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Innere Inquisition

rote Ampel Ziele sind gut, eine langfristige Vision noch besser. Doch die Tatsache, dass rund 80 Prozent von uns keine klare Vor­stellung davon haben, wo wir in zehn Jah­ren stehen wollen spricht eine klare Spra­che.

Es scheint schwieriger zu sein, sich eine eigene Zukunft vorzustellen, als sich planlos durch das eigene Leben zu labo­rieren.

Ein Grund, warum es uns nicht gelungen ist, unser eigenes Zukunftsrätsel zu lösen: Selbstkritik.

Wir machen Fehler

Oft tun wir nicht, was wir tun sollten. Wir sind zum Beispiel träge und lesen im Internet Blogbeiträge, anstatt unsere Arbeit voran zu bringen. 😉 Wir stoßen vielleicht wichtige Menschen vor den Kopf, weil wir ungeduldig oder gar aggressiv sind. Oder wir lassen uns selbst herum schubsen und andere dürfen uns sagen, was wir zu tun haben.

Wann immer uns das bewusst wird, haben wir schnell ein schlechtes Gewissen. Wir werden unseren eigenen Ansprüchen nicht gerecht. Wir können es doch besser, oder? Warum machen wir es dann nicht?

Selbstvorwürfe

Eine gute Frage, doch damit halten wir uns natürlich nicht auf. Denn wir haben seit frühester Jugend gelernt, dass wir jetzt einen Schwall von Selbstvorwürfen brauchen.

»Armleuchter«, »faule Sau«, »rückgratlose Mickey Mouse« – so lauten die Ausdrücke und Bilder, mit denen wir uns auf den Pfad der Tugend zurückbringen wollen.

Mit dieser motivierenden Selbstansprache und und Bildern vor Augen entwickeln wir unser Zukunftsbild in den schönsten Farben. 😮

Natürlich kann das so nicht funktionieren. Wir sind, was wir über uns denken. Eine »rückgratlose Mickey Mouse« hat vermutlich ein trostlo­ses Zukunftsbild und kein motivierendes.

Perfektion ist langweilig

Schon in der Bibel steht: »Der Gerechte fällt sieben Mal am Tag und steht wieder auf.« In religiösen Fragen verstehen wir Menschen in der Regel keinen Spaß. Trotzdem finden wir diesen von allen Fehlern befreienden Spruch im oft dogmatischen Christentum.

Denn es ist überaus normal und menschlich, dass wir Fehler machen und wir nicht perfekt sind. Wenn schon ein Gott uns Fehler erlaubt, sollten wir vielleicht ähnlich großzügig sein, zumal es auch ziemlich langweilig wäre, perfekt zu sein. 🙂

Sei Du selbst

Wenn wir uns dagegen zugestehen, Fehler machen zu dürfen und akzeptieren, nicht perfekt zu sein, geben wir uns damit den Raum, wir selbst zu sein. Denn ansonsten sind wir ständig nur damit beschäftigt, Entschuldigungen zu suchen, warum wir nicht so sind, wie wir sein sollten.

Besser ist es doch, anzuerkennen, dass wir es besser machen könn­ten und es dann tun. Ohne Selbstvorwürfe, die bei Licht betrachtet nur unsere Zukunft zerstören und nichts bringen.

Entscheider ohne Zweifel und Tadel

image In Management-Zeitschriften sind die Biografien von Top-Managern oft gerade Wege ohne jede Rückschläge. Lese ich solche Artikel, nicke ich oft mit dem Kopf und denke mir: Anders konnte derjenige ja nicht an seine Spitzenposition gelangen.

Allerdings regt sich dann schnell Widerspruch in mir. Wann und wo haben diese Manager ihre Fehler gemacht, aus denen sie so nachhaltig lernen konnten? Das gibt die Biografie meist nicht her.

Wir stehen jetzt also vor der Wahl. Entweder hat unser Spit­zen­ma­na­ger keine Ahnung vom Leben oder seine Biografie ist geschönt.

Rückschläge verstehen

Ich tippe auf Letzteres. Warum ist diese Erkenntnis wichtig? Nicht jeder von uns ist ausnehmend glücklich über seine Lernerfah­run­gen. Rückschläge sind für uns oft ein Zeichen dafür, dass wir es nicht so weit schaffen können, wie diese Erfolgsikonen.

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