Die Konjunktur ist gut

Man könnte meinen, eine Konjunkturdelle hätte es noch nie gegeben. So liebevoll kümmern sich Politiker, sog. Experten und Presse um dieses Thema. Nun ja, es wird wohl auch die Krise des Jahrhunderts werden, mindestens so besonders wie die Weltwirtschaftskrise 1929.

In einigen Jahren werden unzählige Forschungsarbeiten darüber geschrieben sein und vermutlich werden die Verfasser sich darüber wundern, wie in so kurzer Zeit so viel Geld durch so viel schlechte Psychologie verdampft wurde.

Denn Konjunktur, das ist in erster Linie Psychologie. Jeder weiß das und keiner beherzigt es. Angenommen unser Finanzminister Steinbrück wäre bei seiner ursprünglichen Aussage geblieben, dass die Krise an Deutschland vorüber geht. Dann hätten die Automobilhersteller auf dem Deutschen Markt vermutlich keine Umsatzeinbrüche im Herbst hinnehmen müssen. Die Zulieferer würden weiterhin fröhlich liefern und die Dienstleister in ihrer Umgebung florieren.

Aber da gibt es natürlich so nette Herren, wie Norbert Walter, den Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Er hat nicht nur die schlimmste denkbare Krise „entdeckt“, nein er hat auch gleich die Zahl „Vier“ in die Runde geworfen. Um diesen Prozentsatz würde die dt. Wirtschaft im kommenden Jahr schrumpfen und die Arbeitslosigkeit in der Folge durch die Decke gehen. Um seiner Sorge Ausdruck zu verleihen, lässt der Experte auch gleich seinen Bart etwas länger stehen. Konjunktur ist Psychologie.

„Verdammt! Da hat einer die Nase vorn“, werden sich andere Experten gedacht haben. Sollen wir jetzt von fünf Prozent sprechen? Nein, das glaubt uns bestimmt keiner. Also ist es besser, einen Gang herunter zu schalten. Daher erzählen sie der Bundesregierung, dass drei Prozent im Bereich des Möglichen liegen würde. gemäßigte Experten sind natürlich viel glaubwürdiger als der wilde Kassandra-Rufer mit dem Sorgenbart. Mit dieser Aussicht kann man rechnen. Daher wirft die Regierung auch gleich alle guten Vorsätze über Bord und denkt über ein Konjunkturpaket 2 nach. Denn Konjunktur ist Psychologie.

Die Situation scheint außer Kontrolle geraten zu sein. Nein, nicht die wirtschaftliche, sondern die PR-Maschinierie. Es gibt einem schon zu denken, dass der DIW-Präsident Klaus Zimmermann sich für einen Stopp der Konjunkturprognosen ausspricht. Immerhin verdient das Institut auch sein Geld damit. Er befürchtet, dass es zu sich selbst erfüllenden Prognosen kommen könne. Hätte ihm das denn niemand vorher erzählen können? Aber natürlich hat auch Zimmermann eine PR-Rakete im Gepäck. In den derzeitigen Prognose-Modellen gebe es keine Variable für eine Finanzkrise. Daher müssten die Prognosen ohnehin falsch sein. Aha! Hatte das nicht schon der SPD-Politiker Struck vor ein paar Wochen über die Gutachten der Wirtschaftsweisen gesagt. Weil sie eigentlich immer daneben lägen, sollte man das Gremium doch lieber abschaffen. Wählerwerbung ist eben Psychologie. 😉

Fast wäre ich bereit, Herrn Zimmermann zu folgen und allen sensationslüsternen Schreiberlingen zuzurufen:“Haltet den Rand!“ Doch die dann folgende Stille könnte als Totenstille gedeutet werden und Konjunktur ist schließlich…

Aber halt! Wir können ja auch anders damit umgehen. Wenn ich ein Päckchen bekomme, das ich nicht bestellt habe, dann heißt es „zurück zum Absender“. Also liebe Leser, schreiben Sie doch all den emsigen Psychomanipulatoren einen Brief. Inhalt: Konjunktur ist Psychologie!

Damit würden Sie auch gleich die heimische Papierindustrie, die Post und die Assistenzen in den Redaktionen unterstützen. Ihr Beitrag zum Jobwunder Deutschland quasi. 🙂

2 Kommentare
  1. Daniel
    Daniel sagte:

    Klasse Idee, wie man das Jobwunder bewirken kann. Aber mal ehrlich, wenn sich wirklich jede Branche, jeder Bürger so verunsichern lassen würde, dann wären die Krisen doch überall zu spüren. Es gibt aber noch einige Branchen, bei denen das Geschäft nach wie vor floriert, vielleicht sollten die nicht einfach ihre Arbeit tun, von der sie reichlich haben, sondern die Konjunktur in den Himmel loben, wodurch sie natürlich ihre Termine nicht mehr halten könnten und verlieren würden. Aber das Thema Krise wäre vom Tisch, obwohl die Branchen dann die ersten wären, die wieder davon anfangen. Man sollte einfach sein Leben weiter leben, eine zu starke Verunsicherung bringt keinen weiter.

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  2. Kai-Jürgen Lietz
    Kai-Jürgen Lietz sagte:

    Einige der amerikanischen Top-Motivatoren und genauso auch der Erfolgsautor und Wirtschaftsprofessor Nassim Nicholas Taleb empfehlen ja, keine Zeitungen und kein Fernsehen mehr zu sehen. Deren Informationen bedeuteten keinen Mehrwert.
    Wahrscheinlich haben sie damit sogar recht. Dann fällt es auch leichter, „sein Leben einfach weiter zu leben.“ 🙂

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