Das war doch keine Absicht …

Emma Müller, die erfolgsverwöhnte Marketingchefin stellt das Vermarktungs-Konzept für die neue Kosmetikserie des Unternehmens vor. Schöne Menschen präsentieren in schwarzweiß die Verpackungen. Alles sieht sehr ästhetisch aus. Vertriebschef Bernd Martin kommentiert launig: „Das erinnert mich doch gleich an eine Serie von Anti-Aids Spots aus den 90ern.“ Nach ein paar vereinzelten Lachern kommt die Führungsmannschaft wieder zum Thema. Aber die Marketingchefin hat plötzlich keinen Boden mehr bei den Beteiligten. Die negative Assoziation lässt sich nicht mehr vertreiben.  Mit der Geschäftsführung im Rücken hätte das eigentlich eine Routinebesprechung für die routinierte Marketingverantwortliche sein sollen.

 

Das dicke Ende

Aber die Stimmung hat sich gedreht, auch das Führungsduo des Unternehmens, Kroll (Entwicklung) und Finster (Finanzen) schauen plötzlich skeptisch.

Hilflos und Absichtslos

Der Vertriebschef merkt, was er angerichtet hat und versucht die Sache noch zu retten: „Also mir gefällt der Stil eigentlich. Ich wäre dafür“. Das ändert allerdings nicht mehr den Gang der Dinge. Der Vorschlag fällt mit Pauken und Trompeten durch und Emma Müller soll bitte schnellstens ein „zeitgemäßes“ Werbekonzept erarbeiten.

Ironie der Interpretation

Beim Verlassen der Sitzung spricht Heinrich Finster im Vorbeigehen noch den Vertriebschef an: Sie haben sich sehr fair und kollegial gegenüber Frau Müller verhalten, Herr Martin. Aber das war nicht mehr zu retten.“

Emma Müller sieht das freilich ganz anders: „Du arroganter Lackaffe! Das zahle ich Dir noch heim, darauf kannst Du Dich verlassen!“

Bernd Martin: „Emma, das war doch keine Absicht!“

Eine Situation, wie sie häufig vorkommt. Eine Äußerung oder Handlung und die Umwelt glaubt dahinter einen komplexen Plan zu erkennen. 😯

Dabei ist alles ganz harmlos. Wir haben uns nämlich nichts dabei gedacht! Wer einen Plan hat, kann diesen auch gut erklären. Wenn wir aber nichts dergleichen haben, stecken wir in Argumentationsnot.

Ein Zweck wäre gut

Unsere Entscheidungen werden immer von Außenstehenden interpretiert. Daher sollten wir uns immer überlegen, was wir damit bezwecken.

Das ist für viele Entscheider allerdings genauso gut umzusetzen, wie der Rat: „Erst das Gehirn einschalten und dann reden!“

Die Gute Kinderstube hilft

Interessanterweise ist die Gute Kinderstube in dieser Hinsicht ein gutes Schutzinstrument. Wer sich an deren konditionierte Verhaltensregeln hält, dessen Verhalten wird seltener interpretiert. Denn diese Regeln sind allen bekannt. Bei wirklich harten Entscheidungen und deren Umsetzung brauchen wir allerdings mehr als nur Höflichkeit.

Absichtlich harte Entscheidungen

Gerade in dieser Zeit müssen oft harte Entscheidungen getroffen werden. Selbst erfolgreiche Software-Hersteller wie Microsoft, Oracle oder SAP entlassen gerade  Tausende von Mitarbeitern.

Die Ausführung wird Entscheidern vor Ort überlassen. Wenn wir in so einem Fall überflüssige Interpretationen und Gerüchte vermeiden wollen, dann müssen wir vorab erklären, wie unsere Entscheidung zustande kommt und dürfen uns in Anschluss nicht darum drücken.

So ist es gut!

Treffen Sie ihre Entscheidungen mit einer  klaren Zielsetzung. Dann braucht niemand herumzuraten, was wir wohl damit bezwecken. Falschen Gerüchten treten wir mit der Wahrheit offensiv entgegen.

2 Kommentare
  1. herbert
    herbert sagte:

    wenn der Vertriebschef eine Auffassung hat, musste er auch diese Außerung machen, das hat nichts mit schlechter Kinderstube zu tun, sondern ist im Interesse des Unternehmens, auch wenn es der Kollegin nicht gefällt

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  2. Kai-Jürgen Lietz
    Kai-Jürgen Lietz sagte:

    Ich glaube nicht, dass jeglicher verbaler Abgang im Interesse des Unternehmens ist.

    Wertschätzende Kritik gibt dem anderen auch einen Ansatzpunkt, um Verbesserungen vorzunehmen. Das ist dann gute Kinderstube. 😐

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