Die Bushaltestelle – Ein Platz für Kommunikatoren

Haltestelle Nach einem schlimmen Sturm wollen Sie sich ein Bild der Lage machen. Sie schnappen sich ihren Zweisitzer und fahren in der Gegend herum. Als Sie eine Bushaltestelle passieren, stellt sich Ihnen folgende Lage dar.

An der Haltestelle stehen drei Personen:

  1. Eine verletzte alte Frau, die ins Krankenhaus muss, um dort versorgt zu werden.
  2. Ihr bester Freund, mit dem Sie bereits durch Dick und Dünn gegangen sind und dem Sie viel verdanken.
  3. Die Frau Ihres Lebens (Leserinnen denken hier bitte um). Das sehen Sie auf den ersten Blick. Sie müssen sie unbedingt kennen lernen.

Der Bus wird wohl auf absehbare Zeit nicht kommen und ihr Zweisitzer bietet nur Platz für eine weitere Person.

Frage: Wen nehmen Sie mit?

Ein einfaches Entscheidungsproblem.

Nehmen Sie die alte Dame mit, haben Sie etwas für Ihr gute Gewissen getan, aber Ihr Freund wird komisch schauen und die Frau Ihres Lebens werden Sie nie kennenlernen.

Nehmen Sie Ihren Freund mit, haben Sie bestimmt eine gute Zeit, die allerdings durch das schlechte Gewissen gegenüber der alten Dame getrübt wird. Die Frau Ihres Lebens lernen Sie so leider auch nicht kennen.

Nehmen Sie die Frau Ihres Lebens mit, haben Sie ein schlechtes Gewissen gegenüber der alten verletzten Frau, Ihr bester Freund wird komisch schauen und mit der Frau Ihres Lebens wird es leider auch nichts, weil Sie bereits bewiesen haben, dass Sie assozial sind, indem Sie die alte Frau haben stehen lassen. :-p

Für diese Rätsel gibt es mehrere Lösungen. Es gibt Entscheider, die es als Organisationsproblem verstehen und so lösen, andere sehen es mehr als Kommunikationsproblem.

Die meisten Menschen ziehen allerdings die organisatorische Lösung  der Kommunikationslösung vor.

Wieso ist das so?

Zum einen ist sie weniger verlässlich. Ich kann ja mit den Beteiligten reden und es läuft trotzdem anders als wir uns das wünschen.

Zum anderen empfinden viele die Kommunikationslösung als eine Art Regelbruch. Das Rätsel soll doch bitte schön dem Regelbuch folgen.

Wie im Spiel so im Leben

Im tatsächlichen Entscheidungsverhalten finden wir genau das ebenfalls wieder. Entscheider spielen lieber nach den Regeln und verlassen sich nicht darauf, mit anderen zu reden, um vielleicht ein gegenseitiges Verständnis herbeizuführen.

Gerade in verfahrenden Situationen, sind es die Kommunikatoren, die Probleme lösen, während Organisatoren das Nachsehen haben. Der Grund liegt auf der Hand: Kommunikatoren haben einfach viel mehr Handlungslalternativen als Organisatoren.

Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir im Bereich Kommunikation neue Fähigkeiten erwerben. Was denken Sie?

Die Lösung

Wollen Sie wissen, wie die organisatorische Lösung für das Rätsel aussieht?

Ein kleiner Tipp: Eine Person sollte nicht ins Krankenhaus fahren. 🙂

7 Kommentare
  1. projektlotse
    projektlotse sagte:

    Kommunizieren – und hoffentlich dies erreichen:

    der beste Freund fährt mit der alten Dame ins Krankenhaus, erledigt dann was er tun wollte.

    Sie trinken in der Zeit mit der Dame ihres Herzens einen Kaffee. Freund kommt zurück und Sie fahren die Dame dorthin, wo sie hinwollte.

    Somit haben Sie Prioritäten gesetzt, Stakeholder eingebunden und die Möglichkeit, von sich selbst ein gutes Bild abzugeben 🙂

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  2. Kai-Jürgen Lietz
    Kai-Jürgen Lietz sagte:

    Schön! 🙂
    Das ist allerdings die organisatorische Lösung.

    Eine Kommunikationslösung sieht zum Beispiel so aus, dass wir mit dem besten Freund sprechen, ihn um sein Verständnis bitten, dass wir die alte Dame ins Krankenhaus fahren. Danach sprechen wir mit der Frau unseres Lebens und sagen Ihr, dass wir gerade mit einer kleinen Alltagsheldentat beschäftigt sind, sie aber unbedingt kennen lernen wollen, weil wir eine innere Verbundenheit mit ihr spüren. Könnte Sie uns nicht ihre Telefonnummer geben?

    Antworten
  3. saxotom
    saxotom sagte:

    Mit o.g. Lösung hätte ich ein Problem. Der Freund dürfte garnicht mit meinem Wagen fahren, da es die Versicherung nicht zu lässt.

    Wie sähe Ihre „Entscheidung“ (und nur um das geht es ja) in diesem Fall aus?

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    • Kai-Jürgen Lietz
      Kai-Jürgen Lietz sagte:

      @saxotom Wem gilt Ihre Frage?
      Hier zeigt sich allerdings, wie unsere vergangenen Entscheidungen unsere Gestaltungsspielräume in der Zukunft einschränken.
      Wer es einbrockt muss es auch auslöffeln. Daher: Wie würden Sie entscheiden?

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