Danke – ein einseitiges Erlebnis
Vor kurzem habe ich einer Kollegin den Kontakt zu meiner Literaturagentin vermittelt. Daraus entwickelt sich jetzt ein ausgesprochen spannendes Buchprojekt. Mich persönlich hat das nicht viel gekostet. Denn es entstand aus einer beiläufigen Bemerkung meiner Literaturagentin, dass die Verlage derzeit fieberhaft Bücher über Frauenschicksale suchen. Gleichzeit wußte ich, dass die nette Kollegin sehr gerne ein Buch über den schweren Teil ihres Lebens schreiben wollte. Daher habe ich einfach den Kontakt hergestellt. Keine große Sache also.
Für die Kollegin geht damit ein Lebenstraum in Erfüllung und sie hat sich deshalb auch bei mir überschwenglich bedankt.
Auf den Nutzen kommt es an
Wie hätte Ihr Dank ausgesehen, hätte ich mehr Mühe aufwenden müssen? Wahrscheinlich kein Unterschied. Vielleicht wäre es ihr auch peinlich gewesen. Halten wir also fest, dass es für den Dankenden auf den Nutzen ankommt, den er erhält.
Wie ist das mit mir? Ich habe mich zuerst einmal gefreut, dass ich diesen Kontakt herstellen konnte und dass dabei auch gleich etwas verwertbares herauskommt. Da es mich ja nun kaum Mühe gekostet hatte, ihr diese Chance zu schaffen, war es mir schon fast peinlich, so viel Dank entgegenzunehmen.
Auf die Mühe kommt es an
Ich weiß aus früheren Zeiten, dass es mir häufig ziemlich gegen den Strich gegangen ist, wenn ich viel Arbeit und Mühe investiert habe, um einen Kollgen zu unterstützen und der am Ende nur sagte: „Du weißt schon, eine Hand wäscht die andere“. Da hätte ich mir für die viele Mühe ein expliziteres Dankeschön erwartet gehabt!
Dann gibt es dann noch das Weihnachtsgeschenk, das keiner haben will. Der Hobbyweihnachtsmann (oder -frau) hat sich viel Mühe gegeben, genau das besondere Geschenk zu finden, das bei mir nur einen Ehrenplatz in der Ecke eine staubigen Schranks bekommen kann.
Mit anderen Worten: Der ultimative Fehlgriff. In dem Fall bedanken wir uns artig, aber ehrlich ist dieser Dank nicht. Genauso mag es mit Fehlleistungen sein, die ein Mitarbeiter erbringt. Wie etwa der 120 Seiten Marketingreport über ein Produkt, dass bereits ausgelistet wurde. 🙁
Die Quelle für Missverständnisse
Der Leistende erwartet den Dank für seine Mühe, aber der Empfänger dankt nur aufrichtig für den Nutzen. Wenn es tatsächlich da oben einen gibt, der das alles lenkt, so hat er wirklich Humor!
Aber wie bei allen Kommunikationsproblemen gibt es eine Lösung, die sich bewährt hat: Wechseln Sie doch mal die Seite und sehen Sie es aus dem Blickwinkel ihres Gegenüber. Dann kann man das große Danke für die kleine Gefälligkeit vielleicht leichter annehmen oder das kleine Danke für die viele Mühe vielleicht doch ein weniger größer aussprechen. Nicht weil die Arbeit so toll war, aber weil wir den Menschen einfach wertschätzen 🙂
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