Optimierung oder Wiedervorlage einer vergangenen Fehlentscheidung?

Gestern bei der Sternstunde für Unternehmer in Bensheim:

Teilnehmer: „Was meinen Sie mit Fehlentscheidungen auf Wiedervorlage nehmen? Wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, dann kann ich mir überlegen, ob ich mit den Folgen lebe oder das ändern. Da ist kein Automatismus dahinter“.

Meine gestrige Antwort: „Wenn Sie eine Fehlentscheidung treffen, dann kommt diese sehr häufig wieder auf Ihren Schreibtisch. Nehmen wir an, Sie entscheiden sich für eine Anzeigenkampagne in der Annahme, Sie könnten Ihren Kunden damit erreichen. Leider erfüllt sich diese Hoffnung nicht. Dann müssen Sie sich wieder etwas Neues einfallen lassen“.

Teilnehmer:“Das ist doch der normale Optimierungsprozess in jedem Unternehmen. Das nenne ich nicht Wiedervorlage von Fehlentscheidungen“.

Leider sind unsere zehnminütigen Vorträge nicht für Zwischenfragen ausgelegt, daher hier eine tiefer gehende Antwort.

Natürlich optimieren wir in jedem Unternehmen ständig unser Handeln. Auch diese Optimierungen sind am Ende Entscheidungen. Es kommt darauf an, was der Auslöser für diese Entscheidung ist. Für Entscheidungen gibt es nur zwei mögliche Auslöser. Entweder ein Problem oder eine Chance. Beide beziehen sich auf ein bereits festgelegtes Ziel.

Im Beispielfall das Ziel, den Kunden mit meinen Leistungen zu erreichen. Wenn der Kunde von meinen Leistungen nichts erfährt, dann ist das ein Problem. Wenn ich hingegen mir Gedanken über Möglichkeiten mache, das Ziel noch schneller als bisher geplant zu erreichen, dann ist es eine Chance.

Bezogen auf die gestrige Fragestellung bedeutet das, wenn der Entscheidungsauslöser ein Problem ist (Ich erreiche den Kunden gar nicht), dann handelt es sich um die Wiedervorlage einer vergangenen Fehlentscheidung. Wenn ich dagegen eine Chance nutze, dann befinde ich mich bei der von dem Teilnehmer angesprochenen Optimierung.

2 Kommentare
  1. Thomas H. Lemke
    Thomas H. Lemke sagte:

    Mir klingt das Ganze sehr nach einer reinen Formulierungsfrage. Und da würde ich den Begriff „Optimierung“ lieber wählen. „Wiedervorlage einer Fehlentscheidung“ klingt mir zu sehr nach falsch machen, Haare raufen und Schuld suchen.

    Das bei der Optimierung natürlich wieder Entscheidungen anstehen, ist klar.

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  2. Kai-Jürgen Lietz
    Kai-Jürgen Lietz sagte:

    Vielleicht ist es nicht ganz klar geworden, worum es hier geht. In meinem Vortrag hatte ich an einer Stelle die vielen unnützen Dinge dargestellt, mit dem man als Entscheider seine Zeit vertun kann. Das in dem Kontext, dass viele Menschen behaupten, sie würden einfach nicht genug Zeit für gute Entscheidungen haben.
    In dem Zusammenhang ist es eben auch so, dass uns schlechte Entscheidungen der Vergangenheit bevorzugt wieder einholen und wir müssen dann erneut Zeit darauf verwenden.

    Ich persönlich halte nicht viel davon, die Dinge zu beschönigen. Wenn ich das dann euphemistisch als Optmierung bezeichne versage ich mir doch die Chance daraus zu lernen. Zudem gibt es ja die Optimierung tatsächlich, wenn ich eben die Chance habe, mein Ziel doch schneller zu erreichen.
    Für den einen oder anderen mag das Semantik sein. Für meine Kunden ist es wichtig und darauf kommt es am Ende an 🙂

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