Zufrieden geben und souverän Handeln
»Das ist nicht das, was ich mir vom Leben erwarte!«
Nicht selten kommt diese Erkenntnis spät im Leben. Sie gehört in den Instrumente-Kasten der Midlife-Crisis und tut besonders weh. Denn alle Verdienste, alles wofür wir gekämpft haben; alle Schmerzen und Entbehrungen, die wir auf uns genommen haben – sie fallen in ein tiefes Loch des Selbstmitleids.
So seltsam es klingen mag, sie ist aber auch Ausdruck unseres Selbstwertgefühls. »Ich bin mir mehr wert, als das!« Ist die Essenz.
Wenn wir uns von unserem Opfermonolog ein Stück weit distanzieren, erkennen wir auch, dass wir uns damit gegen unsere eigenen Entscheidungen auflehnen.
Rebell wider Willen
Denn Entscheidungen geben unserem Handeln eine Richtung. Eine Entscheidung, die wir oft treffen: Wir geben uns zufrieden.
In der Politik hören wir in den letzten Jahren immer wieder den Ausspruch, eine Entscheidung sei alternativlos. Das klingt zwar martialisch, entspricht allerdings nicht den Tatsachen.
Wir haben in jeder Situation unendlich viele Handlungsalternativen. Ob wir sie sehen ist allerdings eine andere Frage.
Genauso ist es, wenn wir uns zufrieden geben und anerkennen, dass wohl nicht mehr für uns drin ist.
Die Masse macht’s
Eine einzelne Entscheidung bedeutet nicht viel, auch wenn es uns manchmal so vorkommen mag. Entscheiden wir aber immer wieder in derselben Weise, führt uns das mit Sicherheit irgendwo hin.
Daher müssen wir uns fragen, »wo führt mich mein Entscheidungsverhalten denn hin, wenn ich mich immer wieder zufrieden gebe und weniger verlange, als machbar wäre?«
Die Antwort darauf mag nicht nett sein. Aber die Erkenntnis, die uns in einigen Jahren einholt, wird es auch nicht sein.
Wir haben die Wahl
Wir haben eine Wahl. Doch wir schätzen unsere eigenen Bedürfnisse als zu unwichtig ein, als dass wir “Nein” oder im richtigen Moment “Ja” sagen würden. Es ist eine Frage des Selbstwerts.
In einzelnen Situationen kann es strategisch sinnvoll sein, nachzugeben. Was aber passiert, wenn wir es immer tun?
Vergrabener Schatz
Beim Entscheiden ist nur eine Person wirklich wichtig, der Entscheider. Daher kommt es darauf an, dass wir ständig überprüfen, wo wir mit unserem eigenen Selbstwertgefühl stehen.
»Ja! Aber zu viel davon ist auch nicht gut. Ich kenne solche aufgeblasenen Typen. So will ich nicht sein.«
Jeder von uns kennt mindestens einen Schaumschläger. Aber das ist eher das Gegenbild eines hohen Selbstwertgefühls. Da schiebt jemand eine Maske vor, um nicht verletzt zu werden.
Souverän des eigenen Lebens
Menschen mit einem hohen Selbstwertgefühl sind dagegen souverän. Sie können andere Meinungen ertragen und haben nicht den Drang, ihnen nachzuweisen, wie falsch sie liegen. Sie haben ihre eigene Vorstellung vom Leben, aber sie missionieren niemanden.
Souveränität entsteht, wenn wir uns unseres Wertes bewusst sind. Denken wir doch einmal kurz darüber nach. Welchen Mehrwert schaffen wir für andere? Warum ist es wichtig, dass es uns gibt?
Wenn wir darauf zunächst keine Antwort haben, müssen wir in kein depressives Loch fallen. Denn wir unterschätzen dann systematisch unsere eigene Leistung.
Welchen Mehrwert schaffe ich heute?
Allerdings mag es auch ein Anhaltspunkt sein, sich diese Frage häufiger zu stellen. Wer Mehrwerte für andere schafft und sie auch so darstellt, ist in der Regel erfolgreicher als Menschen, die sich nicht mit dem Mehrwert ihrer Leistung auseinandersetzen und dann noch alles herunterspielen.
Wer weiß, welchen Mehrwert er für andere schafft, muss sich nicht zufrieden geben, sondern kann zufrieden geben und souverän handeln. 🙂
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