Erfolg durch Information oder manipuliert ohne Ende?

Benjamin Disraeli sagte einmal: „Der Erfolgreichste im Leben ist der, der am besten informiert wird“.

Gut, dass es eine freie, unabhängige Presse gibt. So haben wir alle die Chance, uns ein Bild von der Wirklichkeit zu verschaffen.

Man denke nur, wie die Menschen in China die Amtseinsetzung von Barack Obama erlebt haben: Nur mit Ton- und Bildausfall. Denn die Zensoren waren „not amused“, wie sich der neue Präsident eingeführt hat.

China ist überall

Allerdings sollten sich Entscheider in der westlichen Welt  nicht unbedingt darauf verlassen, dass die Informationen, die sie der Presse entnehmen immer ein wahres Bild zeichnen.

 

Ich war gestern auf einer Veranstaltung der Fa. Media Tenor. Das Unternehmen wertet die nationale und internationale Presse aus, um beispielsweise herauszufinden, welche Publikation für welche Themen Meinungsführer in Deutschland ist und von anderen Publikationen am häufigsten zitiert wird.

Besonders spannend fand ich aber eine Auswertung, in der die Berichterstattung über politische Themen dargestellt wurde. Media Tenor kennt dabei drei Kategorien: neutral, negativ, positiv. Die grundsätzlich Erwartung an unsere Journalisten ist ja, dass sie neutral über ihre Themen berichten, damit wir uns ein Bild machen können und am Ende unsere Meinung darüber bilden. Erstaunlicherweise ist die politische Berichterstattung laut Media Tenor weitestgehend negativ eingefärbt. Es gibt zwar viele neutrale Berichte, aber gegenüber den negativen Beiträgen nehmen sich die positiven Berichte sehr dürftig aus. So gibt es in der gegenwärtigen Regierung aus CDU und SPD kein einziges Politikfeld, das auch nur einen leichten Positivüberhang hätte. Viele Felder sind sogar massiv negativ besetzt.

Gründe, die verwundern

Unser Gastgeber von Media Tenor begründetet das so: Wann immer eine neue politische Initiative ergriffen wird, befragen die Journalisten zuerst den politischen Gegner, was dieser davon hält.

Ist sein Verdikt negativ, schafft er es in den Bericht, findet er die Maßnahme hingegen einigermaßen gut, dann wird er nicht zitiert. 😮

Natürlich: Wen interessiert es schon, wenn alle ein Herz und eine Seele sind? Aber dieses Dauermiesmachen beeinflusst auf die Dauer unsere Wahrnehmung der Politik. Mag sein, dass unsere Politiker selbst einiges zur Politikverdrossenheit beisteuern, aber ganz unschuldig ist die freie Presse daran nicht. 😯

Antworten ohne Sinn

Stellen Sie sich vor, Opel hätte seinen Insignia vorgestellt und die Presse wäre als erstes zu den Pressesprechern von VW, BMW, Mercedes, Renault, usw. gegangen und hätte sie das Auto bewerten lassen? Das ist undenkbar, denn jeder weiß, was dabei herausgekommen wäre.

In der Politik wissen wir das auch, aber das hindert trotzdem keinen Journalisten, die Negativmeinungen des politischen Gegners einzufangen. Natürlich sollte die Presse über alle Parteien berichten. Allerdings nur dann, wenn diese auch Politik machen. Einfach nur dagegen sein – das ist keine Politik.

Konjunktur: Psychologie und Presse

Seit Anfang der Wirtschaftskrise beobachtet Media Tenor auch den Zusammenhang zwischen negativer Berichterstattung über die Konjunkturentwicklung und dem Konsumklimaindex. Sowohl die Amerikaner als auch die Deutschen hatten in dieser Zeit eine massiv negative Berichterstattung. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch der Konsumklimaindex jeweils massiv darunter leidet.

Eine Ausnahme in der westlichen Welt ist allerdings die Schweiz. Denn dort hat das Schweizer Fernsehen von Anfang an versucht, ausgewogen zu berichten. Es gibt dort auch Probleme, wie bei der UBS-Bank und andere. Aber die dortige Presse zeigt auch auf, dass die Wirtschaft in den letzten Jahren an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen hat und glaubt, so die Krise überstehen zu können. Diese weniger negative Berichterstattung wirkt! Der Konsumklimaindex in der Schweiz hat bei weitem nicht so gelitten, wie dessen Pendants in Deutschland und Amerika!

Welche Information?

Unsere Presse hat eine gewaltige Macht auf die Meinung der Menschen. Daher müssen wir als Entscheider natürlich wahrnehmen, wie über wichtige Themen berichtet wird. Wenn wir Media Tenor Glauben schenken, sind allerdings Zweifel darüber angebracht, dass wir uns selbst unabhängig eine Meinung über die Ereignisse der Welt bilden können. Dazu müssten wir uns vor allen Dingen an der neutralen Berichterstattung orientieren. Nur wo finden wir sie?

Ich lese in diesen Tagen FAZ, Handelsblatt, manager magazin  und WirtschaftsWoche. Aber natürlich sind auch diese nicht neutral. Es ist vielmehr eine Frage der Präferenz.

Erfolg oder nicht Erfolg?

Benjamin Disraelis Zitat macht nachdenklich. Sind wir so gut informiert, dass unser Erfolg tatsächlich gesichert ist? Was meinen Sie?

Update

Ganz aktuell habe ich ein schönes Video bei SpiegelOnline über die Verfassung der SPD gefunden. Interessante Frage dabei: Wer wählt schon gerne den sicheren Loser? Und was hat das mit Politik zu tun?

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