Kleinlicher Gestaltungsspielraum

Gestaltungsspielraum »Ich hätte hier anders ent­scheiden müssen!« So Ludwig Klein*, nachdem sich sein wert­vollster Mitarbeiter per Kündi­gung verabschiedet.

Ein Jahr zuvor hatten beide über eine Lohnerhöhung oder alternativ über eine Erfolgsbeteiligung verhandelt. Damals war Klein noch stolz darauf gewesen, dass sein Mitarbeiter klein bei gab und sich mit einer Einmalzahlung (Bonus) zufrieden gab.

Angesichts des jetzt drohenden Verlusts von Know-How und Einfluss bei diversen Kunden bot Klein dem Mitarbeiter dieses Jahr erheblich mehr an. Doch natürlich ging es jetzt nicht mehr um rationale Argumente.

Verletzungen lass sich nicht abkaufen

Später meinte der vergrätzte Mitarbeiter: »Hätte er sich bei mir entschuldigt und offen gesagt, dass er mich braucht, wäre ich geblieben.«

Falsches Spiel

Für Unternehmer Klein ging es im Jahr zuvor um seine zukünftigen Gestaltungsspielräume. Geld ist ihm sehr wichtig. »Ich kann das Geld nur einmal ausgeben«, so sein Leitspruch.

Geld ist in der Tat ein Mittel, um uns Gestaltungsspielräume zu erhalten. Wir kaufen uns damit zum Beispiel die Bereitschaft zur Mitarbeit.

Respekt ist unverkäuflich

Aber Geld allein macht nicht glücklich. Jeder Mensch möchte gerne respektiert werden.

Respekt hat der Unternehmer nicht gerade gezeigt, als er vor einem Jahr meinte: »Nimm das Geld und lass mich weiter arbeiten, ich habe keine Zeit für so einen …!«

Anstatt sich Gestaltungsspielräume für die Zukunft zu öffnen, hat Ludwig Klein sie ohne Not verengt.

In Verhandlungen bekommen wir nicht immer das, was wir wollen. Das ist jedem klar. Wertschätzung muss sich allerdings nicht materiell ausdrücken. Lob, Anerkennung, Zeit für den Anderen – das ist oft mehr wert als ein paar Scheine mehr pro Monat.

Der Unternehmer musste das schmerzhaft lernen.

Sein Mitarbeiter macht sich jetzt übrigens selbständig und nimmt voraussichtlich 25 Prozent des Umsatzes mit.

»Eine Katastrophe!« Jetzt gibt es keine Gestaltungsspielräume mehr.

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