Peer und die jungen Unternehmer

Der BJU Unternehmertag am 28.02.2008 fuhr gestern eine ganze Reihe prominenter Redner auf. Neben Dr. Josef Ackermann hatten wir z.B. auch das Vergnügen mit Peer Steinbrück.

Ein hartes Schicksal

Der deutsche Finanzminister war trotz seiner sauertöpfischen Miene in Hochform und fand bei den versammelten Unternehmern durchaus auch Akzeptanz. Ich habe mich am Ende allerdings gefragt, warum der Mann Politiker geworden ist. Denn zum einen beklagt er zwar, dass der liebste Urlaubsort der Deutschen „das Jammertal“ sei, gleichzeitig spricht er davon, dass „wir Politiker so oft in den Hintern getreten bekommen, dass mitunter gar keiner mehr da ist.“ 🙂

Finanzminister muss schon ein sehr schwerer Job sein. Vielleicht hätte es ihm gut getan, seinem exzellentem Vorredner Jens Corssen zu lauschen. Der untscheidet gerne zwischen dem, „was ist“ und dem was unser innerer „Quatschi“ daraus macht. 🙂

Im Westen nichts Neues

Thematisch war nicht viel Neues zu hören. Die Finanzkrise wird aller Wahrscheinlichkeit nach Deutschland nicht all zu hart treffen. Er geht von einer Abkopplung Europas von der amerikanischen Konjunktur aus.  Nicht nur laut seiner „internen Abteilung für Agitation und Propaganda“ wird das Wirtschaftswachstum wohl 1,7 Prozent in 2008 erreichen.

Lernfähig

Das neue Erbschaftssteuerrecht wird kommen und wir Unternehmer sollen dankbar dafür sein, dass vererbte Unternehmen so großzügig behandelt werden, dass bei einer Haltefrist von 15 Jahren keine Steuern zu zahlen sind.

Er zeigte sich an dieser Stelle auch recht zugeknöpft, noch etwas daran ändern zu wollen, bis ein Teilnehmer die Frage stellte, ob man nicht von der Stichtagsregelung (15 Jahre oder volle Versteuerung) auf eine pro rata temporis Regelung gehen könne. Also wenn jemand nach 13 Jahren veräußert, dass er nur 2/15 des Ertragswerts des Unternehmens versteuern müsse, während jemand, der sein Unternehmern nach einem Jahr verkauft, 14/15 zu versteuern hätte.

An dieser Stelle hat sich Herr Steinbrück viele Sympathien im Saal verdient, als er offen zugab, etwas dazu gelernt zu haben. (!)

Kampfrhetorik 

Leider kam es am Ende der Fragerunde dann noch auf das Thema „Mindestlohn“. Ein Unternehmer aus Sachsen beklagte sich, dass er seinen Betrieb dann wohl verlagern müsse, wenn die Politik einen Mindestlohn beschließen würde.

Die Antwort fiel leider aus dem vernunftbetonten Raster. Es gehe ja wohl nicht an, dass jemand mit einem Geschäftsmodell Geld verdient, bei dem der Staat die Mitarbeiter zusätzlich alimentieren muss, damit sie menschenwürdig leben könnten. Das sei mit ihm nicht zu machen und da lasse er mit sich auch nicht diskutieren. So der Finanzminister.

Der sächsische Unternehmer hatte darauf leider keine passende Antwort parat, war er doch etwas verdattert, vor laufenden Kameras vom stolzen Unternehmer zum Buh-Mann der Nation degradiert worden zu sein. 😯

Das hatte er auch nicht verdient. Denn es ist ja nicht Aufgabe eines Unternehmers, den Lebensstandard der Mitarbeiter zu sichern. Wenn er ein Unternehmen hat, das niedrig Qualifizierte (Aussage des Unternehmers) in Lohn und Brot bringt, die ansonsten arbeitslos wären, dann ist das zunächst einmal ein Beitrag zur Volkswirtschaft und zwar in doppelter Hinsicht.

Denn zum einen findet eine Wertschöpfung statt,  zum anderen liegen seine Mitarbeiter dem Staat weitaus weniger auf der Tasche, als ihre arbeitslosen Kollegen.

Zusätzlich besteuert der Staat Die Gewinne des Unternehmers und erzielt so auch noch Mehreinnahmen. 😮

Die Frage, ob das Einkommen ausreicht, um menschenwürdig zu leben ist dagegen eine politische Frage. Wenn der Staat sich darüber eine Meinung gebildet hat, muss er dafür auch mit seinen Mitteln aufkommen. Denn wozu sonst kassiert er all die schönen Steuern?

Soweit zumindest sieht das der Ökonom in mir. Ich persönlich wünsche natürlich allen Menschen, dass sie ein gutes Einkommen erzielen und von Ihrer Hände Arbeit leben können.

Schade, dass Herr Steinbrück hier künstlich auf moralisch entrüstet gemacht hat. Denn bis dahin hatte er nur Pluspunkte im Saal gesammelt. 😐

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