Pessimisten machen Optimisten erfolgreich

KassandraruferEs gibt Menschen, die finden das Haar in jeder Suppe. »Das geht nicht«, ist ihr Lieblingssatz und unsere Augen bewegen sich schon in Rollposition, bevor der erste Ton über ihre Lippen kommt. Sie sind die Kritiker, die Nein-Sager, die Kassandras und Pessimisten unter uns.

Die Evolution hat offensichtlich einen Fehler gemacht und wir dürfen es in unseren Teamsitzungen ausbaden. So jedenfalls denken viele Menschen.

Tatsächlich sind Pessimisten nicht die besten Entscheider, da ihnen der Blick für die Möglichkeiten fehlt und ihre Bedenken sie vom Handeln abhalten.

Wichtiger Teil der Gesellschaft

Doch die Evolution hat uns mit den Kassandra-Rufern einen großen Ge­fallen getan. Tatsächlich ist es sogar unwahrscheinlich, dass die Menschheit auf Dauer ohne sie überlebt.

Ein Wahrnehmungsproblem

Denn wie die Gehirnforschung vor Kurzem herausgefunden hat, igno­rie­ren rund 80 Prozent der Menschen negative Nachrichten. Unser Gehirn fährt in diesem Fall seine Aktivität dramatisch herunter. Obwohl es offensichtlich besser wäre, mit voller Energie die negativen Infor­ma­tio­nen zu verarbeiten und unsere Pläne anzupassen.

Eine kurze Geschichte des Scheiterns

Beispiele sind die Internetblase von 2001, die Finanzkrise von 2008 und die Gefahren aus der Atomkraft in Japan. In allen diesen Fällen hätten wir frühzeitig handeln können. Besonders teuer wird es wohl in einem aktuellen Fall. Griechenland wird seine Schulden nie be­glei­chen können. Das war bereits 2010 bekannt.

Anstatt optimistisch Garantien auszusprechen und Geld in ein bren­nendes Ölfass zu werfen, hätten wir Kapitalverkehrskontrol­len über das Land aussprechen müssen, um die EZB im Interbanken­verkehr vor Verlusten zu schützen.

Deutschland kostet dieser Fehler rund 90 Mrd. Euro. Auch in der Euro­krise gab es früh ein paar Fachleute, die alles ein wenig klarer gesehen haben. Doch sie wurden nicht ernst genommen. Hätten wir es getan, stünden wir heute besser da.

Doch dieses Problem ist nicht neu. Schon Homer erzählt vor rund 3000 Jahren in seiner Ilias von Kassandra, die alles Unheil vorhersieht, aber kein Gehör findet.

Klug zuhören, schlau handeln

Anstatt also mit den Augen zu rollen, sollten wir dem Pessimisten unvoreingenommen zuhören und danach überlegen, wie wir unsere Pläne verbessern können.

Denn mit ihrer Hilfe erkennen wir mögliche Hindernisse frühzeitig  und stellen rechtzeitig geeignete Lösungen bereit.

Die Einschätzung des Pessimisten sollte uns nicht vom Handeln ab­halten, aber unser Handeln klüger machen. Wir müssen nur jeweils die Grundlage für ihre Einschätzung aus der Welt schaffen.

Als Gesellschaft versagen wir derzeit in dieser Disziplin. Das haben die letzten zehn Jahre eindringlich gezeigt. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, selbst ein weniger klüger zu sein.

Es sind nur 20 Prozent

Übrigens gehört nicht jeder Pessimist zu den 20 Prozent von uns, die negative Nachrichten wirklich verarbeiten können. Viele Menschen haben einfach nur Angst vor der eigenen Courage und konstruieren Gründe, warum sie lieber nichts tun.

Aber die Männer und Frauen mit der Augenrollgarantie sind anders und wir sollten sie einfach zu schätzen wissen. 🙂

1 Kommentar
  1. Sebastian
    Sebastian sagte:

    Jetzt frage ich mich zwanghaft ob ich zu den Optmisten oder zu den wertvollen 20 Prozent gehöre. Und wo ich mich wohl am liebsten sehen möchte.
    Aber für diese Sichtweise bin ich sehr dankbar. Schon lange fühle ich ähnlich, doch vermutlich wird sich diese nie ändern, in der Gesellschaft.

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