Wer bei dieser Überschrift an Kunst denkt, ist wahrscheinlich kein OpenBC-Mitglied 🙂
Alle Premium-Mitglieder dieses Online-Netzwerks haben das Angebot erhalten, bei dem bevorstehenden Börsengang bevorzugt behandelt zu werden. Das ist auf der einen Seite nett und sicher auch sehr fair, denn als die Minderheit der zahlenden Nutzer haben wir auch dazu beigetragen, dass OpenBC überhaupt kapitalmarktfähig geworden ist. 8)
Allerdings ist dieses Angebot nicht selbstlos. Michael Raich (toller Name) hat in seinem Blog eine erste Analyse vorgenommen:
Aber ist die Zeit denn schon reif für einen Börsengang? Lässt sich das Ertragspotential wirklich darstellen? Wo ist die Vision, wenn das Finden alter Kontakte langweilig wird?
er schreibt weiter:
Geplanter Börsenerlös von 100 Mio. EUR bei 25-49% der Anteile.
Das würde eine Bewertung von 200 bis 400 Mio. für das Unternehmen bedeuten.
Und das ist meiner Ansicht nach ganz schön mutig.
Selbst bei konservativem Wertansatz muss die momentane Wachstumsrate von ca. 20% pro Quartal auch die nächsten 5 Jahre gehalten werden, um auch nur die Untergrenze der Valuation zu erreichen. Und die ist in letzter Zeit gesunken. Ist der Markt schon bald gesättigt? Insbesondere wenn…
Da hat er nicht ganz unrecht. Bis vor wenigen Wochen hätte ich das ähnlich gesehen. Bis eine Success-Story mich wieder neu für das Thema geöffnet hat:
Ein Kunde und Freund von mir positioniert sich als Deutschlands erster SteuerConflictCoach zu der Positionierung ist er während eines meiner Workshops gekommen, der Name wurde durch Thorsten Wehner inspiriert und die praktische Positionierung, wie Fahrstuhlsatz etc. hat Giso Weyand mit ihm erarbeitet. Trotzdem ist erst einmal ein Jahr relativ wenig in der Öffentlichkeit passiert. Aus heiterem Himmel veröffentlicht die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung ein halbseitiges Portrait im Oktober 2006 über den SteuerConflictCoach. Es folgen Hörfunkinterviews und diesen Montag ein Liveinterview in N24.
Wie ist mein Freund Mathias in die FAS gekommen?
Er hat am Anfang des Jahres einige freie Journalisten via OpenBC angesprochen und da seine Positionierung und seine Arbeit eben hochspannend sind, ist damit die Presselawine ins Rollen gekommen.
Mit den Online-Netzwerken ist es wie mit jedem anderen Netzwerk auch. Wenn ich bereit bin, Arbeit reinzustecken, dann zahlt es sich irgendwann aus. Wenn ich glaube, ich müsste nur Mitglied sein und die gebratenen Tauben fliegen Mir ins Maul, dann habe ich Pech gehabt.
Die Aktiven werden aus solchen Netzwerken ihre eigenen Success-Stories machen und die anderen werden sich erstaunt die Augen reiben und Mitglied werden. An Stelle von OpenBC würde ich Fangprämien für solche Success-Stories ausloben. Denn das ist der Saft, aus dem die Träume sind. 🙂
Insofern stehen wir mit solchen businessorientierten Netzwerkplattformen sicher erst am Anfang. Denn viele Unternehmer wissen noch gar nichts davon.
Hier sehe ich auch meinen Hauptkritikpunkt. Die Namensänderung von OpenBC zu XING ist sicherlich zum großen Teil dem asiatischen Markt geschuldet. In der Ankündigungsmail dazu vor einigen Monaten hieß es aber auch, dass längst nicht nur Geschäftsleute Mitglieder sind und man diesem Faktor auch durch den Namen gerecht werden wolle.
Ich halte das für ein sehr gefährliches Spiel. Denn XING/OpenBC könnte sich mit einer wachsweichen Positionierung (wir sind alles für jeden) von der Netzwerkplattform für Geschäftskontakte zum Telefonbuch mit Zusatzfunktionen entwickeln.
Nur was bringt das? Schon heute gibt es genug XING/OpenBCler, die einfach nur passiv drin sind und nicht reagieren, wenn Sie auf interessante Aspekte in Ihrem Mitgliedsprofil angeschrieben werden.
Da ist es mir lieber, wenn ich weiß, dass in der Plattform vor allen Dingen aktive Netzwerker zu finden sind, aber dafür keine 20 Millionen weltweit, sondern nur 1 Million.
Ich jedenfalls bin nach der Betrachtung dieser beiden Seiten der Medaille nicht wirklich schlauer. 😕
Teilweise werde ich auch das schlechte Gefühl nicht los, dass wir als Premium-Mitglieder in einen Deal geködert werden und nur zu einem Börsenhype beitragen, ohne dass langfristig die Substanz dahinter ist.
Klar ist, nach dem Börsengang beginnt das übliche Spiel: Wachstum um (fast) jeden Preis. Denn jedes Quartal müssen tolle Aussichten vorgelegt werden.
Ich werde wohl ein bisschen Spielgeld in die Hand nehmen und ein Paar Aktien zeichnen und das Ganze als Spekulation und nicht als Anlage sehen. Wenn dann die Aktie durch die Decke geht (à la Google) beiss ich mir sonstwohin. 😉
Auch Robert Basic bloggt bereits seit Wochen zu dem Thema, was das Zeug hält. Hier ein Vergleich mit der derzeitigen Marketing-Offensive von LinkedIn (ja, ich bin auch Mitglied)