Der „gute“ Rat

© Zlatko Kostic - FOTOLIAVor wenigen Tagen habe ich darüber gesprochen, dass wir in dem Moment der Entscheidung einen kleinen Preis bezahlen, da wir uns von unseren vielen schönen Alternativen trennen müssen. Manchmal trennen wir uns aber auch von mehr, als nur von ein paar neuen Möglichkeiten…

Stellen Sie sich vor, Sie haben die Wahl, mit Mitte Fünfzig einfach Ihr Leben zu genießen, können die Winter auf Mallorca oder in Südafrika verbringen oder Sie kaufen ein Unternehmen, dass die letzten fünf Jahre nur Verluste geschrieben hat, über ein veraltetes Produktportfolio verfügt und dem die besten Leute bereits seit Jahren weggelaufen sind. Was würden Sie da tun? Viele Bekannte würden Ihnen vermutlich abraten, Ihr Geld in so ein Abenteuer zu stecken. Vermutlich würde Ihre Familie es ungern sehen, wie Sie Ihre ganze Kraft in ein aussichtsloses Unterfangen stecken.

Mit anderen Worten, beinahe jeder Außenstehende hätte sich für das „gute Leben“ entschieden. Also gibt es in diesem Fall eine richtige und eine falsche Entscheidung?

Vielleicht! Aber stellen Sie sich vor, unser Unternehmer langweilt sich mit seinem Geld im wahrsten Sinne zu Tode. Er braucht die besondere Herausforderung. Für Ihn ist die Rettung eines Sanierungsfalles das berühmte Salz in der Suppe.

Wie würden Sie dann an seiner Stelle entscheiden?

Natürlich hat er sich für die Herausforderung entschieden und blüht dabei regelrecht auf.

In schwierigen Entscheidungssituationen frage ich auch gerne, was meine Umwelt darüber denkt.

Dabei ist mir aber klar, dass ich dabei nur nach Aspekten der Entscheidung suche, die ich vielleicht noch nicht betrachtet habe. Entscheidungsvorschläge nach dem Motto: „Ich an Deiner Stelle…“ sind sicher interessant, aber ich lasse sie bewusst außen vor. Jeder Mensch muss nach seinen eigenen Wertvorstellungen entscheiden, ob das den anderen passt oder nicht.

Denn der Entscheider muss später damit leben, nicht die sonst so bereitwillig Rat spendenden. 😎

3 Kommentare
  1. ArentGreit
    ArentGreit sagte:

    (1)
    Was ist, wenn der Rat nicht ein Rat, sondern ein Bitte ist?

    Ich stehe z.B. vor der Entscheidung, ein kulturelles Event zu moderieren. Ich sehe das als -positive- Herausforderung; meine Frau/Freundin allerdings bittet mich, das nicht zu tun, da es (viel) Zeit kostet, solch eine Moderation zu schreiben. Nehme ich die Herausforderung an oder gebe ich der Bitte nach?
    (wobei da auch noch das Thema Beziehung hinzukommt=da kann man sich stundenlang drüber „streiten“… 🙂

    (2)
    „In schwierigen Entscheidungssituationen frage ich auch gerne, was meine Umwelt darüber denkt.“
    Mich interessiert auch noch, wie meine Umwelt reagiert:

    „Denn der Entscheider muss später damit leben, nicht die sonst so bereitwillig Rat spendenden.“
    Ich muss aber auch mit der Reaktion der Umwelt leben. Daher ist es so einfach meist nicht – zum Glück!? 😉

    Antworten
  2. Kai-Jürgen Lietz
    Kai-Jürgen Lietz sagte:

    Hallo Herr Arent,

    vielen Dank für Ihr Vertrauen. Es gehört viel dazu, so viel von sich preis zugeben.

    Für eine sinnvolle Aussage weiß ich zu wenig von Ihrer Situation. Ich will es dennoch versuchen und hoffe auf Ihr Verständnis, wenn ich völlig daneben liege. 🙂

    Es könnte sein, dass Sie in der Vergangenheit Ihre Gestaltungsspielräume bereits weitgehend aufgebraucht haben. Ich habe vor Jahren einmal den Begriff des Beziehungskontos kennengelernt. Dies funktioniert so ähnlich wie ein Girokonto. Wenn Sie Geld einzahlen, können Sie frei Ausgaben tätigen und ihr Leben genießen. Wenn Sie allerdings mehr ausgeben also sie einzahlen, dann ist das Konto (ihre Beziehung) überzogen und die Bank (Ihre Partnerin) meldet sich und zieht möglicherweise Ihre EC-Karte (Ihre pers. Gestaltungsfreiheit) ein.

    Ich bin sicher kein Experte im Beziehungsbereich, aber das Bild des Beziehungskontos habe ich immer beherzigt und nächstes Jahr sind meine Frau und ich zehn Jahre glücklich verheiratet. Das ist allerdings kein Zufall, sondern das Ergebnis einer bewußten Zielsetzung. Ich weiß sehr genau, wie wichtig mir meine Partnerschaft ist und deshalb investiere ich mich auch ständig.

    Im Ergebnis habe ich alle Freiheiten, die ich brauche, um mein Geschäft voranzutreiben.

    Daher könnte es sein, dass hier nicht das „Thema Beziehung hinzukommt“, sondern dies Ihr eigentliches Thema ist. 😯

    Wenn Sie gute Entscheidungen treffen wollen, sollten Sie genau wissen, was Sie wollen, dazu gehört allerdings nicht nur der Bereich gewünschte Ergebnisse, sondern auch die Bereiche unerwünschte Ergebnisse und Status Quo Ergebnisse (was heute schon gut ist).

    Wenn Ihr Beziehungskonto überzogen ist, könnte es sein, dass Sie in Ihren früheren Entscheidungen den letzten Punkt vernachlässigt haben.

    Bei der Reaktion Ihrer Umwelt kommt es schlichtweg darauf an, wer oder was Ihre Umwelt ist. Wenn Ihre Entscheidungen pers. Betroffenheit erzeugen (z.B. bei Ihrer Freundin), dann haben Sie es vorab versäumt aus den Betroffenen Beteiligte zu machen(z.B. durch die Arbeit am Beziehungskonto). Wenn dagegen Ihre Umgebung einfach nicht möchte, dass Sie sich weiter entwickeln, weil sie dann nicht mehr mit Ihnen „mithalten“ kann, wird es vielleicht Zeit für eine neue Peer-Group (ihr gesellschaftliches Umfeld, Freundeskreis). Das natürlich nur, wenn Ihnen Ihre persönliche Weiterentwicklung wichtig ist.

    Wie gesagt, ich kenne Sie nicht, daher kann ich hier völlig falsch liegen. Sie können mir auch gerne eine persönliche EMail schicken. 🙂

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  1. […] Ich habe gerade einen Kommentar zu meinem Betrag der “gute” Rat beantwortet. Dabei ging es um das Beziehungskonto mit dem privaten Partner. […]

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