Reife Leistung

image „Ich glaube, die Zeit ist noch nicht reif für eine Ent­schei­dung“. So Karla Bernhard* (Name geändert), Managerin in einem mittelständischen Phar­maun­ter­neh­men.

Ich: „Was müsste denn passie­ren, damit die Zeit reif ist für Ihre Entscheidung?“

Unsicherheit

Karla: „Die ganze Marktentwicklung ist so unsicher, dass ich nicht sagen kann, welche wirtschaftlichen Auswirkungen meine Ent­schei­dung ha­ben wird.“

Ich: „Ja, das verstehe ich. Was müsste geschehen, damit die Zeit reif ist für Ihre Entscheidung?“

Karla: „Wenn ich genau wissen würde, wie der Markt sich entwickelt, wäre die Entscheidung leicht und die Zeit wäre definitiv reif für meine Entscheidung.“

Ich: „Warum entscheiden Sie dann nicht, sobald der Markt sich bereits in eine Richtung entwickelt hat?“

Zu spät

Karla: „Das ist dann zu spät. Wir müssen uns auf den Markt bereits vorbereitet haben, sonst laufen wir ständig der Entwicklung hinterher. Das ist wie mit einem Blumenstrauss. Wenn bereits alle Knospen geöffnet sind, dann ist er auch schnell welk„.

Rechtzeitig

Ich: „Ein interessantes Bild. Ihre Aufgabe ist es also, Entscheidungen so rechtzeitig zu treffen, dass Sie bereits lange vorher mit dem richtigen Angebot bereit stehen? Um in Ihrem Bild zu bleiben, Sie kaufen die Blumen so, dass noch alle Knospen geschlossen sind?“

Karla: „Ja, das könnte man so sagen.“

Gegen die Zeit

Ich: „Könnte es sein, dass die Zeit dann eher gegen Sie als für Sie arbeitet?

Karla: „Ja, wenn ich zu spät dran bin, dann sicherlich.“

Ich: „Und wann sind sie spät dran mit ihrer Entscheidung?“

Karla: „Ich hätte sie eigentlich schon getroffen haben müssen„.

Dilemma

Ich: „Sie stecken also in einem Dilemma. Eigentlich hätten Sie die Entscheidung bereits treffen müssen, aber der Markt ist nicht so freundlich, Ihnen seinen Trend zu verraten. Daher sind Sie der Meinung, dass die Zeit noch nicht reif ist für Ihre Entscheidung.“

Karla: „Genau in dieser Lage bin ich. Was soll ich jetzt tun?

Ich: „Sie haben die Lösung ja bereits gesagt. Ihre Aufgabe ist es, frühzeitig zu entscheiden.“

Karla: „Ja, aber ich möchte ungern eine Fehlentscheidung treffen!“

Erwartung nicht erfüllt

Ich: „Das verstehe ich. Wie sieht es mit Ihrem Chef aus. Welche Erwartung hat er an Sie?“

Karla: „Ich soll meine Entscheidungen rechtzeitig treffen und zeitgerecht umsetzen.“

Keine Kristallkugel

Ich: „OK. Derzeit erfüllen Sie also vermutlich nicht die Erwartungen Ihres Chefs. Wie sieht es mit Ihrer Kristallkugel aus, war das eine Einstellungsvoraussetzung?“

Karla (lacht): „Nein, ich darf auch mal daneben liegen.“

Ich: „Das ist schön. Sie dürfen also Fehler machen, aber Sie sollten die Erwartungen Ihres Chefs erfüllen, richtig?“

Maßgaben

Karla: Ja. Sie haben recht. Ich will eine Entscheidung treffen, aber ich fühle mich unsicher, nach welchen Maßgaben das geschehen soll.“

Ich: „Entscheidungen sind richtungsgetriebenes Handeln. Es gibt also eine Richtung, eine Motivation und das Handeln. Bisher haben wir über die Motivation und das Handeln gesprochen. Nach welcher Maßgabe könnten sie jetzt entscheiden?“

Karla: „Nach der Richtung! Nach der Zielsetzung unseres Unternehmens! Das habe ich durch das ganze Auf und Ab völlig aus den Augen verloren. Wir sagen immer, dass kleine Unternehmen den Markt genauso gestalten können, wie die großen. Dann sollte ich auch so entscheiden“.

Karla hatte nach diesem Gespräch keinerlei Probleme mehr, die richtigen Alternativen zu entwickeln und ihre Entscheidung zu treffen. Sie ist in einer Position, in der sie sehr viel wirtschaftliche Ver­ant­wor­tung trägt, aber Sie hat das Vertrauen des Unternehmers, dass sie die richtigen Entscheidungen trifft.

Wie wären Sie an Karlas Stelle mit der Situation umgegangen?

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