Nachdenkliche Macher
Jeder Entscheider kennt die Situation. Wir stehen vor einer unerwarteten Situation und müssen eine Entscheidung treffen. Aber wir haben keine Meinung dazu.
“… Die Banken soll am besten der Richter bearbeiten. Das lief in der Vergangenheit immer bestens.”
“Ach, wissen Sie das nicht …?”
“Was soll ich wissen?”
“Alex Richter hat sich für die nächsten drei Monate krank gemeldet. Burnout heißt es. Wer soll jetzt die Gespräche mit den Banken übernehmen?”
Die falsche Frage
Viele Entscheider fragen dann gerne ihre Mitarbeiter, was sie denn darüber denken. Das kann allerdings gefährlich sein. Denn zum einen wissen wir nicht auf welcher Grundlage der andere seine Meinung gebildet hat. Zum anderen könnte es sein, dass sich der Mitarbeiter schnell eine Meinung zulegt, um bei uns zu punkten.
Stehen wir ohne eine klare Meinung da, sind wir leicht durch andere zu beeinflussen und treffen Entscheidungen, die wir sonst ganz anders getroffen hätten.
Hin und wieder kann der Drang, das Problem vom Tisch zu bekommen auch jedes übergeordnete Ziel überlagern. So haben schon viele Überbringer von schlechten Nachrichten unschöne Erfahrungen machen dürfen: “Gut, dann sprechen Sie eben mit den Banken. Ich verlasse mich da auf Sie. Vermasseln Sie das nicht. Das ist wirklich wichtig für uns!”
Problem und Situation trennen
Sinnvoller ist es für uns, das Problem zunächst von der aktuellen Aufgabe zu lösen. “Das entscheiden wir später. Lassen Sie uns erst einmal weiter machen.”
Auf diese Weise überführen wir das Ganze in eine ganz normale Entscheidungssituation. Die laufende Besprechung bringt unnötig Zeitdruck und Komplexität in die Entscheidung.
Was will ich wirklich?
Davon isoliert fällt es uns viel leichter, zunächst unseren Bedarf zu klären. Was wollen wir wirklich?
Schnell merken wir dann, dass es nicht um Personen geht. Wir müssen die Finanzierung unseres Projekts sicher stellen.
Alternativen
In der Vergangenheit hatten wir dafür einen sehr erfahrenden Kollegen, der die Sprache der Banker aus dem FF beherrschte.
Diese Alternative steht uns nicht mehr zur Verfügung.
Können wir nicht auf ihn zurückgreifen, müssen wir bessere Unterlagen zusammenstellen, die überzeugend die Renditesicherheit des Projekts transportieren.
Dafür haben wir auch schon die richtigen Mitarbeiter im Blick. Eine Alternative gibt es damit zumindest schon.
Natürlich arbeiten wir noch weitere Alternativen aus, die geeignet sind, unser Ziel zu erreichen.
Aber es ist klar. Ab jetzt sind wir wieder auf Kurs.
Nachdenken ist besser
So unschön es im ersten Moment ist, ohne die gewohnte Top-Alternative dazu stehen. So können wir dennoch etwas daraus lernen.
Der jetzt ausgefallene Kollege war für die Aufgabe immer die ultima ratio. Wir hätte normalerweise nie über Alternativen nachgedacht. Doch was einmal sinnvoll war, kann sich im Zeitverlauf als substanzlos herausstellen. Inzwischen könnte es viel bessere Lösungen geben, aber wir sehen sie nicht, weil unsere Gewissheit das verhindert.
Daher sollten wir durchaus auch unsere sicheren Schnell-Entscheidungen hin und wieder kritisch prüfen.
Denn solche Schnellschüsse beruhen zwangsläufig auf Vorurteilen. Wir glauben, genau zu wissen, was wir brauchen und alle Alternativen zu kennen. Ob das noch stimmt wissen wir nicht.
Das Macher-Weichei
Allerdings sehen viele ihr Macherimage gefährdet, sollten sie sich zu oft Zeit zum Nachdenken nehmen.
“Papperlapapp, wenn ich alle Probleme immer gleich zurückstelle, halten meine Leute mich für ein Weichei”, so ein Unternehmer einmal zu mir.
Das können wir natürlich halten wie wir wollen. Allerdings halte ich es für wichtiger, ein erfolgreicher Macher zu sein und nicht einem Fremdbild zu gefallen, als umgekehrt.
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