Unternehmerisches Handeln

Dominik Pasalic schreibt in seinem Blogbeitrag über 25 Grundsätze unternehmerischen Handelns und hat mich um ein Feedback gebeten. Solche Sammlungen liegen im Trend, weil sie ihrem Leser das Denken abnehmen.

In den 25 Punkten, die Pasalic beschreibt, gibt es meiner Meinung nach Licht und Schatten. Zum einen merkt man, dass er Verkäufer durch und durch ist, denn allein 11 Punkte  beschäftigen sich mit diesem vitalen Thema. Verkauf ist wichtig, keine Frage, aber das ist auch die Strategie und diese bleibt mir ein wenig auf der Strecke.

Idee oder Positionierung?

So spricht Pasalic von der „großen Idee“. Die Idee, die hinter dem Unternehmen steckt, müsse für jeden sofort erkennbar sein.

Vielleicht aber auch nicht. Die Idee ist das eine und die Positionierung, also wofür das Unternehmen beim Kunden steht eine völlig andere. So ist die Idee von einem Herrn Benz ein Explosionsmotorgetriebenes Fahrzeug gewesen. In den Köpfen der Kunden steht ein Mercedes heute für stilvolle, moderne und sichere  Fortbewegung.

Leben oder Arbeiten?

Weiterhin schreibt Pasalic, wir sollten erst unser Leben aufbauen und dann unser Unternehmen. Viele Unternehmer versuchten, Ihr Leben durch Erfolg im Beruf zu definieren und dann bleibe der zwangsläufig aus. Das passt natürlich wunderbar in das Mantra der Work-Life Apologeten, ich habe da Zweifel.  Meiner Ansicht nach darf und kann jeder sein Unternehmen dann aufbauen, wann immer er will oder muss. 😮

Viele Unternehmen sind aus einer Not heraus entstanden und sind heute trotzdem wahre Perlen. Nur eines sollten wir nie vergessen. Das Unternehmen ist das Werkzeug für die Mission des Unternehmers und nicht umgekehrt.

Wer ist hier mittelmäßig?

Und damit sind wir auch schon beim Thema Mitarbeiter. Aus Unternehmersicht gehört das zu den kontroversen Themen. Daher ist wohl nicht verwunderlich, dass ich Pasalic auch hier wiederspreche. Er schreibt:

100% aller Unternehmen, die meinen, es sich leisten zu können, mittelmäßige Mitarbeiter einzustellen, sind mittelmäßige Unternehmen.

Diese Einstellung ist natürlich von gestern. Meine Gegenthese: Es gibt keine mittelmäßigen Mitarbeiter, sondern nur mittelmäßige Chefs.

Der Beweis: Ein Unternehmer, der immer die besten und teuersten Spezialisten auf dem Markt einkauft und damit Spitzenergebnisse erzielt, zeichnet sich durch die Bereitschaft aus, viel Geld für Spitzenergebnisse auszugeben. Nicht aber dadurch ein guter Unternehmer zu sein. Ein Unternehmer aber, der Spitzenleute vom Markt kauft und trotzdem schlechte Ergebnisse erzielt ist ein Loser.

Ein Unternehmer dagegen, der mit ganz normalen Mitarbeitern eine Mannschaft formt, die alle seine Mission in die Tat umsetzen und damit erfolgreich sind, zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht nur Geld hat, das er hoch effizient einsetzt, sondern auch dadurch, dass er ganz normale Mitarbeitern Spitzenleistungen ermöglicht.

Da Pasalic auch ein Stück weit das Thema Gründung anspricht, stellt sich natürlich auch die Frage, woher denn das viele Geld kommen soll, um die Top-Leute auch bezahlen zu können?

Intuition ist immer logisch!

Widersprüchlich ist auch der Punkt über die Intuition:

Der Weg zum Erfolg basiert oftmals nicht auf Logik, sondern darauf, dass Sie genau das Gegenteil tun. Ihre Intuition ist eine der stärksten Waffen im Kampf um die Spitze. Unterschätzen Sie sie nicht! Und oftmals muss man sogar seine eigne Intuition in Frage stellen und gegen sie handeln.

Intuition ist wie wir heute wissen das Erfahrungswissen, das wir mit der Zeit in unserem Unbewussten angesammelt haben. Der unbewusste Teil unserer kognitiven Fähigkeiten kann Informationen um den Faktor 1000 schneller verarbeiten als unser Wachbewusstsein. Gegen die Logik verstösst es also nicht. Was allerdings sehr wichtig ist: Immer dann, wenn wir in unbekannte Entscheidungsbereiche  eintauchen, könnte unsere Intuition trügerisch sein, weil sie vielleicht auf den falschen Erfahrungswerten basiert. Daher stimme ich dem zweiten Teil von Pasalics Aussage zu.

Fazit

Ansonsten sind die 25 Punkte lesenswert und vor allen Dingen überlegenswert. Allerdings sollten wir sie nicht kritiklos konsumieren.

7 Kommentare
  1. Wilfried Russ www.1stplan.de
    Wilfried Russ www.1stplan.de sagte:

    Bei meinen zahlreichen Gesprächen mit mittelständischen Unternehmern höre ich (gerade auch von sehr erfolgreichen Unternehmern „alter Prägung“) immer wieder von der massgeblichen Bedeutung der Intuition, häufig auch als Bauchgefühl bezeichnet. Genau diese unternehmerische Intuition sei es, die den Erfolg des Unternehmers ausgemacht habe. Eindrucksvolle Unternehmensgeschichten scheinen diese These auch häufig zu stützen.

    An bestimmten Punkten kommt jedoch auch die unternehmerische Intuition an ihre Grenzen: nicht nur bei den oben vollkommen zurecht genannten unbekannten Entscheidungsbereichen kann eine transparent-strukturierte und dokumentierte Entscheidungsfindung vor Fehlentscheidungen schützen, sehr hilfreich kann sie auch in vielen Kommunikationssituationen sein: im Geschäftsführungskreis, in der Gesellschafterversammlung, vor dem auch in mittelständischen Unternehmen immer häufiger eingesetzten Beirat und nicht zuletzt im Bankengespräch.

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  2. Dominik Pasalic
    Dominik Pasalic sagte:

    Hallo Herr Russ, hallo Herr Lietz,

    ganz kurzer Zwischenruf von meiner Seite:

    Mit diesem Punkt der Intuition wollte ich darauf hinweisen, dass man auch oftmals genau gegen seine Intuition handeln sollte.

    Die Schwierigkeit vor denen ein Unternehmer steht, ist es zu wissen, wann er auf seine Intuition hören und wann er genau entgegengesetzt handeln sollte, handeln muss.

    Sobald ich die Zeit finde, werde ich auf diesen Artikel näher eingehen.

    Gerade bei dem Punkt: „Wer ist hier mittelmässig“ gehe ich in meiner Meinung so weit von der des Herrn Lietz auseinander,dass es nicht reichen würde, einfach nur mit einem Satz zu antworten.

    Natürlich gebe ich dem Herrn Lietz insofern Recht, dass es häufig das Verschulden des Chefs ist, wenn ein Unternehmen untergeht. Jedoch sehe ich die Verantwortung des Chefs eher darin, in der Entscheidung, sich schneller von mittelmässigen Mitarbeitern zu trennen.

    Aber wie gesagt: Da dieses Thema zu heikel ist und sehr schnell missverstanden werden kann, möchte ich hier dieses Thema nicht weiter angehen. Auch ist es, meiner Meinung nach, für den Erfolg eines Unternehmens zu wichtig, als dass es in einem Satz ausdiskutiert werden könnte.

    Wenn nicht Ihre und meine Zeit zu stark beansprucht wäre im Moment, hätten wir diesem Thema mal ein Podcsast widmen sollen :). Das wäre richtig gut geworden. Denn wenn zwei Meinungen/zwei Erfahrungswelten so stark aneinander prasseln, kann ja nur etwas Gutes dabei herauskommen 🙂

    Vielen Dank jedoch, dass Sie sich die Zeit genommen haben, sich so intensiv mit meinem Artikel auseinanderzusetzen.

    Dominik Pasalic

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  3. Kai-Jürgen Lietz
    Kai-Jürgen Lietz sagte:

    Lieber Herr Pasalic,

    es gibt niemals „die eine Wahrheit“. Ich persönlich bin von der Lehre Viktro E. Frankls geprägt, dass alle Menschen ein starkes inneres Verlangen nach Sinn im Leben haben. Das kollidiert mit einer „natürlichen Mittelmäßigkeit“. Jeder Mensch möchte gerne erfolgreich sein und ist auch bereit sein Bestes dafür zu geben, solange er der Meinung ist, dass seine Arbeit Sinn macht.

    Genau da liegt die Aufgabe eines Vorgesetzten. Er muss dafür sorgen, dass der Mitarbeiter Sinn erleben kann.

    Leider sehen das viele „mittelmäßige“ Chefs genau anders herum. In deren Vorstellung muss der Mitarbeiter dafür sorgen, dass der Chef sich wichtig fühlen kann. Und der auf diese Weise „Sinn“ erlebt.

    Vermutlich haben Sie in Ihrem Bereich (Verkauf) sehr viele destruktive Menschen erlebt und damit bildet sich für Sie eine andere Wahrheit heraus. Eine Wahrheit übrigens, die viele Unternehmer mit Ihnen teilen werden. Ich habe darüber schon einmal im Oktober 2006 einen Beitrag geschrieben. Und es scheint so, dass er heute noch so aktuell ist, wie damals. 🙂

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  4. Frank Steinke
    Frank Steinke sagte:

    Hallo Herr Lietz,

    ich glaube, Ihnen widersprechen zu müssen, in Bezug auf „Sammlungen, die den Lesern das Denken“ abnehmen. Im Gegenteil bin ich der Ansicht, dass solche Sammlungen gerade zum denken anregen, denn erstens werden oftmals Punkte angesprochen, die schnell in Vergessenheit geraten oder übersehen werden und zweitens werden damit konstruktive Debatten angeregt. Oder habe ich Ihre Aussage nur falsch interpretiert?

    Ihre Definition von Intuition hingegen hat mich beeindruckt und zum Nachdenken gebracht. Auch ich muss gestehen, dass ich manchmal den Sinn der Worte zwar durchaus verstehe, aber deren tiefere Bedeutung nicht so klar durchdacht habe. Nobody is perfekt!

    Idee und Positionierung sind meines Erachtens nach zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Um bei Ihrem Beispiel des Herrn Benz zu bleiben, die Idee war das Auto und diese hat er auch konsequent und gegen alle Hindernisse in die Tat umgesetzt. Die Positionierung allerdings ergab sich im Laufe der Geschichte des Autos durch Weiterentwicklung, Markt- und Kundenwünschen und nicht zu letzt durch Autos anderer Mitbewerber. Das bedeutet, eine Idee kann auf dem Markt erst positioniert werden, wenn sie bereits umgesetzt wurde.

    Mittelmäßigkeit ist durchaus vom Unternehmer abhängig. Das sehe ich genau so. Allerdings ist zu bedenken, dass einige Mitarbeiter einfach nicht die Anforderungen für ihre Arbeit mitbringen. Nicht einmal dann, wenn sie das, was sie tun sollen studiert haben. Die Aufgabe des Unternehmers in diesem Bereich ist es, die richtigen Leute für eine bestimmte Arbeit zu finden und zu motivieren und sich von anderen rechtzeitig zu trennen, denn oftmals wird gerade Letzteres viel zu spät erkannt.

    Frank Steinke

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  5. Kai-Jürgen Lietz
    Kai-Jürgen Lietz sagte:

    Hallo Herr Steinke!

    Idee und Positionierung sind meines Erachtens nach zwei völlig verschiedene Paar Schuhe…Das bedeutet, eine Idee kann auf dem Markt erst positioniert werden, wenn sie bereits umgesetzt wurde.

    Zur ersten These kriegen Sie von mir ein klares „Ja!, das habe ich auch so bereits geschrieben. Ihre zweite These beschreibt den schlechteren Fall.

    Es geht allerdings auch besser. Prominentes Beispiel (zumindest in diesem Blog) ist meine eigene Positionierung. Ich hatte zwar nicht gleich von Anfang an die genial einfach Bezeichnung „Entscheidercoach“, aber die Positionierung hatte gleich geklärt. Begriffliche Stationen waren für mich: „Spezialist für unternehmerisches Denken“, „Spezialist für unternehmerische Entscheidungen und deren wiederstandsfreie Umsetzung“, Entscheidungserfolg Coach und schließlich „Entscheidercoach“. Dahinter steht allerdings immer dieselbe Positionierung, Managern, Selbständigen und Unternehmern dabei zu helfen, noch bessere Entscheidungen zu treffen. 🙂

    Allerdings ist zu bedenken, dass einige Mitarbeiter einfach nicht die Anforderungen für ihre Arbeit mitbringen. Nicht einmal dann, wenn sie das, was sie tun sollen studiert haben.

    Dann machen Sie doch mal „Butter bei de Fische“. Können Sie mir ein konkretes Beispiel nennen?

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  6. Frank Steinke
    Frank Steinke sagte:

    Hallo Herr Lietz!

    Nun, ich denke, die Namensfindung für Ihre Idee können wir getrost außen vor lassen, auch wenn sie ein nicht unerheblicher Bestandteil der Umsetzungsgeschwindigkeit ist. Ist denn nicht das abhängig machen von einem Nahmen ein ähnlicher Trugschluss, wie die Aussage „Kleider machen Leute“? Letzten Endes kommt es doch auf den Inhalt an.
    In Ihrem Beispiel prägt die Idee an sich ja schon die Positionierung.

    Zu Ihrer Frage nach einem konkreten Beispiel: Wie ich schon bei mastermind.de erwähnte, hatte ich in meiner ersten Firma (Haus- und Grundstücksverwaltung) massive Probleme, mit meinen Mitarbeitern. Ein nicht unerhebliches solches ergab sich aus meinem Fehler, nicht genug auf die Einhaltung von Distanz zu setzen und bestehen.
    Unter anderem hatte ich einen Mitarbeiter, der BWL studiert hatte und sich dann auf Buchhaltung spezialisierte. Diese konnte er nicht annähernd zufriedenstellend bewältigen und mein Fehler bei dieser Geschichte war es, dieses nicht rechtzeitig zu beenden. Ich hab mich da einfach zu lange „einlullen“ lassen.

    Frank Steinke

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