Wie Egoisten Unterstützung schaffen
Persönlicher Erfolg ist ohne eine gesunde Portion Ego nicht möglich. Ordnen wir alles dem Gemeinwohl unter, wird uns das auf die Dauer nicht gut bekommen. Andererseits ist Egoismus eine Eigenschaft, die in unserer Umgebung meistens nicht zu Liebesbekundungen führt.
Jeder von uns hatte vermutlich schon das zweifelhafte Vergnügen mit einem reinrassigen Egoisten zusammenarbeiten zu müssen. Eines ist dabei ziemlich spannend.
Denn wo die »Naturtalente« sich ihrer Ich-Bezogenheit oft kaum bewusst sind, gibt es auch Ausnahme-Egoisten. Sie wissen, wie wenig Akzeptanz ihre Lebensphilosophie findet.
Niemand mag Egoisten
Niemand von uns würde wachen Auges einen Egoisten und seine Ziele unterstützen wollen. Wie machen Sie es dann, dass andere trotzdem die Kohlen für sie aus dem Feuer holen?
Egoisten haben trotzdem Erfolg
Sie umgarnen die Menschen ihrer Umgebung, schmeicheln ihnen, verführen sie und vermitteln ihnen ein Gefühl der Wichtigkeit. Das ist noch nicht einmal gelogen. Denn ohne die Unterstützung seiner Umgebung kann kein Mensch und auch nicht der Egoist erfolgreich sein.
Was unterscheidet den Egoisten dann von einem “normal” veranlagten Entscheider, der sich Unterstützung für die Umsetzung seiner Vision sichert? Rein formal nicht viel.
Die Meister der Hölle
Allerdings habe ich festgestellt, dass sie sich bedeutend öfter eines Hölle-Überzeugungsschemas bedienen.
Wollen wir unsere Umgebung für uns und unsere Ziele gewinnen, müssen wir die Menschen überzeugen. Damit Menschen sich bewegen, brauchen sie Motivation. Positive und proaktive Menschen nutzen dazu gerne starke positive Pole.
Das Himmel-Überzeugungsschema:
»I have a dream that one day this nation will rise up and live out the true meaning of its creed: „We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal.«
Martin Luther King
Egoisten nutzen dagegen gerne schmerzhafte Bilder, in denen ihren Akteuren etwas weggenommen wird, in denen die gewohnte Art zu Leben der Vergangenheit angehört, sollten sie nicht handeln.
»Wenn ich nicht mehr Präsident dieses Verbands bin, können Sie sich vorstellen, dass kein Stein auf dem anderen bleibt. Die ganze Zeit, das ganz Geld, das Sie hier rein investiert haben ist verloren. Das wollen Sie bestimmt nicht, oder?«
Ein Verbandspräsident mit sieben Leben
Der kleine Unterschied
Worin besteht der Unterschied? Schließlich arbeiten viele mit negativen Bildern als Motivatoren. Nicht zuletzt Politiker und Gewerkschaften.
Wer mit Hölle-Bildern überzeugt, geht damit keine Verpflichtung ein. Martin Luther King versprach den Menschen eine bessere Welt. Den gewaltfreien Kampf um sie bezahlte er mit seinem Leben.
Der Demokrat Barack Obama versprach den Amerikanern bessere Lebensverhältnisse, während die Republikaner in den letzten Congresswahlen die Verteidigung des Systems, das “Nein”-Sagen im Programm hatten.
Barack Obama hat sicherlich vieles erreicht, was vor einigen Jahren noch als revolutionär gegolten hatte. Doch er konnte die Erwartungen eines neuen politischen Miteinanders nicht erfüllen, weil es nicht in seiner Hand liegt.
Wer mit der Hölle arbeitet, braucht sich um die Einlösung seiner Versprechungen nicht zu kümmern. Stattdessen arbeiten die Angst und der Zweifel für sie, den sie vorher in den Herzen ihrer Unterstützer gesät haben.
Das klingt doch gut. Verpflichtungslose Unterstützung für die eigenen Ziele, was könnte man mehr wollen?
Dunkle Flecken sind normal
Der Gegensatz Ego vs. Allgemeinheit sorgt dafür, dass auf die Dauer mehr und mehr Menschen auf der Strecke bleiben, die eine größere Vision als nur den Erfolg dieser einen Person im Sinn haben. Denn sie bedrohen die kleine selbstzentrierte Welt der Egoisten. Sie sind meistens die Leidtragenden der durch die Hölle motivierten Unterstützer der Egoisten.
Jeder Mensch hat dunkle Spuren in seiner Vita. Denn auf unserem Weg nach oben müssen wir lernen. Der beste Weg dazu führt über eigene Fehler. Wer noch nie einen Auftrag oder eine Arbeit so richtig in den Sand gesetzt hat, schätzt sich vielleicht glücklich. Aber vielleicht hat er auch Wesentliches nicht gelernt, was Spitzenleute vom Mittelmaß abhebt.
Richard Branson empfiehlt daher: »If you screw up, screw up big!«.
Opfer auf der Strecke
Bei Egoisten finden wir aber weniger persönliche Niederlagen als Menschen, die auf der Strecke geblieben sind. Menschen, die nur Negatives zu berichten wissen und desillusionierte ehemalige Unterstützer.
Gesparter Atem
Den Egoisten stört das nicht. Daher brauchen wir auch keinen Atem zu verschwenden, sie ändern zu wollen. Kommen wir dagegen in die Verlegenheit, plötzlich zu den Unterstützern zu gehören, sollten wir uns fragen, ob wir das mit uns selbst vereinbaren wollen.
Wir alle wissen, Veränderung passiert automatisch, ohne unser Zutun. Daher können wir sie nicht aufhalten. Fortschritt dagegen müssen wir gestalten. Rufen uns andere dazu auf, die Veränderung aufzuhalten, wollen sie uns stattdessen davon abhalten, Fortschritte zu machen.
Unsere Entscheidung
Es ist unsere Entscheidung, ob wir das wollen. Es ist unsere Entscheidung, ob wir unsere eigene Zukunft Personen opfern wollen, die eigentlich keine Zukunft haben sollten.
In Aktion
Mit diesen letzten Absätzen habe ich dasselbe Überzeugungsschema, wie ein Egoist genutzt. Wenn wir uns davon angesprochen fühlen, verstehen wir die Macht dahinter. Falls nicht, gratuliere ich zur eigenen persönlichen Integrität oder zum Egoismus. 😉
Kein Mensch ist eine Insel, keiner lebt für sich allein. Da unser Erfolg und unser Wohlergehen immer auch vom Erfolg und Wohlergehen unserer Mitmenschen abhängt, sollten wir uns darum bemühen, in unserem Streben nach Erfolg und Wohlergehen den Erfolg und das Wohlergehen der anderen miteinzubeziehen. Bis wir erkennen, dass das, was wir für andere tun, letztlich für uns selbst tun. (Der Dalai Lama spricht in dem Zusammenhang auch von „Erleuchtetem Egoismus“)
Schöne Grüße, Ralf
Ja, das ist eine gute Einstellung.
Kein Extrem ist gut, egal ob nun Altruismus oder Egoismus. Wenn wir die Natur als Vorbild nehmen, ist sie immer dort am lebensfeindlichsten, wo Exteme (Hitze, Kälte) herrschen. Zwischen den Extremen gibt es zahlreiche Abstufungen und es ist letztlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Genauso sehe ich das auch bei uns Menschen.
Deswegen hat der Siddhartha Gautama, der später „Buddha“ (Der „Erwachte“) gennannt wurde, nach seinen Erfahrungen des Goldenen Käfigs seines Elternhauses und den folgenden Jahren der asketischen Entsagung den „Mittleren Weg“ gelehrt.
Das Leben ist ein buntes Farbenspiel und keine schwarz-weiß-Matrix 🙂