Entscheider PS

imageTestosteron macht viele Männer erfolgreich. Mut und der Wille die Dinge kompromisslos umzuset­zen, komme was da wolle, macht es zur natürlichen Erfolgsdroge der Macher. Allerdings hat sie auch ein paar Nachteile …

Vor einiger Zeit bin ich einem testosteronstrotzenden Anwalt begegnet. Wir Männer haben in der Regel meist genug davon. Aber er war schon ein besonde­res Exemplar.

Der Herr der Ringe

Schon bei der Begrüßung wollte er mir zeigen, wer der Herr im Ring ist. Nachdem ich meine Hand diesem zupackenden Wesen entrissen und in Sicherheit gebracht hatte, ging es allerdings erst richtig los.

“Sie glauben also mir noch etwas über Entscheidungen erzählen zu können?” Die Frage war mehr eine Feststellung.

“Ich will Ihnen mal etwas sagen. Ich entscheide seit über 50 Jahren und den größten Teil der Zeit habe ich das bestimmt besser gemacht als Sie”, fuhr er fort.

Ein offenes Ohr

“Na dann erzählen Sie doch mal”, antwortete ich.

Damit hatte er nicht gerechnet. “Ja … wie? … Ach so!”

Neben seinen vielen Vorteilen hat Testosteron einen großen Nachteil. Wer unter seinem Einfluss steht, neigt zum Tunnelblick und kann daher auch gut aus dem Konzept gebracht werden.

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Kreislaufprobleme

imageKennen Sie das auch? Das Leben scheint sich oft in Krei­sen zu bewegen. Dieselben Probleme begegnen uns immer wieder. Da haben wir die Ar­beit gewechselt, weil der Kol­lege so unbequem war und we­nig später zeigt der neue Chef sein hässliches Gesicht. Denn der macht aus dem Ar­beitsplatz einen stetigen Quell täglicher Psychofolter.

Dieses Problem ist einfach. Wir nehmen unsere Probleme immer mit uns mit. Wir können ihnen nicht entfliehen. Wir finden nur dann Ruhe, wenn wir sie an Ort und Stelle lösen.

Schwieriger wird es, wenn die Kreise größer sind

Carl ist selbständig und hat sich bereits drei Mal neu erfunden. Jedes Mal dasselbe. Die neue Idee inspirierte ihn anfangs so sehr, dass er schnell den einen oder anderen Kunden fand. Doch schnell kam er im Alltag an.

Er war nicht mehr so inspiriert und es fiel ihm schwer, neue Kunden zu gewinnen. Gerade dieser erste Schritt kostete immer mehr Zeit. Dabei wollte er doch arbeiten! Er kam sich mehr und mehr so vor, als hätte er eine Vollzeitvertriebsstelle. Doch damit verdiente er kein Geld.

“Das muss doch besser gehen! Ich muss doch etwas anbieten, was mir meine Kunden aus den Händen reißen!” Und schon ging der Kreislauf wieder von vorne los.

Offensichtlich ist Carl im Vertrieb keine große Kanone. Das ist allerdings nicht sein wahres Problem. Carl probiert vieles aus und hofft dabei auf einen Weg zu stoßen, auf dem er von Erfolg zu Erfolg stürmt.

Solche Geschäfte gibt es. Doch sie sind sehr selten. Ein Bauer weiß: Wenn er ein neues Feld bearbeitet, braucht es ein Zeit lang, bis er gute Ernten einfahren kann. Er muss es roden. Die Steine heraus­sammeln; er muss Bodenauflockerer pflanzen; diese wieder entfernen und die neue Saat ausbringen. Das Feld muss gehegt und gepflegt werden, bis er schließlich die erste Ernte einfahren kann.

Im Weinbau dauert es sogar mehrere Jahre, bis es soweit ist. Das alles wäre nicht möglich, würde der Bauer jede Woche einen Erfolg sehen wollen. Stattdessen hat er ein klares Ziel vor Augen. Er will sein Feld so weit bringen, dass es jedes Jahr aufs Neue eine Ernte gibt.

Die harte Arbeit, bis es soweit ist, hat er einkalkuliert.

Entscheidungen geben unserem Handeln eine Richtung

Carl fehlt die Vision für sein Geschäft. Er stellt sich zwar vor, dass er viel Geld mit seinen jeweils neuesten Ideen verdient, aber viel weiter darüber hinaus plant er nicht. Schließlich will er erst einmal testen, ob er Erfolg damit hat.

Er testet und testet. Doch da sich seine Erfolge nur bei langfristig zielgerichtetem Handeln einstellen würden, sucht er sich lieber wieder etwas Neues. So läuft er immer wieder im Kreis und ist naturgemäß frustriert.

Schade, eigentlich. 😐

Augenhöhe mit dem Schicksal

imageWas für ein Typ Mensch ist ein Entscheider? Glauben wir dem Scherenschnittbild der  Medien, sind Entschei­der machtorientierte Men­schen, die Dinge nach ih­rem Willen in Bewegung setzen.

Einspruch!

Tatsächlich ist jeder von uns ein Entscheider. Ohne unsere Entschei­dungen überlebten wir keine zehn Minuten. Gehirnforscher haben herausgefunden, dass wir jeden Tag rund 20.000 Entscheidungen treffen. Die meisten davon sind uns allerdings nicht bewusst.

Mit unseren Entscheidungen geben wir unserem Handeln eine Richtung. Wir tragen die Verantwortung für den Platz im Leben, den wir einnehmen. Unsere Entscheidungen haben uns dorthin geführt.

Entscheiderhandeln

So mancher mag sich fragen, wie wir es denn anders hätten machen sollen. Denn oft werden wir ja mit Situationen konfrontiert, die außerhalb unserer Gestaltungsmacht liegen. Was soll zum Beispiel ein Arbeiter sagen, wenn sein Arbeitgeber pleite geht?

Es kommt darauf an. Hat er zuvor privat an seinen Qualifikationen gearbeitet und vielleicht sogar an seinen Wochenenden Fortbildungen besucht, sieht es anders aus als, wenn er seinen Feierabend und seine Wochenende vor dem Fernseher verbracht hat.

Selbstgemachte Spielräume

Ersterem stehen mehr Möglichkeiten zur Verfügung als Letzterem. Das zeigt, wo das Entscheidungsproblem anfängt. Nämlich weit vor der Unternehmenspleite. Entscheidungen geben unserem Handeln eine Richtung und das meistens weitreichender als sich die meisten das vorstellen.

Gute Entscheider schaffen sich frühzeitig ihre Möglichkeiten – das ist wieder ein Satz, dem unsere Medien bestimmt zustimmen. 🙂

Traue niemals Tante Herta

image“Wie konnte ich es nur so weit kom­men lassen?” Diese Frage habe ich schon öfter gehört. Vielleicht sogar aus dem eigenen Mund, wenn sich die Ergebnisse der Weihnachts- und Syl­vester-Völlerei auf der Waage ab­zeichnen.

Ja, wie konnten wir es nur sei weit kommen lassen? Alles ist das Ergeb­nis unserer vergangenen Entschei­dungen. Natürlich können wir nicht immer beeinflussen, was alles pas­siert, aber wir haben es doch in der Hand, wie wir damit umgehen.

Wenn Tante Herta einen fetten Gänsebraten auf den Tisch stellt. Dann hatten wir das vorher nicht unter Kontrolle. Allerdings zwingt uns niemand zu der Keule noch die dazu passende Gänseschmalzsoße in Großverbrauchermengen zu inhalieren. 😯

Auch Tante Herta weiß, dass Gesundheit einen höheren Stellenwert hat als der Umstand, einen Liter Soße nach den Festtagen wegkippen zu müssen.

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