Der Blick in den Abgrund

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Niemand wünscht sich den persönlichen oder geschäftlichen Ruin und doch passiert genau das täglich. Wie kann das sein? Schließlich sind Entscheidungen doch richtungsgetriebenes Handeln und auch wenn wir meistens keine Vision von der Zukunft haben, so wollen wir doch zumindest, dass es uns gut geht.

Das Überleben hat Vorrang

Wenn Gefahr droht, dann gilt ihr oft unsere gesamte Aufmerksamkeit. Schließlich wäre es schon sehr ignorant, die Schönheit der Natur zu betrachten, während sich gerade vor uns ein wilder Bär aufrichtet. 😮 Daher hat die Natur bereits seit Anbeginn der Menschheit dafür gesorgt, dass wir auf Gefahren reagieren müssen und alles andere stehen und liegen lassen.

Der falsche Fokus

Seit damals hat sich einiges geändert und lebensbedrohliche Situationen sind sehr selten geworden. Allerdings sorgt der Ur-Reflex dafür, dass meistens genau das eintritt, was wir nicht möchten.

Denn der Mensch kommt immer dort an, wo er hinblickt. Ist das eine ansprechende Vision, wird er sie eines Tages realisieren. Ist das die drohende Pleite, finden wir auch genug Mittel und Wege, genau da anzukommen.

Vertrauen muss verdient sein

Ein Unternehmer hat in letzter Zeit etwas Pech gehabt und seine finanzielle Lage ist ausgesprochen bescheiden. Ihm ist klar, wenn seine Bank in dieser Situation auch noch nervös wird, dann ist alles aus. Daher geht er gegenüber seinem Banker auf Tauchstation. Er will ihn nicht belügen müssen (!). Damit setzt er  das Vertrauen aufs Spiel, das der Banker ihm entgegenbringt.

Es kommt wie es kommen muss. Natürlich läßt sich die Wahrheit nicht verbergen. Jetzt wäre der Unternehmer auf eine gute Portion guten Willens angewiesen. Leider hat er den aber schon verspielt. Seine Gestaltungsspielräume darf er jetzt mit dem Mikroskop suchen. 😯

Hätte er sich dagegen auf seine langfristige Vision konzentriert und sich dabei auch in den Banker versetzt, dann hätte er gewußt, dass Vertrauen nicht gleichzusetzen ist mit „was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“. Menschen, die uns langfristig unterstützen sollen, haben besseres verdient.

Wir kommen immer an – egal wo

Vielleicht fragen Sie sich jetzt, was dieses Verhalten mit Entscheidungen zu tun hat. Nun, genau das meine ich, wenn ich sage, Entscheidungen sind richtungsgetriebenes Handeln. Wir Handeln immer, auch wenn wir nichts tun und es hat immer eine Richtung, auch wenn wir diese nicht bewußt festgelegt haben.

Wenn wir keine sehr genaue Vorstellung davon haben, was wir wollen, konzentrieren wir uns möglicherweise zu sehr darauf, was wir nicht wollen. 😮

2 Kommentare
  1. Mandy
    Mandy sagte:

    Oh ja, dass kann ich nur bestätigen. Und wie sie schon richtig feststellen: wir bekommen dann auch genau das was wir nicht wollen.

    Ich glaube aber, dass dies nicht nur darauf begründet ist keine genaue Vorstellung zu entwickeln, sondern auch an der Kraft der Gedanken- sich zu manifestieren. (So kann auch mit klarer Vision, hindert von negativen Gedanken, das Unternehmen Schiffbruch erleiden.)

    Vielleicht lässt sich die Reaktion des Bankers nicht nur mit mangelndem Vertrauen erklären.
    Wenn der Unternehmer sich selbst aus der Situation verabschiedet, hat das Konsequenzen weit über die betreffende Situation hinaus. Er braucht einige Kraft um zu verdrängen, seine eigenen Schuldgefühle und die gegenüber dem Banker zu unterdrücken. Dadurch wiederum ist er gezwungen sich mit Selbstzweifeln und Vorwürfen herum zu plagen.
    Er fühlt sich schlecht und diese Einstellung wird für den Banker spürbar.
    Der Einwand er wolle nicht lügen ist lediglich Honig für das Gewissen- das Selbstbild muss ja auch unter diesen Umständen irgendwie aufrechterhalten werden.

    Selbst wenn der Banker wollte (z.B. große Überzeugung von der einst vorgebrachten Vision des Unternehmers), hätte er jetzt eigentlich keine Wahl. Die Gedanken, und das daraus resultierende Nichthandeln des Unternehmers, manifestieren sich in „ich bin nicht da“.
    Die negative Stimmung ergreift von allen Beteiligten Besitz.

    Schön, wenn man aus solchen Erlebnissen lernt!;-)

    Herzliche Grüsse und ein schönes Wochenende,
    (Meta)Mandy

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  2. Kai-Jürgen Lietz
    Kai-Jürgen Lietz sagte:

    Liebe (Meta-)Mandy!
    Jeder Mensch ist anders. Ob es tatsächlich „Honig fürs Gewissen ist“, hängt sicherlich davon ab, wie er in die Situation gekommen ist.
    Jeder von uns wird auch auf einem letzlich erfolgreichen Weg seine Turbulenzen erfahren. Das ist Teil des Lebens.
    Es kommt eben darauf an, nicht wie hypnotisiert auf den Abgrund zu starren, sondern alles zu tun, um sein Leben wieder in den Griff zu bekommen.

    Häufig mach wir uns aber zu klein dafür. „Wie konnt ich nur so … sein?“, ist eine sehr wirksame Formulierung, um sich auch die letzten Ressourcen zu rauben.

    Wenn ich mir eine Vision vornehme, dann geht es ja nicht darum, sie unbedingt im vollen Umfang zu erreichen. Es geht darum, was sie aus uns macht.

    Ein herausforderndes Ziel zu haben, weckt of die versteckten Ressourcen, von denen wir gar nicht vermuten würden, dass sie in uns stecken.

    Wenn ich mich in einer schwierigen Situation dann klein mache, passiert genau das Gegenteil. 😮

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