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Dem Fachmann in die Karten schauen

© kml - FOTOLIAIm Entscheidungsprozess sind wir häufig darauf angewiesen, dass Fachleute uns Ihre Informationen und Wahrnehmungen zu Verfügung stellen.

Zum Beispiel ging es mir so, nachdem ich meine Entscheidungskriterien für die Auswahl des richtigen Verlags für mich festgelegt hatte. Ich habe zwar eine große Menge von Büchern von den verschiedensten Verlagen. Daher habe ich auch meine Meinung, wo zum Beispiel die interessantesten Bücher erscheinen. Darauf konnte ich mich aber in diesem Fall nicht verlassen. Denn dummerweise bin ich nicht meine Zielgruppe. Der Wurm muss schließlich dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. 🙂 Dabei konnte ich mich auf meine Literaturagentin verlassen, die den Buchbetrieb eben viel besser kennt.

Allerdings ist es nicht immer so leicht, einen Experten zu finden, der die fehlenden Informationen liefern kann. Noch viel schwieriger ist es, dabei auch brauchbare Aussagen zu bekommen.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten, warum Fachleute unbrauchbare Aussagen liefern könnten.

1. Sie haben ein Interesse daran, unsere Entscheidung zu beeinflussen.

2. Der Fachmann hat keine Ahnung, will das aber nicht zugeben 😈

Beim ersten Fall kommt es aufs Timing an. Denn wenn Sie den Fachmann vorab fragen, zu welcher Entscheidung er Ihnen ganz allgemein raten würde, wird er ihnen gerne seinen Favoriten liefern oder aber sagen, dass er das nicht sagen könne. Beide Aussagen sind extrem nützlich für Sie. Denn wenn er einen Favoriten hat, wissen Sie danach seine weiteren fachlichen Aussagen einzuschätzen. Wenn er dagegen unbeeinflusst ist, um so besser!

Wenn der Fachmann seine Ahnungslosigkeit verstecken möchte, wird es schwer. Denn Sie müssen sich bis zu einem gewissen Grad auf das Thema einlassen. Die beste Frage ist in diesem Fall, dass Sie nach der Grundlage fragen, auf der unser Fachmann seine Aussage begründet. Kommt dann ein schlaffes „meine langjährige Berufserfahrung sagt mir das“, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie eben diese vergessen können 🙂

Leider ist es meistens nicht so einfach. Denn der Fachmann wird Ihnen gerne seine Fachvokabeln um die Ohren schießen, dass es ein wahre Pracht ist. Machen Sie in dem Fall nicht den gleichen Fehler wie der sog. Fachmann und täuschen vor, sie wüssten wovon er spricht. Stattdessen sollten Sie ihm erklären, dass Sie kein Wort verstanden haben und er das Ganze bitte schön so erklären soll, dass auch der Laie verstehen kann, worum es geht 🙂

Ich habe genau so einen Fall vor einigen Wochen miterlebt und am Ende tat mir der gute „Fachmann“ richtig leid. Denn mein Kunde hatte ihn von der satten Arroganz des unantastbaren Experten über den argumentieren Fachidioten bis hin zum stammelnden Nichts befördert. Unser Experte hat am Ende wortlos den Raum verlassen. Ich habe selten so viel an einem Tag gelacht gelernt, wie dort 😛

Eigendynamik schaffen

© Harald Bauer - FOTOLIA

„Unternehmer sind Gestalter.“

Das ist einer meiner am häufigsten durch die Praxis bestätigten Glaubenssätze. Mit dem Gestalten geht aus meiner Sicht auch immer das Thema Eigendynamik einher. Wer immer im Strom mit schwimmt, wird selten mehr erreichen als der Durchschnitt. Das gilt besonders für Unternehmer.

Ich sehe immer wieder den Fall, dass eine wichtige Veränderung ansteht, aber aus Angst, die Sache könnte schief gehen, schiebt der Unternehmer die Entscheidung auf.

Mit anderen Worten, er fürchtet Probleme bei der Umsetzung. Das ist hochspannend. Denn die eigentliche Entscheidung eröffnet die Chance zur Eigendynamik des Unternehmens, in der Umsetzung wird sie gewonnen.

Jede Umsetzung hat zwei Aspekte:

  1. Persönliche Eigendynamik
  2. Technische Eigendynamik

Klar ist, dass diese beiden Aspekte nicht immer eine gleichgewichtige Rolle spielen.

Die persönliche Eigendynamik können wir uns dadurch sichern, dass wir uns einen größtmöglichen Kreis von Unterstützern schaffen. Je weniger Gegner wir bei der Umsetzung haben, desto größer die Geschwindigkeit.

Die technische Eigendynamik scheitert immer dann, wenn wir keine genaue Vorstellung haben, was passieren wird. Daher geht es hier nicht allein um Technologie. Stellen Sie sich vor, Sie sind Friseur, aber bieten Menschen die Heilung von Krebs an und setzen dazu ganz nebenbei Chemotherapie ein. In dem Fall verstoßen Sie in Deutschland gegen eine stattliche Anzahl von Gesetzen und man wird Ihnen ganz schnell das Handwerk legen.
Wie kriegen Sie die technische Eigendynamik vorab in den Griff? Der beste Weg ist eine klare Vorstellung des Ablaufs. Zu jedem Schritt fragen wir uns: „Geht das oder geht das nicht?“

Immer dann, wenn wir es nicht genau wissen, macht es Sinn, entweder ein Experiment zu machen oder jemanden zu fragen, der sich damit auskennt. 🙂

Im Kleinen hatte ich heute ein ähnliches Problem. Schon seit einiger Zeit stand für mich das Update auf eine aktuelle Version dieser Blog-Software an, zudem musste die Link-Struktur geändert werden, damit Google auch mein Artikel-Archiv indexieren kann. Und last but not least wollte ich einen technischen Ratschlag von Marcel Widmer endlich in die Tat umsetzen.
Im Vorfeld hatte ich einige unschöne Geschichten gelesen, wo einige dieser Maßnahmen einen Blog lahmgelegt hatten. Nachdem ich in den letzten Monaten viele neue Leser dazugewinnen konnte, wollte ich keinen Ausfall riskieren. Ein alter Grundsatz heißt „never touch a running system!“ Aber als gestaltender Unternehmer wollte ich mich nicht von meinen Befürchtungen lähmen lassen. Daher habe ich auf demselben Server eine Testumgebung eingerichtet, die genauso aufgebaut ist, wie mein „Produktivsystem“. Jetzt kann ich alles vorher ausprobieren 🙂

Ich denke, Sie haben die Veränderung unter der Haube meines Boliden nicht gemerkt und das ist gut so! 🙂