Was George W. nicht wußte…
Ich weiß, dass das Thema Irak und Afghanistan für viele ein rotes Tuch ist. Ich nehme heute einen Bericht in Spiegel-Online, dass die USA wohl noch einige Milliarden Dollar mehr in die beiden Unternehmen versenken wollen als Anlass für einige Fragen, die mich beschäftigen.
Ob Osama bin Laden bewußt war, was er auslösen würde? Das weiß niemand. Aber mit einem Terroranschlag auf das World-Trade Center und das Pentagon am 11. September 2001 hat er nicht nur die USA getroffen, sondern auch die ganze Welt. Interessanterweise haben sich alle Beteiligten so verhalten, wie erwartet und halten daran auch fest.
Bin Laden hatte sich damals bei den Taliban in Afghanistan verschanzt. War es vorhersehbar, dass die Amerikaner ihren ersten Schlag gegen dieses Land führen würden? Vielleicht, aber gleichzeitig ist es ein alter Grundsatz für Feldherrn, dass man sich den Schauplatz der Schlacht selbst aussuchen soll, weil der Gegner so in Nachteil gerät. Jetzt geht es hier ja nicht um einen regulären Kampf. Kein Terrorist hat ein Interesse daran, in ein Feuergefecht zu geraten, das er nicht selbst geplant hat. Gegen wen haben die Amerikaner dann Krieg geführt? Gegen die Taliban, der wohl mutmaßlich über lange Zeit mit Bin Laden zusammengearbeitet haben. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass Sie es lustig fanden, von den Amerikanern mit europäischer Hilfe überrollt zu werden.
Bin Laden war das wohl egal.
Im Gegenteil : Terroristen sind auf ihre Anhänger angewiesen. In gut funktionierenden Gesellschaften , in denen es allen vergleichsweise gut geht, ist die Nachwuchsarbeit sehr mühselig. Aber in einem zwangsweise befriedeten Gebiet, sieht das schon einmal anders aus. Noch besser sind natürlich voll eskalierte Kriege und Bürgerkriege.
Der Krieg in Afghanistan hat also Bin Laden und seiner Terrororganisation ihr Geschäft erheblich erleichtert! Und dann kam ein besonderer Glücksfall, von dem ich nicht weiß, ob er ihn in sein Kalkül miteinbezogen hat. Hätte Bin Laden damit rechnen können, dass die Amerikaner den Terroranschlag auch als Vorwand für einen Krieg gegen Sadam Hussein nutzen würden? Seit der Regierung unter Georg W. Bushs Vater trauerten die Hardliner bei den Republikanern der verpassten Chance hinterher, im ersten Golfkrieg den zum Feindbild erklärten Diktator gewaltsam zu entfernen. Hier schien die Chance zu sein und man hat sie ergriffen.
Ich könnte mir vorstellen, dass der Moment war, als Bin Laden vor Glück ein Ei legen wollte. Nicht nur, dass der Angriff im Irak weltweit Muslime radikalisiert hat, eine ganze Region destabilisiert, von der unser ganzer Planet ökonomisch abhängt, nein, die Militärausgaben der Amerikaner gefährden auch noch die Weltwirtschaft. Die Amerikaner haben seit 2001 504 Milliarden USD in den Krieg gegen den Terror investiert. Für dieses Jahr sind 170 Milliarden USD geplant und für das nächste Jahr immer noch 145 Milliarden USD. Die Amerikaner sind ein Konsumwirtschaft par excellence. Sie drehen damit den Weltwirtschaftsmotor. Dummerweise geschieht das vollständig auf Pump. Denn auch die amerikanische Bevölkerung hält nicht viel vom Sparen. Das Geld dafür erhalten Staat und Bevölkerung als Kredite von Ländern wie China, Indien, Japan, usw. Durch die Kopplung des chinesischen yuan an den Dollar führt dazu, dass der Dollar weiter stabilisiert wird. Würde der Kurs freigegeben, müsste die Währung erheblich aufwerten. Allerdings würden damit die Billionen Dollar in Devisen und Anleihen, die derzeit gehortet werden einem erheblichen Wertverlust ausgesetzt. Daher passen die Chinesen ihre Währung nur sehr graduell an, auch wenn das für die eigene Bevölkerung erhebliche Wohlstandsnachteile bringt. Denn eine schnelle Dollarabwertung bringt alle in ein Dilemma: Wenn nur ein Land, wie zum Beispiel Japan zuckt und seine Anleihen und Devisenvorräte in Dollar auf den Markt bringt, um potentiellen Währungsverlusten zuvor zu kommen, müssten alle anderen folgen, was zu einem Überverkauf des Dollar führt. Genauso, wie der Dollar seinen Wert heute trotz negativer Handels- und Leistungsbilanz hält, weil er nun einmal die Weltwährung ist, würde er zusammenbrechen, wenn dieser Status verloren geht.
Unglücklicherweise würde das zu einem massiven Wohlstandsverlust in beinahe jedem Land und einer vermutlich lang andauernden Welt-Deptression führen.
Die Militärausgaben der Amerikaner destabilisieren auf ihre Weise das System. Sollten die Staatseinnahmen durch eine größere Konjunkturdelle in größerem Maß zurückgehen, werden die USA aber ihre Militärausgaben nicht im gleichen Maß zurückfahren können.
Es ist schon fast deprimierend zu sehen, wie der alte Goethe Satz aus Faust I umgedreht wird: „Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft und als Geist, der stets verneint.“
Stattdessen müßte es wohl heißen „Teil von jeder Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft…„.
Ich denke, das ist eine gute Inspiration mal darüber nachzudenken, was sich am Ende aus den eigenen Entscheidungen ergeben kann… 🙁
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