Machertum als Gegenstand der Forschung

image Gestern gab es einen interessanten Artikel im Handelsblatt über die Wis­sen­schaftlerin Saras Sarasva­thy. In ihrem Forschungsgebiet “Ef­fec­tu­a­ti­on” beschäftigt sie sich mit dem Unterschied zwischen Mana­gern und erfolgreichen Unterneh­mern, al­so Ma­chern.

Ihr wenig überraschendes Ergebnis: Macher sind anders erfolgreich als Manager.

Letztere arbeiten mit den Werkzeu­gen der klassischen Betriebswirt­schaftslehre und unterziehen neue Märkte und Ideen zuerst einer rigorosen Marktforschung. Sie erarbei­ten einen Businessplan, stellen Budgets auf und arbeiten dann ihren strukturieren Plan Schritt für Schritt ab.

Zukunft gestalten statt vorhersagen

Macher dagegen wissen genau, dass die Zukunft nicht durch Markt­forschung vorher gesagt werden kann. Das deckt sich auch mit mei­nen Erfahrungen mit mittelständischen Unternehmern. Dort rollt man mit den Augen, wenn Unternehmensberater Entscheidungen mit Ein­trittswahrscheinlichkeiten unterlegen wollen.

Die Waffe des Mittelständlers gegen die Wechselfälle des Geschäfts heißt “Flexibilität”.

Macher wissen, dass sich die Zukunft nicht durch Marktforschung zuverlässig vorhersagen lässt. Stattdessen gestalten sie ihre Zukunft selbst.

Das machen Macher

Wie Frau Sarasvathy in ihren Forschungen herausgefunden hat, kon­zentrieren sich Macher auf ihre eigenen Interessen, setzen ihr aktu­elles Wissen ein, bedienen sich virtuos ihrer sozialen Netzwerke und sind dabei sparsam wie … nun ja, die Schwaben. 😉

Macher suchen sich für ihre Vision schon im Vorfeld die richtige Unter­stützung bei Partnern, Kunden, Lieferanten und Geldgebern und setzen in kleinen preissensiblen Schritten ihre Idee um.

Mit anderen Worten, wir Macher wissen was wir wollen und schaffen uns Gestaltungsspielräume und sehen danach jede einzelne Ent­scheidung als Schritt in Richtung unseres großen Zieles.

Nicht neu?

»Das ist doch alles nicht neu«, könnten wir jetzt einwenden. »Haben wir doch alles schon in den Büchern vom Lietz gelesen!«

Das ist richtig. Relativ neu ist allerdings, dass sich die Forschung damit beschäftigt. Denn die Betriebswirtschaftslehre hat viele Jahre den Unternehmer wissenschaftlich nicht berücksichtigt. Außer vielleicht Schumpeter, der ihm die Rolle des schöpferischen Zerstörers zuge­dacht hat.

Das ist auch heute noch sehr treffend. Denn wenn die strukturierte Vorgehensweise etablierter Manager fehlschlägt, ist meistens ein Ma­cher in einem Konkurrenzunternehmen die Ursache dafür.

Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass man bei Nokia in Finnland den Macher Steve Jobs nicht gerade aus tiefsten Herzen liebt. Denn jahrelang war das Unternehmen der unangefochtene Meister in allen Klassen der Mobiltelefonie.

Das iPhone hat das Spiel verändert. Heute gelten die Finnen als rück­ständig und kämpfen um ihre treuesten Fans.

Das Verdienst von »Effectuation« ist es, der Hemdsärmeligkeit der Macher eine wissenschaftliche Heimat zu geben.

Eine neue Sau im Managerdorf

Natürlich wird damit jetzt auch gleich wieder eine neue Sau durchs Managerdorf getrieben, das Seminargeschäft wird brummen und na­türlich wird es eine Vielzahl von Büchern geben, die sich wie geschnit­ten Brot verkaufen werden. 😯

Das alles ändert aber nichts daran, dass wir aus diesem Forschungs­bereich in Zukunft viele spannende, interessante Untersuchungen er­warten können. Das ist gut, weil jeder von uns ein Macher sein könnte, wenn er nur wüsste, wie.

Das ist auch das Fazit von Saras Savathy. Im Handelsblatt heißt es: » Unternehmer werden nicht geboren – unternehmerisch denken ist lern- und lehrbar.«

Wenn Sie mehr darüber lesen wollen, wie Sie ihre eigenen Macherfähigkeiten nutzen können, habe ich ein paar Beiträge des Entscheiderblogs für sie zusammengetragen:

  1. Das Erfolgsgeheimnis der Macher
  2. Sind Selbständige anders erfolgreich?
  3. Machen Sie Ihr Glück
  4. Die Zukunft gestalten – 16 Faktoren
  5. Das Macher-Gen der Erfolgreichen

Machen Sie was daraus! 🙂

via Birgit Permantier auf Facebook

4 Kommentare
  1. Mag. Andrea Klein
    Mag. Andrea Klein sagte:

    Schön, dass Sie sich in Effectuation wieder finden. Das wissenschaftliche Konzept gibt es ja schon einige Zeit – Sarasvathy und Forschungspartner forschen seit 1998. Neu ist, dass auch die Wirtschaftspraxis davon Kenntnis nimmt – eine gute Theorie kann halt auch sehr praktisch sein.

    Buchtipp für Praktiker:

    Effectuation: Wie erfolgreiche Unternehmer denken, entscheiden und handeln“ von Michael Faschingbauer (2010), Schäffer-Poeschel

    Das Buch wurde gerade als „Managementbuch des Jahres 2010“ ausgezeichnet (managementbuch.de) und war unter den letzten 5 des getAbstract International Book Award.

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  2. Kai-Jürgen Lietz
    Kai-Jürgen Lietz sagte:

    Sic! Da haben wir schon das Buch zum Film. 😉
    Für wen machen Sie denn sonst noch so Werbung?
    Ich finde die Redaktion von Managementbuch.de auch ganz nett, schließlich hat meine Entscheider-Bibel dort auch schon einen Titel eingeheimst und Frau Kroker gab mir den entscheidenden Anstoß, mein erstes Buch zu schreiben. Andererseits fragt man sich, welche Bedeutung man solchen Mode-Titeln wirklich beimessen kann? Vielleicht werde ich es demnächst hier rezensieren. 🙂

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