Ein Rätsel für ausgefuchste Entscheider
Ich werde manchmal den Eindruck nicht los, dass manche Entscheider gerne Rätsel lösen. „Ich stehe vor folgender Entscheidungssituation:
A) Ich verkaufe meine Firma an einen Wettbewerber,
B) Ich übergebe meine Firma in einigen Jahren an meine Tochter,
C) Ich baue einen Geschäftsführer auf, der meine Firma zu gegebener Zeit übernimmt.“
So schildert mir Unternehmer Frank Bernhard* (Name geändert) sein Dilemma.
Die Tochter hat sich beim Unternehmer seit ca. drei Jahren nicht blicken lassen und läßt es auch sonst an Dankbarkeit für die teure Ausbildung an einer amerikanischen Privatuni fehlen. 😮 Der Wettbewerber ist – sagen wir mal – nur milde interessiert und den Geschäftsführer gibt es bisher nur in den Albträumen des Entscheiders. 🙂
Heute sind Sie der Entscheidercoach
Denken Sie einmal einen kurzen Moment über das Entscheidungsproblem nach. Wofür könnte sich Unternehmer Bernhard entscheiden? Gibt es Fragen, die Sie ihm stellen würden?
In den kommenden Tagen werde ich in kleinen Updates weitere Informationen offen legen. Das ist Ihre Chance, auch einmal in der Haut des Entscheidercoachs zu stecken. 🙂
Update 15. Mai
Bernhards Antworten auf die Fragen von Réka:
Was möchten Sie machen, nachdem Sie Ihre Firma „losgeworden“ sind?
„Ich habe mein ganzes Leben dem Aufbau meiner Firma gewidmet. Jetzt ist meine Frau dran, denn ich möchte sie nicht verlieren.“
Wollen Sie eventuell auch später etwas in dieser Firma arbeiten?
„Das könnte ich wohl nicht. Der Firma gilt meine ganze Leidenschaft oder gar nicht. Dann bräuchte ich auch gar nichts zu ändern und das würde meiner Frau bestimmt nicht gefallen.“
Wie viel Geld werden Sie im Zeitpunkt, wenn Sie sich von der Firma trennen, brauchen? Und später, während der nächsten Jahren?
„Geld habe ich bereits jetzt genug. So viel kann ich gar nicht mehr ausgeben.“
Was denken Sie, was für einen Preis könnten Sie für die Firma jetzt bekommen? Worauf beruht diese Schätzung? Mit was für einem Preis wären Sie zufrieden?
„Ich habe keine Ahnung, was meine Firma wert ist. Es wird wohl darauf ankommen, was der Markt mir bietet. Aber unter 8 Millionen läuft bei mir nichts und dann ist es schon ein Schnäppchen.“
Haben Sie mit Ihrer Tochter über diese Möglichkeit schon gesprochen? Ist sie interessiert daran?
„Nein, mit meiner Tochter konnte ich noch nicht darüber sprechen…“
Wie viel Geld, Zeit, Energie kostet es, einen Geschäftsführer aufzubauen?
„Ich habe mir noch keine Gedanken gemacht, was es kosten würde, einen Geschäftsführer aufzubauen, aber ich habe ja bereits heute einen Kaspar, der den Titel trägt, ohne selbst entscheiden zu dürfen. Den muss ich nur austauschen.“
Was denken Sie, wie hohen „Dividend“ werden Sie kriegen, nachdem dieser Geschäftsführer die Firma übernommen hat?
“Wenn ich in der Firma nichts mehr zu sagen habe, dann möchte ich auch nicht länger beteiligt sein. Das könnte ich nicht ertragen. Der Geschäftsführer müsste mir die Firma mit Hilfe von Investoren abkaufen. Also brauche ich mir über das Thema Dividende keine Gedanken zu machen.”
Zusatzinfo aus anderen Quellen
Der Entscheidercoach hat inzwischen in Erfahrung gebracht, dass der von Unternehmer Bernhard genannte Preis doch ein bisschen hoch gegriffen ist. Realistisch ist wohl 4,5 Millionen Euro.
Ein interessantes Spiel. 🙂 Hier sind einige Ideen, was für Fragen ich diesem gewissen Unternehmer stellen würde.
Was möchten Sie machen, nachdem Sie Ihre Firma „losgeworden“ sind? (Möchten Sie als Rentner leben, ein anderes Unternehmen starten oder was?) Wollen Sie eventuell auch später etwas in dieser Firma arbeiten?
Wie viel Geld werden Sie im Zeitpunkt, wenn Sie sich von der Firma trennen, brauchen? Und später, während der nächsten Jahren?
Was denken Sie, was für einen Preis könnten Sie für die Firma jetzt bekommen? Worauf beruht diese Schätzung? Mit was für einem Preis wären Sie zufrieden?
Haben Sie mit Ihrer Tochter über diese Möglichkeit schon gesprochen? Ist sie interessiert daran?
Wie viel Geld, Zeit, Energie kostet es, einen Geschäftsführer aufzubauen? Was denken Sie, wie hohen „Dividend“ werden Sie kriegen, nachdem dieser Geschäftsführer die Firma übernommen hat? Worauf beruht diese Schätzung?
Bernhards Antworten:
>> Was möchten Sie machen, nachdem Sie Ihre Firma „losgeworden“ sind? <> was?) Wollen Sie eventuell auch später etwas in dieser Firma arbeiten <> Wie viel Geld werden Sie im Zeitpunkt, wenn Sie sich von der Firma trennen, brauchen? Und später, während der nächsten Jahren? <> Was denken Sie, was für einen Preis könnten Sie für die Firma jetzt bekommen? Worauf beruht diese Schätzung? Mit was für einem Preis wären Sie zufrieden <> Haben Sie mit Ihrer Tochter über diese Möglichkeit schon gesprochen? Ist sie interessiert daran? <> Wie viel Geld, Zeit, Energie kostet es, einen Geschäftsführer aufzubauen <> Was denken Sie, wie hohen „Dividend“ werden Sie kriegen, nachdem dieser Geschäftsführer die Firma übernommen hat? <<
"Wenn ich in der Firma nichts mehr zu sagen habe, dann möchte ich auch nicht länger beteiligt sein. Das könnte ich nicht ertragen. Der Geschäftsführer müsste mir die Firma mit Hilfe von Investoren abkaufen. Also brauche ich mir über das Thema Dividende keine Gedanken zu machen."
Zusatzinfo
Der Entscheidercoach hat inzwischen in Erfahrung gebracht, dass der von Unternehmer Bernhard genannte Preis doch ein bisschen hoch gegriffen ist. Realistisch ist wohl 4,5 Millionen Euro. 😯
Ok, dann hänge ich mich auch aus dem Fenster. Ich würde Herrn Bernhard fragen:
„Was brauchen Sie?“
Lieber Herr Dietrich,
das ist schön! Dann können die Leser Sie auch mal sehen. 🙂
Herr Bernhard würde vermutlich antworten: „Ich brauche den richtigen Rat. Was soll ich tun?“
Sehr gut. Herr Bernhard hat mich um Rat gefragt. Erst jetzt sind wir überhaupt im Gespräch. Weiter: „Angenommen, ich bin Albus Dumbledore und kann jede Ihrer drei Optionen über Nacht Wirklichkeit werden lassen. Welche soll ich verwirklichen?“
“Was brauchen Sie?”
Das war eine Sache, was auch ich wissen wollte. Deshalb fragte ich nach seinen Plänen, und ob er Geld brauche.
Ich versuchte konkretere Fragen zu stellen, da ich hoffte, dass ich so ein besseres Bild bekommen werde, und auch er mehr nachdenken wird. Keine Ahnung, ob es eine gute Technik ist.
@Ewald Dietrich: Es schadet bestimmt nicht, zu fragen. 🙂
Herr Bernhard: „Ich bin Frank Bernhard und als Unternehmer habe ich bereits ganz andere Sachen Wirklichkeit werden lassen. Ich sehe in der Realisierung nicht mein Kernproblem. Alllerdings will ich meine letzte Handlung als Unternehmer nicht bereuen müssen…“
@Réka: Was läßt Sie zweifeln? Ihre Fragen haben doch zu einigen sehr interessanten Informationen geführt. Allerdings, wenn ich bereits jetzt alles ausplaudern würde, wäre es ja kein Rätsel, das Ihnen gerecht werden würde, oder? 😛
Ein Tipp: Wir können getrost davon ausgehen, dass es Herrn Bernhard an Klarheit fehlt. Daher wird uns die Arbeit an den Alternativen keine große Hilfe sein. 🙂
@Kai-Jürgen Lietz: Letzteres sehe ich genau so. Die für mich nächstliegende Aufgabe ist, Herrn Bernhard mit ins Boot zu holen.
@Reka: Ich arbeite halt einfach gern minimalistisch.
@Bernhard: „Wunderbar! Realisierung scheint Ihre Stärke zu sein! Ich rate Ihnen sie einzusetzen, um Ihr Entscheidungsdilemma loszuwerden:
– Sie bringen den Verkaufsvertrag mit Ihrem Wettbewerber zur Unterschriftsreife.
– Sie besorgen sich von Ihrer Tochter das schriftliche Einverständnis zur Übernahme Ihrer Firma.
– Und in der Zwischenzeit bauen Sie einen Geschäftsführer auf, der Ihren Vorstellungen entspricht.
Wenn alle drei Punkte so weit realisiert sind, werden Sie vermutlich keinen Rat mehr brauchen, um sich zwischen den Optionen zu entscheiden. Und wenn doch: Ich bin zur Stelle!“
@Ewald Dietrich:
Berhard antwortet „Im Zweifelsfall stecke ich Geld und Zeit in zumindst zwei Möglichkeiten, die ich dann am Ende gar nicht mehr haben will. Das hilft mir nicht wirklich weiter…“
Interessante Vorgehenweise! Ich bin gespannt, wo uns das hinführt. 🙂
@Kai-Jürgen Lietz: Ich auch! Und um Ihre erste Eingangsfrage, „Wofür könnte sich Unternehmer Bernhard entscheiden?“, zu beantworten: Auch das weiß ich selbstredend nicht. 🙂
@Bernhard: „Das verstehe ich: kein Geld in ZUMINDEST zwei Möglichkeiten stecken zu wollen, die Sie gar nicht haben wollen. Bestünde denn die Möglichkeit, dass Sie die dritte Möglichkeit am Ende ebenfalls gar nicht mehr haben wollen?“
@Ewald Dietchrich: Wer sagt Ihnen denn, dass ich das am Anfang des Coachings mit Frank Bernhard wußte? Zu mir kommen viele Entscheider und kippen mir als aller erstes ihre Alternativen vor die Tür, nach dem Motto: Wofür soll ich mich einscheiden? Das weiß natürlich nur der Entscheider selbst. Mein erste Aufgabe für mich als Coach ist es, zusammen mit dem Kunden Klarheit zu schaffen.
Bernhard: „Meine Aussage war: Wenn ich Ihrem Rat folge, dann investiere ich in alle drei Alternativen Zeit und Geld. Aber am Ende kann ich mich doch nur für eine entscheiden, oder? Also hätte ich Geld verschwendet…“
Kai-Jürgen Lietz: Ich glaube, dass Sie bei Herrn Bernhard noch nicht für die nötige Klarheit gesorgt haben. Ihre Richtung könnte zwar stimmen, aber für Ihre letzte Frage wäre es definitiv zu früh.
Was wissen wir denn über die Motive von Herrn Bernhard?
@Kai-Jürgen Lietz: Sie haben völlig recht, dass ich bei Herrn Bernhard nicht für die nötige Klarheit gesorgt habe. Ich habe die Hoffnung, dass er aufgrund meiner Fragen und Aussagen selbst dafür sorgt. 🙂
Ich bin sehr zurückhaltend damit, Informationen, die ich nicht direkt vom Klienten erhalten habe, als solche im Gespräch mit ihm zu verwenden. 😐
Meine Arbeitshypothese ist (dank Rékas Fragen), dass Herr Bernhard sich nicht zwischen seiner Frau und seiner Firma entscheiden will, er aber keinen Weg sieht, beide zu vereinbaren. Und dass ihm das alles gar nicht bewusst sein mag.
Sie lassen Herrn Bernhard übrigens sehr realistisch formulieren! 😉
@Bernhard: „Anscheinend sind Sie sich ganz sicher, dass nur eine der drei von Ihnen genannten Alternativen für Sie in Frage kommt und keine andere, Ihnen und mir noch unbekannte.“
@Ewald Dietrich:
Bernhard: Wenn ich mir dabei über etwas sicher wäre, dann bräuchte ich vermutlich auch kein Gespräch mit einem Coach, oder?
Kai-Jürgen Lietz: Angenommen, Ihre Arbeitshypothese würde uns weiterbringen, warum fragen Sie Unternehmer Bernhard immer noch Fragen, die Sie (gemäß der Arbeitshypothese) nicht weiterbringen können? Sollten Sie auf dem richtigen Weg sein, wäre es vermutlich besser, die bisher genannten Alternativen für immer zu beerdigen. 😮
Allerdings will ich Ihnen nicht reinreden. Es ist ja Ihr Fall 😉
P.S.: Danke für das Kompliment. Ich kenne meine Kunden inzwischen doch ganz gut und kann mich recht gut in sie hineinversetzten. 🙂
@Kai-Jürgen Lietz: Erst mit seiner letzten Antwort habe ich den Eindruck, dass Herr Bernhard bereit ist, mit sich auch über etwas anderes reden zu lassen als über die von ihm bisher ausschließlich gesehenen drei Alternativen. Ob meine Arbeitshypothese richtig ist, weiß ich natürlich nicht. Aber manchmal ist ja ein Umweg der direkteste Weg. 😉
@Bernhard: „Wo Sie Recht haben, haben Sie Recht! Warum wollen Sie Ihre Firma eigentlich loswerden?“
@ Ewald Dietrich:
Bernhard: Ich zitiere mich selbst:““Ich habe mein ganzes Leben dem Aufbau meiner Firma gewidmet. Jetzt ist meine Frau dran, denn ich möchte sie nicht verlieren.“ Es ist nicht so, dass sie mir die Pistole auf die Brust setzt. Aber Sie hat ja schon einige Zeit nichts anderes mehr zu tun. Die Tocher ist aus dem Haus und um sie sorgen müssen wir uns auch nicht mehr.
Kai-Jürgen Lietz: Finden Sie? Ich hatte eher das Gefühl, dass er über seine Alternativen überhaupt nicht sprechen wollte. Ich kann mich ja auch täuschen, schließlich sitze ich nicht im Kopf von Herrn Bernhard. 😉
P.S.: Jetzt weiß ich, wie jemand langsam schizophren wird… 😯
@Kai-Jürgen Lietz: Seien Sie doch nicht so streng mit Herrn Bernhard! 😉
@Bernhard: „Frau oder Lebenswerk: Ich wollte beide nicht verlieren. Für mich persönlich wäre das ein echtes Dilemma!“
@P.S.: Halten Sie durch Herr Bernhard, äh, Herr Lietz! (Das Glubschaugen-Emoticon gefällt mir!)
@Bernhard:
Was für Vorteile und Nachteile sehen Sie in den erwähnten Alternativen?
Wenn Sie schon genug Geld haben, warum würden Sie nicht einen niedrigeren Preis für die Firma akzeptieren?
@ Ewald Dietrich:
Bernhard: Sie sagen es! Dabei ist es ja nicht allein mein Lebenswerk. Na ja, alles findet irgendwann sein Ende und meine Frau ist und war mir immer wichtiger, auch wenn ich sie das nicht immer habe spüren lassen.
Kai-Jürgen Lietz: Das ist in WordPress fest eingebaut. Wenn Sie es verwenden wollen: „:“ + „shock“ + „:“ 🙂
@ Réka:
Bernhard:
Verkauf-Vorteile: Ich habe mehr Geld; keinen Ärger; meine Zeit gehört meiner Frau, die Firma wird kompetent weiter geführt.
Verkauf-Nachteile: Einige Arbeitsplätze sind in Gefahr; Kunden könnten beleidigt sein
„Nachfolge durch Tocher“-Vorteile: Die Firma bleibt in der Familie; Ich sehe meine Tochter wieder häufiger; die Ausbildung der Tochter war nicht völlig für die Katz; bedingte Kontrolle auf die Zukunft der Firma, Arbeitplätze sind sicher.
„Nachfolge durch Tochter“-Nachteile: Anderer Stil -> Ärger für mich; Zeitaufwand, wenn alles schief läuft; ein unfähiger Ehemann könnte alles kaputt machen; Firma könnte den Bach runter gehen.
Management-Buy-Out-Vorteile: Geld für mich; Zeit für meine Frau; kein Ärger; kompetente Fortführung des Geschäfts; Kunden sind zufrieden; Arbeitsplätze sind sicher.
Management-Buy-Out-Nachteile: Keinerlei Kontrolle; mein guter Name könnte in den Dreck gezogen werden; Ich muss noch Zeit investieren, um den Geschäftsführer fit zu machen.
Die Frage mit dem Geld: Ich will ja nicht dumm sein, schließlich steckt ein Großteil meiner Lebenszeit in diesem Unternehmen. Vom Geld wegwerfen ist jedenfalls noch niemand glücklicher geworden. 🙂
Kai-Jürgen Lietz: Kennen Sie diesen Beitrag?
@ Kai-Jürgen Lietz: 😯 (Danke!)
@ Bernhard: „Es berührt mich, dass Sie sich so konsequent für Ihre Frau entscheiden. Und mich berührt das Bedauern, vielleicht sogar eine leise Trauer, die in Ihren Worten über den Abschied von Ihrem Lebenswerk mitschwingt.“
@ Ewald Dietrich:
Bernhard: Ja, schön! Können wir jetzt zur Sache kommen… Ihr Coaching führt nicht dazu, dass ich mich besser fühle. Nach diesen Fragen geht mir langsam die Motivation für die zu treffende Entscheidung aus. 😡
@Bernhard:
Vielen Dank für die ausführliche Liste. Jetzt schlage ich vor, die von Ihnen erwähnten Vor- und Nachteile zu überprüfen und zu priorisieren.
Ist „bedingte Kontrolle für die Zukunft“ wirklich ein Vorteil für Sie? Früher haben Sie gesagt, dass Sie überhaupt nicht mehr in der Firma arbeiten möchten. „Der Firma gilt meine ganze Leidenschaft oder gar nicht. Dann bräuchte ich auch gar nichts zu ändern und das würde meiner Frau bestimmt nicht gefallen.” Diese Argumentation schien mir sinnvoll zu sein.
„die Ausbildung der Tochter war nicht völlig für die Katz” Meiner Meinung nach ist das überhaupt kein Vorteil. Dieses Geld haben Sie schon sowieso ausgegeben. Jetzt sollen Sie die zusätzlichen Kosten und Gewinne der verschiedenen Alternativen betrachten.
„Die Firma bleibt in der Familie.” Wie wichtig ist das für Sie? Gibt es vielleicht einen anderen Mitglied der Familie, der/die sich für Ihres Geschäft mehr interessiert?
Die Vor- und Nachteile der zwei anderen Alternativen scheinen mir ganz ähnlich zu sein. Woher denken Sie, dass die Sicherheit der Arbeitsplätze und die Zufriedenheit der Kunden im Fall eines Management-Buy-Outs weniger gefährdet sind? Was denken Sie: wie viel „nicht unbedingt nötige“ Arbeitsplätze gibt es in Ihrer Firma? Wie wichtig sind diese Kriterien für Sie? Würden Sie die Firma an jemanden verkaufen, der einen niedrigeren Preis bietet, aber weder von Kunden, noch von Mitarbeitern einen Abschied nehmen will?
@Kai-Jürgen Lietz:
Nein, ich hatte diesen Eintrag nicht gekannt. Auch jetzt bin ich nicht vollständig einverstanden mit ihm. Es wäre tatsächlich Unsinn, die Alternative mit der höchsten Anzahl der Vorteile zu wählen. Ich dachte aber, dass eine solche Pro-Cons-Liste als Ausgangspunkt funktionieren könnte, um Kriterien zu definieren und zu priorisieren, die Motivationen des Kunden kennenzulernen. Aber Sie kennen sicherlich bessere Techniken dazu, und werden uns über sie erzählen oder andere Einträge verlinken. 🙂
Ich dachte auch, dass die erwähnten Vor- und Nachteile auch zu weiteren Alternativen führen können. Zweifellos stammen diese neuen Optionen aus den drei Ausgangsmöglichkeiten. Vielleicht wäre es tatsächlich besser, diese zu vergessen, und nur nach Kriterien und Aspekte zu fragen.
@ Bernhard: „Mir geht es nicht um Ihre Motivation. Mir geht es um Ihre Motive. Wenn Sie diese herausfinden wollen, kann das schmerzhaft sein. Oder wollten Sie einen Wellness-Coach engagieren?“
@Réka:
Bernhard:
Sie haben mich gefragt und das ist meine Antwort. 🙂
Warum sollte es kein Vorteil sein, eine Ressource einer gewinnbringenden Verwendung zuzuführen. Vielleicht denke ich ja nicht nur egoistisch, sondern dynastisch und fühle mich meinen Mitarbeitern verpflichtet?
Ich würde die Firma behalten, wenn ich könnte. Aber im Interesse der Mitarbeiter sollte ein Investor oder Unternehmer dahinter stehen, der sie weiter bringt.
Ich habe das so im Bauch.
Jeder meiner Mitarbeiter ist wichtig. Aber wenn zwei Konkurrenten fusionieren, gibt es Doppelbesetzungen.
Mir geht es tatsächlich sehr um meine Mitarbeiter und um meine Kunden. Beide haben mir ihr Vertrauen geschenkt und dem möchte ich auch in dieser Sondersituation gerecht werden.
Für den Fall, dass Sie sich wundern, warum ich in dem einen Fall das Gefühl habe, meinen Kunden keinen guten Dienst zu erweisen: Wenn die Kunden bei meinem Wettbewerber kaufen wollten, dann würden sie das längst tun. Dem ist aber nicht so.
Kai-Jürgen Lietz: Was machen Sie, wenn Sie Ihre Leiter an die falsche Mauer gelegt haben? Ich bin gespannt, wo uns das hinführt.
@Ewald Dietrich:
Bernhard: Nein, ich brauche keinen Wellness-Coach. Aber können wir die Emo-Nummer lassen? Das spricht mich nicht besonders an. Kann ja sein, dass Sie mit anderen Kunden erst einmal ein paar Tränen vergießen und gemeinsam Händchen haltend „Kumbaya“ singen. Also lassen Sie uns über Motive sprechen.
Mit Vergnügen! Ein paar Ihrer Motive kennen wir ja schon:
– Sie müssen sich nicht mehr um Ihre Tocher sorgen.
– Sie möchten Ihre Frau nicht verlieren.
– Sie haben es Ihre Frau nicht immer spüren lassen, dass Sie Ihnen immer wichtiger ist und war als Ihre Firma.
– Es ist nicht so, dass Ihre Frau Ihnen die Pistole auf die Brust setzt. Aber sie hat schon einige Zeit nichts anderes mehr zu tun.
– Es würde Ihrer Frau nicht gefallen, wenn Sie gar nichts änderten.
– Frau oder Lebenswerk: Sie wollten beide nicht verlieren, ein echtes Dilemma.
– Wenn Sie in der Firma nichts mehr zu sagen haben, dann möchten Sie auch nicht länger beteiligt sein.
– Sie wollen Ihre letzte Handlung als Unternehmer nicht bereuen müssen.
– Sie wollen nicht Geld und Zeit in Alternativen stecken, die Sie dann am Ende gar nicht mehr haben wollen.
– Sie sind sich nicht sicher bei den drei von Ihnen genannten Alternativen.
– Die Emo-Nummer spricht Sie nicht besonders an.
Habe ich das richtig auf der Reihe? Was fällt IHNEN auf?
@Ewald Dietrich:
Bernhard: Sie haben das schön zusammengefasst. Mehr fällt mir jetzt auch nicht gerade ein. Aber vielleicht sprechen Sie ja mal mit meiner Frau?
Was würde mir Frau Bernhard Ihrer Meinung nach denn Neues erzählen?
@ Ewald Dietrich:
Bernhard: Ich habe keine Ahnung. Aber Sie fragen nach Motiven. Ein Teil meiner Motive wird durch meine Frau verursacht. Ehrlich gesagt, ich möchte mit ihr nicht im Detail darüber reden. Aber ich glaube, dass Sie möchte, dass ich mit unserer Firma abschließe.
„Unsere Firma“! Das ist ja interessant! Wie ist und war Ihre Frau denn an Ihrer (gemeinsamen?) Firma beteiligt?
@Ewald Dietrich:
Bernhard: Sie hat das Unternehmen mit aufgebaut. Als später dann unsere Tochter kam, ging das natürlich nicht mehr.
Und jetzt ist Ihre Tochter aus dem Haus und Ihre Frau hat nichts mehr zu tun. Rein hypothetisch: Wie wäre es für Sie, wenn Ihre Frau wieder in Ihr Unternehmen einsteigen wollte?
@Ewald Dietrich:
Bernhard: Das ist jetzt schon fast eine blöde Frage. Schön fände ich es. Aber das wird bestimmt nicht passieren. Schließlich hat sie in der Vergangenheit oft genug die Firma dafür verantwortlich gemacht, das Sie mich nicht mehr sieht.
In WELCHER Vergangenheit? In der kürzlichen, während der sie Ihre gemeinsame Tochter versorgt hat? Oder in jener fernen Vergangenheit, in der Ihre Frau das Unternehmen mit aufgebaut hat?
@Bernhard:
Wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist es für Sie von großer Bedeutung, dass die Firma weiter funktioniert und Ihren Werten auch in der Zukunft folgt.
Wenn Sie die Firma verkaufen, sollen Sie jemanden finden, der das Unternehmen „nach Ihrem Geschmack“ weiterführen wird. Was denken Sie, wie könnten Sie einen solchen Käufer finden?
Erwald hat eine andere Möglichkeit erwähnt: Sie behalten Ihre Firma, und versuchen mit Ihrer Frau sie weiterzuführen. Wenn Sie diese Version schön fände, lohnt es sich, mindestens nach der Meinung Ihrer Frau zu fragen.
Wenn Sie die Firma nur in der Zukunft verkaufen (zum Beispiel an einen „aufgebauten“ Geschäftsführer), sollen Sie auch darauf aufpassen, in der Zwischenzeit Ihre Frau nicht zu verlieren. Die Teilnahme Ihrer Frau in der Firma könnte auch dabei helfen.
@Ewald Dietrich:
Bernhard: Bis unsere Tochter kam hat meine Frau 11 Jahre in unserem gemeinsamen Unternehmen als Finanz- und Personalchefin gearbeitet. Das war eine richtig gute Zeit!
@Réka: Natürlich möchte ich nicht, dass mein Lebenswerk in der Abstellkammer irgend eines Konzerns endet. Auf der anderen Seite ist es das gute Recht eines Käufers seine eigenen unternehmerischen Vorstellungen umzusetzen. Dazu bin ich selbst zu sehr Unternehmer, um da jetzt kleinlich zu denken.
Ich glaube nicht, dass meine Frau ein Interesse hat, noch einmal ins Unternehmen einzusteigen. Die Gründe habe ich bereits dargelegt. Und ich werde mir jetzt keinen Streit an den Hals hängen, mit meiner Frau das Thema anzuschneiden. Sowohl Herr Dietrich als auch Sie können gerne jederzeit das Gespräch mit meiner Frau suchen, aber ich glaube nicht, dass Sie erfolgreich sein werden. 🙁
Sollte ich einen Geschäftsführer aufbauen, kann ich dafür nicht länger als ein halbes bis dreiviertel Jahr investieren. Danach muss ich frei sein. Mit einer gewissen Übergangszeit rechnet natürlich auch meine Frau.
Sie glauben also nicht, dass Ihre Frau ein Interesse hat, noch einmal in Ihr Unternehmen einzusteigen. Haben Sie ein Interesse daran, Ihren Glauben an der Realität zu überprüfen?
Falls ja, schlage ich Ihnen vor, dass wir einen gemeinsamen Termin mit Ihrer Frau vereinbaren. Alleine werde ich mich nicht mit ihr treffen. SIE sind mein Kunde und nicht Ihre Frau.
@ Ewald Dietrich:
Bernhard: Den Teufel werde ich tun! Sie wird dann glauben, dass ich einen Rückzieher machen will und mit Ihrer Hilfe überreden will, die Firma zu behalten. Was meinen Sie, was dann die nächsten Monate los ist, bis ich den Laden dann tatsächlich los geworden bin? Auf dieses Minenfeld werde ich mich nicht einlassen.
Nach all den Enttäuschungen, die sie mit mir erlebt hat, muss ich mich doch glücklich schätzen, dass Sie mir dieses eine Mal noch vertraut.
Ich habe kein Problem damit, Ihre Frau anzurufen und ihr zu erklären, dass Sie sich weigern, mit ihr über meinen Vorschlag eines gemeinsamen Treffens zu reden, da Sie
– sich glücklich schätzen, dass sie Ihnen nach all den Enttäuschungen, die sie mit Ihnen erlebt hat, dieses eine Mal noch vertraut, und
– dass Sie keinesfalls daran denken, einen Rückzieher zu machen.
Und ich nenne Ihrer Frau auch gerne das (ausschließlich von mir!) vorgeschlagene Thema für das (wieder ausschließlich von mir!) vorgeschlagene Treffen zu dritt: Können Sie, Frau Bernhard, sich vorstellen, wieder in Ihre gemeinsame Firma einzusteigen? Unter welchen Umständen?
Herr Bernhard, sind Sie mit diesem Vorgehen einverstanden?
Hallo, Herr Bernhard? Kumbaya?
@Ewald Dierrich:
UUPS! Da habe ich wohl letzte Woche den „Submit“ Button nicht gedrückt. 🙁
Bernhard: Meine Frau wird sich bei Ihnen Melden.
Constanze Bernhard: Hallo Herr Ewald, mein Mann hat mich gebeten, mit Ihnen zu sprechen. Sie sind wohl der Mann, der ihm helfen soll, meine Firma loszuwerden?
Hallo Frau Bernhard! Mein Name ist Ewald Dietrich. Ich freue mich, Sie kennenzulernen!
Ihr Mann hat in der Tat vor, Ihre (gemeinsame?) Firma loszuwerden oder zumindest deren Leitung abzugeben, um so mehr Zeit mit Ihnen gemeinsam verbringen zu können.
Ich selbst sehe, rein hypothetisch betrachtet, noch eine andere Möglichkeit für ihn, mehr Zeit mit Ihnen gemeinsam zu verbringen. Allerdings geht Ihr Mann fest davon aus, dass Sie diese Möglichkeit ablehnen. Aus diesem Grund möchte er erst gar nicht mit Ihnen darüber sprechen, sondern an seinen Plänen festhalten.
Dennoch schlage ich Ihnen und Ihrem Mann ein gemeinsames Treffen mit mir vor zum Thema: Können Sie, Frau Bernhard, sich vorstellen, wieder in Ihre (gemeinsame?) Firma einzusteigen? Unter welchen Umständen?
Selbstredend ist es genauso in meinem Sinn, wenn Sie direkt mit Ihrem Mann sprechen.
@Ewald Dietrich:
Constanze Bernhard: An dieser Firma ist nichts gemeinsam. Ich bin die alleinige Eigentümerin und mein Mann führt sie allein.
Frank hat vielleicht Nerven! Dafür müsste er ja nun wirklich niemanden bezahlen, um mir diese Frage zu stellen.
Nein, für ein Gespräch zu Dritt haben wir bestimmt keinen Bedarf. Haben Sie herzlichen Dank Herr Dietrich. Ich werde mir jetzt gleich mal meinen Mann vorknöpfen…
Herr Bernhard, Ihre Frau hat mir zu verstehen gegeben, dass sie alleine mit Ihnen sprechen wird. Ich nehme an, das ist geschehen. Was war das Ergebnis Ihres Gesprächs?
@Ewald Dietrich:
Bernhard: Meine Frau war nicht sehr begeistert, dass ich vor einem offenen Gespräch zurückgescheut habe. 🙁
Allerdings ist das Ergebnis sehr positiv.
Sie möchte auch nicht, dass wir beide uns fortan beim Geld Ausgeben langweilen. Wir werden daher die Firma gemeinsam fortführen.
Das ist dann auch wohl für meine Tochter wieder interessant, da sie einen guten Draht zu ihrer Mutter hat. 🙂
Vielen Dank! Mit dieser Lösung bin ich sehr glücklich!
@Bernhard: Das freut mich. Gerne geschehen!
@Kai-Jürgen Lietz: Danke! Hat mir Spaß gemacht.
@Ewald Dietrich:
Kai-Jürgen Lietz: Vielen Dank für die Teilnahme! 🙂
@Réka: Danke auch für Ihre Teilnahme! 🙂