Keine Tabus

imageDie Eurokrise wird uns ver-mutlich noch geraume Zeit be­schäftigen. Das gibt selbst die Bundeskanzlerin zu. Wenn da­bei etwas Ordentliches he­raus kommt, sollen sich unsere Poli­tiker ruhig Zeit dafür neh­men.

Allerdings glaube ich, dass sich die politische Elite Europas ein Denkverbot auferlegt hat.

Frau Merkel spricht davon, dass die Ursachen für die Krise identifiziert seien. Die Mitgliedsstaaten in der Eurozone sind zu sehr verschuldet. Das ist auf eine gewisse Weise richtig. Gäbe es keine Verschuldung, müsste kein Staat sich Gedanken über sein Rating machen.

So aber führen die Märkte unsere Euroländer vor, wie einen Preisbul­len bei der Versteigerung.

Ungleichheit

Dabei ist die Verschuldung nur ein Symptom. Selbst mit den verschärften Regeln einer Vertragsergänzung zu Maastricht wird die Eurokrise nicht vorbei sein. Denn das wahre  Problem sind die unterschiedlichen Wettbewerbsbedingungen der einzelnen Mitglieds­staaten.

Mit der deutschen Industrie wird die griechische Wirtschaft nicht mithalten können. Erst recht nicht, wenn der Staat ein striktes Fiskalregime führt. Denn dann gibt es für produktivitätssteigernde Maßnahmen auch keine Fördergelder.

Ausweichen

Mit einer eigenen Währung könnten die Griechen so lange abwerten, bis ihre Wirtschaft konkurrenzfähig ist. Ohne diese Möglichkeit bleibt es am Arbeitsmarkt hängen. Doch wenn 20 Prozent und mehr der arbeitsfähigen Bevölkerung beschäftigungslos sind, fällt das Sparen schwer. Denn dann ist der zivile Frieden gefährdet.

Das sind die Kräfte, die tatsächlich am Euro zerren und wie wir gesehen haben, gibt es nicht genügend Geld in Europa dieser Kräfte Herr zu werden. Denn eine Fehlkonstruktion kann man nicht reparieren. Denn eine Reparatur bedeutet, den Auslieferungszustand wiederherzustellen.

Spielverderber

Heinz Olaf Henkel hat daher nicht unrecht, wenn er fordert, dass wir entweder den Euro ad akta legen oder nur vergleichbare Länder an Wahrungsunionen teilnehmen sollten.

Das allerdings ist ein Tabu. Wer das fordert ist kein Freund von Europa. So die offizielle Meinung.

Kurz Biedenkopf formuliert es einmal so: “Die europäische Idee darf nicht der wirtschaftlichen Vernunft unterworfen werden.”

Der Tod einer Idee

Das mag sein. Allerdings sollten wir mit der europäischen Idee auch verantwortlich umgehen. Wenn der Euro scheitert, weil die Politik ein untaugliches Mittel nach dem anderen an ihm ausprobiert hat, ist die europäische Idee tot.

Ideen überleben den Tabubruch

Wenn die Politik dagegen eine Fehlkonstruktion erkennt und durch eine bessere ersetzt, dürfte das der europäischen Idee langfristig nutzen.

Attraktive Alternativen

Aus Entscheidersicht ist es ganz einfach. Wollen wir eine gute Entscheidung treffen, müssen wir attraktive Alternativen haben. Attraktiv heißt hier: bedarfsgerecht. Probleme lösen wir nur, wenn unserer Lösungen unseren Bedarf auch tatsächlich abdecken.

Mit allem was Merkel und Co. derzeit planen, lösen wir nicht das wirtschaftliche Gefälle innerhalb des Euroraums auf.

Idealismus ist gut, Ernsthaftigkeit ist besser

Vielleicht wäre es an der Zeit, tabulos alle Optionen zu prüfen. Es mag dann ja sein, dass es trotzdem besser ist, die Währungsunion in ihrer jetzigen Form beizubehalten. So lange wir das nicht ernsthaft prüfen, wissen wir es nicht.

Ja, was wäre wenn?

1 Kommentar
  1. Ewald Dietrich
    Ewald Dietrich sagte:

    Hallo Herr Lietz,

    ich bin ebenfalls der Meinung, dass es „an der Zeit (wäre), tabulos alle Optionen zu prüfen.“ Und ich hätte einen Änderungsvorschlag: Wenn „die Politik … eine Fehlkonstruktion erkennt und durch eine bessere ersetzt,“ wäre es streng genommen immer noch eine Fehlkonstruktion. 😉

    Herzliche Grüße, Ewald Dietrich

    Antworten

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