So gewinnen wir die Zukunft
KAIZEN nennt sich das japanische System der kontinuierlichen Verbesserung. Dabei wird jeder Prozess, jeder Handgriff immer wieder unter die Lupe genommen und nach jedem noch so kleinen Verbesserungspotential geschaut. Solange sich etwas verbessern lässt, dann wird es auch getan.
Nicht ganz so rigoros gehen wir häufig bei Problemlösungen vor. Unternehmer Ulrich Münz* (*Name geändert) hat gerade einen wichtigen Lieferanten an die Wirtschafts- und Finanzkrise verloren. Jetzt ist die Unruhe groß. Denn wo findet er jetzt auf die Schnelle einen neuen zuverlässigen Systemlieferanten?
Seenot in der Badewanne
Diese Frage kommt mir so vor, wie die des Kapitäns eines leckgeschlagenen Bootes. Sobald das Loch gestopft ist, kehrt die Zufriedenheit zurück.
Wo ist die Chance?
Dabei ist die Situation zwar schwierig, stellt gleichzeitig allerdings auch eine Chance dar. Denn Unternehmer Münz wird jetzt ohnehin etwas ändern müssen. Allerdings ist er etwas ratlos, welche Chancen er hier nutzen könnte. Seit Jahren hat er die Dinge in seinem Unternehmen in vielen kleinen Minischritten verbessert. Wo immer sich ein Problem gezeigt hat, haben er und seine Mitarbeiter effizient gearbeitet.
Trotzdem ist er mit seinem Unternehmen nicht zufrieden. Kostenstrukturen, Märkte, Produkte – das alles gefällt ihm nicht. Gleichzeitig kann er daran nichts ändern. Denn sein Unternehmen ist wie es ist.
In dieser Situation zeigt sich, dass es kurzsichtig ist, immer nur die nächste Leitersprosse auf dem Weg nach oben im Blick zu haben. Denn wer sagt uns, dass die Leiter an der richtigen Mauer steht?
Die Vergangenheit führt nicht in die Zukunft
Münz’ kleine schrittweisen Verbesserungen orientierten sich am Vorhandenen. An dem Unternehmen, das er von seiner Mutter übernommen hatte. Das Vorhandene ist zwangsläufig ein Produkt der Vergangenheit. Wer die Zukunft gewinnen will, muss sich auch an ihr orientieren.
Wenn wir zum Beispiel über viele Jahre in einem Beruf gearbeitet haben, der uns heute nicht mehr ausfüllt, dann können wir zwar vieles tun, um die Situation für uns erträglich zu machen. Aber Sinn und Erfüllung werden wir so nicht erleben.
Die eine richtige Frage
Die richtige Frage in dieser Situation wäre: Angenommen, ich hätte noch keinen Beruf und könnte mich heute frei entscheiden, was würde ich dann machen?
Vielleicht sieht sich dann der Kreditsachbearbeiter einer Bank als Hairstylist und Kosmetikexperte. Mit diesem Wissen kann er anfangen, einen von langer Hand geplanten Übergang zu gestalten. Er kann Seminare und Fortbildungen besuchen. Er kann zunächst ein Nebengeschäft aufbauen und später sukzessive seine Arbeitszeit in der Bank reduzieren.
Auch das ist dann ein Prozess mit vielen kleinen Schritten. Der Unterschied ist: Diese Verbesserungen orientieren sich an der Zukunft und nicht an der Vergangenheit.
Was würden wir aus der grünen Wiese machen?
Ulrich Münz hat sich auch ein ganzes verlängertes Wochenende mit einigen Mitarbeitern in Klausur begeben und eine Antwort auf die Frage gefunden, wie er sein Unternehmen haben wollte, wenn er jetzt noch einmal auf der grünen Wiese starten würde. Und das ist gegenüber dem heutigen Unternehmen ein Unterschied wir Tag und Nacht.
Trotzdem wird er es in kleinen Schritten weiterentwickeln, wie bisher auch. Nur eben in die richtige Richtung.
Münz hat hier nichts anderes gemacht, als eine Vision für sein Unternehmen zu entwickeln. Da Entscheiden richtungsgetriebenes Handeln ist, kommt er ab jetzt mit jeder Entscheidung seiner Vision ein kleines Stückchen näher.
Das verspricht doch eine sinnerfüllte Erfahrung zu werden, meinen Sie nicht?
Dieser Beitrag wird vom @Entscheidertipp via Twitter begleitet.
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