Die Anderen – Teil 1

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Unsere Entscheidungen sind eigentlich unsere Entscheidun­gen. Trotz­dem versucht unsere Umwelt immer mitzumischen.

Der gut gemeinte Rat aus der Familie, wie auch die “ich an Deiner Stelle würde”-Freunde machen uns die Entscheidungen nicht leichter. Im Gegenteil, man­che Entscheider heben die Be­find­lich­kei­ten der Mitmischer über die Bedeutung ihrer Entschei­dung.

Wie war das noch einmal? Entscheidungen geben meinem Handeln eine Richtung. Welche Richtung wird das wohl sein, wenn es die Vorstellung der Anderen sind, die sich in meinen Entscheidungen wiederspiegeln?

Wir könnten hier jetzt viel über die Motive unserer Umwelt sprechen. Doch das hilft uns nicht wirklich dabei, wie wir unsere Entscheidungen treffen sollten. Denn auch ein völlig selbstloser Rat kann nutzlos sein.

Bevor wir über Entscheidungen nachdenken, müssen wir uns darüber klar sein, dass am Ende des Tages jemand die Verantwortung dafür tragen wird.

Für unser Leben sind wir das und für unser Unternehmen auch.

Verantwortung ist unteilbar. Daher ist auch jedes Grup­pen­ent­schei­dungs­ver­fah­ren immer ein fauler Kompromiss. Als Unternehmer und noch mehr als Individuum lassen wir besser die Finger davon.

Aber die Erfahrungen und die Kreativität unserer Umgebung ist eine wichtige Ressource, die wir nutzen sollten.

Allerdings sollten wir niemals – wirklich niemals – die Frage, “was würdest Du an meiner Stelle tun?” stellen.

Denn der so Gefragte sieht die Entscheidung nicht aus unserer Sicht und was wir wollen könnten, sondern aus seiner Brille und was er an unserer Stelle wollte.

Solange wir noch nicht eindeutig wissen, was wir wollen, lassen wir uns dann unbewusst von dem Anderen beeinflussen. Das ist als würden wir unseren Kompass neben einen Magneten legen.

Unser Gespür für unsere Richtung geht unter dem Einfluss des Anderen verloren. Damit ist schon einmal klar, warum die populärste Frage beim Entscheiden die schlechtesten Ergebnisse produziert.

Gute Entscheidungen zeichnen sich durch Eines aus. Die Entscheider wissen genau was sie wollen. Regelmäßige Leser dieses Blogs kennen das als Entscheidungsklarheit.

Dabei müssen wir nicht auf die Hilfe unserer Umwelt verzichten. Wir sollten nur die richtige Frage stellen.

Was wir wollen wird zum großen Teil durch unsere Vision bestimmt. Durch unsere Vorstellung, wo wir zum Beispiel in 10 Jahren stehen wollen. Da kann uns keiner bei helfen.

Allerdings sind unsere Entscheidungen auch von der Situation abhängig, in der wir uns befinden.

Besagt unser Zukunftsbild beispielsweise, dass wir unseren Kunden einen umfassenden Service bieten wollen, bedeutet das vielleicht Expansion. Haben wir in der gegenwärtigen Situation aber mit schweren Verlusten zu kämpfen, müssen wir uns vielleicht auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren. Sonst ist eine späterer Ausbau des Geschäfts nicht mehr möglich.

Das Erfahrungswissen unserer Umwelt über die Situation können wir nutzen. Eine gute Frage ist dann: “Welche Aspekte sollte ich in meiner Entscheidung noch berücksichtigen?”

Vorher machen wir unserem Gesprächspartner klar, dass wir ausdrücklich keine Lösung von ihm wollen. Uns geht es ausschließlich um die verschiedenen losen Enden in der Situation, die sich in der Zukunft verselbständigen könnten.

Mein Vater überraschte mich in früher oft mit der Frage: “Hast Du daran gedacht … ?” Und dann kam meistens ein nicht so offensichtliches Detail, das sich aber verselbständigen würde, hätte ich mich nicht seiner angenommen. Mein Vater hatte zu diesem Zeitpunkt mehr Erfahrung und er ließ mich daran teilhaben.

Sobald wir dann genau wissen, was wir wollen, ist die größte Gefahr gebannt. Unbewusst kann uns dann niemand mehr beeinflussen. Allerdings müssen wir immer noch vor emotionaler Erpressung auf der Hut sein.

Im privaten Bereich sind des die “wenn Du mich liebst…”-Momente, mit denen uns der Partner ganz offen unter Druck setzt. Im beruflichen Umfeld läuft es eher ein wenig versteckt: “Ich weiß gar nicht, wofür Sie mich bezahlen, wenn Sie am Ende nicht auf mich hören”.

Um diesen Punkt kurz zu halten. So hart kann man als Hund gar nicht sein, um nicht einmal kurz mit dem Schwanz zu wedeln.

In Teil 2 lesen wir morgen, wie wir diese Situation meistern. Wir erfahren auch, wie wir unsere Gestaltungsspielräume erweitern, indem wir die Kreativität der anderen in den Dienst unserer Entscheidung stellen und wie wir unseren Umsetzungserfolg vergrößern können.

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