Mangelnde Selbstbeherrschung

image Gehirn- und Verhaltensforscher wollen mehr über unser individuelles Entscheidungsverhalten herausfinden. Bei einem einfachen Experiment trat Verblüffendes zutage.

Die Probanden sollten sich eine siebenstellige Zahl merken. Ein paar Räume weiter wurde geprüft, wie gut sie diese Zahl im Kurzeitgedächtnis behalten hatten.

Der Geist ist willig

Leider war das nicht die ganze Wahrheit. Denn eigentlich wollte man die Selbstbeherrschung der Probanden testen. Auf dem Gang zwischen den beiden Räumen hatten die Wissenschaftler einen Verpflegungstisch eingerichtet. Zur Wahl standen jeweils ein Schälchen gesunder Obstsalat oder ein leckeres Stück Schokoladentorte.

Tatsächlich gab es zwei Versuchsgruppen. Die erste Gruppe musste sich eine siebenstellige Zahl merken, während die zweite Gruppe sich nur eine zweistellige Zahl zu merken brauchte.

Der Cortex ist schwach

Dabei stellte sich ein augenfälliger Unterschied im Wahlverhalten der Probanden heraus. Wer sich ein siebenstellige Zahl merken musste, wählte mit 59% Prozent Wahrscheinlichkeit die Schokoladentorte, bei der anderen Gruppe mit der zweistelligen Zahl waren es lediglich 37 Prozent.

Die Zahl 7 ist dabei kein Zufall. Schließlich hatte der Psychologe George Miller Jahre zuvor herausgefunden, dass wir uns 7 plus/minus zwei Dinge in unserem Kurzzeitgedächtnis merken können.

Offensichtlich war derselbe Gehirn-Bereich, der sonst für unsere Selbstbeherrschung verantwortlich ist durch die Aufgabe nahezu ausgelastet. Daher gaben die Versuchsteilnehmer der Versuchung schneller nach.

Eine zweistellige Zahl merken wir uns offensichtlich ohne Mühe und haben dann noch genügend Kapazität im Gehirn frei, die Gier nach Schokoladentorte im Zaum zu halten.

Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie in Zeiten starker Belastung den Versuchungen leichter nachgeben. Ihr präfrontaler Cortex ist dann einfach überlastet.

Wollen wir uns diese Forschungsergebnisse zu nutze machen, müssen wir uns vor Augen führen, dass sie nur bei Versuchungen funktionieren.

Vorsicht beim Selbstversuch

Wollen Sie also die attraktive Kollegin rumkriegen, dürfte es wenig bringen, sie mit anspruchsvollen Aufgaben zu bombardieren. Waren Sie vorher schon keine Versuchung für sie, wird das auch nach der Überlastung des präfrontalen Cortex der Kollegin nicht zum gewünschten Ergebnis kommen.

Die gesenkte Selbstbeherrschung dürfte dann eher dazu führen, dass Sie mit “Kosenamen” wie Leuteschinder, Sklaventreiber und Riesen-**** betitelt werden. 🙂

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.