschätzung falsch gelegen haben und daraus lernen 🙂

Stellen wir uns einmal vor, unser Manager ist 10 Jahre im Beruf. In den ersten Jahren durfte er nur kleinere Entscheidungen treffen. Aber seit fünf Jahren traut man ihm mehr zu und so darf er eben aus über größere Dinge mitentscheiden. Mit anderen Worten, er hat vielleicht fünf Mal eine gut dokumentierte Entscheidung in seinem Leben getroffen und vermutlich um die 20.000 Entscheidungen „blind“, die er niemals dokumentiert hat und aus denen er daher auch nichts lernen konnte.

Ganz davon abgesehen, dass die vielen kleinen Entscheidungen Auswirkungen haben, die die wenigen großen Entscheidungen nicht einmal Ansatzweise erreichen dürften, geht für unseren Manager eine Riesenchance verloren.

Stellen Sie sich vor, was Sie aus 20.000 Einzelentscheidungen lernen könnten, wenn Sie diese so treffen würden, dass Sie später immer zurückverfolgen könnten, woran es gelegen hat!

Ich müsste mir ganz sicher ein neues Arbeitsfeld suchen 😛

Jetzt werden Sie vielleicht sagen, dass Ihr Alltag es nicht zulässt, jede Entscheidung zu dokumentieren. Erfahrungsgemäß sind es aber gerade die vielen kleinen Fehlentscheidungen, die uns am Ende viel Zeit kosten. Daher würde ich dieses Argument nicht akzeptieren. Zumal sie nicht wirklich viel notieren müssen, um eine Entscheidung zu dokumentieren.

Hier mein Dokutipp für kleine Entscheidungen:

  1. Ziel der Entscheidung
  2. Entscheidungsauslöser (Problem/Chance)
  3. Ihre Entscheidungskriterien (gewichtet)
  4. Alternativen
  5. Entscheidung und kurze Begründung

Das Ganze kostet mich gerade einmal 10 Minuten! Aber stellen Sie sich vor, was Sie gewinnen.

Also, lassen Sie uns unsere Entscheidungserfahrung vertausendfachen 😛